Anthony Grey - Saigon: An Epic Novel of Vietnam

  • Seiten: 789
    Erschienen bei: Open Road Media



    Inhalt (laut amazon):


    An epic saga of twentieth-century Vietnam hailed by the San Francisco Chronicle as “the War and Peace of our age”


    Joseph Sherman first visits Saigon, the capital of French colonial Cochin-China, in 1925 on a hunting expedition with his father, a US senator. He is lured back again and again as a traveler, a soldier, and then as a reporter by his fascination for the exotic land and for Lan, a mandarin’s daughter he cannot forget.


    Over five decades Joseph’s life becomes enmeshed with the political intrigues of two of Saigon’s most influential families, the French colonist Devrauxs, and the native Trans—and inevitably with Vietnam’s turbulent, wartorn fate. He is there when the hatred of a million coolies rises against the French, and when the French Foreign Legion fights its bloody last stand at Dien Bien Phu. He sees US military “advisors” fire their first shots in America’s hopeless war against the red tide of Communist revolution and tries to salvage something of lasting value on a desperate helicopter flight out of defeated Saigon.


    At once a story of adventure, love, war, and political power, Saigon presents an enthralling and enlightening depiction of twentieth-century Vietnam.



    Fakten zum Buch:


    "Saigon" ist erstmals 1982 als HC erschienen. Inzwischen sind jedoch sowohl die diversen TB als auch die HC Ausgaben nur mehr gebraucht zu haben. Der Verlag "Open Road Integrated Media" hat schließlich im Oktober 2013 eine E-Book Version herausgebracht. Das ist auch die Version, die ich gelesen habe. Sie ist bis auf ein zweites Zitat vor Handlungsbeginn exakt gleich wie die Erstausgabe, wie der Autor in einem kurzen Vorwort betont. Es wurde also nicht dran rumgekürzt oder irgendwie umgeschrieben.



    Über den Autor (laut Verlagswebsite ):

    Anthony Grey became a foreign correspondent with Reuters after beginning his career in journalism in Norfolk, England, where he was born and educated. He reported on the Cold War from East Berlin, Prague, Warsaw, Budapest, Sofia, and Bucharest for two years before being assigned to China to cover the Cultural Revolution. There, his imprisonment by Red Guards in a house beside the historic Forbidden City of China’s emperors attracted worldwide headlines for over two years. After his release, he was awarded the Order of the British Empire (OBE) for services to journalism, and was named UK Journalist of the Year. He has gone on to become a radio and television broadcaster, bestselling historical novelist, independent publisher, and frequent public speaker.



    Die Protagonisten:


    "Saigon" erzählt die Geschichte dreier Familien: den Shermans, einer reichen amerikanischen Familie, die erstmals 1925 zur Großwildjagd in die damalige französische Kolonie Annam reisten; denDevrauxs, einer französischen Familie, die in der fremden Kolonie eine neue Heimat gefunden hat; und den Trans, einer vietnamesischen Familie, die dank der Franzosen zu Macht und Reichtum gekommen ist.
    Erzählt wird über mehrere Generationen, wobei der Haupterzähler Joseph Sherman bleibt, der, als er mit seinen Eltern und seinem Bruder 1925 auf Großwildjagd nach Annam reist, sich zutiefst von dem exotischen Land beeindrucken lässt. Von dort an ist das weitere Schicksal dieser drei Familien untrennbar miteinander und mit Vietnam verbunden.
    Da die Mitglieder der drei Familien immer wieder abwechselnd zu Wort kommen, vermittelt einem der Autor einen vielseitigen Einblick in die Geschichte. Das fand ich persönlich sehr gelungen, denn so hatte ich das Gefühl, alle möglichen Gesichtspunkte zu entdecken, die mir Joseph alleine unmöglich hätte klar machen können.



    Meine Meinung:


    Zuerst einmal muss ich ehrlich zugeben, dass ich vor diesem Buch herzlich wenig über vietnamesische Geschichte wusste. Den Namen "Ho Chi Minh" kannte ich nur in Zusammenhang mit "Ho Chi Minh Stadt", und vom Vietnamkrieg und den ominösen Viet Cong hab ich natürlich auch schon gehört. Das war's dann aber auch schon mit meinem Vorwissen. Da ich mich aber generell für Südostasien und die weltweiten politischen/geschichtlichen Ereignisse interessiere, hab ich mich trotzdem entschieden, dieses Buch zu lesen.


    Weiters muss ich zugeben, dass ich dieses Buch wohl nie gelesen, und wahrscheinlich noch nicht einmal davon gehört hätte, wenn ich nicht ein gratis Rezensionsexemplar vom Verlag erhalten hätte. Und das wäre echt extrem schade gewesen, denn "Saigon" ist ein wahrhaft episches Meisterwerk wie es einem nur ganz selten unterkommt.
    Ob es nun aber das "Krieg und Frieden" des 20. Jahrhunderts ist, kann ich nicht beurteilen, denn "Krieg und Frieden" liegt schon seit langem auf meinem SUB.


    "Saigon" hat mich zutiefst berührt. Ich empfand Schock, Entsetzen, Horror, unbändige Wut, unglaubliche Trauer und auch immer wieder Unverständnis und absolute Faszination. Mehr als einmal sind mir die Tränen in den Augen gestanden oder ich musste die Lektüre erst einmal unterbrechen, weil ich einfach zu aufgewühlt war um weiterzulesen.
    Ich hab mich wunderbar in die Protagonisten hineinversetzen können und habe ihr Leid und auch ihre Freude sehr stark mitempfunden.


    Denn Anthony Grey hat hier nichts verschönert oder ausgelassen. Die meiste Zeit, die der Roman behandelt, herrschte Krieg in Vietnam. Es gab also Mord, Folter, Vergewaltigung, schreckliches Leid und unendlich viel Gewalt. Und doch ist Anthony Grey nie in eine geschmacklose Gewaltorgie abgesunken, sondern hat es perfekt geschafft, die feine Linie zwischen zu explizit und zu vage nie zu übertreten. Es war immer klar, was passiert, und stellenweise war es auch explizit, aber nie extrem. Krieg war nun mal noch nie schön, und der Großteil der Handlung spielt während diverser Kriege.


    Die Handlung an sich war eine perfekte Mischung aus historischen Ereignissen und persönlichen Schicksalen. Beides war gleichberechtigt und hatte dadurch eine unglaubliche Sogwirkung auf mich. Ich konnte mich kaum losreißen und war bis zuletzt fasziniert. Noch dazu war es einfach unglaublich spannend zu beobachten, was rundherum so passiert und wie sich das auf die Protagonisten auswirkt.
    Die Protagonisten und ihre Schicksale sind reine Fiktion. Anthony Grey schreibt in seinem Nachwort, dass er drei Jahre zahllose Bücher und Artikel gewälzt hat und sich mit vielen Experten getroffen hat, um akkurate Recherche für dieses Buch zu betreiben. Nun kann ich natürlich nicht beurteilen, inwiefern diese jetzt erfolgreich war, doch mir kam alles sehr stimmig vor. Ich hatte immer den Eindruck, dass der Autor auch wirklich weiß, was er da schreibt.


    Der Schreibstil ist anspruchsvoll, ohne dabei gezwungen zu wirken. Man muss schon gut Englisch können, um dieses Buch zu verstehen. Sogar ich hatte teilweise so meine Probleme mit den militärischen Fachbegriffen. An und für sich waren es aber nur einzelne Wörter, ohne deren genaue Definition man das Buch trotzdem genießen könnte. Ein Wörterbuch ist definitiv kein Muss als Begleitung für dieses Buch.


    Vorwissen ist meiner Meinung nach übrigens keines nötig. Das Buch ist in mehrere Teile unterteilt und vor jedem neuen Teil gibt es einen kurzen historischen Überblick darüber, was in den Jahren zwischen dem Ende des letzten und dem Anfang des neuen Teiles passiert ist. So bekommt man kurz und bündig essentielle historische Fakten geliefert, ohne dabei auf langatmige Erklärungen während der Handlung zurückgreifen zu müssen.



    Meine Kritik:


    Vor allem im ersten Teil des Buches, als Vietnam noch die französische Kolonie Annam war, gab es relativ viele französische Sätze und Phrasen, die gar nicht oder nur teilweise übersetzt wurden. Mit meinen Paar Brocken Französisch hab ich zwar den Großteil verstanden, aber gestört hat es mich trotzdem ein wenig. Das hat sich dann im Laufe der Handlung zum Glück gelegt.
    Auch eine kleine Hilfe beim Aussprechen der vietnamesischen Begriffe und Namen wäre nett gewesen. Da ich kein Wort vietnamesisch spreche, musste ich hier immer raten.
    Ansonsten hätte ich mich noch über ein Nachwort zur Situation in Vietnam heute gefreut. Das war bei der Erstausgabe wohl hinfällig, da die keine fünf Jahre nach Ende der Handlung im Buch erschienen ist, aber inzwischen sind doch schon 35 Jahre oder mehr seit dem Ende des Buches vergangen. Schade!



    Fazit:


    "Saigon" ist eines Jahreshighlights 2013. Selten habe ich ein Buch gelesen, das mich so fasziniert und berührt hat. Ein wahrhaft episches Werk, das man auch ohne großartiges Vorwissen genießen kann. Ein Buch für jeden, der sich für Zeitgeschichte interessiert. Man muss kein totaler Vietnam Fan sein, um dieses Buch zu mögen!
    Deshalb muss ich einfach volle :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: Sterne vergeben. Absolut empfehlenswert!!

    "If you have never said "Excuse me" to a parking meter or bashed your shins on a fireplug, you are probably wasting too much valuable reading time."

    (Sherri Chasin Calvo)


    “I am not eccentric. It's just that I am more alive than most people. I am an unpopular electric eel set in a pond of catfish.” (Edith Sitwell)