Robert Menasse - Don Juan de la Mancha

  • Nathan, ein Kind der 68er, befindet sich mit etwas über 50 in einer Lebenskrise. Er liebt seine Frau, doch betrügt er sie immer wieder auf's Neue obwohl es nicht die Lust am Sex ist, die ihn dazu treibt. Denn Lust, Lust verspürt er keine. Er beginnt eine Psychotherapie bei Dr. Hannah Singer, die ihn auffordert seine Geschichte zu berichten, um so dem Grund seiner Unlust auf die Spur zu kommen.
    Aufgewachsen bei seiner alleinerziehenden, liebevollen und selbstbewussten Mutter zieht er mit 18 Jahren mit der Unterstützung seines Vaters in eine eigene Wohnung. Seine ersten Liebeserlebnisse sind weder berauschend noch völlig ernüchternd und der Glaube, die Liebe seines Lebens gefunden zu haben, lässt ihn überstürzt heiraten. Doch bald bereut er diesen Schritt und ist überaus glücklich, als sich seine Frau in einen Arzt verliebt und ihn um die Scheidung bittet. An der Uni lernt er Franz und Alice kennen, in die sich beide Männer verlieben. Nathan wird 'erhört', doch kurz darauf verlässt Alice Wien gemeinsam mit einem Künstler, um nach Paris zu gehen.
    Die Geschichten mögen sich so nicht allzu spannend oder unterhaltend anhören, aber die Art wie Menasse dies erzählt, lies mich voller Aufmerksamkeit weiterhören. Neben der amüsanten und wohl auch recht zutreffenden Darstellung der damaligen Verhältnisse ('Reinstecken ist verboten' - Auffassung der damaligen Studentinnen-/Frauenbewegung) sind es die zum Nachdenken anregenden Erkenntnisse (Begierde kann nie gestillt werden; Was so aussieht, ist lediglich körperliche Erschöpfung) und die Art und Weise, wie er Sprache nutzt ('Ich kannte niemanden, der so buchstäblich die Stirn hatte, die Stirn zeigte, wie in diesem Moment.' über einen 'rebellischen' Kommilitonen mit spärlichem Haaransatz).
    Nathan berichtet nicht chronologisch, sondern springt immer wieder von seiner jüngeren in die spätere Vergangenheit und zurück. Dies erschwert die Hörbuchlektüre etwas, da man voll konzentriert bei der Sache bleiben muss, um die Zusammenhänge nicht zu verlieren (Ich verpasste so zwei Autobahnabfahrten und bog einmal falsch ab :-)). Robert Menasse finde ich, trotz meiner anfänglichen Zweifel, sehr geeignet als Vorleser. Zu Beginn wirkte der Vortrag monoton, lethargisch, doch spiegelt sie so recht genau den Zustand Nathans wieder. Und die Imitationen einzelner Personen (des Professors oder der Ungarin beispielsweise) sind äußerst gelungen. Nicht ganz einfache Unterhaltung, aber durchaus lohnenswert.

    :study: Das Eis von Laline Paul

    :study: Der Zauberberg von Thomas Mann
    :musik: QUALITYLAND von Marc-Uwe Kling