Bernard Cornwell - Das Fort/The Fort

  • Im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg verlagert sich 1779 der Kampf zwischen England und den amerikanischen Kolonien in den Süden. In Neu-England errichten die Engländer ein neues Fort. Dies ist eine unglaubliche Provokation für die USA. Darum stellen die USA eine riesige Flotte und ein Herr Infanteristen zusammen, um gegen die Engländer zu kämpfen. Doch zum Sieg gehört mehr als nur ein großes Heer ...
    Wie üblich hat Cornwell seinen Roman flüssig und souverän geschrieben. Allerdings bleiben viele der einzelnen Charaktere für Cornwell ungewohnt blass. Cornwell baut das Buch sehr faktenlastig auf. Deshalb erinnert das Buch, stark an eine Art Kriegstagebuch, wo die Abläufe der Auseinandersetzung sehr detailliert und präzise beschrieben. Dies führt allerdings zu einigen Längen.

  • Cornwell baut das Buch sehr faktenlastig auf. Deshalb erinnert das Buch, stark an eine Art Kriegstagebuch, wo die Abläufe der Auseinandersetzung sehr detailliert und präzise beschrieben. Dies führt allerdings zu einigen Längen.

    Das kann ich unterschreiben.


    Ich habe das Buch im Mai gelesen - es war mein erster Cornwell - und kann mich noch gut daran erinnern, dass es sich stellenweise gezogen hat wie Kaugummi.
    Cornwell beschreibt eine weniger bekannte Epoche des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges - den Bau eines Forts der Briten in Amerika, das ihnen helfen sollte, "ihr Land" zu verteidigen. Sie planten, die Bewohner der Region auf ihre Seite zu ziehen und so die Amerikaner zu bekämpfen. Die "Aufständischen" wollen das natürlich verhindern, sodass sie selbst Truppen ins heutige Maine schicken, um die Briten zu vertreiben.


    Jeder weiß, wie der Unabhängigkeitskrieg ausging - immerhin ist Amerika heute noch existent - und auch einige Kerndaten, wie die Boston Tea Party dürften vielen ein Begriff sein, doch von Fort George hatte ich noch nie gehört, also habe ich mir das Buch gekauft, um mehr über diese kurze Episode des Krieges zu erfahren.
    Der Autor schafft es auch tatsächlich, die Penobscot Expedition sehr gut zu beschreiben. Man bekommt einen umfassenden Überblick und der ausführliche Anhang, in dem Cornwell einiges zur Geschichte und den Hintergründen mancher Figuren erklärt, war sehr interessant.


    Wenn man aber bedenkt, dass die Penobscot Expedition keine drei Wochen dauerte und Cornwell nur mit diesen Ereignissen über 600 Seiten gefüllt hat, wird schnell klar, wieso das Buch Längen hat.
    Ich kann mich daran erinnern, zwischendurch (bei 200, 300 Seiten?) nachgeschaut, an welchem Tag ich mich in der Geschichte befand - und wie entsetzt ich war, als ich gemerkt habe, dass noch viele Tage folgen werden. Der Autor beschreibt jeden Tag sehr ausführlich, meist aus Sicht beider Parteien - und deshalb schreitet die Geschichte sehr langsam voran. Es passiert zwar einiges, aber es wird recht emotionslos geschildert und erinnert wirklich sehr an ein Kriegstagebuch.


    Positiv ist, dass der Autor in beiden Lagern Sympathieträger und ihre Gegenstücke gepackt hat. Dadurch ist die Erzählung wertfrei, es heißt nicht "Die bösen Aufständigen!" oder "Die verdammten Briten!" - es wird aus beiden Sichten geschildert, man kann verstehen, wieso die Amerikaner so handeln, aber auch, wieso die Briten so handeln und man kann sich mit verschiedenen Figuren gut identifizieren. Auf jeder Seite hatte ich eine Figur, bei der ich gehofft habe, dass für sie alles gut ausgeht.
    Außerdem wird der Kriegszustand glaubwürdig geschildert. Es gibt Angriffe und Attacken, beide Seiten erleiden Verluste... das Gefühl hat der Autor gut rübergebracht, auch wenn mit Emotionen gegeizt wird (wie gesagt, es erinnert an ein Kriegstagebuch).


    Trotz der Längen habe ich dem Buch :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: gegeben - zuerst waren es drei, aber da ich die Geschichte der Penobscot Expedition sehr interessant fand, mir gefallen hat, dass es auf beiden Seiten liebenswerte Figuren gab, der Autor die Hintergründe der Geschichte gut erklärt hat, ich mehr gelernt habe und zur Recherche angeregt wurde, habe ich mehr gegeben. Einige Seiten weniger hätten der Geschichte aber definitiv gut getan!

    Carpe Diem.
    :study: Amelie Winter - Liebesglück und Landluft

    2024 gelesen: 21 Bücher | gehört: 5 Bücher

    Einmal editiert, zuletzt von Jisbon(: ()