Wissenswertes rund um Deutschland - Eine Sammlung

  • Helmut Beermann: Messer + Klingen Ein Steifzug durch fünf Jahrhunderte der Klingenherstellung; Eigenverlag Martor Solingen 1993; 384 Seiten; ISBN: 3-9803196-0-1 Wer etwas von A bis Z beschreibt, geht sehr gründlich in seiner Arbeit vor. Der Autor beschreibt die Klingenherstellung, die dazugehörigen juristischen Gesetze und erklärt die benutzen Fachbegriffe in einem eigenen Glossar. Übertrieben umfangreich ist der Teil, in dem die (Zeitungs-)Werbung der Schneidwaren- und Klingenindustrie vorgestellt wird. Das Buch ist sehr abgehoben, fast schon wissenschaftlich gehalten. Ein persönlicher Zugang ist so kaum möglich, insbesondere dann nicht, wenn man nicht aus dem Bergischen Land kommt. Es wird kein Klingen- und Schneidwarenunternehmen besonders vorgestellt. Es wird niemand hervorgehoben, der sich irgendwie um die Branche verdient gemacht hat. Man muß sich also schon sehr für dieses Handwerk interessieren, um zu diesem Buch zu greifen.

  • Zum Thema: Willy Leson: So lebten sie am Niederrhein


    Hallo Andreas


    Ich danke dir für die Vorstellung des Buches, dass ist doch mal wieder was für mich... :thumleft: Ich bin ja am Niederrhein geboren, und es interessiert mich doch sehr, wie das Leben früher "bei uns" so war.
    In meine Wunschliste habe ich es bereits eingetragen, mal sehen, ob ich vielleicht bei antbo ein gebrauchtes Exemplar bekommen kann. :-k


    Gruss Bonprix :wink:

  • Alfred Grosser: Das Deutschland im Westen Eine Bilanz nach 40
    Jahren Carl Hanser Verlag München 1985; 384 Seiten; ISBN 3 – 446 –
    14095 – 6


    Western beschreiben das harte Leben der Cowboys;
    Eastern sind meistens Karate- und Kung fu – Filme. „Das Deutschland im
    Westen“ heißt ein Buch von Alfred Grosser, das lange Zeit ungenutzt in
    meinem Bücherregal stand.
    5 Kapitel enthält es; sie beschreiben die
    ersten vier Jahrzehnte der Bundesrepublik, ihr politisches und
    wirtschaftliches System sowie das Verhältnis der Bundesrepublik zu
    ihren Nachbarstaaten.
    Als ich beginne, das Buch zu lesen, bin ich im
    ersten Augenblick beeindruckt. Kenntnisreich und detailliert beschreibt
    Grosser die Bundesrepublik, ohne sich in Details zu verlieren. Kirchen
    und Gewerkschaften sind hier genauso vertreten wie grundsätzliche
    Fragen. Wie geht man mit den 12 Jahren Nazi – Diktatur um? Darf man die
    DDR als Staat anerkennen? Spätestens hier wird mir klar, daß das Buch
    inhaltlich überholt ist. Die erste Auflage kam 1985 auf den Markt; ich
    lese gerade die 2. Auflage, die ein Jahr später erschien. Von deutscher
    Wiedervereinigung ist hier also verständlicherweise noch keine Spur.
    Grosser beschränkt sich bei seinen Ausführungen auf Westdeutschland;
    die DDR kommt nur am Rande vor.
    An dieser Stelle höre ich auf,
    Grossers Buch zu lesen. Wer sich für Deutschland, Politik und
    Zeitgeschichte interessiert, wird sicherlich seine Freude an dem Buch
    haben. Es beschreibt die Bonner Republik in ihrem Endstadium. Wie eine
    Beschreibung der Berliner Republik sucht, der sollte andere Bücher zur
    Hand nehmen. Ob das Buch inzwischen Neuauflagen erlebt, ist mir egal.
    Mir reicht sein historischer Charme.

  • Hans Georg Kraume: Die Reihe Archivbilder Duisburg die alte Stadt; Sutton Verlag Erfurt 1997; 128 Seiten; ISBN: 3-89702-026-2


    "Duisburg in guten wie in schlechten Zeiten, dargestellt in über 200 ausgewählten alten Fotographien aus den Beständen des Stadtarchivs. Mit historischem Bildmaterial von der Frühzeit der Fotografie bis zum Ende des 2. Weltkriegs dokumentiert Hans Georg Kraume in diesem Band das wechselnde Schicksal der alten Stadt Duisburg - ihre Straßen und Plätze, ihre Industrie, vor allem aber ihre Menschen und deren Leben in allen Facetten," berichtet die Inhaltsangabe auf dem hinterne Buchdeckel. Was sie verschweigt: Kraume ist Leiter des Duisburger Stadtarchivs.


    Innenstadt und Hafen, Wedau, 1. Weltkrieg, Ruhrkampf und NS - Zeit werden hier gezeigt. So zeigt sich ein ansprechendes Bild des öffentlichen Lebens. Und offenbart so auch gleichzeitig die entscheidenden Schwächen des Buches. Die Stadtteile südlich von Hochfeld werden nicht gezeigt - weder das ländliche Serm, die Eisenbahnersiedlung in Wedau oder die Großindustrie in Hüttenheim. Was sehr schändlich ist. Schließlich gehören auch sie zum alten Duisburg. Die Gebiete nördlich der Ruhr und westlich des Rheins sind ja auch erst später hinzugekommen.


    Wer ein nostalgisches Bild der westlichsten Ruhrgebietsstadt erhalten möchte, sollte zu diesem Buch greifen.

  • Bundesministerium für Arbeit und Soziales: Künstlersozialversicherungsgesetz Hintergründe und aktuelle Anforderungen; Selbstverlag Bonn 2007; 224 Seiten; ISBN: 978-3-00-020400-5


    Gabriele Schulz und Olaf Zimmermann heißen die Autoren dieser Fachpublikation. Sie führen das Künstlersozialversicherungsgesetz und dazugehörige wichtige rechtliche Regelungen an. In einem ersten, etwa gleich großen Teil beschreiben sie Geschichte und Arbeitsweise der Künstlersozialversicherung. Selbst ein Blick ins europäische Ausland ist dabei.


    Wie schon gesagt: Hier liegt eine Fachpublikation vor. Sie wendet sich an alle selbständigen Künstler und Publizisten, wobei hier auch definiert wird, wer Künstler bzw. Publizist ist. Wer in diesem Berufsfeld arbeitet, sollte sich diese nützliche und leicht verständliche Publikation besorgen.

  • Hessischer Landtag: Hessische Schriften zum Föderalismus und Landesparlamentarismus Nr. 12 "...wir sind noch nicht so weit". Carl Ulrich Vorkämpfer für soziale Demokratie im hessischen Landtag Reden 1888 - 1919: Selbstverlag Wiesbaden 2007; 196 Seiten; ISBN: 3-923150-27-X


    Thomas Lange ist quasi Autor des Buches. Er wählte die Fotos aus und stellte die Texte zusammen. In einem ersten Teil beschreibt Lange die politische Biographie Ulrichs, der Sozialdemokrat war, was zu Kaisers Zeiten ja noch eine kommunistisch - marxistische Ausrichtung bedeutete. Im zweiten, größeren Teil gibt Lange die politischen Reden Ulrichs (soweit möglich) im Wortlaut wieder. Ulrich legt eine Karriere vom politisch Verfolgten des Kaiserreichs zum höchsten staatlichen Amt Hessens hin. In dieser Zeit wandelte sich die SPD von einer regierungskritischen zu einer staatstragenden Partei. Als Ulrich am 12. April 1933 starb, war der gelernte Metalldreher 80 Jahre alt und in zweiter Ehe verheiratet.


    Wer diese Art der Präsentation mag, wid hier hessische Landesgeschichte in ansprechender Form vorgestellt bekommen. Trotz aller gebotenen Sachlichkeit könnte man Langes Schreibstil lebendig nennen.


    Ich bin nun kein Experte, was Hessen betrifft. Ein Buch wie dieses ist aber auch für einen überzeugten Rheinländer wie mich interessant. Lange stellt ein (nur mir???) unbekanntes Kapitel deutscher Geschichte vor.

  • Hessischer Landtag (Hrsg.): Hessische Schriften zum Föderalismus und Landesparlamentarismus Nr. 9 Festakt "50 Jahre Hessische Verfassung" und Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an die Erste Sitzung der Verfassungsberatenden Landesversammlung vor 50 Jahren; Selbstverlag Wiesbaden 2003; 86 Seiten; ISBN 3-923150-22-9


    Der in der Überschrift genannte Festakt fand am 1. Dezember 1996 im Staatstheater Wiesbaden statt. Diese Publikation gibt die Begrüßungsansprache von Klaus Peter Möller, Präsident des Hessischen Landtags, den Festvortrag von Dr. Dr. Hildegard Hamm-Brücher und die Ansprache des Hessischen Ministerpräsidenten Hans Eichel wieder.


    Viel zu besprechen gibt es bei diesem Buch nicht. Es ist einfach nur die Dokumentation einer hochoffiziellen Veranstaltung der hessischen Landespolitik. Wer sich dafür interessiert, kann sich diese Publikation gerne besorgen.


    Hinsichtlich ihrer Aufmachung ist die Publikation eher schlicht geraten, um nicht zu sagen: Sie ist eine reine Bleiwüste. Fotos fehlen hier genauso wie jeglicher Hochglanz.

  • Joachim Blome: Burgen Schlösser Herrenhäuser Mit Pastellkreise unterwegs im Ruhrgebiet; Selbstverlag Herne 2004; 332 Seiten; ISBN: 3-00-014040-9


    Blome wurde 1934 in Dortmund geboren. Er ist Architekt und Baumeister. „Als Maler und Zeichner auf ständiger Suche nach den Ursprüngen unterwegs. Hierbei entstanden die in diesem Buch dargestellten 140 Pastellzeichnungen,“ berichtet der hintere Buchdeckel.


