Schaden E-Books den Autoren?


  • Wie man allerdings darauf kommt, auf ein- und dasselbe literarische Werk in unterschiedlichen Formaten zwei verschiedene Steuersätze anzusetzen, dafür fehlt mir die Logik - der verminderte Steuersatz auf Bücher hat doch eigentlich den Hintergrund, Bildung / Kultur / Allgemeinbildung (oder was auch immer) zu fördern, oder nicht? Soll Bildung auf einem e-reader weniger wert sein als auf gedrucktem Papier? Wer kommt denn auf sowas? :geek:


    Kann ich dir sagen: Unsere Bundesregierung. Das Land der Dichter und Denker? Das Land von Oberfinanzräten, Industriemagnaten und Wissenschaftsverweigerern. Als die geschnuppert haben, dass sie einmal an der Buchbranche mehr als den niedrigen Steuersatz abgreifen können, hat das Rudel schon zugeschlagen. Vielleicht nagen sie aber auch nur kurz und dann schließlich an einem Kadaver, denn wenn die EU neue Richtlinien zur Besteuerung einführt, könnte es sich um ein kurzes Vergnügen handeln. Und, wie Divina scharf beobachtete, zu mehr Arbeit bei den Verlagen führen. :|

  • Einem Politiker zu erläutern, wie es in der Verlagsbranche zugeht, ist vergeblich. Denke ich jedenfalls.


    Was das Thema eBooks angeht: vor knapp 2 Jahren habe ich in verschiedenen Foren den Untergang des Abendlandes heraufbeschworen und gesagt, dass ein eBook niemals ein Papierbuch ersetzen kann oder wird. Mittlerweile bin ich völlig anderer Meinung, besitze selbst einen Kindle und genieße die Bequemlichkeit des Lesens auf dem Kindle.


    Im letzten Jahr habe ich bei meinen eigenen Publikationen auch verstärkt auf eBooks gesetzt und kann mittlerweile sagen, dass ich damit mehr Resonanz habe als mit Printausgaben. Sowohl im klassischen Verlagsbereich als auch im Experiment Selfpublisher. Ich glaube, dass diese Entwicklung hier noch rascher voranschreiten wird. eBooks sind bei den Lesern von der Akzeptanz her angekommen und sicher nicht mehr wegzudenken.


    mfg


    Alfred


  • Was das Thema eBooks angeht: vor knapp 2 Jahren habe ich in verschiedenen Foren den Untergang des Abendlandes heraufbeschworen und gesagt, dass ein eBook niemals ein Papierbuch ersetzen kann oder wird. Mittlerweile bin ich völlig anderer Meinung, besitze selbst einen Kindle und genieße die Bequemlichkeit des Lesens auf dem Kindle.


    Ach, das habe ich ja gerade erst gelesen! Da fühlt man sich direkt nicht mehr so allein. Als furchtbar verbohrter Geisteswissenschaftler ins Studium gestartet hat mich der Besuch in Japan auch von den letzten Resten einer Techno-Phobie befreit. War ich vorher schon durch das Internet affin, so ist der Widerstand gegen das eBook mit den Jahren gebrochen. Ein guter Grund dabei waren die immer ausgefeilteren Endgeräte. Wäre doch nur mehr Lektüre aus meinen Forschungsfeldern digitalisiert und preislich interessant, dann wäre auch eine fachliche Revolution nicht mehr auszuschließen. :-k

  • Aber habt ihr euch einmal die Konditionen in den Verträgen der rein auf eBooks ausgelegten Verlage angeschaut und die einmal mit den Beträgen der Print-Verträge verglichen? Ich denke schon, dass es in Zukunft für Autoren einen deutlich spürbaren Dämpfer geben wird, wenn sich diese beiden Niveaus annähern.


    Das habe ich vermutlich nicht richtig verstanden. Für mich stellt sich das so dar, dass ein E-book (30-70%) Tantiemen bringt, während ein gedrucktes Buch bei 5-8% (bei Verlagsverträgen, bei CreateSpace hängt das stark von gewähltem Preis und Buchdicke ab) liegt. Dank höherer Verkaufszahlen ist der Gewinn für den Autor aber bei über Verlage (und das Druckkostenzuschussverlage davon ausgenommen werden müssen, ist ja hoffentlich bekannt) publizierten Printbüchern insgesamt eher nicht niedriger. Nachteilhaft für Autoren könnte es also höchstens werden, wenn sich die Ebook-Tantiemen den Drucktantiemen anglichen. Gibt es denn Anzeichen für eine derartige Entwicklung, die ich bisher übersehen habe? Es scheint doch so, dass sich die "Verlage" für Ebooks zunehmenede Konkurrenz machen und eine Monopolisierung des Marktes enorm schwierig wäre.

  • Es geht um die geregelten Vorschüsse. Nicht um die Tantiemen aus den Verkäufen. Die Vorschussbeträge sind eklatant höher bei Print-Ausgaben. Für ein eBook liegen die Konditionen in Deutschland derzeit im Bereich zwischen 200-500€ Wenn die Vermarktung gut läuft, dann hat man das durchaus schnell eingeholt und verdient darüber hinaus. Aber bei Beträgen zwischen 3-8k für eine niedrig angesiedelte Print-Ausgabe in einem größeren Verlag ist die Rechnung schnell gemacht.

  • Danke für die Klarstellung. Allerdings finde ich die genannten Zahlen bemerkenswert. Sie gelten sicherlich nur in einem sehr engen Kontext. Mag sein, dass große Verlage mitunter solche Vorschüsse bezahlen, wenn der Autor bereits gut angesehen ist. Für diese Autoren ist der Vorschuss aber eher zweitrangig (und dazu gut verhandelbar, falls es doch darauf ankommen sollte). Die Regel für Neuautoren ist (nach allem, was ich aus erster Hand gehört habe, als Selfpublisher betrifft mich der Luxus von Vorschüssen sowieso nicht) allerdings erst einmal: Vorschüsse gibt es gar nicht oder allenfalls als Kleckerbeträge.


    Aber abgesehen davon: Die Aussage war ja, dass es im Falle einer Angleichung des Ebook-Printbereiches dabei für die Autoren zu schweren Einschnitten käme. Auch hierfür meine Frage: Ist denn so eine Angleichung (zum Ebookniveau) überhaupt auf der Tagesordnung oder war diese Annahme rein hypothetisch? Warum Verlage gerade in diesem Bereich, der sie ja letztlich nicht mehr kostet besonders geizig werden sollten, erschließt sich mir nicht so ohne weiteres, daher die Frage.
    Und wenn es die Entwicklung tatsächlich gibt: Warum sollte gerade dieser Punkt für Autoren einen großen Einschnitt bedeuten? Ein regelmäßig publizierender (Erfolgs-)Autor sollte doch ohnehin seine Existenz eher auf den laufenden Tantiemen aufbauen (können).

  • Hallo,


    vielleicht eine dumme Frage, aber warum sollte ein (unbekannter) Autor einem Vertrag mit einem Verlag zustimmen, in dem er nur ein paar % für die E-Book Verkäufe bekommt? Ich bekomme wie viele andere bis zu 70%. Im Moment laufen im Monat so ca. 100 Bücher. (Wobei -ich habe nur diese beiden: "Das Licht der Sterne" und "Der Zauberer von Atlantis" - also kein großes Portfolio) Da macht es doch schon aus finanzieller Sicht gar keinen Sinn sich an einen Verlag zu binden. Vor kurzem habe ich mit einem Inhaber eines Verlages darüber ein langes Gespräch geführt. Er sah das genauso und genau da liegt auch für viele Verlage das Problem. Das Selfpublishing ist aus Sicht vieler Verlage zu einfach geworden.


    Oder verstehe ich da etwas falsch?
    Liebe Grüße
    Lutz Dieckmann

    Das Tolle an Büchern ist, dass darin Phantasie kein Geld kostet.

  • Da macht es doch schon aus finanzieller Sicht gar keinen Sinn sich an einen Verlag zu binden. Vor kurzem habe ich mit einem Inhaber eines Verlages darüber ein langes Gespräch geführt. Er sah das genauso und genau da liegt auch für viele Verlage das Problem. Das Selfpublishing ist aus Sicht vieler Verlage zu einfach geworden.


    Oder verstehe ich da etwas falsch?


    Das kommt sicher auf die speziellen Bedingungen an. Der Grundvorteil, den ein Verlag gegenüber dem Selfpublisching bietet, ist der, dass er die Bücher besser bewerben kann. Wenn er das tatsächlich in hinreichendem Umfang tut, können auch bei E-Books 5% von sehr vielen Verkäufen mehr sein als 70% von wenigen. Dazu kommt ein weiterer Faktor: Mit jedem verkauften Buch steigt die Bekanntheit eines Autors und damit sein zukünftiger potenzieller Gewinn. Auch wenn die obige Rechnung nicht zu 100% aufgeht, kann es also langfristig noch vorteilhaft sein.
    In der Regel spielt aber noch ein weiterer Faktor hinein: Ebookverkäufe sind bei Vertrieb über Verlage häufig nur das Zusatzgeschäft. Wenn ein Verlag erfolgreich dafür sorgen kann, das ein Buch in vielen Geschäften greifbar ausliegt, dann dürfte eine geringere Gewinnspanne beim E-book für den Autor leicht zu verschmerzen sein.
    Ist dagegen absehbar, dass keiner der Faktoren greifen dürfte, erschließt sich mir auch nicht, warum man ein Ebook über einen Verlag verkaufen sollte. Allerdings gibt es in Ebookbereich auch Onlinevertriebe, die sich Verlag nennen und dessen Aufgabe nur insofern erfüllen, als sie das Ebook in viele verschiedene Onlinegeschäfte bringen. Dafür kassieren sie einen Gewinnanteil. Das hat gegenüber dem direkten Selfpublishing den Vorteil, das der Autor sich nicht mit jedem potenziellen Verkäufer einzeln herumschlagen muss.

  • Ich bin gestern auf einen weiteren Aspekt zu diesem Thema gestoßen. Eine kleine Recherche dazu, ob mein erstes Buch im Internet beachtet wird, hat mich auf gleich Seiten geführt, die es illegal zum Download anboten. Auf einer Seite war es dann, mit einem Rechtshinweis versehen, bereits gelöscht. Die anderen beiden Downloads funktionierten nicht (und versuchten noch meinen Rechner mit einem Virus zu "beschenken"). Diese Art von E-book kann den Autoren (sofern sie funktioniert) durchaus Schaden (obwohl illegale, kostenlose Verbreitung natürlich auch zur Bekanntheit beitragen kann).

  • Ich habe ja kürzlich ein E-Book um 2,69€ gekauft obwohl das Taschenbuch ca. 15€ kostet, und da erschien mir die Differenz so gewaltig, dass ich es einfach nicht nachvollziehen konnte.


    Leider sieht das bei den großen Verlagen ganz anders aus. Da sind die Preise der eBooks fast mit dem der konventionellen Bücher identisch, obwohl (wie auch schon zuvor angesprochen) die Kosten wesentlich geringer ausfallen. Fragt sich nur, wer hier gewinnt? Der Autor oder der Verlag.


    Ich selbst habe meinen Roman in Eigenregie drucken lassen und biete es auch als eBook an. Hier muss ich sagen lohnt sich der Verkauf der eBooks weitaus mehr. Andersherum sehe ich immer wieder ein strahlenden Lächeln, wenn ich Autogramme und Widmungen in ein Buch schreiben soll/darf/muss.


    Was einem als Autor mehr zusagt? Obwohl ich einen Kindle habe und viele eBooks lese, präsentieren kann man ein Papierbuch wesentlich schöner.


    Ich brauche wesentlich mehr Zeit pro Tag. Wie soll ich mich entscheiden?
    Lesen :study:
    oder
    schreiben? :-k

  • habe ich in verschiedenen Foren den Untergang des Abendlandes heraufbeschworen und gesagt, dass ein eBook niemals ein Papierbuch ersetzen kann oder wird.


    ... ersetzen kaum (meine Meinung). Ergänzen sehr wohl. :-,


    Ich brauche wesentlich mehr Zeit pro Tag. Wie soll ich mich entscheiden?
    Lesen :study:
    oder
    schreiben? :-k

  • Diese Art von E-book kann den Autoren (sofern sie funktioniert) durchaus Schaden (obwohl illegale, kostenlose Verbreitung natürlich auch zur Bekanntheit beitragen kann).


    Inwiefern meinst du das? Weil die virale Verseuchung mit dem Autor in Verbindung gebracht werden könnte? Das denke ich nicht, da jedem klar sein sollte, dass er mit so etwas rechnen muss, wenn er solche Seiten besucht.
    Oder meinst du, dass die vielen illegalen Downloads Schaden durch entgangene Einnahmen anrichten könnten? Das mag bei Bestsellern so sein, bei relativ unbekannten Indies dürfte die Anzahl der illegalen Downloads im verschwindenden Bereich liegen - denn wer lädt lieber einen Indie herunter, wenn er einen Bestseller haben kann.

    "deine beschreiebung alleine lässt vermuten, dass es sich um schmöckerroman einzigartiger klasse handelt, nämlich übertriebenem bullshid, der mit der wirklichkeit keinene hinreichenden effekt auf die wirklichkeit erstreckt." (Simon Stiegler)

    Stimmt! Ich schreibe spannende Unterhaltungsliteratur, die den Leser aus der Wirklichkeit entführt, bis zum Ende gelesen wird und bei der der Leser am Ende fragt: Wann erscheint der nächste Band? Schreiben will halt gelernt sein

  • Inwiefern meinst du das?


    Ich meinte zweiteres. Aber ja, wie viel einem Autor dadurch entgeht, hängt natürlich davon ab, wie viele Bücher er überhaupt unters Volk bringt. (Und ja, lange nicht jeder, der ein Buch illegal runterlädt, hätte es ohne diese Möglichkeit gekauft).
    Allerdings sehe ich das mit den Verlusten eher so: Wenn ich einmal ein reicher, schöner und berühmter Bestsellerautor bin, dann "dürfen" mich ruhig ein paar arme Sünder auf diese Art beklauen. Aber bis das so ist, kann ich jeden Euro gebrauchen.
    Im Übrigen habe ich einmal einen Artickel gelesen, der konstatierte, die Zahl illegaler Downloads von Ebooks sei inzwischen ein vielfaches höher, als die Verkaufszahlen. Das (und die Tatsache, dass sich überhaupt schon mindestens 3 Personen die Mühe gemacht haben, mein Buch illegal anzubieten) spräche dafür, dass die Auswirkungen größer sind, als man meinen könnte.


    Was die Sache mit dem Virus anbetrifft: Nein, dass die betreffenden Seiten das Buch nicht legal angeboten haben, war nicht so einfach zu erkennen. Es gibt ja auch genügend Bücher, bei denen Autoren generell eine Kostenfreie Verteilung wünschen. Allerdings kann ich dir darin recht geben, dass wohl kaum jemand so dämlich wäre, zu glauben, der Autor hätte die Viren in das Buch gepackt, um Leser zu vergraulen. :wink: