François Lelord - Die kleine Souvenirverkäuferin/ La Petite Marchande des Souvenirs

  • Der junge Arzt Julien hat sich von seiner wissenschaftlichen Karriere in dem Moment verabschiedet, als er sich weigerte, auf Wunsch seines Vorgesetzten die Ergebnisse einer Studie zurechtzufrisieren. Stattdessen ist er nach Vietnam gegangen und arbeitet für die französische Botschaft in Hanoi, lernt von einer jungen Einheimischen Vietnamesisch und hat sich ganz gut in seiner Wahlheimat eingelebt, in der das Erbe der französischen Kolonialherrschaft und die Nachwehen mehrerer Kriege noch deutlich zu spüren sind.


    Eines Tages sorgt eine französische Nonne für Aufregung in Juliens Krankenhaus. Sie war in einem Waisenhaus in den Bergen und hat von dort offenbar ein potentiell tödliches, hochansteckendes Virus mitgebracht. Die Behörden fürchten eine Epidemie, und Julien und seine Ex-Freundin Clea, ebenfalls Ärztin, müssen versuchen, die Quelle der Krankheit zu finden und die Risiken abzuschätzen.


    Gleichzeitig lernt Julien Minh Thu kennen, eine junge Frau vom Land, die versucht, durch illegalen Souvenirverkauf etwas Geld zu verdienen, damit sie ihre Familie unterstützen kann. Minh Thu ist anders als die üblichen aufdringlichen Andenkenhändler, und langsam freunden sich die beiden miteinander an.


    So richtig habe ich nicht verstanden, wo Lelord mit diesem Buch eigentlich hin will. Für einen Medizinthriller oder auch nur einen Roman über den Ausbruch einer neuen, bedrohlichen Krankheit war es nicht spannend, für eine Liebesgeschichte nicht romantisch genug, als Porträt Vietnams zu wenig tiefgehend, auch wenn es einige sehr interessante Informationen über Land, Leute und Sprache gibt. Es ist auch nicht eines der ganz simplen, von Lebensweisheiten gespickten Bücher wie seine "Hector"-Serie.


    Freundschaft spielt eine Rolle, auch die Liebe in diversen Ausprägungen, aber nahegekommen sind mir die meisten Figuren gar nicht oder erst sehr spät. Die Gefühle werden zwar teils ausführlich beschrieben, aber für mich nicht so recht spürbar. Auf den letzten 30-40 Seiten hat mich die Geschichte zwar doch noch zu berühren vermocht, aber das war mir insgesamt ein bisschen zu wenig.


    Der Schluss kam dann überraschend und ziemlich abrupt, aber trotzdem hat er mich etwas mit dem Rest versöhnt, weil er nicht so kitschig ausfiel wie befürchtet.


    Ganz nett, aber irgendwie nicht Fisch, nicht Fleisch.


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