    „Es bereitete mir einige Jahre lang viel Vergnügen, die in unserer engeren Heimat noch verbliebenen geschichtlichen Denkmäler – ähnlich wie zur Zeit unserer Vorfahren – in einer künstlerischen Bestandsaufnahme festzuhalten. Letztmalig geschah dies für das Ruhrgebiet in kleinerem Umfang in einer heute sehr wertvollen Buchausgabe von Matheus Merian mit Kupferstichen von Häusern in Westfalen aus dem Jahre 1647. Die Geschichte verlangt nach einer neueren, zeitgemäßen Dokumentation dieser Art,“ beschreibt Blome die Motivation, dieses Buch zu erstellen.


    Haus Langendreer aus Bochum kommt hier genauso vor wie das Wasserschloß Bladenhorst, das Wasserschloß Westerholt, Haus Goldschmiedung und die Schloßkapelle Martinikirche aus dem Kreis Recklinghausen, um nur einige Beispiele zu nennen.


    Es ist deutlich zu sehen, wieviel Herzblut und künstlerisch-zeichnerisches Talent in dem Buch steckt. Auch wenn Blome hier nur die wichtigsten Ausflugsziele vorstellt, muß er sich doch irgendwann aufgesucht haben. Ohne eigene Anschauung wäre es wohl nicht möglich, so realistische und detailgetreue Zeichnungen anzufertigen.


    Die Zeichnungen sind eine wahre Freude, auch wenn sie etwas idealistisch und naiv (im Sinne von naiver Malerei) wirken. Die Schönheit der jeweiligen Orte steht hier im Vordergrund. In seinem Vorwort zeichnet Blome eine kurze, oberflächliche Geschichte des Ruhrgebiets und der hier anzutreffenden Bauhandwerkskunst. Schnell wird hier deutlich, daß viele historische Gebäude nicht nur Orte der Repräsentation sind, sondern auch einen Zweck zu erfüllen haben: Rückzugsorte bei Gefahr, Markt-, Gerichts-, Verwaltungs- und Versammlungsräume und Verteidigungsanlagen sind sie; teilweise werden sie auch als (landwirtschaftliche) Rittergüter genutzt. Von diesen Funktionen ist hier nichts zu sehen. Die Schlösser und Burgen haben fast schon einen verklärten Heiligenschein aufgesetzt bekommen, der Wind und Wetter abhält. Das Buch gefällt trotzdem.

  • Olaf Manke / Jürgen Manke: Die Reihe Archivbilder Arbeit und Leben in Recklinghausen; Sutton – Verlag Erfurt 2005; 128 Seiten; ISBN: 3-89702-922-7


    „Die bislang meist unveröffentlichten Aufnahmen zeichnen ein lebendiges Bild des Alltags in Recklinghausen. Über 200 Fotos vor allem aus den Fünfziger- und Sechzigerjahren die Arbeit untertage in den Recklinghäuser Zechen, Kindheit und Jugend, den mißglückten Einsatz eines Polizeifahrzeugs in den `20er Jahren oder private Lichtbildvorführungen im heimischen Wohnzimmer. Alteingesessene können sich auf ein Wiedersehen mit der `Großstadt-IlseŽ oder die Meilensteine der Beat-Kultur freuen,“ berichtet die Inhaltsangabe auf dem hinteren Buchdeckel.


    Olaf Manke ist Grafiker und Mitglied des Vereins für Orts- und Heimatkunde Recklinghausen. Jürgen Wagner ist Mitarbeiter der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur Nordrhein – Westfalen. Manke gab schon 2002 im Sutton – Verlag einen Bildband über Recklinghausen heraus. Glaubt man dem hinteren Buchdeckel, war dieser erste Bildband wohl sehr erfolgreich; der vorliegende Bildband bietet da wohl eine Art Fortsetzung.


    Und tatsächlich: Die hier gezeigten Fotos scheinen alle aus Privatbesitz zu stammen. Sie zeigen Menschen in unterschiedlichsten Lebenslagen, mal auf der Arbeit, mal zu Hause. Die Fotos sind sehr persönlich gehalten. Die Fotos sind alle in schwarzweiß gehalten und lassen die gute alte Zeit noch einmal lebendig werden. Wer (wie ich) im Ruhrgebiet groß geworden ist, den rührt das Buch auch menschlich an.


    Diese menschliche Note ist aber auch die Schwäche dieses Buches. Auch wenn hier teilweise der ländliche Charme Recklinghausens durchscheint, ist nicht immer deutlich sichtbar, wo die Fotos entstanden sein könnten. Die Menschen aus Dinslaken, Oberhausen oder Hattingen pflegten im Grunde denselben Lebensstil; so gesehen bietet das Buch einen nostalgischen Rückblick auf die gute alte Zeit im Ruhrgebiet.

  • Olaf Manke: Die Reihe Archivbilder Recklinghausen; Sutton Verlag Erfurt 2002; 128 Seiten; ISBN: 3-89702-443-8


    „Als Recklinghausen 1816 zur Kreisstadt wurde, war es noch ein landwirtschaftlich geprägtes Kleinstädtchen. Viehhandel und Tuchproduktion waren die Hauterwerbszweige. Erst mit dem Bergbau wurde Recklinghausen zur industriellen Großstadt. Der gebürtige Recklinghäuser Olaf Manke dokumentiert anhand der lebendigen Fotografie die hundert Jahre zwischen 1870 und 1970. Dieser Bildband zeigt den Aufschwung der Zechen und den Neuanfang nach dem Krieg ebenso wie das Leben der Bergleute oder die Feierabendgestaltung,“ berichtet die Inhaltsangabe auf dem hinteren Buchdeckel. Das Fotomaterial stammt aus dem Stadtarchiv wie Privatarchiven.


    Sehr persönlich, sehr lebendig ist das Buch geraten. Die Menschen, ihre Arbeiten und Freizeitvergnügungen stehen hier im Vordergrund; daß dabei auch die Entwicklung der Stadt gezeigt wird, sei hier nur am Rande erwähnt. So wird schnell deutlich, daß nicht nur Kohle und Stahle, Dreck und Maloche das Leben der Menschen (und der Stadt) bestimmen. Der eher ländliche Charme Recklinghausens der damaligen Zeit (der auch heute noch ansatzweise zu spüren ist) schlägt auf den zahllosen Schwarzweißfotographien voll durch. Wer sich für die Heimatgeschichte Recklinghausens interessiert, dem sei dieses Buch durchaus empfohlen.

  • Eva Haustein-Bartsch: Ikonen-Museum Recklinghausen; Deutscher Kunstverlag 1995; 136 Seiten; ISBN: 3-422-06134-7


    „Das Ikonen-Museum Recklinghausen, das im Jahre 1956 eröffnet wurde, ist das bedeutendste Museum ostkirchlicher Kunst außerhalb der orthodoxen Länder. Die Sammlung umfaßt rund 650 Ikonen und Werke der angewandten Kunst aus Rußland, Griechenland und den Balkanländern; sie vermittelt einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Themen und die stilistische Entwicklung der Ikonenmalerei und der Kleinkunst im christlichen Osten vom frühen 14. bis ins 19. Jahrhundert. Neben den Ikonen präsentiert das Museum eine Kollektion koptischer Kunst aus spätantiker und frühchristlicher Zeit, die von der Vielfalt künstlerischer Tätigkeit in Ägypten vom 1. Jahrhundert bis in das frühe Mittelalter zeugt. Das Buch zeigt und beschreibt eine Auswahl von 100 Hauptwerken aus der Sammlung der Ikonen, ostkirchlichen Stickereien, Miniaturen sowie Holz- und Metallarbeiten. Analog zur Sammlung ist der Band nach thematischen Gesichtspunkten gegliedert,“ berichtet die Inhaltsangabe.


    Doch Vorsicht! Hier liegt kein Museumsführer vor, der ein Museum und seine Ausstellung beschreibt. Hier liegt ein Fachbuch vor, das ein sehr spezielles Kunst- und Religionsthema behandelt. Man braucht (als Leser) schon Vorkenntnisse und einen Zugang zu dem Thema, um es angemessen würdigen zu können.


    Jede Ikone wird mit Bild und Beschreibung vorgestellt. Auch wenn sie als Kustorin in dem Museum arbeitet, bemüht sich die Autorin um eine verständliche Sprache, kann aber gelegentlich Fachausdrücke nicht vermeiden; Vorkenntnisse hinsichtlich Bibeltexten und kirchlichen Begriffen sollte der Leser also schon mitbringen. Dann wird er ein durchaus informatives und auch lesenswertes Buch in den Händen halten.

  • Lutz Engelskirchen: Zeche Zollverein Schacht XII Museumsführer; Klartext Verlag Essen 2000; 80 Seiten; ISBN: 3-88474-871-8


    „Der Schacht XII der Zeche Zollverein: Einst größte Schachtanlage der Welt, Vorbild für die Bergbau-Architektur des Ruhrgebiets, eine der `IkonenŽ der Industriearchitektur. Aber die Zeche Zollverein war auch das : Arbeitsplatz für fast fünftausend Menschen, Lebensmittelpunkt für Generationen von Bergarbeitern, Impulsgeber für die Entwicklung der Essener Stadtteile Katernberg, Stoppenbeck und Schonnebeck.


    Mit der Unterschutzstellung der Zeche Zollverein stieß die Denkmalpflege 1986 in Größenordnungen vor, die ungewöhnliche Nutzungskonzepte verlangten. So haben in den Nebengebäuden der Zeche eine Vielzahl kultureller Einrichtungen Platz gefunden. Die wichtigsten Stationen entlang des Weges der Kohle durch die Übertageanlagen erschließt das Museum Zollverein. Hier erhält der Besucher Einblicke in die Geschichte und Arbeitswelt eines großen Bergwerks,“ berichtet die Inhaltsangabe.


    Das Buch ist auf Deutsch und in Englisch geschrieben; die englische Übersetzung stammt von Roy Kift.


