Wolf Haas: Wie die Tiere

  • INHALT (Quelle: Amazon)


    Das goldene Wienerherz liebt zwar inbrünstig, ist aber nicht sehr groß. Es kann daher nicht zwei auf einmal lieben -- also entweder Hund oder Kind. Kein Wunder, dass im Wiener Augarten die Situation eskaliert: hier die Pensionäre mit ihren Fifis, dort die Mütter mit ihren Kleinen. Die Fronten sind verhärtet, die Stimmung ist rabiat. Aber dass ein Hundehasser mit Stecknadeln präparierte Hundekekse auslegt und damit reihenweise Hunde umbringt, das geht dann doch zu weit. Deshalb wird Simon Brenner von einem Zuhälter, der die Ruhe in seinem Bezirk wiederhergestellt wissen will, beauftragt, den Täter zu finden. Oder auch die Täterin, denn der Verdacht schließt auch die "Kampfmütter" nicht aus.


    Dann wird die begabteste Spendensammlerin eines Tierschutzvereines ermordet -- totgebissen von einem Kampfhund. Und die Leiterin eines Hundeheimes verschwindet. Brenner setzt sich gewohnt bedächtig in den Augarten, um nachzudenken. Und nach und nach wird ihm klar: Es geht um Geld, sehr viel Geld. Denn die Wiener lassen sich ihre Tierliebe ordentlich etwas kosten. Es kommt zum actionreichen Showdown, wie ihn Brenner noch nie erlebt hat (und wahrscheinlich hätte er gerne darauf verzichtet). Nur eins sei verraten: Der unheimliche Flakturm, ein Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg mitten im Park, spielt eine tragende Rolle.


    Auch mit Wie die Tiere ist Haas wieder ein spannender und sehr vergnüglicher Roman gelungen, der durch die Sprache und das Lokalkolorit besticht. Der Plot mag nicht sein bester sein, aber wie Haas in Nebensätzen Dinge beschreibt und Bösartigkeiten austeilt, ist wirklich lesenswert. Und der fast schon apathisch ruhige Brenner, der -- verwirrt von den Frauen und gezwungen von den Umständen -- die Spur aufnimmt, ist einer der komischsten und interessantesten Protagonisten, die man zur Zeit in Krimis finden kann. --Luise Deml -- Dieser Text bezieht sich auf eine vergriffene oder nicht verfügbare Ausgabe dieses Titels. (Anmerkung von ularissa: Ich habe ein Exemplar aus dieser vergriffenen Ausgabe gelesen.)


    Eigene Bewertung


    In diesem Brenner-Roman wird in den typischen Exkursen der Hauptfigur etwas über Brenners Großvater preisgegeben. Er sei "Schreiner" gewesen. Da ich mit sowohl Sprache als auch Lokalkolorit bisher keine Verständnisprobleme hatte (trotz irritierender Wirkung bei der Grammatik), bin ich durch die bundesdeutsche Variante von "Tischler" wirklich nicht mehr von Wolf Haas´ Konsequenz überzeugt. Soweit ich weiss, gibt es in Österreich kein einziges Bundesland, wo man die Berufsbezeichnung "Schreiner" verwendet. Insofern habe ich mir als Leserin dann auch bei diesem mittelmäßig spannenden Haas-Krimi erlaubt, das Buch nicht fertigzulesen.


    Dass Haas den Flaktürmen in der Wiener Parkanlage "Augarten" ein literarisches Denkmal gesetzt hat, finde ich hingegen sehr faszinierend. Ich konnte diesen Haas-Krimi dadurch für mich selber sehr gut als Verfilmung rezipieren. Aber wie gesagt, die Handlung ist nicht so recht in Schwung gekommen.