Betty Smith - Ein Baum wächst in Brooklyn / A Tree Grows in Brooklyn

  • Kurzmeinung

    Farast
    Abgebrochen, mich hat die Geschichte nicht erreicht, vielleicht der falsche Zeitpunkt
  • Kurzmeinung

    Marie
    Erste Hälfte unterhält, irgendwann wirds langatmig und am Ende rosarot
  • Dieses Buch ist, so habe ich im Nachhinein erfahren, ein Klassiker in den USA. Von Oprah Winfrey hoch gelobt und in vielen Schulen und Universitäten zur Pflichtlektüre erhoben, ist dessen Existenz trotz eines fünfjährigen Schul- und Studienaufenthaltes in den USA völlig an mir vorbeigegangen. Erst nach meiner Rückkehr nach Deutschland, während einer Stunden währenden Suche nach etwas ganz anderem in einschlägigen Online-Buchhandlungen, wurde ich darauf aufmerksam, bestellte es und schlug es kurze Zeit später mit gemischten Erwartungen auf.


    Auf dem Cover meiner Ausgabe wird das Buch mit Angela’s Ashes verglichen und es gibt mit Sicherheit Parallelen – eine irische Familie in Amerika. Und da hört es auch schon auf. Denn Betty Smith, die ihr Buch lange vor Frank McCourt schrieb, nämlich in den 1940er Jahren, hat ihren ganz eigenen Stil und Ton und die Familie um die es in diesem Buch in erste Linie geht, die Nolans, kehren auch nicht nach Irland zurück und geben sich geschlagen. Sie fristen ihr Dasein in Brooklyn in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg und trotz Armut und Entbehrungen wurschteln sie sich ganz gut durch ihr Leben.


    Smith suhlt sich nicht im Elend ihrer Figuren. Sie beschreibt es sachlich, mit klaren Worten und viel Wärme für jeden einzelnen der Charaktere, die auftauchen (dies gilt natürlich nicht für den pädophilen Exhibitionisten, der einen kurzen Auftritt hinlegt und einen bleibenden Eindruck hinterlässt). Bedacht darauf, ihren Kindern durch schulische Bildung ein besseres Leben zu ermöglichen, liest die Mutter der Familie ihren Kindern jeden Abend eine Seite aus Shakespeares Gesammelten Werken und eine Seite aus der Bibel vor um ihnen so, wie sie hofft, Eckpfeiler moderner Bildung zu bieten.
    Mittelpunkt der Geschichte ist eindeutig Francie, das älteste Kind der Nolans, die sich vorgenommen hat, jeden Tag ein Buch zu lesen und später einmal Schriftstellerin zu werden. In diesem Aspekt erinnert das Buch viel mehr an "A Northern Light" von Jennifer Donnelly als an Angelas Ashes.


    Francies Vater, charmant, ein Künstler mit einem Hang zum Alkohol und ihre Mutter, streng, hartarbeitend und Frances Bruder bevorzugend, tun beide ihr Möglichstes, den beiden Kindern das beste Leben zu bieten das sie sich leisten können. Wirklich schwierig und problematisch wird es für die Familie erst mit dem unverhofften Tod des Vaters und der Geburt eines dritten Kindes. Doch weder Smith noch ihre Romanhelden, zu denen auch die Schwestern von Francies Mutter zählen - allesamt starke Frauen und Kämpfernaturen, die sich mit ihren Männern und ihrem Leben so gut wie möglich arrangieren und auseinandersetzen - lassen sich von den Irrungen und Wirrungen die das Leben für sie bereithält beirren. Sie gehen stur weiter ihren Weg und der Leser kann ihnen dabei mit Staunen und Bewunderung, mit einem lachenden und einem weinenden Auge, zusehen.


    Die deutsche Fassung des Romans ist vergriffen, aber auf Englisch ist es auch in neuen Taschenbuchausgaben erhältlich.

  • Das Buch liegt jetzt in einer neuen Übersetzung wieder auf Deutsch vor. Ich lese es gerade und kann es bisher nur in den höchsten Tönen loben. :thumleft:

    :montag: Judith Hermann - Daheim


    "Sehnsucht nach Liebe ist die einzige schwere Krankheit, mit der man alt werden kann, sogar gemeinsam."
    (Bodo Kirchhoff: Die Liebe in groben Zügen)


  • Dieses Buch hat mir meine Buchverkäuferin empfohlen. Betty Smith soll eine vergessene Autorin sein, und tatsächlich findet sich zumindest bei Wikipedia kaum Biografisches über sie.


    Am 15. Dezember 1896 wurde sie in Brooklyn, New York, als Elizabeth Lillian Wehner geboren. Ihre Eltern, John Wehner und Kate Hummel, waren beide Kinder deutscher Einwanderer.
    Vom Klappentext erfahre ich noch, dass sie in armen Verhältnissen aufwuchs. Sie zog mit ihrem ersten Ehemann nach Michigan, durfte sich zwar nicht an der Universität einschreiben, nahm aber an den dortigen Kursen teil.
    Am 17. Januar 1972 starb Betty Smith in Shelton, Connecticut.


    Ihr erster Roman Ein Baum wächst in Brooklyn (1943) schlug sofort ein und führte die amerkanische Bestsellerliste an. Er wurde sogar für den Pulitzer-Preis nominiert. Elia Kazan verfilmte das Buch 1945; er bekam einen Oscar für James Dunn als Bester Nebendarsteller und einen Juvenile Award (Jugendoskar, der in der Filmgeschichte nur zwölf Mal verliehen wurde) für Peggy Ann Garner. 1951 wurde die Geschichte am Broadway aufgeführt.
    1947 erschien das Buch in Deutschland und wurde jetzt, übersetzt von Eike Schönfeld, vom Insel Verlag neu aufgelegt. Schönfeld wurde 1949 geboren, übersetzt aus dem Englischen, z. B. Vladimir Nabokov, J. D. Salinger, Jeffrey Eugenides und Richard Yates.



    Der Roman scheint sehr autobiografisch zu sein. Er beginnt 1912 in Williamsburg, Brooklyn, und wird aus Francie Nolans Sicht erzählt. Francie, elf Jahre jung, ist eine Leseratte. Jeden Samstag geht sie in die Leihbücherei und holt sich ihren Lesestoff. Jeden Tag ein Buch will sie lesen.
    Francie wächst in ärmlichen Verhältnissen auf - mit einem Vater, der dem Alkohol verfallen ist, und einer Mutter, die sehr streng wirkt, weil sie die Familie beisammen und am Leben erhalten muss. Sie schuftet sich ihre Hände als Hausmeisterin kaputt.
    Auch Francie und ihr Bruder Neeley müssen ihren Teil zum Lebenserhalt der Familie beitragen - sie sammeln Altpapier, Lumpen und Schrott und bringen es zum Trödler, von dessen Geld sie einen kleinen Beitrag für sich behalten dürfen.
    Die Mutter versucht alles, um ihren Kindern eine gute Bildung angedeihen zu lassen. Die Aufsätze, die Francie in der Schule schreibt, sind voller Fantasy. Als sie aber älter wird und ihr so richtig bewusst wird, in was für einer Zeit und in welcher Armut sie lebt, nennt sie die Dinge auch beim Namen, was bei der Lehrerin gar nicht gut ankommt.


    Das Buch ist zwar kein, wie ich anfangs angenommen hatte, Buch über Bücher. Enttäuscht war ich darüber aber nicht. Ganz im Gegenteil: Ich habe jede einzelne Seite in mich aufgesogen, wenn ich das mal so schwärmerisch sagen kann. Betty Smith hat eine herzerwärmende Sprache, auch wenn es um Negative Dinge geht. Und die erleben die Nolans ja zur Genüge, bevor sich für sie durch die Entwicklung der Zeit das Leben zum Positiven ändert.


