Brigitte Riebe - Auge des Mondes

  • Inhalt (von amazon kopiert) :
    Per-Bastet, im 6. Jhd. vor Christus: Seit dem Tod ihres Mannes fühlt sich die Geschichtenerzählerin Mina einsam. Bis eines Nachts eine kleine Katze sie vor dem giftigen Biss einer Speikobra rettet. Bastet, wie Mina ihre samtpfotige Freundin in Anlehnung an die mächtige Katzengöttin der Fruchtbarkeit und Liebe nennt, besucht sie von nun an regelmäßig. Sie gibt Mina neuen Lebensmut und sie scheint ihr auch Glück zu bringen. Der persische Händler Numi, einst erbitterter Feind der Familie, wird zu ihrem Freund und Vertrauten und bald auch ihr Geliebter. Doch dann verschwindet Bastet, und mit ihr alle Katzen der Stadt. Mina will nicht glauben, was die Menschen sich erzählen: dass die Göttin Bastet nach einer grausamen Opfergabe verlangt. Entschlossen geht sie den ungeheuerlichen nächtlichen Vorgängen nach und entdeckt eine Intrige, die Schreckliches zum Ziel hat. Ihre Widersacher machen auch vor Mord nicht halt, doch Mina sucht mutig weiter nach der Wahrheit.


    Die Autorin (dem Buch entnommen) :
    Brigitte Riebe ist promovierte Historikerin und arbeitete lange Zeit als Verlagslektorin. Zu ihren bekanntesten historischen Romanen zählen Palast der blauen Delphine, Schwarze Frau vom Nil sowie die beiden erfolgreichen Jakobsweg-Romane Straße der Sterne und Die sieben Monde des Jakobus. Brigitte Riebe lebt mit ihrem Mann in München.


    Aufbau und Stil:
    Auge des Mondes umfasst 304 Seiten und ist zweigeteilt, in das "Erste Buch: Bastet" und das "Zweite Buch: Sachmet". Jeder Teil gliedert sich in fünf Kapitel.
    Am Ende gibt es noch einen kurzen Epilog, der - im Gegensatz zur restlichen Geschichte, die von einem Er-Erzähler wiedergegeben wird - in der Ich-Perspektive der Protagonistin Mina geschrieben ist.
    Abschließend liefert die Autorin noch ein kurzes Historisches Nachwort, in dem sie beispielsweise die Rolle der Katzen im alten Ägypten erklärt. Zudem nennt sie vier Werke, die weiterführende und vertiefende Lektüre wären.
    Wichtig ist auch, dass der Erzähler sich nicht darauf beschränkt, was bei Mina passiert: die Handlung wird immer wieder von eher kurzen Passagen unterbrochen, in denen der Leser erfährt, was andere Personen (meist die Antagonisten) machen.


    Meinung:
    Ich habe (für meine Verhältnisse) recht lange für Auge des Mondes gebraucht - ich hatte nie wirklich Lust, das Buch in die Hand zu nehmen. Auch während des Lesens musste ich alle paar Seiten kurz unterbrechen oder mich "zwingen", weiter zu lesen.
    Ich weiß nicht einmal genau, wieso ich solche Probleme mit dem Buch hatte. Die Geschichte hat mich durchaus interessiert; ich mag historische Romane, der Klappentext versprach eine spannende Geschichte und Riebes Schreibstil hat mir eigentlich zugesagt. Die Beschreibungen waren gut und es waren auch ausreichende Erklärungen zu den historischen Verhältnissen vorhanden. Es lag auch nicht an der Protagonistin, denn am Anfang war Mina mir noch sympathisch. Dennoch konnte ich (gerade im ersten Drittel des Buches) nie mehr als ein paar Seiten am Stück lesen.


    Vielleicht liegt es daran, dass ich wegen der Inhaltsangabe etwas anderes erwartet hätte.
    Alles, was erwähnt wird, kommt tatsächlich vor: Menschen sterben, Katzen verschwinden, Mina findet eine neue Liebe, die kleine Bastet taucht bei ihr auf. Allerdings habe ich die Zusammenhänge anders empfunden, es kam mir zu keiner Zeit so vor, als würde Bastet Mina besonderes Glück bringen. Lebensfreude, ja, aber den Zusammenhang zu Numi habe ich nicht gesehen. Auch die Verbindung zum Verschwinden der Katzen war in meinen Augen eher gering. Bastets Einzigartigkeit wird zwar mehrfach betont und am Ende werden kryptische Andeutungen gemacht, die anderes vermuten lassen, aber das war mir alles zu verworren und undurchsichtig.