    Rot, Schwarz und Weiß sind die vorherrschenden Farben des Buches. Der deutsche Text ist mit schwarzen, der englischsprachige mit roten Buchstaben geschrieben. Die Fotos sind in schwarzweiß wie auch in rotweiß abgedruckt. Eigene Texte erklären die Fotos. Die Seitengestaltung ist modern und ansprechend, ohne überzogen poppig zu sein. Die Blöcke mit den jeweiligen Texten und Fotos sind übersichtlich angeordnet, so daß das Buch gut lesbar bleibt.


    Das Buch ist sachorientiert angelegt. Die Zeche als Unternehmen wird genauso beschrieben wie die eingesetzte Technik und der Aufbau des Museums. Die Zeche wird weder in die Essener Stadtgeschichte eingeordnet noch wird ihre heutige Bedeutung als Museum vorgestellt. Wichtige Persönlichkeiten (wie etwa die Architekten oder wichtige Direktoren) kommen in dem Buch nicht vor. Das Buch ist sehr sachlich und damit unpersönlich geraten. Es ist damit sehr leseunfreundlich. Wer möchte schon ein Fachbuch über den Zechenbetrieb lesen, wenn er in ein Museum geht. Der Autor hat hier eine gute Gelegenheit vertan, Werbung für das Museum zu machen.

  • Michael Schenk: Die Reihe Archivbilder Auf Schienen unterwegs Eisenbahnen im östlichen Ruhrgebiet; Sutton Verlag Erfurt 2004; 128 Seiten; ISBN: 3-89702-786-0


    „Obwohl die Bedeutung der Eisenbahn in den letzten Jahrzehnten merklich zurückging, wird das Gesicht des Ruhrgebiets auch heute noch stark von einem Eisenbahnnetz geprägt, das Städte, Produktionsbetriebe und Menschen miteinander verbindet. Wie die Landschaft und das Leben entlang der Gleise noch vor 100 Jahren aussahen, dokumentiert dieser Bildband mit 200 bisher unveröffentlichten Bildern aus den Jahren 1898 bis 1966. Auf einer Zeitreise von Wetter bis Recklinghausen und von Essen bis Holzwickede kann sich der Betrachter von technischen Details alter Stahlrösser und dem typischen Flair der Industrielandschaft bezaubern lassen,“ verspricht die Inhaltsangabe.


    Michael Schenk ist Eisenbahnfreund. Er ist Mitarbeiter der Deutschen Gesellschaft für Eisenbahngeschichte, der Eisenbahnfreunde Witten und der ARGE Muttenthalbahn. Daß er eine eigene Sammlung von Eisenbahnfotos besitzt, sei hier nur am Rande erwähnt. Wie gewohnt werden die Fotos mit einem kleinen Begleittext versehen.


    Schenkt legt hier ein durchaus lesenswertes (oder sollte ich besser sagen: schauenswertes?) Buch vor. Er stellt die Technik genauso vor die Bahnhofsgebäude, Reisende und Bahnpersonal. Die ausgewählten Fotos sind stimmungsvoll und nostalgisch gleichermaßen. Man fühlt sich in die gute alte Zeit zurückversetzt, in der die Welt noch in Ordnung und das Reisen selbst ein Erlebnis war.


    Ich selbst habe zwar einen Führerschein, besitze aber kein Auto. Zumindest am Wochenende bin ich viel im Ruhrgebiet unterwegs, kenne also die hier vorgestellten Bahnstrecken. Daß heute eine moderne Eisenbahntechnik eingesetzt wird, brauche ich nicht besonders zu erwähnen. Zumindest vordergründig haben sich auch die Bahnhofsgebäude und ihre unmittelbare Umgebung weiterentwickelt. Bahnhöhe sind nicht nur Haltepunkte; in den größeren Städten sind sie auch Einkaufsmöglichkeiten und Treffpunkte der Menschen.


    Wie sehr es die Bahn als Staatsunternehmen wie auch als privatrechtlich organisiertes Unternehmen versäumte, in ihre Gebäude zu investieren, sehe ich in vielen Orten. Es gibt keine Reisezentren mehr, in denen Fahrkarten gekauft und Informationen eingeholt werden können. Der Duisburger Hauptbahnhof ist ein gutes Beispiel dafür: Die Gebäude sind teilweise so marode, daß ein einziger Windsturm ausreicht, um das Gebäude (teilweise) einstürzen zu lassen. Das Buch ist an dieser Stelle also auch ein Zeugnis für eine verfehlte Unternehmens- wie Strukturpolitik.

  • Michael Schenk: Die Reihe Auf Schienen unterwegs Eisenbahnen im westlichen Ruhrgebiet; Sutton Verlag Erfurt 2007; 128 Seiten; ISBN: 978-3-86680-168-4


    „Im 19. Jahrhundert wurde die Eisenbahn zum Motor der Industrialisierung. Sie schuf zu einen die infrastrukturellen Voraussetzungen für die entstehenden Industrien im Revier, zum anderen erzeugten sie selbst eine enorme Nachfrage nach Eisen, Stahl und Maschinen.


