Wunderschöne Teenager-Romanze mit unerwartetem Tiefgang
Auch wenn die Jugendlichen, mit denen ich mich in den letzten Jahren immer gern über Jugendbücher austauschte, langsam erwachsen werden und mittlerweile sogar kräftig in anderen Genres meiner Heimbibliothek nach Lesestoff suchen, lese ich hin und wieder immer noch gern ein Buch aus der Jugendabteilung.
Aufgrund des Klappentextes und des Covers hatte ich mit einer einfachen und unterhaltsamen Lovestory gerechnet, entspannend halt. Da ich oft sehr nah am Wasser gebaut bin, hielt ich es auch durchaus für möglich, dass bei mir ein paar Tränen der Rührung fließen könnten. Dass ich aber Rotz und Wasser heulen könnte und das aus ganz anderen Gründen als angenommen, hätte ich im Vorfeld nicht gedacht.
Verlieb Dich nie in einen Vargas
Die 17-jährige Jude, die jüngste von 4 Töchtern der Familie Hernandez und die Einzige, die noch zu Hause lebt, hat gerade die High-School beendet. Eigentlich hatte sie vor ihre letzten Sommerferien vor dem College ganz unbeschwert mit ihren Freundinnen Zoe und Christina zu verbringen. Doch eine Krankheit ihres Vaters und dessen plötzlich notwendig gewordene Betreuung ändert alles.
Mit der niederschmetternden Diagnose ihres Vaters kann und will Jude sich nicht abfinden. Als sie im Schuppen eine seit 30 Jahren eingemottete und nicht mehr fahrtüchtige Harley findet und ihr Vater beim Anblick der Maschine regelrecht aufblüht, engagiert sie einen jungen Motorrad-Schrauber, der das alte Mädchen wieder flott machen soll.
Zu spät bemerkt Jude, dass es sich bei ihm um einen Vargas handelt. Zwei junge Männer aus dieser Familie haben bereits ihren Schwestern das Herz gebrochen und vor 5 Jahren haben die vier Hernandez-Töchter bei ihrem Blute geschworen, nie wieder einen Vargas in ihre Nähe zu lassen…
El Demonio
Am Anfang wurde ich von der Autorin regelrecht ins Geschehen hineingeworfen. In einer jugendlich forschen Sprache erzählt die Hauptprotagonistin Jude irgendwas von diversen Kleidungsstücken, die an gewissen Stellen unheimlich drücken und marschiert gleichzeitig mit Papi und dem Familienhund im Schlepptau in einen Biker-Laden. Im ersten Moment hielt ich sie für ein Püppchen, das zufällig Papis alte Maschine entdeckt hat und sich nun in den Kopf gesetzt hat Biker-Braut zu werden.
Ich gebe zu, dass ich in den ersten Kapiteln doch etwas konsterniert war und Jude für eine typische schnucklige kleine 17-jährige Zicke hielt und erwartete eine Geschichte voller jugendlicher Peinlichkeiten, an der sie am Ende dann ihren coolen knallharten Motorradtypen bekommt.
Doch weit gefehlt. Denn schnell lernte ich dann ihre Familie kennen, erfuhr die korrekte Diagnose ihres Vaters, sah die wahre Motivation und ein verletzliches aber kämpferisches junges Mädchen, was sich mit den Tatsachen nicht abfinden kann und einen Weg gefunden zu haben glaubt, ihren Vater trotz allen gegenteiligen Behauptungen der Ärzte ins Leben zurück holen zu können.
So verfolgte ich dann ganz gefesselt das weitere Geschehen und erlebte, wie das Mädchen, das kurz vorher tatsächlich nur ein ganz normaler Teenager war, innerhalb eines Sommers erwachsen wurde. Die titelgebende Familienfehde zwischen den Hernandez und den Vargas war dabei für mich eigentlich nur ein auflockerndes Beiwerk. Sicher war die Romanze zwischen Jude und Emilio auch irgendwie vorhersehbar. Aber ist das nicht jede Liebesgeschichte? Das ist doch das Schöne an der Liebe. Ein altes Spiel und doch immer wieder wunderschön und neu.
Richtig beeindruckt dagegen hat mich die Verantwortung, die das junge Mädchen für ihren Vater übernommen hat, ohne dabei die absolute Superheldin zu sein. Die Autorin hat es hervorragend verstanden ihre inneren Kämpfe darzustellen, ihr ständiges Ringen um Verständnis und die schleichende Änderung ihres Verhältnisses zu ihren noch immer unbedarften Freundinnen. Sehr gefallen hat mir, dass die Autorin durch ihr wertfreies Schreiben bei mir als Leserin auch Verständnis für die Freundinnen hervor gerufen hat.
In jedem Fall habe ich während der gesamten Lesezeit mit Judes Familie gehofft und gelitten und hatte bis zum gefälligen Ende, was allerdings nicht in allen Bereichen Friede, Freude, Eierkuchen bedeutet, einige Taschentücher verbraucht. Eine traurig-schöne Geschichte, die ich gern weiter empfehle.