    Mina selbst bleibt die ganze Zeit über ein wenig blass. Es geht zwar um ihre Gefühle, ihr Leben und auch ihre Ängste, dennoch hatte ich stellenweise Schwierigkeiten damit, ihr Handeln nachzuvollziehen. Ihre Laune wechselt manchmal ohne erkennbaren Grund und teilweise hatte ich nicht den Eindruck, eine erwachsene, verwitwete Frau vor mir zu haben.
    Interessant fand ich ihre Arbeit, das Geschichtenerzählen. Leider kommt dieser Aspekt ein wenig zu kurz, auch wenn die Autorin ihre Protagonistin zwei, drei Geschichten komplett erzählen lässt. Auch wie sie mit der Katze Bastet und ihren geliebten Menschen umgeht fand ich toll - auch wenn ich sagen muss, dass mich gestört hat, wie schnell sie einschnappte und ihre Mitmenschen dies spüren ließ. Ihr zum Teil völlig irrationales und nicht mutiges, sondern fast fahrlässig, aber definitiv unbesonnen. Besonders negativ finde ich hierbei, dass ich nicht glaube, dass sie so auf den Leser wirken sollte.
    Mehr Interesse hatte ich ich oftmals an den Nebencharakteren. Besonders die alte Iset hat es mir angetan - sie ist zwar manchmal etwas ruppig, aber dennoch ein liebenswerter Charakter. Ich wünschte, man hätte mehr von ihr gelesen. Ähnlich sieht es mit Ameni, dem Neffen von Mina, aus: er handelt zwar jugendlich leichtsinnig, aber dies passt dazu, wie er präsentiert wird. Selbst der Schwager Minas, der auf jeden Fall unsympathisch ist und auch so wirken soll, wirkt als Charakter rund und ist somit leider glaubwürdiger als die Protagonistin. Ihr Handeln passte stellenweise einfach nicht dazu, wie sie bisher vorgestellt wurde.
    Allerdings sind nicht alle Nebencharaktere mit (zumindest kleinen) Schwächen beziehungsweise Stärken ausgestattet. Es gibt auch Figuren, die recht blass bleiben - dies tut der Geschichte dann aber keinen Abbruch, da sie für gewöhnlich keine wichtige Funktion hatten.


    Was den Aufbau der Geschichte angeht, habe ich ebenfalls Kritikpunkte. Generell hat es mir gefallen, dass die Handlung um Mina von Erlebnissen anderer (meistens) relevanter Personen unterbrochen wurde. Je weiter die Geschichte voranschritt, desto mehr hat es mich aber gestört. Ich bin mir sicher, dass diese Einschübe die Spannung steigern sollte, da man dadurch erfährt, was die "Bösen" tun. Leider hat dies für mich nicht funktioniert: diese Stellen haben eher meinen Lesefluss unterbrochen und Spannung kam nicht auf. Besonders genervt haben mich diese Einschübe am Ende: der Haupthandlungsstrang war gerade dabei, gelöst zu werden, alles wurde für das "große Finale" vorbereitet, der Konflikt strebte seiner Auflösung entgegen - und die Autorin unterbrach diese Erzählung für einen Einschub über Minas Schwager, den ich als vollkommen überflüssig einstufe. Jeglicher Ansatz von Spannung war somit dahin und unglücklicherweise kam dann auch beim eigentlichen "Showdown" nicht mehr viel Spannung auf. Alles ging zu schnell und irgendwie auch zu glatt.


    Positiv zu erwähnen ist, dass die Autorin ein recht gutes Bild der damaligen Zeit zeichnet. Ich hatte zu keiner Zeit Zweifel daran, dass Minas Geschichte wirklich im alten Ägypten stattfindet. Wenn die Autorin Sprichwörter gebrauchte, sind sie an die Gottheiten der Ägypter und ihre Gepflogenheiten angepasst und mir wäre nicht aufgefallen, dass sie etwas unzeitgemäßes erwähnt hätte.
    Auch die Beschreibungen finde ich gelungen, ebenso (zumindest meistens) die Zeichnung der (Neben)Charaktere.
    Auf den letzten 200 Seiten hatte ich auch weniger Probleme, der Geschichte zu folgen und hatte nicht mehr das Gefühl, unterbrechen zu müssen - man konnte Riebes Schreibstil gut folgen.
    Die Grundidee der Geschichte, die sie erzählt, gefällt mir ebenfalls sehr gut und gerade das Historische Nachwort bringt hier noch einmal "Licht ins Dunkel". An der Umsetzung hapert es meiner Meinung nach aber stellenweise.


    Da ich das Buch, nachdem ich den Anfang geschafft hatte, doch noch recht schnell beenden konnte und die Geschichte im Großen und Ganzen okay fand, gebe ich Auge des Mondes :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: . Da ich das Verhalten der Protagonistin oftmals unlogisch fand, die Rolle der Katze Bastet nicht die war, die ich erwartet hätte und für mich kaum Spannung aufkam, kann ich leider nicht mehr geben.

    Carpe Diem.
    :study: Amelie Winter - Liebesglück und Landluft

    2024 gelesen: 21 Bücher | gehört: 5 Bücher

  • Ich bin ein großer Fan von Brigitte Riebe, aber ihre Antike, bzw. Ägyptenromane habe ich nicht gelesen, weil sie mich thematisch nicht ansprechen.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Auge des Mondes war mein erstes Buch von Brigitte Riebe und ich muss sagen, dass ich mehr erwartet hatte - aber natürlich kann es nur ein "Ausrutscher" gewesen sein oder ich hatte einfach falsche Erwartungen.
    Wenn sie dir, €nigma, so gut gefällt, muss sie ja eigentlich etwas auf dem Kasten haben. :lol: Vielleicht sollte ich ihr mit einem anderen Buch eine zweite Chance geben...

    Carpe Diem.
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    2024 gelesen: 21 Bücher | gehört: 5 Bücher

  • Wenn sie dir, €nigma, so gut gefällt, muss sie ja eigentlich etwas auf dem Kasten haben. :lol: Vielleicht sollte ich ihr mit einem anderen Buch eine zweite Chance geben...

    Sie ist promovierte Historikerin und das merkt man ihren Büchern an. Ihre Mittelalterromane haben mir sehr gut gefallen, acht ihrer Bücher habe ich im BT vorgestellt, siehe hier .

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