Rebecca Gablé - Das Haupt der Welt

  • Klappentext


    „Du hast die Krone bekommen. Also trag sie auch. Und zwar allein.“


    Brandenburg 929: Beim blutigen Sturm durch das deutsche Heer unter König Heinrich I. wird der slawische Fürstensohn Tugomir gefangen genommen. Er und seine Schwester werden nach Magdeburg verschleppt, und bald schon macht sich Tugomir einen Namen als Heiler. Er rettet Heinrichs Sohn Otto das Leben und wird dessen Leibarzt und Lehrer seiner Söhne. Doch noch immer ist er Geisel und Gefangener zwischen zwei Welten. Als sich nach Ottos Krönung die Widersacher formieren, um den König zu stürzen, wendet er sich mit einer ungewöhnlichen Bitte an Tugomir, den Mann, der Freund und Feind zugleich ist ...



    Allgemeines
    Wenn man das Buch aufklappt, findet man zuerst eine schön gestaltete Karte des ostfränkischen Reiches um 935. Die Gleiche befindet sich auch nochmals am Ende des Buches. Außerdem gibt es am Anfang auch ein sehr übersichtliches Personenverzeichnis.


    Das Buch umfasst 861 Seiten und gliedert sich in drei Teile (929; 935 – 938; 939 – 941). Erzählt wird aus der Sicht eines allwissenden Erzählers, man kann immer wieder in verschiedene „Köpfe“ schauen. Am Ende befindet sich noch ein Nachwort der Autorin.


    Meine Meinung
    Sehnsüchtig habe ich auf den neuen Roman der Autorin gewartet. Und ich wurde nicht enttäuscht.


    Gablés Schreibstil ist wie immer von Anfang an packend, bildgewaltig und unglaublich flüssig, sodass die vielen Seiten förmlich an mir vorbeiflogen. Sofort wurde ich in die Geschichte hineingezogen und habe die Figuren in ihr lieb gewonnen. Im Unterschied zu ihren bisherigen historischen Romanen sind in „Das Haupt der Welt“ fast alle Figuren historisch belegt, wobei der bekannteste natürlich der Sachsenkönig Otto I. ist. Dennoch gibt es über einige Hauptfiguren, wie beispielsweise dem Fürstensohn Tugomir, nur wenige tatsächliche Informationen, weshalb vieles wiederum doch fiktiv ist.


    Insgesamt habe ich dieses Buch ein wenig anderes empfunden als die anderen Werke der Autorin. Obwohl auch diese vor geschichtlichen Informationen strotzen, hatte ich dennoch hier das Gefühl, dass der Schwerpunkt etwas mehr auf den historischen Fakten liegt, wahrscheinlich weil eben keine Hauptfigur gänzlich fiktiv ist. Das hat meinen Lesespaß jedoch nicht verringert, denn die Autorin schafft es wie keine zweite, die trockene deutsche Geschichte spannend zu verpacken: Sehr genau wird das, schon vor seinem Antritt als König, komplizierte Verhältnis zwischen Otto und seiner Familie gezeigt und natürlich auch die weiteren Schwierigkeiten während seinen anfänglichen Regierungsjahren. Otto bleibt dabei ein unheimlich neutraler Charakter. Als Leser habe ich ihn nie als extrem sympathisch noch als extrem unsympathisch empfunden. Er ist manchmal sehr hart, naiv und selbstgerecht, an anderen Stellen dann aber wieder sehr gütig und gerecht. Auch seine Brüder sind unheimlich facettenreich gezeichnet. Besonders Ottos älterer Bruder Thankmar hat sich mit seiner lockeren und spitzfindigen Art in mein Herz geschlichen. Der slawische Fürstensohn Tugomir ist ein recht zerrissener und damit interessanter Charakter. In jahrelanger Gefangenschaft bei seinen sächsischen Feinden, schwankt er zwischen der Treue zu seinem Volk und der Freundschaft, die sich langsam gegenüber einigen Sachsen entwickelt. Dennoch gibt er nie auf, steht zu seinen Grundsätzen und brachte mich mit seinem trockenen Humor manches Mal zum Lachen. Die immensen Unterschiede zwischen den Slawen und den Sachsen, vor allem auch in Glaubensfragen, werden besonders in dieser Zeit von Tugomirs Gefangenschaft deutlich und nachvollziehbar dargestellt und bilden einen Kernpunkt des Romans. DIe Informationen, die man hierüber erfährt, sind sehr spannend und haben mich auch dazu verleitet, nebenbei immer wieder mehr dazu im Internet nachzulesen.


