Haruki Murakami - Die unheimliche Bibliothek/Fushigi-na-toshokan

  • Kurzmeinung

    Lavendel
    Alptraumhaft-kafkaeske, illustrierte Kurzgeschichte, die mich ratlos zurückgelassen hat. Was will der Autor damit sagen?
  • Ein Junge gibt zwei Bücher in der Bibliothek ab, die er bereits von vorhergehenden Besuchen kennt und möchte sich ein neues ausleihen. Dazu sucht er einen alten Herrn auf, der ihm zwar weiterhilft, ihn jedoch in einem Labyrinth unterhalb der Bibliothek einkerkert. Zwar sind die Überlebenschancen düster, doch die Verpflegung ist überraschend gut. Und der merkwürdige Schafsmann sowie das wunderhübsche stumme Mädchen, die sich um ihn kümmern, scheinen ihm wohlgesonnen.
    Es ist mein erster Marukami, den ich hiermit gelesen habe und die Geschichte hat mir sehr gefallen. Zwar ist der Text recht schlicht gehalten, doch dies entspricht durchaus dem Stil eines ca. 12jährigen, dem ungefähren Alter des Protagonisten. Rätselhaft sind die Dinge, die sich in der Bibliothek abspielen ebenso wie die Personen, die dort auftreten und die begleitenden Illustrationen sind bestens dazu geeignet, diesen Effekt zu verstärken. Da sich nichts von allem aufklärt und alles unergründlich bleibt, empfinde ich diese Erzählung als durchaus geeignet zum wiederholten Lesen.
    Der Preis mag happig erscheinen für 30 min Lesezeit. Aber die Gestaltung des Büchleins ist überdurchschnittlich: gedruckt auf hochwertigem Papier, was den Illustrationen geschuldet sein mag.
    Fazit: Wer schöne Geschichten und schöne Bücher mag, liegt hier richtig.

    :study: Das Eis von Laline Paul

    :study: Der Zauberberg von Thomas Mann
    :musik: QUALITYLAND von Marc-Uwe Kling

  • Ausnahmsweise spare ich mir den Klappentext und zwar aus gutem Grund. Das Buch besteht aus 64 Seiten, wovon 20 Seiten reine Illustrationen beinhalten. Vier Seiten sind Vorsatzblätter, etc. sodass die Geschichte aus 40 Seiten reinem Text besteht, wobei die Schriftgröße auch relativ groß ist. Das Büchlein ist also in ca. 30 Minuten gelesen. Der Klappentext ist relativ lang und nimmt zu viel vorweg. Ich finde es besonders bei Kurzgeschichten einfach schade, wenn die Hälfte schon im Klappentext verraten wird.


    „Die unheimliche Bibliothek“ habe ich sehr gerne gelesen. Der Schreibstil von Haruki Murakami ist unglaublich. Besonders die Dialoge fand ich sehr gelungen. Auch schafft es Murakami von der ersten Seite an, eine sehr dichte Atmosphäre zu schaffen, sodass man sofort mitten im Buch ist. Für eine halbe Stunde war ich selbst in der unheimlichen Bibliothek. Die leicht skurrilen Geschehnisse und Charaktere haben mir während des Lesens wirklich Spaß gemacht und mir teilweise einen kalten Schauder über den Rücken gejagt. Die Geschichte wird durch die tollen Illustrationen wunderbar ergänzt. Etwas schade fand ich die Platzierung der Illustrationen. Diese sind so groß und gewaltig, dass sie kaum zu übersehen sind. War auf der linken Seite Text und der rechten Seite eine Illustration, wurde hin und wieder etwas vorweg genommen. Hier hätte man mehr auf die Platzierung achten sollen.


    Natürlich lässt sich darüber streiten, ob 14,99 € für dieses kurzweilige Lesevergnügen angemessen sind. Man zahlt hier ganz klar für den Namen „Murakami“ sowie die Illustrationen. Ein Buch aber aufgrund des Preises schlechter zu bewerten, würde mir im Traum nicht einfallen. Man muss einfach vorher wissen, was einen erwartet. Außerdem kann man das Buch gebraucht kaufen (oder broschiert für 9,99€) oder aus der Bibliothek ausleihen, wobei man sich nach der Geschichte um „Die unheimliche Bibliothek“ zwei Mal überlegen wird, ob man es wieder zurück bringt ;)


    Fazit: Mir hat diese Kurzgeschichte unglaublich gut gefallen. Wer noch nichts von Murakami gelesen hat, wird durch dieses kleine Büchlein definitiv Lust auf seine anderen Werke bekommen. Ich bin fasziniert, wie Murakami es schaffte mich auf diesen wenigen Seiten, vollkommen in den Bann dieses Buches zu ziehen!


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Dass ich das Buch in meiner Bücherei bekommen hätte, spielt keine Rolle, denn es geht mir nicht nur um die erzählte Handlung, sondern um die Aufmachung, die Illustrationen und den Druck, der diese kurze Geschichte zu einem Kleinod im Regal macht.

    Die Illustrationen sind vorwiegend in Schwarz und gelblich abgetöntem Weiß gehalten, an wenigen Stellen kommt transparentes Orange dazu. Die Motive lehnen sich eng an den Fortgang der Handlung und stellen die Enge des Verlieses, das Alleinsein des Jungen und die besondere Art der anderen Figuren treffend und schaurig dar.


    Dadurch hat es mich mehr gegruselt als manch eine Geistergeschichte. Ein Kind, dem seine Bücherliebe und Wissbegier zum Nachteil gereichen – das ist kaum fassbar. Eine ziemlich verrückte Idee eines an verrückten Ideen nicht armen Autors.


    Auf eine Erklärung wartet man vergeblich, ebenso wie auf einen Sinn oder Sinnzusammenhänge.

    Dass ich solche Festlegungen suche, kenne ich aus anderen Büchern asiatischer Autoren, auch Murakamis, und weiß, dass es aussichtslos ist. Einfach lesen, wirken lassen, nicht zu viel nach Warum und Woher fragen, sich in und mit der Handlung treiben lassen.


    Diesmal ging es gut. Bis zum zweitletzten Abschnitt; der traf mitten ins Herz.

    S. 63


    Und so konnte ich am Ende doch nicht anders als zu fragen: Warum, lieber Autor? Muss das jetzt sein? Und wenn es sein muss, erklär mir bitte, wozu.


    Danke an *Katrin* fürs Tauschen.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)