    Mit über 200 bislang meist unveröffentlichten Fotografien aus der Zeit von 1870 bis 1875 stellt Schenk die Geschichte der Eisenbahn auf den Strecken von Duisburg über Mülheim nach Oberhausen dar, mit Abstechern bis Essen und Dinslaken,“ berichtet die Inhaltsangabe auf der hinteren Buchklappe.


    Schenk ist seit über 30 Jahren Mitarbeiter der Deutschen Gesellschaft für Eisenbahngeschichte. Die hier verwendeten Aufnahmen stammen aus der Sammlung des Autors, aber auch aus privaten Archiven. Wie in der Schriftenreihe üblich, werden die Fotos kurz und knapp erläutert.


    Der Bildband ist durchaus gelungen. Er stellt die Technik- und Industriegeschichte genauso vor wie (schlaglichtartig) die lokale Geschichte der Industrialisierung wie auch Reisende, die die Eisenbahn benutzen. Das Buch könnte fast schon eine Werbeschrift für die Eisenbahn sein. Eisenbahnfahren macht Spaß. Eisenbahnfahren funktioniert problemlos. Zugausfälle, Verspätungen und verpaßte Anschlüsse gibt es nicht. Unfälle genausowenig.


    Dies ist aber auch schon der einzige Wermutstropfen, den ich hier feststellen kann. Ansonsten gefällt mir das Buch. Wer sich für Eisenbahn, aber auch für Industrie-, Technik- und Regionalgeschichte begeistern kann, sollte zu diesem Buch greifen.

  • Frank Radzicki: Bilder der Luftfahrt Der Traum vom Fliegen im Ruhrgebiet; Sutton Verlag Erfurt 2005; 128 Seiten; ISBN: 3-89702-995-2



    „Radzicki dokumentiert anhand von 200 historischen Aufnahmen die Anfänge der Luftfahrt im Industriegebiet an Ruhr und Emscher bis 1939. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fing alles mit ein paar aufsehenerregenden Ballonstarts an. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gründeten sich die ersten Luftfahrtvereine. Im Zuge der großen Technikbegeisterung jener Zeit wurden die teils abenteuerlichen Flugzeugkonstruktionen rasch bis zur Serienproduktion weiterentwickelt. In mehreren Städten des Ruhrgebiets entstanden bis in die 1920er Jahre hinein Flugplätze. Die spektakulären Flugvorführungen zogen jedes Mal große Menschenmengen an,“ berichtet die Inhaltsangabe auf dem hinteren Buchdeckel. Sie berichtet auch, das Radzicki das Essener Luftfahrtarchiv betreibt.


    „Man gut, daß es hier Bildunterschriften gibt,“ schießt es mir durch den Kopf, als ich mir die Bilder anschaue. Die historischen Aufnahmen zeigen zwar einerseits die Faszination des Fliegens und die viele Arbeit, die von der Konstruktion über den Bau bis zum Start des Flugzeugs erforderlich ist. Viele der frühen Flugplätze sind aber schon seit langer Zeit verschwunden und somit aus dem allgemeinen und öffentlichen Bewußtsein verschwunden. Auch die vielen prägenden Pioniere der Luftfahrt, die hier vorgestellt werden, sind unbekannt geblieben. Hier wird ein Stück Regional- und Verkehrsgeschichte lebendig, das eine größere Beachtung verdient hätte. Das Thema ist einfach viel zu interessant dafür.


    Ach ja, ehe ich es vergesse. Das Buch ist gut und informativ gestaltet. Selbst derjenige Leser, der nicht mit regionalgeschichtlichem und / oder technischem Vorwissen vorbelastet ist, wird hier auf seine Kosten kommen. Oder gerade er? Es lohnt sich, zu diesem Buch zu greifen.

  • Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur (Hrsg.): Kokerei Hansa Fotographien von Gregor Sailer; Selbstverlag Dortmund 2005; 88 Seiten; ISBN: 3-935783-13-2


    „Die Kokerei Hansa wurde 1928 in Betrieb genommen. Sie war eine von 17 Großkokereien, die in den 1920er Jahren im Zuge umfassender Rationalisierungsmaßnahmen in der Schwerindustrie im Ruhrgebiet errichtet wurden. Großkokereien ersetzten unrentabel gewordene Kleinanlagen und deckten den enormen Bedarf der Hüttenwerke, die den Koks für die Erzeugung von Roheisen brauchten. In Spitzenzeiten wurde auf Hansa täglich bis zu 5.200 Tonnen Koks produziert. Rund tausend Mitarbeiter waren hier in einem großen Teil im Schichtbetrieb beschäftigt.


    Der Architekt Helmuth von Stegemann und Stein ordnete die technischen Anlagen und Gebäude zu einem `städtebaulichenŽ Ensemble. Das Grundraster wird von zwei parallel verlaufenden Hauptstraßen bestimmt. An der Schwarzen Straße befinden sich die Anlagen der Koksproduktion, insbesondere die Sorten- und Kohletürme mit ihren Bunkern, Misch- und Mahlanlagen, die Löschtürme, Koksrampen und Siebereien. Das Herz dieses Bereiches bildet die rund 550 Meter lange Reihe der 314 Koksöfen, die in fünf sogenannten Ofenbatterien zusammengefaßt sind. An der Weißen Straße befinden sich die zahlreichen chemischen Anlagen zur Gewinnung und Aufbereitung der im Kokereigas enthaltenen Kohlenwertstoffe. Benzolfabrik, Ammoniakfabrik, Salzlager, Kompressorenfabrik, Werkstätten, Waschkaue und Verwaltungsgebäude prägen hier die Straßenflucht. Im Dezember 1992 wurde auf Hansa der letzte Koks produziert,“ berichtet Ursula Mehrfeld von der Stiftung Industriedenkmalpflege in ihrer Einleitung.


    Sailer bietet hier diverse Fotographien und Bauzeichnungen der Kokerei. Die Aufnahmen sind alle in schwarz-weiß gehalten und vermitteln so ein Stück Sozialromantik. „Seht her, liebe Dortmunder, so sieht eure Vergangenheit aus,“ scheinen die Bilder auszusagen. „Hier habt ihr mal gearbeitet und eure Brötchen verdient.“


    Ich kenne die Kokerei aus eigener Anschauung. Sie ist zwar ein Industriedenkmal, gehört dafür aber nicht zu den überlaufenen Ausflugszielen. Auch wenn es bei einigen Fotos wünschenswert gewesen wäre, sie auch Menschen zeigen zu lassen, so zeigt der vorliegende Bildband doch die Kokerei auf ansprechende Weise. Das Buch ist ein reiner Bildband; Texte fehlen hier völlig. Wer Bildbände genauso mag wie Industriedenkmäler / Industriegeschichte, sollte zu diesem Werk greifen.

    1. Verlag: Stiftung Industriedenkmalpflege u. Geschichtskultur


  • Verlag Lensing – Wolff / Ruhr – Nachrichten (Hrsg.): Das Stadtbuch für Dortmund Erlebnisführer & Pflichtlektüre; Verlag Lensing – Wolff Dortmund 2006; 263 Seiten; ISBN: 3-9806135-2-6



    Dortmund ist die östlichste Stadt des Ruhrgebiets. Auf sehr bunte und poppige Weise stellt das Buch Freizeit- und Einkaufsmöglichkeiten, Kunst und Kultur, Sport und Museen vor. Was hier nicht erwähnt wird, scheint in diesen Bereichen auch nicht erwähnenswert zu sein.


    Liegt hier die moderne Form der Stadtwerbung vor? Viele Fotos sind hier genauso vertreten wie Anzeigenwerbung oder eine bildzentrierte Seitengestaltung. Die Sachinformation tritt deutlich in den Hintergrund. Mich wundert es nicht, daß sich diese Art der Außendarstellung nicht durchsetzen konnte. Diskotheken und Clubs kommen und gehen genauso schnell wie Kulturangebote, Einkaufsmöglichkeiten oder sportliche Erfolge. Daher ist für mich der praktische Nutzen eines solchen Buches nicht ersichtlich. Möchte ich wissen, was aktuell in einer Stadt los ist, frage ich besser in der Touristeninformation nach.

  • Frank Radzicki: Bilder der Luftfahrt 80 Jahre Flughafen Essen – Mülheim; Sutton – Verlag Erfurt 2005; 128 Seiten; ISBN: 3-89702-809-3 „Das rheinisch – westfälische Industrierevier, das heutige Ruhrgebiet, erlebte nach dem Ersten Weltkrieg und der französischen Besatzung einen raschen Aufschwung und benötigte dringend einen effektiven Anschluß an die aufstrebende Handelsluftfahrt. Deshalb entstand im Jahre 1925 auf der Grenze zwischen den Städten Essen und Mülheim / Ruhr der Flughafen Essen – Mülheim, der sich schnell zu einem stark frequentierten Luftkreuz entwickelte. In- und ausländische Fluglinien banden den Zentralflughaben für das Ruhrgebiet an das aufstrebende Weltluftverkehrsnetz an. Der Zweite Weltkrieg und seine Folgen beendeten jedoch jede weitere Planung in diese Richtung,“ berichtet die Inhaltsangabe. Radzicki betreibt das Essener Luftfahrtarchiv und führte Ausstellungen auf dem Flughafengelände durch. Er wählte über 200 historische Bilder für das Buch aus. Gibt es den Flughafen noch? Zu meiner Schande muß ich gestehe, daß ich keine Ahnung habe. Ich selbst wohne im Duisburger Süden; da ist der Düsseldorfer Flughafen schneller und einfacher zu erreichen. Ist es Abend und die Beleuchtung eingeschaltet, ist der Düsseldorfer Flughafen ein bombastischer Anblick. Das Buch gibt einen ansprechenden Rückblick auf die Glanzzeit des Essen – Mülheimer Flughafen. Die Weimarer Republik kommt genauso vor wie das Dritte Reich. Die Flugzeuge und ihre Nutzer stehen im Vordergrund; die Gebäude und ihre Ausstattung bleiben dementsprechend außen vor. Hier liegt ein hübsches Buch vor, das ein unbekanntes Kapitel der Ruhrgebietsgeschichte beschreibt.

  • Bundesrat: Ein Staatsstreich? Die Reichsexekution gegen Preußen („Preußenschlag“) vom 20. Juli 1932 und die Folgen.; Selbstverlag Berlin 2007; 167 Seiten; ISBN: 3-923706-29-4


    „Die Reichsexekution gegen Preußen, der sogenannte Preußenschlag, war nicht nur ein gewaltsames Vorgehen gegen das weitaus größte der deutschen Länder. Die gesamt föderale Struktur der Weimarer Republik war dadurch existentiell bedroht. Die Historiker Eberhard Kolb und Rudolf Morsey zeichnen hier die historische Entwicklung nach, resümieren Forschungsergebnisse und Forschungskontroversen. Die große Bedeutung des 20. Juli 1932 für die nationalsozialistische Machtergreifung zum Beginn des Jahres 1933 wird dabei erneut deutlich,“ berichtet die Inhaltsangabe auf dem hinteren Buchdeckel. Der vordere Bucheinband zeigt eine politische Landkarte der Weimarer Republik mit ihren vielen Gliedstaaten. Der hintere Einband beschreibt – als Schaubild – das politische System der ersten deutschen Republik.


    Inhaltlich ist das Buch zweigeteilt. Der erste Teil umfaßt die beiden Fachaufsätze Kolbs und Morseys. Unterstützt durch diverse historische Schwarzweißfotos schildern sie leicht verständlich die geschichtlichen Ereignisse.


    Der zweite Teil umfaßt insgesamt 50 Dokumente, in denen Zeitzeugen ihre Sicht der Dinge beschreiben. Heinrich Brüning kommt hier genauso zu Wort wie etwa Konrad Adenauer, Reichsinnenminister Wilhelm Freiherr von Gayl, der preußische Ministerpräsident Otto Braun und viele andere, unbekanntere Persönlichkeiten. So wird auch eine persönliche, individuelle Sichtweise der damaligen Ereignisse dem heutigen Leser dargeboten.


    Das Dritte Reich. Es ist sicherlich die schlimmste Zeit der deutschen Geschichte. Das Dritte Reich ist aber auch der Teil der deutschen Geschichte, der in der öffentlichen Wahrnehmung eine exorbitante Bedeutung genießt. Die unmittelbare Zeit davor (etwa die Zeit der Präsidialkabinette zu Beginn der `30er Jahre) wird so sehr leicht übersehen. Wer es nicht besser weiß, kann auf diese Weise leicht den Eindruck gewinnen, die Weltwirtschaftskrise hätte ausgereicht, um ein politisches System zu destabilisieren und eine ursprünglich unbedeutende Splitterpartei an die Macht zu katapultieren. Ein Buch wie dieses ist da schon sinnvoll und angebracht. Auch wenn hier quasi eine behördliche Veröffentlichung vorliegt, ist sie doch wichtig für die historische und politische Bildung.

  • Manfred Coenen / Volker Schüler: Die Reihe Arbeitswelten Grubenbahnen im rheinischen Braunkohlenrevier; Sutton – Verlag Erfurt 2005; 128 Seiten; ISBN: 3-8907-817-4


    „Die Braunkohlenindustrie im Rheinland ist über 125 Jahre alt. In ihrer Entwicklung spielten Dampfmaschinen, Lokomobile und besonders Lokomotiven eine ganz besondere Rolle. Erst durch die Eisenbahn konnte das Massenfrachtgut `BraunkohleŽ schnell und preiswert zum Endverbraucher gelangen. Gruben- und Anschlußbahnen waren dabei immer Dreh- und Angelpunkt zwischen den Gruben, Fabriken und Bahnhöfen. Eine Vielzahl spezieller Bautypen wurde im Laufe der Jahrzehnte eigens für den Braunkohlenbergbau entwickelt,


    Rund 200 Fotographien, überwiegend aus dem Zentralarchiv der RWE Power AG, aber auch von privaten Bildgebern, dokumentieren den vielseitigen Einsatz der Eisenbahn. Dazu gehören auch Einblicke in die Arbeitswelt der Lokführer und Heizer, der Gleis-Ratten und der Facharbeiter in den Werkstätten,“ berichtet die Inhaltsangabe auf dem hinteren Buchdeckel.


    Hier liegt ein hübsches Buch vor, das eine wenig beachtete Form der Eisenbahn vorstellt. Wer, wenn nicht eingefleischte Eisenbahnfans, kümmert sich sonst schon um Grubenbahnen. Sie dienen nicht der Personen-, sondern der Lastenbeförderung und sind dementsprechend in normalen Straßenverkehr kaum vorhanden.


    Eine kurze Einleitung liefert die nötigen Hintergrundinformationen. Der folgende Bildteil präsentiert Industriegeschichte. Einen sozialromantischen Anstrich haben die Fotographien – zumindest für meinen Geschmack – nicht. Eine edle Dampflokomotive, wie sie durch die Landschaft schnauft, sieht eben immer noch ansprechender aus