Jan Weiler - Drachensaat

  • Kurzmeinung

    Hypocritia
    d. ersten 100 S. haben nicht mein Interesse geweckt, zu plakativ und gewollt amüsant --> Abbruch
  • Dem Anderssein in dieser Gesellschaft wird häufig mit Ignoranz, Gleichgültigkeit und manchmal auch mit Bösartigkeit und Gewalttätigkeiten begegnet, was den Meisten wohl bewusst ist. Doch was soll's? Man selbst ist ja glücklicherweise nicht davon berührt. Und die Betroffenen halten still - noch. Was passieren könnte, wenn sie dies einmal nicht mehr tun, schildert Jan Weiler in seinem Roman bzw. Hörspiel Drachensaat. Vier Personen, die aufgrund ihrer Handlungen außerhalb der Gesellschaft stehen, finden sich in einer Klinik wieder, in der sie nach dem Wunsch des Psychotherapeuten Zens sich klarmachen sollen, dass nicht sie, sondern die Gesellschaft das Problem ist. Seine Behandlung funktioniert - doch völlig anders als von ihm geplant.
    Ich kenne das Buch nicht, fand aber die Darstellung als Hörspiel (keine Lesung!) sehr gelungen. Die Charaktere ebenso wie die kleineren Rollen sind wunderbar besetzt, nicht zuletzt auch Jan Weiler als Erzähler Bernhard Schade, einer der Patienten. Ab ungefähr der Mitte des Buches spielen auch die Medien eine nicht unwichtige Rolle, deren Artikel von verschiedenen Personen vorgetragen werden. Diese Beiträge gehen direkt ineinander über, sodass man sofort erkennt, wie völlig gegensätzlich ein und derselbe Sachverhalt dargestellt werden kann.
    Ein wirkliche empfehlenswerte 'Hörlektüre', das alles bietet: Ein durchaus ernstes Thema, das durch (nicht übertriebene) Überzeichnung auch amüsant und bis zum Ende spannend ist. Und vielleicht nimmt man die nächsten Nachrichten etwas skeptischer zur Kenntnis...

    :study: Das Eis von Laline Paul

    :study: Der Zauberberg von Thomas Mann
    :musik: QUALITYLAND von Marc-Uwe Kling