Joachim Meyerhoff - Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war

  • Kurzmeinung

    ManuH
    Kindheit auf dem Gelände der Kinderpsychiatrie in Schleswig-Holstein
  • Kurzmeinung

    Smoke
    eloquente Erzählweise, trotzdem teilweise zäh
  • Ich habe schon lange nicht mehr ein solch gutes autobiographisch geprägtes Buch gelesen wie den hier vorliegenden für den Deutschen Buchpreis 2013 nominierten Roman des Schauspielers und Schriftstellers Joachim Meyerhoff über seine Kindheit als Sohn des Psychiatriedirektors der Schleswiger Psychiatrie in den siebziger und achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts.


    Es ist die ungewöhnliche Geschichte einer Familie, die in einem Dienstgebäude mitten auf dem weitläufigen Gelände einer schon einhundert Jahre alten Psychiatrie steht. Einer Familie, in der der kleine Joachim, der sich in einem durchweg leichten und locker erzählten Stil erinnert, der jüngste ist. Es gibt noch zwei ältere Brüder, einen sympathischen Vater und eine liebevolle, ausgleichende Mutter.


    Unzählige drollige Geschichten erzählt Joachim Meyerhoff aus einer glücklichen Kindheit inmitten von kranken und besonderen Menschen, die teilweise seine Freunde werden. Erst ab der Mitte des Buches, wenn auch Joachim so alt geworden ist, dass er gelernt hat, Zwischentöne wahrzunehmen, geraten Risse in das harmonische Familienbild, als er herausfindet, dass sein Vater wechselnde außereheliche Beziehungen unterhält.


    Doch wie auch immer, man hat bis zum Ende, als der erwachsene Joachim noch einmal auf das völlig veränderte Gelände der Anstalt zurückkehrt und durch eine Scheibe des alten Wohnhauses sich als Siebenjährigen sieht und somit den Kreis der Erzählung schließt, immer den Eindruck, durch die glückliche und wohlbehütete Kindheit hat ein Mensch Kraft und Empathie geschöpft für sein ganzes weiteres Leben.


    Das Buch steht auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis und ich kann es als bewegende lebenskluge Lektüre nur empfehlen.

  • Ein Episoden-Roman!


    Der junge Held des Romans wächst auf dem Gelände einer psychiatrischen Klinik für Kinder und Jugendliche auf, da sein Vater der Chefarzt ist. Ihr Wohnhaus steht mittig im Klinikzentrum, sie sind quasi umzingelt von Verrückten. Und das ist eigentlich der Tenor dieser Geschichte.


    Der Ich-Erzähler, er geht gerade zur Grundschule, schildert eine kuriose Episode nach der anderen: von den Bekloppten, vom hohen Besuch, die dann die Insassen kennen lernen, von Glockenträgern, Lacher am laufenden Band …


    Doch so unterhaltsam das die ersten 100 bis 150 Seiten ist, nach 200 Seiten war bei mir die Luft raus, ich hatte absolut keine Lust mehr auf diesen flachen Humor, und habe das Buch beiseite gelegt!

  • Am besten nimmt man den Buchtitel wörtlich, sonst könnte man Meyerhoff am Ende Märchenerzähler seiner eigenen Biographie nennen oder ihn der Übertreibungen bezichtigen. Er sagt ganz deutlich: So war es nie.


    Dieses Buch, eigentlich der zweite Band nach „Amerika“ ist chronologisch um Amerika herumgebaut; Meyerhoff schildert Stücke seiner Kindheit, der Jugend vor und nach Amerika – diese Zeit streift er nur – und eine Zeitlang seiner Nach-Amerika-Jahre.


    Ich vermute: Zwischen den belegbaren Fakten und Eckdaten seiner Vita hat er aus kleinen Ereignissen große gemacht, aus Augenblicks-Erinnerungen Geschichten und aus Alltäglichem witzige Begebenheiten.


    Meyerhoff stellt sich als zappeliges und leicht erregbares Kind dar. Daran zweifle ich nicht, sondern finde es außerordentlich interessant, einem wütenden, um sich schlagenden Jungen zu begegnen und damit endlich nicht nur die Mutterseite des kindlichen Ausflippens zu kennen.


    Der erste Band gefiel mir ein klein wenig besser; er kam mir echter, authentischer vor. Umso gespannter erwarte ich den dritten Band, den ich schon in der Bücherei vorbestellt habe.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Dieses Buch wurde nun verfilmt und läuft im Kino!


    https://www.youtube.com/watch?v=xqQJBbHYx7E hier der Trailer!



    Mir hat der Film gefallen, wie nah er am Buch ist und ob ich es nun lesen wollen würde kann ich nicht sagen!


    Gehört dieses Buch zu einem das man nicht verfilmen kann oder was sagen die dazu die es gelesen haben?

    Beste grüße! :)

    :musik: Hörspiele und oder Podcasts um nebenbei einiges Erledigen zu können :wink:


    :study: Christian von Aster - "Schnitter, Gevatter und Sensenmann - Allerlei Geschichten zum Tod"


    :study: Cixin Liu - " Die drei Sonnen"