Wilfried Heller: Verschwundene Orte Zwangsaussiedlungen, Neuansiedlungen und verschwundene Orte in ehemals deutschen Siedlungsgebieten in Ostmitteleuropa; Verlag Inspiration Un Limited London / Berlin 2017; 92 Seiten; ISBN: 978-3-945127-155
Das Verschwinden ganzer Dörfer ist nicht ungewöhnlich. Krankheiten und klimatische Veränderungen waren die Ursachen im Mittelalter. Im 20. Jahrhundert wurden Dörfer in den Alpen aufgegeben, weil die Almwirtschaft unwirtschaftlich wurde. Aber auch der (Braunkohle-)Abbau, Truppenübungsplätze und Stauseen waren Gründe für den Untergang von Dörfern.
Die Vertreibung von Deutschen aus Osteuropa führte erstmals zu einem massenhaften Untergang von (deutschen) Dörfern nach dem Zweiten Weltkrieg. Tschechischen Quellen zufolge sind allein im Sudentenland eta 2.400 ländliche Siedlungen untergegangen und im Gebiet Königsberg, das heute zu Rußland gehört, betrifft es hunderte Ortschaften.
Die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Folgen und Verwerfungen wurden bislang kaum erforscht. Das vorliegende Buch möchte einen Beitrag dazu leisten.
Es ist dabei weder Reiseführer noch sentimentaler Rückblick in deutsche Geschichte. Die Publikation vermittelt stattdessen einen Blick in Nachkriegsgeschichte und benennt verschwundene (weil z. B. zerstörte) Ortschaften. Ausführungen zur unmittelbaren Nachkriegsgeschichte, Wirtschaft, Kultur u. a. ermöglichen anschaulich Vergleiche zwischen Früher und Heute.
Das Buch beschreibt sicherlich ein absolutes historisch-geschichtswissenschaftliches Randthema, das zumindest in der breiten westdeutschen Öffentlichkeit verdrängt wurde. Vordergründig mag es sich an Leser wenden, die aus den betreffenden Regionen und Ländern stammen, kann aber auch eine zeitgeschichtlich interessierte Leserschaft begeistern.