Tess Stimson: Ich, er und sie/The Adultery Club

  • Die Autorin:
    Tess Stimson stammt aus Sussex, England. Lange Zeit war sie als Journalistin für verschiedene Medien und auch im Ausland tätig. Heute lebt sie mit ihren drei Kindern und ihrem zweiten Mann als Schriftstellerin in Florida. Neben einer wöchentlichen Kolumne in der DAILY MAIL schreibt Stimson bereits an ihrem nächsten Roman. (amazon.de)


    Klappentext:
    Willkommen im Club der Untreuen! Mein Mann ist Scheidungsanwalt und kennt sich aus mit Ehebruch. Rein beruflich, natürlich. Wir sind nämlich glücklich verheiratet und haben zwei süße Kinder. Und der Sex ist auch immer noch gut. Seine neue Kollegin ist allerdings ganz schön attraktiv. Und Nicolas schiebt in letzter Zeit auffällig viele Überstunden. Da macht sich eine Frau so ihre Gedanken. Vor allem, wenn sie zufällig ihrer ersten großen Liebe wieder begegnet ist. So völlig unschuldig bin ich an dem ganzen Chaos also vielleicht auch nicht…


    Inhalt:
    Eigentlich hat Nicholas so ziemlich alles erreicht, was er im Leben immer wollte. Er ist ein erfolgreicher und überaus gut bezahlter Anwalt, und in seiner Kanzlei gerade zum Partner gemacht worden. Er ist gutaussehend und vor allem glücklich mit seiner Frau Malinche, einer Autorin von Kochbüchern, und seinen drei Töchtern, mit denen zusammen er in einem alten Bauernhaus in einem malerischen Dorf lebt. Das Leben, das Nicholas führt, scheint perfekt.
    Und doch – plötzlich ist da diese junge Anwältin in seiner Kanzlei. Eigentlich gar nicht sein Typ. Nicht nur, dass Sara viel zu jung ist, sie ist auch äußerlich das vollkommene Gegenteil von seiner Frau. Zuerst nimmt Nicholas Sara kaum wahr – doch dann geschieht etwas, das ihn vollkommen die Kontrolle verlieren lässt und er hat Sex mit Sara.
    Eigentlich will Nicholas das Ganze sofort beenden. Eine einmalige Sache soll das gewesen sein. Immerhin hat er eine bezaubernde Frau – und seine Töchter, die er ebenfalls auf keinen Fall verlieren will. Eine Affäre kommt nicht in Frage – und auch die Vorstellung, dass er ohne Mal leben sollte, ist für Nicholas bereits undenkbar. Doch irgendwie verselbständigen sich die Ereignisse und anstatt dass er Sara den Laufpass gibt, intensiviert sich seine Affäre mit ihr. Sowohl von seiner als auch von Saras Seite sind nun auch Gefühle im Spiel und es scheint immer weniger einen Ausweg aus der ganzen Sache zu geben. Die Lügen, die Nicholas inzwischen beiden Frauen auftischt, um irgendwie nicht aufzufliegen, werden immer komplizierter. Und irgendwann kommt, was kommen muss: das Kartenhaus aus Lügen und Halbwahrheiten bricht zusammen…


    Meine Meinung:
    Habt ihr schon mal eine Hollywood-Komödie gesehen? Schon mal eine Seifenoper geschaut? Als Teenies die Foto-Love-Story in der BRAVO gelesen? Gut, denn dann muss ich zu “The Adultery Club” nicht mehr viel sagen.
    Zwei gutaussehende Frauen, ein reicher und gutaussehender Mann, die Frage, ob man eine Ehe retten kann, auch wenn einer der beiden eine Affäre hatte… na? Genau. So geht die Geschichte tatsächlich aus.
    Es ist wirklich erstaunlich, wie viele Klischees es auf 372 Seiten Romanhandlung geben kann. Von den Figuren bis zur Handlung ist wirklich alles extrem wenig originell und somit vollkommen belanglos. Der arme, arme Nicholas, der irgendwie so in die Affäre hineinschlittert (hey, er ist ja auch nur ein Mann! – so die Begründung, mit der die Autorin gern immer wieder um die Ecke kommt) und nicht mehr weiß, was er tun soll. Seine attraktive und erfolgreiche Ehefrau, die der Familie zuliebe immer beruflich zurückgesteckt hat und nun engelsgleich vor den Scherben ihrer Ehe steht (na ja, zum Glück ist da noch ein Exfreund, mit dem sie sich trösten kann). Und nicht zuletzt das Klischee auf zwei Beinen: Sara. Diese wird uns zunächst als toughe und superselbstbewusste Junganwältin verkauft, sexy, souverän, all das. Mehr und mehr wird sie dann aber für Nicholas – und den Leser – “entzaubert”. Chaotische Wohnung, lebt ziemlich zum Teil ziemlich heruntergekommen, geht auf Partys, bei denen aus Plastikbechern getrunken wird (ein Schock für ihren Lover mit Superhausfrauehefrau…), geht lieber Schuhe als Lebensmittel kaufen und – tadaaaa! – kommt mit seinen Kindern nicht klar.
    Dass die Handlung von diesen drei belanglosen Protagonisten abwechselnd erzählt wird, macht es eher schlimmer als besser. Zwar erfahren wir so die – oh so wenig erstaunlichen! – Gedankengänge des jeweiligen Erzählers, allerdings wiederholen sich so natürlich auch die Dialoge – und ich sage es mal so: die werden beim zweiten Lesen auch nicht gerade besser. Mein Lieblingsdialog auf der Klischeeskala ist glaube ich der, bei der Sara und Malinche miteinander sprechen und Malinche von der schönen Halskette erzählt, die Nicholas ihr geschenkt hat. Ratet mal! Sara hat genau die gleiche bekommen! Tut mir leid, aber das kennen wir schon! Selbst Seifenopern sind heute origineller.
    Bis zum Ende durchgehalten und viel den Kopf geschüttelt. Sicherlich gibt’s auch für diesen Roman und diese Autorin ein begeistertes Publikum, aber ich steige aus, da mich nicht mal die Tatsache, dass der Roman zum Teil in London spielt, trösten konnte. Ich habe auch auf die Leseprobe aus Stimsons nächsten Roman “The Infidelity Chain” verzichtet, Mich beschleicht allerdings das Gefühl, dass ich mir die Handlung zusammenreimen könnte…
    :bewertung1von5: