Lorenz Filius: Geisterbilder des Gemüts

  • Klappentext:


    Was könnte einen Schöngeist dazu bringen, sich banalen Dingen mehr zu widmen, als sie auch nur einen Aphorismus wert erscheinen? Belächelnd angedacht, verfliegt der Tiefsinn des Moments. Doch zieht man einen solchen nur ein wenig in die Länge, lockt man einen Geist, der durch Metaphern spukt und alle Klarheit jenseits ihres Spiegels phantasieren lässt. Geisterbilder schwelgen im Gedachten zum Entdecken der Gedanken.


    Kritik:


    Von Wahrheit ohne Anspruch.
    "Ist da wer, der sich in meiner Eigenheit versteckt?"
    Den Inhalt eines Buches umfassend zu beschreiben, einer Sammlung kurzer Texte, die nicht erschaffen sind im Kokettieren mit dieser oder jener Stilart (weithin Beachtung anzupeilen), indes aber um die Unmöglichkeit des außerpersönlichen Empfindens gedanklich darzustellen, erweist sich als ein Paradox. Gleich der Distanz zwischen jeder einzelnen Textidee und ihrer Unabhängigkeit anstrebenden Ausrichtung im metaphysischem Raum. "Was braucht es mehr, um dies zu finden, als ein wenig Zeitverlust?"
    In diesen Zeilen meiner Rezension findet weniger die Verwirrung ihren Wiederklang, welche die Geisterbilder des Gemüts von der Eingängigkeit entbindet (denn wenn auch nicht geläufig, so ergeben die Abstraktionen bei aller Abweichung von üblichen Gedankenschleifen Berührungspunkte für selbige Intuition), sondern die Surrealität des Erlebens alltäglicher Gleichförmigkeit ohne Abschweifung ins bodenlose Sein. Beinahe ein Frevel des Autors am eigenen komplexen Werk, seine Prosa-Miniaturen als "Geschichtchen" zu (unter)titulieren. Jeder Gedanke, der sich dahingegen löst aus der Bereitschaft im Hort der Beschaulichkeit zu verharren, trägt einen begreifbaren (!) Teil des Mysteriums bei; in der Dreidimensionalität ist der Mensch seinen Beschränkungen erlegen, was außerhalb vorhanden sein mag, wollen die "Geisterbilder" immer wieder an sich selbst entschlüsseln - wahrlich ein genialer Wurf der Vergeblichkeit!
    "Einzig Blicke aus der jugendlichen Blüte fragen wortlos nach der Zukunft und versichern mir die Antwort - die ich ehrlich nicht als Trost erkenne - als Erlösung aus dem Kerker meines Seins."
    Kein Guru/Geburtshelfer ist vonnöten für diejenigen, die Lorenz Filius' Texte auf sich wirken lassen und solche Metamorphosen einbeziehen, weil das Weiterdenken dort anberaumt wird, wo sonst die leeren Phrasen mit der Unbedenklichkeit vergehen. Ruhen wir noch im Verdrängen unserer letzten Schmach, oder sind wir hellauf wach beim Nachrufen einer altbekannten Tat. Eigentlich ist es die Begegnung mit sich selbst, die Filius dem Leser anzuvertrauen weiß. "Kennen wir uns denn so sehr?"
    Ich denke: Nein.



    Peter Pitsch