    Was mir noch besonders aufgefallen ist: In diesem Buch haben wirklich alle Figuren Stärken und Schwächen - niemand ist absolut gut, aber auch niemand absolut böse. Jeder entwickelt sich irgendwie deutlich im Laufe der Handlung und zeigt verschiedene Seiten. Das ist der Autorin wirklich sehr gut gelungen, die Figuren kommen ohne jedliches Klischee aus und im Hinblick auf manch anderes Buch von ihr empfinde ich das als großen Unterschied. Einziges kleines Problem daran war für mich nur, dass die Personen dadurch teilweise ein wenig unnahbar erschienen.


    "Ich bin nicht dein Freund. Ich bin dein Gefangener. Beides geht nicht, ganz gleich, was du dir einzureden versucht. Möglicherweise kommt irgendwann der Tag, da du dich für eines von beiden entscheiden musst."


    Fazit
    Wie immer macht dank Gablé Geschichte Spaß. Ein herrvoragend recherchierter, informativer und spannender Roman mit facettenreichen Figuren. Ich vergebe :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb: und warte bereits jetzt wieder auf den nächsten Roman der Autorin (der leider erst in zwei Jahren erscheint).

  • Danke Lighty für die tolle Rezi, die beim Lesen noch mehr Lust auf das Buch macht.
    Das Buch liegt bei mir auch seit Monaten bereits auf der Wu-Li und ich wollte es eigentlich auch gleich bei Erscheinen kaufen, aber .... :uups: verpasst, nicht geschafft... ich weiß auch nicht.
    Ich werde es mir wohl zu Weihnachten besorgen. (Ja, das ist ein guter Plan 8) )

    Liebe Grüße Hedi :love:

    “Wenn du einen Garten und dazu noch eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen.”
    Cicero

  • Hedi: Ja, du solltest das Buch unbedingt kaufen, es ist wirklich lesenswert und ist gerade für die kalte Jahreszeit ein klasse Schmöker :thumleft: . Ich bin sicher, dass es dir auch gefallen wird!

  • Nun bin auch ich mit dem Buch durch, auf das ich mich seit dem zuschlagen von "Der dunkle Thron" gefreut habe. Die Seiten sind förmlich an mir vorbeigeflogen, und wie immer bei Werken dieser Autorin, ist man bereits von der ersten Seite an, richtig in die Geschichte eingetaucht.


    Anders als z.B. bei den "Warringham" Büchern, lernen wir die Hauptperson Tugomir bereits als Erwachsenen, zumindest für diese Zeit, kennen. Auch ist Hauptperson nicht ganz das richtige Wort. Zwar liegt der Hauptfokus des Buches auf eben jenem Slawen, der als Geisel an den Hof von Heinrich dem I. kommt, jedoch widmet Gablé auch Heinrichs Sohn, und späteren König, Otto sehr viel Aufmerksamkeit. Ebenso wie der gesamten Königsfamilie.
    Bei Otto selbst erging es mir wie Lighty, weder Sympathie noch Abneigung habe ich dem König während des Lesens entgegengebracht. Etwas das ich nicht über zwei seiner Brüder sagen kann. Zum einen Henning den man, je weiter man im Buch kommt, immer mehr verachtet. Und zum anderen Thankmar, den ich sofort in mein Herz geschlossen habe, und bei dem ich sogar soweit gehe, ihn zu meiner Lieblingsfigur zu erklären.
    Aber auch Tugomir habe ich, mit seinem trockenen Humor schnell lieb gewonnen. Was vor allem daran liegt, dass er neben vielen Tugenden auch so manche Schwäche hat.


    Dadurch das die meisten Personen historisch belegt sind, konnte die Autorin ihrer Fantasie nicht einfach so freien Lauf lassen. Da es der Herrschaft von Otto I. aber an Intrigen nicht mangelt, kommt nie Langeweile auf. Einzig die ersten Jahre Tugomirs in Geiselhaft, haben mich als Leserin nicht so ganz packen können. Dies ist aber auch den Umständen geschuldet, da Tugomir, außer Geisel zu sein, nicht viel zu tun hat. Gablé schafft es aber auch hier, aus einer eher öden Phase, eine zumindest sehr interessante zu machen. Einfach indem sie ihrer Hauptperson ein bestimmtes Talent zuschreibt, sorgt sie dafür, dass diese mit den anderen Figuren agiert, und auch unverzichtbar wird.


    Rebecca Gablé hat wieder eimal bewiesen, dass sie zu den besten ihres Faches gehört. Sie schafft es das Geschichte lebendig wird, und erzählt von Figuren, ob historisch oder fiktiv, die man wirklich kennenzulernen glaubt.
    Hinzu kommt das sie am Ende jeden Buches, dem Leser erklärt welche Teile der Handlung belegt sind, und welche nicht. Und auch warum sie sich für bestimmte Abläufe entscheidet, oder eben nicht.
    Dies machen längst nicht alle Autoren von historischen Romanen, und es ist immer wieder ein schöner Abschluss eines großartigen Lesevergnügens.
    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

  • Beim Sturm des deutschen Königs Heinrich I auf die Burg des Slawenfürsten Vaclavic wird dessen Sohn Tugomir zusammen mit seiner Schwester Dragomira von Heinrich als Geiseln genommen. Vor allem Tugomir hat es nicht einfach am sächsischen Hof, zu viel Leid gab es auf beiden Seiten, zu lange schwelt der Konflikt schon. Doch es zeigt sich, dass Tugomir ein begnadeter Heiler ist und als er Otto, Heinrichs Sohn das Leben rettet, wird er dessen Leibarzt. Als Otto die Nachfolge seines Vaters antritt und mit zahlreichen Widersachern zu kämpfen hat, ist er auch auf Tugomirs Hilfe angewiesen und bietet diesem eine außergewöhnliche Chance …


    Rebecca Gable hat die englische Geschichte verlassen und sich der deutschen zugewandt – und dieses Wagnis ist ihr wunderbar gelungen. Wie von ihr gewohnt, bietet sie auch hier bestes Lesevergnügen, besticht mit gut ausgearbeiteten Charakteren, einem bildgewaltigen Erzählstil und einer spannenden Geschichte. Im Nachwort erzählt sie, wo die Fakten enden und die Fiktion beginnt – und lässt einen auch hier staunen. Für mich war dies bislang eine Epoche, von der ich wenig wusste und die mich ehrlich gesagt auch nicht besonders interessierte. Durch diesen Roman habe ich nun auf sehr unterhaltsame Weise Neues und zum Teil für mich auch Erstaunliches (von den einzelnen slawischen Völkern hatte ich noch nie gehört – kennt jemand z. B. die Daleminzer und die Heveller?). Nun hoffe ich, dass die Autorin noch ein wenig mehr von dort, auch die weitere Geschichte erzählt und damit für den Leser begreifbarer macht.


    Rebecca Gable berichtet nicht nur von den politischen Verhältnissen der damaligen Zeit sondern lässt uns auch teilhaben am Leben der Leute, seien es Könige, seien es deren Familie, seien es Sklaven oder das „einfache Volk“. Wie gewohnt treffen historische Persönlichkeiten auf fiktive Charaktere, wobei dieses Mal erstaunlich viele historisch belegte Personen vorkommen, die allerdings zum Teil viel Platz für Fiktion lassen, da von ihrem Leben nur wenig bekannt ist. Die Teile, die die Autorin mit Fiktion füllen musste, passen sich gut ein und wirken authentisch. Mir macht das Ganze zudem Lust darauf, selbst ein bisschen zu recherchieren.


    Der Roman liest sich flüssig und ist an keiner Stelle langweilig. Am Anfang machen einem die sehr ungewohnten slawischen Namen etwas zu schaffen, aber zum Nachschlagen gibt es ein Personenregister und schneller als gedacht hat man sich an die Namen gewöhnt. Etwas ungewohnt ist vielleicht auch für manche Fans historischer Romane, dass sich ein Hauch Mystik im Roman verbirgt, Tugomir hat eine sogenannte Vila, ein Geistwesen, das ihm u. a. Visionen bringt. Dies ist aber einzuordnen in Tugomirs Religiosität, denn er ist zugleich Priester einer slawischen Gottheit. Daneben wird auch das Christentum thematisiert, denn wir haben es hier auch mit der Epoche der Christianisierung dieser Gegend zu tun – und auch hier erfahren wir einen Hauch Mystik, wenn z. B. die Heilige Lanze Wunder wirken soll. Für mich passte beides sehr gut in den Kontext des Romans.


    Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, u. a. aus Tugomirs, Dragomiras oder der der Brüder Ottos, Thankmar und Henning. Das gibt dem Roman Dynamik und zusätzliche Spannung und beleuchtet auch verschiedene Gegebenheiten unter verschiedenen Aspekten.


    Was mir gefehlt hat, war eine Karte, allerdings lag mir ein Leseexemplar vor, so dass möglicherweise in der Buchhandelsausgabe eine solche zu finden ist. Für historische Romane halte ich Karten eigentlich für unentbehrlich, da sie auch die politischen Gegebenheiten einer Epoche aufzeigen (Grenzen, Herrschaftsgebiete).


    Wer gut recherchierte historische Romane sucht, ist bei Rebecca Gable immer richtig, wer auch ihre anderen Romane mochte, wird hier sowieso zugreifen. Ich empfehle das Buch uneingeschränkt.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Ich kann mich nur den bisherigen Rezensionen anschließen, insbesondere dem ersten Beitrag.
    Rebecca Gable gehört seit ihrem Roman "Das Lächeln der Fortuna" zu meinen absoluten Top-Schriftstellern/-innen. Das liegt insbesondere an dem hervorragendem Schreibstil, flüssig, bildhaft, aber nie trivial, hervorragend erzählerisch, man kann gar nicht aus dem Schwärmen kommen. Jede Neuerscheinung wird vorbestellt, damit es am Tag der Veröffentlichung bei mir zu Hause vorliegt.


    Jede Geschichte von der Schriftstellerin fängt mich und liefert mit detailreiche und informative Fakten zu den jeweiligen Themen. So auch beim vorliegendem Buch. Ich habe viel neues erfahren und habe mir beim lesen gewünscht, der Geschichtsunterricht in der Schule wäre so interessant gewesen.


    Insgesamt volle 5 Sterne für Das Haupt der Welt

  • Brandenburg 929: Das deutsche Heer unter König Heinrich I. stürmt die Brandenburg und nimmt den slawischen Fürstensohn Tugomir und seine Schwester Dragomira als Geisel.
    Sie werden nach Magdeburg verschleppt, wo Dragomira die Geliebte von Heinrichs Sohn Otto I. wird und Tugomir sich einen Namen als Heiler macht.
    Als er Otto das Leben rettet, entsteht eine ganz besondere Beziehung zwischen den beiden und Tugomirs Leben als Geisel wird nach Ottos Krönung viel angenehmer.
    „Das Haupt der Welt“ war mein erstes Buch von Rebecca Gablé.
    Die Aufmachung gefiel mir sehr gut. So ist das Buch in drei Abschnitte unterteilt. Jeder Teil hat zu Beginn eine Illustration, die ein wichtiges Geschehnis in der kommenden Handlung aufzeigt.
    Die Geschichte beginnt im Jahr 929 n. Chr. und endet 941.
    Neben Otto I. steht vor allem der Slawe Tugomir im Vordergrund. Im Verlauf der Handlung ändern sich beide Charaktere, werden reifer und sind insgesamt gut ausgefeilt. Auch andere Protagonisten werden durch Gablés Erzählstil greifbar. Die Entwicklung der Figuren ist so glaubhaft, dass die Geschichte dadurch auch sehr vielschichtig wird.
    Die vielen verschiedenen Namen waren anfänglich etwas verwirrend, aber die Übersicht zu Beginn des Buches war hilfreich und im weiteren Verlauf kann man die Namen den jeweiligen Personen auch zuordnen.
    Gablés Werk umfasst über 860 Seiten und obwohl es sich gut und flüssig lesen ließ, gab es ein paar vereinzelte zähe Stellen. Besonders zum Ende hin, ging mir beim Lesen etwas die Puste aus und das Tempo hätte hier höher sein können.
    Trotzdem hat mir „Das Haupt der Welt“ sehr gut gefallen, da Gablés Schreibstil einfach sehr lebendig und die Verarbeitung von historischem Material mit fiktiven Stellen sehr gut gelungen ist. Die Geschichte ist abwechslungs- und detailreich mit starken Charakteren.
    Am Ende nimmt Gablé noch kurz Stellung zu den historischen Fakten und ihrer eigenen Interpretation und Intention.
    Ich würde mich freuen, wenn es ein Wiedersehen mit den Sachsen und Slawen geben würde, da vor allem der Stoff über Otto I. noch viel hergeben würde und sicher noch ein oder zwei Bücher füllen könnte.
    Ich werde auf jeden Fall noch weitere Bücher von Rebecca Gablé lesen.



    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: von :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Das Haupt der Welt ist das zweite Buch von rebecca Gablé, das ich bisher gelesen habe. Schon Das Lächeln der Fortuna hat mich damals schwer begeistert und auch diesmal ist es Frau Gablé überzeugend gelungen geschichtliche Hintergründe/Fakten mit Fiktion dermaßen zu verweben, dass ein abwechslungsreicher und spannender Roman entstehen konnte. :applause:
    Auch diesmal begegnen dem werten Leser eine Vielzahl von Charakteren und Namen, sodass man während der Lektüre auch immer mal wieder überlegen muss, wie eine Personen in die ganzen verwandschaftlichen Verhältnisse der Adligen einzuordnen ist. Den Überblick konnte man dabei aber nicht verlieren, zumindest hatte ich keine größeren Probleme mit der Verwandschaft. :)
    Was mir sehr gut gefallen hat waren die interessanten Informationen über Bräuche und der damaligen Zeit, die mir bisher unbekannt waren und halfen in die Zeit des beginnenden Mittelalters einzutauchen, z. B. dass Christen das Fleisch des Bibers am Freitag essen durften, weil er schwimmen konnte und er deshalb dem Fisch gleichgesetzt wurde. Ich musste dann auch gleich mal Google befragen und bin u. a. auf ein mittelalterliches Rezept für gedämpften Biber gestoßen... :koch:
    Ich finde es Klasse, wenn ein Autor die Geschichte mit solchen Informationen ausgestaltet und das Mittelalter lebendig werden lässt. "Again what learned." :wink:


    Ich gebe dem Buch :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: , weil es eine wirklich tolle Geschichte ist, in die man gut eintauchen kann und die kaum Längen aufweist. Das Buch hat über 850 Seiten und so sehr ich mich auch anstrengte, ich schaffte es nicht mehr als 20 Seiten pro Stunde zu lesen. Entsprechend lang war mein Lesevergnügen, das letztendlich auch den Preis des Hardcovers rechtfertigt.
    Was ich jedoch oft bei solch langen Geschichten vermisse, ist ein größerer Spannungsbogen von Anfang bis Ende. Das ist natürlich bei historischen Romanen nicht immer möglich, v. a. wenn sie einen längeren Zeitraum über mehrere Jahre abdecken, in dieser Zeit natürlich viele unterschiedliche Dinge passieren und sich der Autor auch an die Fakten halten sollte. Daher "plätschert" die Geschichte an manchen Stellen nur langsam vor sich hin (wenn gerade mal wenig passiert oder nur Dinge erklärt werden), bis schließlich das nächste Ereignis den Leser wieder völlig in den Bann zieht. Rebecca Gablé hat es versucht und geschafft mich über weite Teile der Handlung hinweg zu fesseln, die Geschichte abwechslungsreich zu gestalten und auch das Ende war in meinen Augen sehr gut.


    Ich freue mich jedenfalls schon auf das nächste Buch, was jedoch keine Eile hat, da ich noch einige interessante Titel von Rebecca Gablé auf dem SuB habe, um die Zeit zu überbrücken. 8)


    Leseempfehlung. :thumleft:

  • z. B. dass Christen das Fleisch des Bibers am Freitag essen durften, weil er schwimmen konnte und er deshalb dem Fisch gleichgesetzt wurde.

    :shock: Ich lese viele historische Romane, aber man lernt nie aus.
    Was würde wohl ein Biologe dazu sagen?

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • :shock: Ich lese viele historische Romane, aber man lernt nie aus.
    Was würde wohl ein Biologe dazu sagen?


    Du kannst mir glauben, dass ich auch total überrascht war, als ich die Stelle mit dem Biberbraten im Buch gelesen habe. :shock: Die haben damals ja so ziemlich alles gegrillt und gegessen, was ihnen bei der Jagd so über den Weg gelaufen, gehüpft, gekrochen oder geschwommen ist. :totlach:
    Ich weiß auch, dass Du viele historische Romane liest und hätte echt geschworen, dass Du das mit dem Biber schon wusstest, €nigma. Man lernt eben nie aus.
    Der Artikel hinter dem Link ist auch sehr interessant zu lesen. Demnach war ein Biberbraten noch bis ins 18./19. Jahrhundert gar nicht so ungewöhnlich. Mahlzeit. :koch:

  • :shock: Ich lese viele historische Romane, aber man lernt nie aus.
    Was würde wohl ein Biologe dazu sagen?

    wir vom Fach amüsieren uns köstlich darüber :mrgreen: :mrgreen: aber die Menschen damals waren eben einfach erfindungsreich, was das Umgehen von Fastenregeln betrifft. Auf diese Weise sind (soweit ich weiß) auch Maultaschen entstanden: umhüllt von Nudelteig war die Fleischfüllung ja nicht zu sehen :loool:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

    :study: Mike Dash - Tulpenwahn


  • Selbst der Großvater von meinem Mann kann noch "Nutrier" kochen. In seiner Kindheit war das kein seltenes Gericht. Besonders weil bei denen viele kleine Flüsschen und Bachläufe in der Gegend langfließen.
    Also gar nicht mal soooo historisch :wink: !

    Liebe Grüße Hedi :love:

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    Cicero

  • Zitat von »El Novelero«
    z. B. dass Christen das Fleisch des Bibers am Freitag essen durften, weil er schwimmen konnte und er deshalb dem Fisch gleichgesetzt wurde.


    :shock: Ich lese viele historische Romane, aber man lernt nie aus.
    Was würde wohl ein Biologe dazu sagen?

    In "Das zweite Königreich" hat sie das auch schon einmal beschrieben. Allerdings wurde da nicht der Biber zum Fisch, sondern ein Wasservogel. :loool:

  • Ich habe mir diesen Roman inzwischen auch zu Gemüte geführt und mich dabei mit Rebecca Gablé in (für mich) ungewöhnliche Gefilde, die deutsche Geschichte, begeben.
    Im Gegensatz zur englischen Geschichte, in der ich mich sehr gut auskenne, kann man das über die deutsche Geschichte - vor allem vor der ersten Jahrtausendwende - nicht unbedingt sagen, deshalb kann ich bestätigen, dass es der Autorin wieder einmal gelungen ist, auch dem Laien die geschichtlichen Zusammenhänge deutlich zu machen und dabei noch prächtig zu unterhalten.
    Die Charaktere hat Rebecca Gablé (wie gewohnt) gekonnt zum Leben erweckt, wobei besonders die Gestalt Ottos zu weiteren Recherchen verlockt, allerdings waren mir die Darstellungen des Gero von Merseburg und des Prinzen Henning als Vollblutschurken diesmal zu extrem und Tugomir erscheint mir ein wenig zu gut, um wahr zu sein. Deshalb vergebe ich diesmal nicht fünf Sterne, sondern ziehe einen halben Stern ab.
    Dennoch spreche ich auch hier für jeden Freund gut recherchierter und brillant geschriebener historischer Romane eine uneingeschränkte Leseempfehlung aus. :thumleft:
    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Hachja.
    Ich würde dieses Buch auch unglaublich gerne lesen. Bisher habe ich alle Gablè-Bücher mit Begeisterung verschlungen.
    Aber mich schreckt dieses mal echt der Preis ab.


    Irgendwie geht es mir hier ums Prinzip und ich bin echt der Meinung dass bei diesem Preis die Schmerzgrenze für ein (wenn auch wahrscheinlich sehr gutes) Buch eindeutig überschritten wurde.
    Wenn man das umrechnet, sind es über 50 DM, die hier für ein Buch verlangt werden.
    Das werde ich persönlich nicht unterstützen und warte darum auf die Taschenbuchausgabe.

  • €nigma: die Ottonen sind ein faszinierendes Herrschergeschlecht - und ganz besonders stechen dabei auch die Frauen hervor!!!! Am bekanntesten ist dabei wohl Theophanu, die byzantinische Prinzessin und Frau von Otto II. Aber ich glaube, die kennst du schon. Aber auch ihre Schwiegermutter Adelheid war nicht ohne und eine machtbewußte und kluge Frau. Auf jeden Fall lohnt es sich auch für einen England-Fan wie Dich, mal ein wenig weiterzulesen über diese Zeit :D

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

    :study: Mike Dash - Tulpenwahn


  • Aber mich schreckt dieses mal echt der Preis ab.

    Ja, da musste ich auch schlucken. Aber die Bücher von Rebecca Gablé muss ich einfach besitzen. Da der jüngste Sohn sie auch alle liest, lohnt sich die Ausgabe wenigstens. :wink:
    Hast Du keine Bücherei in der Nähe, wo Du so überteuerte Bücher ausleihen kannst?


    und ganz besonders stechen dabei auch die Frauen hervor!!!!

    In diesem schönen Werk (Sammelbiographie mittelalterlicher Damen - meine geliebte Aliénor ist auch drin :love: ) steht einiges über Adelheid und Theophanu, das Buch kann ich Dir nur empfehlen. Über Theophanu habe ich schon mindestens ein Buch gelesen und ich habe auch noch zwei auf dem SuB.

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    (Francis Bacon)
    :study:
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  • Hachja.
    Ich würde dieses Buch auch unglaublich gerne lesen. Bisher habe ich alle Gablè-Bücher mit Begeisterung verschlungen.
    Aber mich schreckt dieses mal echt der Preis ab.


    Irgendwie geht es mir hier ums Prinzip und ich bin echt der Meinung dass bei diesem Preis die Schmerzgrenze für ein (wenn auch wahrscheinlich sehr gutes) Buch eindeutig überschritten wurde.
    Wenn man das umrechnet, sind es über 50 DM, die hier für ein Buch verlangt werden.
    Das werde ich persönlich nicht unterstützen und warte darum auf die Taschenbuchausgabe.

    Das kenne ich, so denke ich auch sehr oft.
    Hast Du nicht auch einen ebook-reader ? Schau doch mal ob Du es Dir in der Onleihe runterladen kannst. Genau das werde ich demnächst nämlich auch tun.

  • Die Zitat-Funktion tut's nicht.
    :|


    @ €nigma:
    Büchereien sind nicht so recht meins.
    Ich bin da so eine Art Bücherhamster: Wenn ich ein Buch lese, möchte ich es auch besitzen.
    :wink:


    @ Jessi 1963:
    Mit meiner Einstellung zu Büchereien hat sich die Sache mit der Onlihe dann auch schon erledigt (mal ganz abgesehen davon, dass ich zur Kindle-Fraktion gehöre und die reguläre Onlihe somit eh flach fällt. :wink: )


    Wahrscheinlich werde ich wieder ein armes Opfer meiner unterbewussten Strategie, wie damals bei "Der dunkle Trohn":
    Ich werde ewig um das Buch herumschleichen,dann über den Preis motzen, ständig irgendwelche Rezensionen lesen, wieder über den Preis motzen, irgendwann einen gemütlichen Stadtbummel mit einer Freundin machen, ganz zuuuufällig in irgendeiner Buchhandlung stranden, in freundschaftlicher Zweisamkeit über den Preis motzen... und mir das Buch dann doch kaufen.
    8-[