Inhaltsangabe (Quelle: Verlagsseite)
Wittenberg 1528: Bettelarm verschlägt es die ehemalige Nonne Susanna in die Lutherstadt. Dort trifft sie den Maler Jan aus der Werkstatt von Lucas Cranach, der drei junge Frauen nackt porträtieren soll. Mit verhängnisvollen Folgen: Kaum ist die erste der Grazien gemalt, wird sie tot aufgefunden. Eine zweite Frau steht Modell und wird lebendig begraben. Susanna, längst in Jan verliebt, bietet sich als Lockvogel an ...
Mehr als zehn Jahre sind vergangen, seit Martin Luther mit dem Anschlag der 95 Thesen dem Papst und der römischen Kirche den Kampf ansagte. Inzwischen lebt er zurückgezogen im Schwarzen Kloster zu Wittenberg, als Malerfürst Lucas Cranach der Ältere von einem geheimnisvollen Kunstsammler den Auftrag für das bis heute berühmte Bildnis der drei Grazien erhält. Zwei der ausgewählten Frauen stehen nackt Modell – und werden kurz darauf grausam getötet. Als der Auftraggeber Luthers Frau Katharina als Dritte im Bunde fordert, befürchtet der Reformator einen Racheakt für seine weltverändernde Kritik. Muss seine Frau dafür mit ihrem Leben bezahlen? Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt …
Autorin (Quelle: Verlagsseite)
Brigitte Riebe ist promovierte Historikerin und arbeitete zunächst als Verlagslektorin. Zu ihren bekanntesten historischen Romanen zählen "Pforten der Nacht", die beiden erfolgreichen Jakobsweg-Romane "Straße der Sterne" und "Die sieben Monde des Jakobus" sowie "Die Braut von Assisi" über das Leben des heiligen Franziskus. Und neu im Diana Verlag: "Die Pestmagd" über das verheerende Peststerben in Köln um 1540 und "Die geheime Braut", ein Roman der die spannende Schöpfungsgeschichte der drei weltberühmten Grazien von Lucas Cranach erzählt. Die Autorin lebt mit ihrem Mann in München.
Allgemeines
Erscheinungstermin: 28.10.2013 im Diana Verlag
Hardcover mit 448 Seiten
Drei Bücher, nach den "drei Grazien" des gleichnamigen Gemäldes "Aglaia", "Thalia" und "Euphrosyne" betitelt, insgesamt 15 Kapitel, die jeweils in mehrere Abschnitte untergliedert sind
Epilog , Nachwort der Autorin, Bibliographie
Erzählung in der dritten Person aus verschiedenen Perspektiven
Zum Inhalt
Die Romanhandlung spielt in den Jahren 1527/1528 in Wittenberg. Durch im Zuge der Reformation erfolgten Klosterschließungen sind viele Mönche und Nonnen heimatlos geworden. Auch die beiden ehemaligen Nonnen Susanna und Binea müssen sich mehr schlecht als recht durchschlagen und gelangen von Leipzig, wo Susanna ein traumatisches Erlebnis hatte, nach Wittenberg. Durch einen glücklichen Zufall finden die beiden Frauen Aufnahme im Schwarzen Kloster, das von Martin Luther und seiner Familie bewohnt wird. Susanna und Binea arbeiten als Mägde für Luthers Frau Katharina von Bora, auf deren Schultern eine Unmenge an Arbeit lastet, während ihr Mann sich im Kreise seiner Kollegen von der Leucorea (Wittenberger Universität) ganz seinen Studien und Schriften widmet. Katharina hat nicht nur ihren Mann, ihre beiden Kinder Hansi und Elisabeth und ihre alte Tante Lene zu versorgen, sie unterhält auch eine Pension für Studenten, die als zahlende Kostgänger die ehemaligen Mönchszellen des Schwarzen Klosters bewohnen. Um so viele Personen verköstigen zu können, betreibt sie einen Gemüsegarten und hält auch Nutztiere.
Susanna verliebt sich in den Schürzenjäger Jan Seman, der als Malergeselle für den berühmten Lucas Cranach arbeitet. Eines Tages erhalten Cranach und sein Geselle einen mysteriösen Auftrag von einem maskierten Mann, der den Maler im Wittenberger Kurfürstenschloss empfängt und ein Gemälde mit dem antiken Thema "Die drei Grazien" in Auftrag gibt. Cranach soll die drei Figuren nackt darstellen und als Modelle dafür Margaretha Relin, die Frau des Apothekers, Dilgin von Thann, die Lieblingshofdame der jungen Kurprinzessin Sibylle von Sachsen, und Katharina von Bora nehmen.
Dass die ehrbare Gattin des Reformators einem solchen Ansinnen niemals zustimmen wird, ist Cranach gleich klar. Die anderen beiden jungen Frauen, ebenfalls "anständige" Frauen, soll der charmante Jan dazu überreden, Modell zu stehen. Es gelingt Jan, die Frauen (nicht nur) zum Modellstehen zu verführen, doch nachdem er sie gemalt hat, werden sie vermisst und dann ermordet aufgefunden. Jan gerät unter Mordverdacht. Susanna will sich dem inzwischen eingekerkerten Jan zuliebe als Lockvogel für die Vervollständigung des Gemäldes zur Verfügung stellen, denn Cranach und sie gehen davon aus, den wahren Mörder bei der Übergabe des Gemäldes stellen zu können. Unterdessen hat Susannas Freundin Binea die Bekanntschaft eines maskierten Mannes gemacht, den sie gelegentlich heimlich am Elbufer trifft. Auch im städtischen Frauenhaus, das die Hurenwirtin Griet betreibt, geht nachts ein maskierter Mann ein und aus: ihm gehört das Etablissement und er ist nicht zimperlich, wenn es darum geht, die Einnahmen zu prüfen...
Beurteilung
"Die geheime Braut" ist ein historischer Krimi. Obwohl es immer wieder durchaus spannende Szenen gibt und der Leser um Leib und Leben verschiedener Bürgerinnen Wittenbergs bangt, liegt doch das Hauptaugenmerk auf der historischen Komponente, die - wie auch in den anderen Romanen der Autorin - sehr gründlich recherchiert ist und eine profunde Kenntnis der Reformationszeit deutlich werden lässt. Sehr gut wird das Familienleben im Lutherhaus beschrieben, das durch den christlichen Glauben, harte Arbeit und aufrichtige Zuneigung der Familienmitglieder untereinander geprägt ist.
Ebenso interessant sind die Einblicke, die der Leser in das Schaffen einer großen Malerwerkstatt des 16. Jahrhunderts erhält. Der berühmte Lucas Cranach der Ältere (ca.1472 - 1553) beschäftigt viele Gesellen und bildet auch seine beiden Söhne Hans und Lucas aus. Die Werkstatt erhält unzählige Aufträge, die meistens von den Gesellen erfüllt werden, der Meister selbst gibt ihnen dann den letzten Schliff und signiert sie mit seinem Zeichen, einer geflügelten Schlange. Ähnlich wie Katharina von Bora ist auch Cranachs Frau Barbara eine selbstbewusste Frau, die ihrem Mann in partnerschaftlicher Liebe zugetan ist und in Wittenberg als "Heilerin" mit ihren Kräutern gute Arbeit leistet. Die Charakterisierung der historischen Figuren ist sehr realitätsnah, die fiktiven Figuren (Susanna, Binea, Jan, Griet und der geheimnisvolle Maskierte) sind glaubwürdig ausgearbeitet.
Der anschauliche und für die geschilderte Zeit authentische Sprachstil macht die Lektüre zu einem höchst unterhaltsamen Vergnügen, die 448 Seiten sind schnell ausgelesen.
Wie immer darf ein informatives Nachwort der Autorin zu Fakten und Fiktion im Roman nicht fehlen, das noch durch eine Bibliographie interessanter Werke zu den Themen "Luther", "Reformation" und "Lucas Cranach" ergänzt wird. Besonders bereichernd ist der Abdruck des Gemäldes "Die drei Grazien" im vorderen und hinteren Einband, das den Leser immer wieder zum vergleichenden Betrachten einlädt, je weiter die Fertigstellung des Gemäldes unter den Händen von Cranach und Jan voranschreitet.
Fazit
Ein gut recherchierter und informativer historischer Kriminalroman, der Lesern mit Interesse an den Themenbereichen "Luther und die Reformation" und "Malerei der Reformationszeit" fesselnde Unterhaltung bietet!