Klappentext:
Sein Name ist Bennosuke. Seine Bestimmung: Ein großer Samurai zu werden wie sein Vater, bewundert und gefürchtet im gesamten japanischen Reich. Furchtlos kämpft er für ihn im Duell – und siegt. Doch den schändlichen Mord an seinem Vater kann er nicht verhindern. Bennosuke muss fliehen. Fortan hat er nur noch ein Ziel: Unter dem Kämpfernamen Musashi Miyamoto den Tod seines Vaters zu rächen … (Quelle: www.rowohlt.de)
Der Autor: David Kirk wurde 1985 in Peterborough geboren und ist in Stamford, Lincolnshire, aufgewachsen. Als 12-jähriger las er James Clavells „Shogun“, und seine Begeisterung für die japanische Geschichte und Kultur war geweckt. Der Autor lebt und arbeitet in Sendai im Nordosten Japans als Englischlehrer für Grund- und Sekundarschüler. „Ronin. Das Buch der Vergeltung“ ist sein erster Roman und der Auftakt einer Reihe um die Kultfigur Musashi Myamoto, größter Kämpfer aller Zeiten.
Aufbau:
„Ronin. Das Buch der Vergeltung“ erscheint im September 2013 im rowohlt Polaris Verlag.
Es umfasst in 4 Teile gegliederte 512 Seiten. Die Teile wiederrum sind in insgesamt 19 Kapitel + Epilog unterteilt.
Es schließt sich ein sehr ausführliches und interessantes Nachwort zu den geschichtlichen Hintergründen an.
Inhalt:
Der junge Bennosuke wächst ohne Eltern auf. Seine Mutter ist tot, sein Vater fort. Was Bennosuke von ihm geblieben ist, ist die alte Samurai-Rüstung, die er jeden Tag putzt. Der Junge hasst diese Tätigkeit, aber es würde ihm nicht in den Sinn kommen, diese Pflicht zu vernachlässigen. Denn auch er will einst ein Samurai werden und für die ist Pflichterfüllung oberstes Gebot.
Erzogen wird Bennosuke von seinen Onkeln. Dorinbo ist Mönch und sorgt für die geistige und ethische Erziehung des Knaben, Tasumi die körperliche Ertüchtigung. Man hat das Gefühl, dass Bennosuke gut auf’s Leben vorbereitet wird, wenn er auch irgendwie ein Außenseiter zu sein scheint. Von den Bauern wird er gemieden und ängstlich angesehen. Er selbst schiebt das auf seinen Hautausschlag.
Dann kommt der Tag, den der Junge herbeigesehnt und gleichzeitig gefürchtet hat: sein Vater kehrt zurück. Sein Vater, der Samurai. Sein Vater, der ihn genauso streng erziehen will, wie er selbst es erlebt hat. Sein Vater, der seinem Sohn eine furchtbare Offenbarung machen muss. Und von einem Moment auf den anderen wird das bisher behütete Leben des Jungen auf den Kopf gestellt.
Obwohl Dorinbo ihn gern als Mönch sehen würde, will Bennosuke Samurai werden. Er will die Anerkennung seines Vaters. Er wird sie erringen, aber um einen sehr hohen Preis. Sein Vater geht in den Tod, aber er erhält dafür nicht die Ehre, die ihm zusteht. Und von nun an befindet sich auch Bennosuke auf dem Pfad der Vergeltung.
Meine Meinung:
Kirk erzählt hier die Jugend des berühmten Schwertkämpfers Musashi Miyamoto, aus der allerdings nicht viel überliefert ist. In seinem Nachwort beschreibt er diesen Umstand selbst als Fluch und Segen. Zum einen kann er sich nicht auf Überliefertes stützen, zum anderen hat der die Freiheit, Bennosukes Weg so darzustellen, wie er ihm am logischsten erscheint. Meiner Meinung nach ist dieser Spagat hervorragend gelungen.
Mich hat dieses Buch von der ersten Zeile an fasziniert. Kirk entführt uns in eine Welt, die uns Mitteleuropäern oft nicht so geläufig ist: das Japan am Ende des 16. Jahrhunderts. Mit klaren, eindringlichen Worten schildert er uns Sitten und Gebräuche der Samurai – von der harten Erziehung bis hin zum Tod. Weder beschönigt der Autor etwas, noch glorifiziert er oder gibt ein Urteil ab. Sich dieses zu bilden, überlässt er dem Leser.
Der Leser erlebt die Entwicklung Bennosukes mit - vom verunsicherten, ängstlichen Kind über den am Boden liegenden Samurai bis hin zum Mann, der seine Bestimmung gefunden hat. Und dieser Prozess ist weder geradlinig noch einfach. Der Leser leidet mit dem Jungen und dem Krieger. Manchmal möchte man ihn packen und schütteln und ihm zurufen, dass er endlich diesen Teufelskreis aus Vergeltung und Ehre durchbrechen soll. Angenehm überrascht hat mich, dass der Teil der Kindheit und Ausbildung Bennosukes viel mehr Raum im Buch einnimmt, als man vom Klappentext her vermuten darf. Es ist immer noch genug Gemetzel und Blutvergießen vorhanden, aber die Handlung dreht sich eben nicht nur um Schwertkampf und Vergeltung.
Kirk hat sich eingehend mit dieser Kultur auseinandergesetzt. So wenig nachvollziehbar viele Handlungs- und Denkweisen für uns moderne Mitteleuropäer sein mögen, gelingt es dem Autor dennoch, sie uns verständlich zu machen. An keiner Stelle der Geschichte hatte ich das Gefühl, das hier dichterische Freiheit am Werk war. Ich kann dieses Buch jedem empfehlen, der sich für die japanische Geschichte und die Samurai im Speziellen interessiert und freue mich auf die im Nachwort angekündigten Fortsetzungen.
Erwähnenswert ist auch die liebevolle Gestaltung mit japanischen Schriftzeichen zu Beginn der Teile, und passend ausgewählten Zitaten. Alles in allem ein rundum gelungenes Buch, dem ich einfach geben muss.
Fazit: Überzeugende und eindringliche Darstellung einer faszinierenden Kultur.