    Ein Buch, das ich euch wärmstens ans Herz lege.

    Denn ich, ohne Bücher, bin nicht ich. - Christa Wolf


    2022 - 64

    2023 - 84 von 80 - geschafft :)

  • Ich lese dieses Buch auch gerade und, was soll ich sagen, bin total begeistert . Nach wenigen Seiten hatte mich die Geschichte schon total gepackt und ich fühlte mich sogleich in die Zeit und Lebensumstände dieser Familie hineingezogen und kann es sehr empfehlen.

    :study:Bijan Moini: Der Würfel

    :musik:Dostojewski: Schuld und Sühne


    Gelesene Bücher 2019: 17

  • ... und mittlerweile gibt es diesen wunderbaren Roman auch als Taschenbuch. :D

    :study: Jutta Aurahs - Katzen :cat:

    :study: Han Kang - Griechischstunden

    :musik: Asako Yuzuki - Butter (Re-???)

    :musik: Satoshi Yagisawa - Die Tage in der Buchhandlung Morisaki

    :montag: Dietrich Krusche (Hg.) - Haiku (Reread)

    :montag: Deb Olin Unferth - Happy Green Family (Reread)





  • Großartiges Buch. :applause:Wunderbar erzählt, so fesselnd, dass ich das Buch nur ungern aus der Hand legte. Es ist eine authentisch erzählte Geschichte einer armen Familie, die vieles durchleiden musste: schwere Arbeit, Hunger, wenig Geld, Suchterkrankung, ewige alltägliche Schwierigkeiten und dennoch strotzt das Buch von Liebe zum Leben. Es ist ein trotz der Tragik ein lebensbejahendes Buch, das mir ausgesprochen gut gefallen hat. :thumleft: Ich habe es so gerne gelesen :love: und mit Protagonisten mich gefreut und auch mitgelitten. Besonders die Hauptprotagonistin des Romans ist mir ans Herz gewachsen, ein Mädchen, das nach Bildung strebt, das Bücher liebt und alles darauf setzt diese Wünsche sich zu erfüllen. Ich hoffe, man merkt es mir an, dass ich von dem Roman begeistert bin. Denn ich würde das Buch allen, die eine ruhig erzählte, und dennoch eindringliche Geschichte mögen, empfehlen. Von mir gibt es :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    2024: Bücher: 90/Seiten: 39 866

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
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    Dalai Lama

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    Lese gerade:

    Scalzi, John - Die Gesellschaft zur Erhaltung der Kaiju-Monster

  • Ich kann mich Emili nur anschließen: ein wunderbares Buch, das mir noch lange in Erinnerung bleiben und schon jetzt zu meinen Lesehighlights in diesem Jahr zählen wird :thumleft:


    Etwas schade fand ich, dass einige Fäden im Laufe der Erzählung aufgenommen, dann aber nie mehr erwähnt wurden. Aber das ist der einzige Negativpunkt den ich nennen kann. Ansonsten ein rundum schönes Leseerlebnis, auch wenn die Nolans so einige Rückschläge einstecken müssen, neigen sie doch nicht zum Jammern, sondern krempeln dann erst recht die Ärmel hoch und arbeiten auf ihre Ziele hin. Immer wieder beginnen sie von vorn und sehen das Positive daran. Das Buch kam für mich genau zur rechten Zeit und spendete mir sehr viel Trost und Zuversicht :)


    Das Buch ist wie ich finde ein Kleinod, die Beschreibungen von Brooklyn ab 1900 sind sehr authentisch und einfach nur schön geschrieben. Man spürt zwar das Elend und die Armut der Familien in Brooklyn, aber das Buch ist trotzdem durchweg positiv und zieht einen nicht hinunter.


    Ich werde es garantiert nochmal lesen :love: Von mir gibt's auch :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: