Arturo Pérez-Reverte - Dreimal im Leben / El Tango de La Guardia Vieja

  • Originaltitel: El tango de la Guardia Vieja (2012)
    526 Seiten


    Inhaltsangabe :
    Auf einem Ozeandampfer begegnen sie sich das erste Mal, es ist das Jahr 1928. Max, jung und von wildem Charme, arbeitet als Eintänzer in der ersten Klasse. Mecha zieht ihn augenblicklich in den Bann, ihre aparte Schönheit, der weltberühmte Komponist an ihrer Seite, das funkelnde Perlencollier um ihren schlanken Hals. Es folgt ein Tanz, ein nichtssagender Smalltalk, der verheißungsvoller nicht sein könnte. In Buenos Aires angekommen, führt Max das Paar durch die zwielichtigen Tangobars seiner Geburtsstadt. Doch in dieser Nacht geraten die Dinge außer Kontrolle, und für Max und Mecha beginnt das Abenteuer ihres Lebens: die große Liebe. Eine Liebe, die erst viele Jahre später auf der Promenade Nizzas zwischen entrücktem Glamour und den Wirren des Krieges eine zweite Chance erhält.
    Amouröse Verwicklungen, Spionage, abgründige Intrigen - Arturo Pérez-Reverte hat eine so zarte wie monumentale Geschichte geschrieben, die das Leben zweier Menschen und die ganze Welt umspannt.


    Der Autor (dem Buch entnommen) :
    Arturo Pérez-Reverte, 1951 im spanischen Cartagena geboren, ist einer der erfolgreichsten Autoren Spaniens. Sein Werk wurde in 41 Sprachen übersetzt, sein Roman "Der Club Dumas" ist ein Weltbestseller und wurde von Roman Polanski mit Johnny Depp in der Hauptrolle unter dem Titel "Die neun Pforten" verfilmt. Arturo Pérez-Reverte arbeitete 21 Jahre als Kriegsreporter. Seit 2003 ist er Mitglied der Real Academia Española.


    Aufbau + Stil:
    "Dreimal im Leben" umfasst 526 Seiten, die in 13 Kapitel und die zweiseite Danksagung des Autors unterteilt sind. Der Geschichte vorangestellt ist eine Art kurzer, dreiseitiger Prolog, der sich mit Armando de Troeye, Mechas Ehemann, beschäftigt.
    Die Kapitel sind recht lang, teilweise um die fünfzig Seiten. Allerdings sind sie in mehrere Sinnabschnitte gegliedert: Die Handlung springt regelmäßig zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her. In der Vergangenheit wird erzählt, wie Max und Mecha sich 1928 kennen lernen und wie es weiter geht, während sie sich 1966 in der Gegenwart zum dritten Mal treffen.
    Der Wechsel der Erzählzeit wird durch einen doppelten Absatz verdeutlicht (auch wenn es auch vorkommen kann, dass zwei "Abschnitte" nacheinander Vergangenes behandeln), zudem ist die Geschichte des Jahres 1966 im Präsens geschrieben, alles ab 1928 dagegen in der Vergangenheit. Oft lassen sich Parallelen zwischen den Erzählungen in Vergangenheit und Gegenwart finden.
    Die Überschriften der Kapitel sind so gewählt, dass sie zu beiden Handlungssträngen passen.


    Meinung:

    Zitat von Seite 180

    "Ich warne dich, Max. Wenn du jetzt sagst, ich sei die große Liebe deines Lebens gewesen, stehe ich auf und gehe."

    Die Liebesgeschichte, die Pérez-Reverte in Dreimal im Leben erzählt, ist mehr als ungewöhnlich. Das Konzept ist hierbei auf den ersten Blick nicht neu: ein Mann und eine Frau treffen sich, schlafen miteinander und werden durch das Schicksal getrennt, bis sie sich schließlich nach langen Jahren wieder sehen. In gewöhnlichen Geschichten wäre dieses zweite Treffen allerdings das Happy End, während Max und Mecha sich erneut verlieren und für neunundzwanzig Jahre nicht mehr sehen. Und als sie sich zum dritten Mal sehen, bedeutet dies keineswegs, dass nun alles gut wird...
    Max Costa ist ein sehr sympathischer Protagonist, obwohl man ihn durchaus als Hochstapler und Kleinkriminellen bezeichnen kann. Er hatte es wirklich nicht leicht im Leben, hat aber seine Nische und Möglichkeiten gefunden, dennoch das beste aus allem zu machen. Er ist sehr charmant, liebenswert und die Reise durch sein Leben bietet einige interessante Facetten.
    Mecha Inzunza ist ebenfalls recht sympathisch, auch wenn sie im Vergleich zu Max etwas blass bleibt. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass wir hauptsächlich IHN auf seinem Weg begleitet - einem Weg, der ihn immer wieder zu Mecha zu führen scheint, einer wohlhabenden, wagemutigen Frau, die oberflächlich kühl wirkt, aber keineswegs eiskalt ist.
    Die beiden könnten unterschiedlicher nicht sein - dennoch ist vom ersten Moment an eine seltsame Anziehung zwischen den beiden. Auch, als die Leidenschaft sich entlädt, fühlt Max sich immer noch unwiderstehlich von der Frau des Komponisten angezogen. Vor allem der Tango der "alten Art" schweißt die beiden zusammen - bis Max flieht...
    Auch ihr Wiedersehen in Nizza 1937, also neun Jahre später und unter sehr ungünstigen Umständen, ist von widersprüchlichen Gefühlen geprägt. Natürlich ist dort Leidenschaft, aber auch Verachtung und Wehmut. Dem Autor ist es dabei vortrefflich gelungen, diese Gefühle glaubwürdig darzustellen und so zu präsentieren, dass der Leser mit den beiden fühlt und versteht, wieso sie genau so und nicht anders handeln.


    Die Liebesgeschichte ist alles andere als süß oder ruhig. Sie ist zunächst von Leidenschaft geprägt, von körperlicher Anziehung. Das Wort "Liebe" fällt recht spät. Dennoch ist ihre Geschichte, die "Beziehung" der beiden sehr faszinierend und fesselnd. Sie wirkt authentisch, glaubhaft. Man kann sich sehr gut vorstellen, dass Max und Mencha sich wirklich 1928 kennen gelernt haben könnten.
    Soweit ich das beurteilen kann, hat der Autor die Stimmung der damaligen Zeit gut eingefangen. Man fühlt sich hineinversetzt in die Zeit der Tangos, der Eintänzer und der zwielichtigen Gestalten, die Pérez-Reverte hier heraufbeschwört. Dazu trägt auch sein eindrücklicher Schreibstil bei: er versteht es gut, die Atmosphäre zu kreieren, die die Geschichte seiner Protagonisten am besten unterstreicht. Man kann die beiden vor sich sehen, wie sie in einer schmutzigen Bar einen unanständig intimen Tango tanzen, gleichzeitig kauft man ihnen aber auch ab, dass sie sich wie selbstverständlich in teuren Hotels bewegen können.


    Was mich ein wenig gestört hat, ist die Darstellung des Sexuallebens der beiden. Ich fand es befremdlich von Sex zu lesen, bei dem sie

    Generell kann man aber sagen, dass die vereinzelt auftretenden erotischen Szenen keineswegs geschmacklos, plakativ oder ordinär sind.


    Dreimal im Leben ist ein Roman, der sich gut und - trotz seiner 500 Seiten - flüssig lesen lässt.
    Leider stockte ich, gerade am Anfang, ständig im Lesefluss.
    Dies liegt zum Teil am häufigen Einsatz des Konjunktivs. Pérez-Reverte fasst oft längere Passagen, die im Dialog gesprochen werden würden, in der indirekten Rede zusammen. Dies kürzt zwar die Handlung und ich bin mir nicht sicher, ob ein endloser Monolog besser zum Lesen gewesen wäre, aber diese Abschnitte luden mich sehr dazu ein, sie nur zu überfliegen.
    Zu Beginn des Romans sind zudem mehrere spanische Worte (scheinbar zusammenhangslos) in den Fließtext eingestreut, die nicht übersetzt werden. Es waren zwar keine wichtigen Stellen und das Verständnis der Handlung blieb unbeeinträchtigt, dennoch stolperte ich immer darüber, weil ich versuchte, mir die Bedeutung zusammenzureimen.


    Ein weiter wichtiger Punkt ist, dass Dreimal im Leben nicht nur eine Liebesgeschichte ist.
    Der Roman spielt zwischen 1928 und 1966. In dieser Zeit hält der Protagonist Max sich an allen möglichen Orten auf, in Buenos Aires, in Nizza, Spanien, Paris, Sorrent. Dies ermöglicht dem Autor, eine Vielzahl an historischen Fakten einzuarbeiten. Es ist die Rede vom spanischen Bürgerkrieg, der Sowjetunion und ihrer Verbindung zum Schach, der Entstehung des Tangos und dem Schachspiel an sich. Dabei hat Pérez-Reverte es aber geschafft, diese Fakten so beiläufig in die Geschichte einzuarbeiten, dass man sie ganz nebenbei aufnimmt und nicht das Gefühl hat, mit Wissen erschlagen zu werden, allerdings bekommt man genug Anreize, um zu googeln und mehr über die Ereignisse zu erfahren, die hier angedeutet werden. Alles, was der Autor erzählt, setzt er aber in Bezug mit Max Costa oder Menschen, die der frühere Eintänzer kennt.
    Mich faszinierten dabei, neben Max' kleiner (fiktiver) Rolle im spanischen Bürgerkrieg, der Tango und das Schachspiel. Die Geschichte des Tangos scheint der Autor korrekt wiedergegeben zu haben, da die Schachweltmeisterschaft aber im Roman eine Rolle spielt, ist er hier von der Realität abgewichen und hat sich Spieler ausgedacht. Wenn Fachbegriffe fallen, werden sie stets erklärt, sodass auch Leser, die keine Ahnung haben, der Handlung folgen können. Die Erklärungen passen dabei sehr gut in die Geschichte und sind ein selbstverständlicher Teil davon, man muss nicht das Gefühl haben, dass man hier etwas lernen soll.


    Das Ende der Geschichte ist perfekt. Bittersüß, genau wie der Roman.


    Insgesamt hat mir Dreimal im Leben sehr, sehr gut gefallen. Die Geschichte ist atmosphärisch dicht, die handelnden Charaktere sind weder übertrieben perfekt noch handelnde Klischees und die Erzählung ist perfekt in die realen Geschehnisse eingebettet.
    Für die oben genannten Kritikpunkte wegen des Leseflusses und der Darstellung der Sexualität der Protagonisten ziehe ich einen halben Stern ab, ansonsten kann ich das Buch wärmstens empfehlen.
    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

    Carpe Diem.
    :study: Yrsa Sigurðardóttir - Gespenstisches Island

    2024 gelesen: 13 Bücher | gehört: 4 Bücher

  • "Und dennoch treffen eine Frau wie Sie und ein Mann wie ich auf Erden nicht oft zusammen."


    Ein schöner, erster Satz und so unglaublich passend zu diesem Buch.


    Max Costa ist ein Dieb und Gigolo. Er lernt im Jahre 1928 die hübsche Mercedes Inzunza, Frau von Armando de Troeye, einem Komponisten, auf einem Überseedampfer beim Tanzen eines Tangos, kennen. Seit diesem Moment an haben die beiden eine außergewöhnliche Beziehung zueinander.


    Die Anziehung zwischen den beiden, die man beim Lesen deutlich spüren konnte, ist Bestandteil dieses außergewöhnlichen Romans.
    1928 trennen sich ihre Wege abrupt. 1937 treffen sie wieder aufeinander und ihre Leidenschaft flammt erneut auf. Aber auch dieses Mal muss Max Mecha Inzunza gezwungenermaßen verlassen. Bevor sie im Jahre 1966 überraschenderweise erneut zusammentreffen. Max bringt sich mal wieder in Schwierigkeiten und gewisse Umstände zwingen ihn dazu auch dieses Mal von Mecha fortzugehen. Max hat sich sehr verändert. Mecha ebenso. Doch ihre Anziehung besteht nach wie vor...


    Es war toll, nach und nach die verworrene Geschichte um Max, seinen Diebeszügen, anderen Machenschaften und auch Mecha Inzunza lesen zu dürfen. Deren Leben hat mich gefesselt und berührt gleichermaßen.
    Es wird hier immer wieder aus der Sichtweise von Max Costa geschrieben und zwar abwechselnd aus den Jahren 1928, 1937 und 1966. Und was sich in diesen Zeiten in den Leben der beiden abgespielt hat war für mich spannend zu verfolgen.


    Eine sehr gut recherchierte und durchaus interessante Geschichte zweier Menschen, die in all den Jahren ihres "Nicht-Zusammenseins" einander nicht loslassen konnten und wollten.


    Ein wunderbar gelungener Roman, der aus meiner Sicht sehr zu empfehlen ist! :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Früher, ja früher war alles anders. Max war ein beliebter Eintänzer in der ersten Klasse eines Luxusdampfers, und er war der Beste von allen. Die Damen liebten ihn, wenn er sie in unnachahmlich sinnlichen Tangoschritten über das Parkett führte, sie bewunderten seine Eleganz und seine gepflegte Konversation. Nicht selten konnte er spüren, dass sie gerne ihre langweiligen Ehemänner, die sich mit ganz anderen Dingen als mit ihrer schönen jungen Frau beschäftigten, verlassen würden, und sei es auch nur für einen einzigen Tanz.
    Aber diese Zeiten waren schon lange vorbei.


    Der spanische Autor Arturo Pérez-Reverte erzählt eine bittersüße Liebesgeschichte, von einer Anziehungskraft zwischen Liebenden, die ein Leben lang bestehen kann. Er erzählt elegant, mit viel Poesie und dann wieder mit durchschlagender Kraft. Geschickt verknüpft er eine Geschichte über Reich und Arm mit dem spanischen Bürgerkrieg und mit der Welt des ursprünglichen Tangos in herunter gekommenen Hafenkneipen.
    Die vielen Zeitensprünge und die sehr langen Kapitel sind vielleicht etwas schwierig zu lesen, bedeuten aber für mich Max’ Erinnerungen an ein langes, erfülltes Leben. Erst nach und nach enthüllen sich die Ereignisse der Vergangenheit.
    Eine nostalgische, romantische, manchmal drastische Geschichte eines nicht geradlinig verlaufenen Lebens mit all seinen Höhen und Tiefen.


    Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen. Ich vergebe :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: Sterne.
    Ich empfehle diesen Roman für alle, die gerne Liebesgeschichten mit historischem Hintergrund und unerwarteten Wendungen lesen.
    viele Grüße
    Frühlingsfee :winken::winken:

    Nicht jeder, der das Wort ergreift, findet ergreifende Worte :-,


    (frei nach Topsy Küppers)


  • Ein Sprichwort besagt, man würde sich immer zweimal im Leben treffen, bei Arturo Pérez Reverte treffen die Protagonisten dreimal im Leben aufeinander. Zum ersten Mal begegnen sie sich im Jahr 1928 auf einen Ozeandampfer, Max hat ein Engagement als Eintänzer. Neun Jahre später treffen sie sich in Nizza erneut. Ein letztes Aufeinandertreffen von Max und Mecha gibt es erst knappe 30 Jahre später. Zwischen diesen drei Begegnungen wechselt Arturo Pérez-Reverte in seinem Roman. Dabei bleibt es oft dem Leser überlassen, sich bezüglich Zeitpunkt und Ort der Handlung zu orientieren.


    Sehr ruhig, mir fast schon ein bisschen zu ruhig, erzählt der Autor die Liebesgeschichte, die hauptsächlich von der erotischen Anziehung der Protagonisten zueinander, als von tiefen Gefühlen, lebt. Aber genau das ist es, was den Reiz dieses Romans ausmacht. Treffen sich die Beiden, ist ein Knistern spürbar. Der Leser bemerkt die erotische Spannung, die zwischen ihnen besteht. Diese Atmosphäre hat Arturo Pérez-Reverte unwahrscheinlich gut in Worte gefasst.


    Max und Mecha blieben mir ein wenig zu konturlos. Der Autor hat es nicht geschafft in mir irgendwelche Sympathien oder Antipathien zu wecken. Er selbst behält auch erzählerisch eine recht große Distanz zu seinen Figuren. So blieben sie mir über 525 Seiten lang ziemlich gleichgültig. Daran änderten auch der inflationär vorkommenden Hinweise auf die Schönheit der beiden und die Beschreibungen derer leider nichts.


    Der Plot des Romans ist durchaus interessant. Die Handlung zwischen Tango und Schachspiel anzusiedeln empfinde ich auch als durchaus gelungen. Ich hätte mir jedoch eine straffere Konstruktion und flottere Erzählweise gewünscht. So habe ich einen Roman gelesen, der ohne großen Nachhall in meiner Erinnerung bleiben wird.

  • Der Glanz vergangener Zeiten

    Als ich dieses Buch bei Amazon Vine entdeckte, schlich ich eine ganze Weile drum herum. Die elegante Frau mit dem roten Kleid auf einem Balkon oder auch einer Reling des sonst in schwarz/weiß gehaltenen Coverbildes hatte etwas. Die Kurzbeschreibung tat dann ihr Übriges. Meine Begierde nach dem Lesestoff war geweckt.

    Der Autor Arturo Pérez-Reverte,


    war mir, obwohl ich noch nichts von ihm gelesen hatte, vom Namen her nicht unbekannt. Von dem 1951 geborenen spanischen Autor sind schon einige Bücher ins Deutsche übersetzt worden. Lt. Verlagsinformationen ist er einer der erfolgreichsten Autoren Spaniens und hauptberuflich Schriftsteller und Journalist. Er arbeitete 21 Jahre als Kriegsreporter.


    Dreimal im Leben


    Max Costa und Mecha Inunza begegneten sich zum ersten Mal 1928 im Tanzsalon eines Ozeandampfers auf der Überfahrt nach Buenos Aires. Max ist als Eintänzer angestellt und Mecha reist zusammen mit ihrem Mann, einem berühmten Komponisten, in der ersten Klasse. Einige Jahre später treffen sie in Nizza erneut aufeinander und danach dauert es 29 Jahre, bis sie sich wiedersehen…


    Atmosphärisch mitreißende Liebesgeschichte


    Bücher wie dieses sind es, die mich immer wieder mal träumen lassen, gewisse Zeiten selbst erleben und das Flair spüren zu können. Dabei würde ich mich in der Realität, selbst wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, gewaltig wundern oder ich bräuchte einen anderen finanziellen Hintergrund.


    Es dauerte zwar ein wenig, bis ich mich in das Buch hineingelesen hatte, aber das lag einzig und allein an mir. Ich musste meinen Lesefluss erst einmal dieser dichten Atmosphäre und den vielen Details in den oft langen Sätzen, mit denen der Autor sein Werk schmückt, anpassen, jedes Wort genüsslich aufsaugen. Denn erst dann stellte sich das gewünschte Kopfkino ein. Das aber mit einer Intensität, die Ihresgleichen sucht.


    Die Geschichte wird meist aus der Perspektive des ehemaligen Gentleman Gauners Max in der dritten Person erzählt und teilt sich in zwei Handlungsstränge. Die Gegenwart ist hier das Jahr 1966, in dem er sich als älterer Mann nach einem sehr bewegten Leben zur Ruhe gesetzt hat und in Sorrent bei einem Schweizer Psychiater als Chauffeur angestellt ist.


    Durch Zufall sieht er eine ältere Frau in Begleitung eines jungen Paares und glaubt, in ihr Mecha zu erkennen. Da sein Chef für einige Zeit verreist ist, zieht er erst mit Hilfe alter Beziehungen Erkundigungen über sie ein. Als er sich sicher ist, dass sie es ist, entschließt er sich, den charmanten Gentleman, als den sie ihn einst kennengelernt hat, noch einmal aufleben zu lassen.


    Die Vergangenheit beginnt im Jahre 1928 mit dem Kennenlernen der beiden Hauptprotagonisten und dem Tango, der ihre Leidenschaft füreinander entfachte. Eine Leidenschaft, die nie richtig ausgelebt werden konnte, aber wohl gerade deshalb auf beiden Seiten auch eine so lange Zeit überdauern konnte.


    Wenn ich auch die Wechsel zwischen den Handlungssträngen, die stets ohne Vorwarnung und mitten im Kapitel auftraten, anfangs als ein bisschen ungewöhnlich empfand, hatte ich mich doch ganz schnell daran gewöhnt. Bei den ersten Wechseln brauchte ich noch ein/zwei Sätze um die Orientierung wieder zu haben. Je mehr ich jedoch in die Geschichte eintauchte, desto leichter wurde es. Da diese Wechsel immer so gesetzt waren, dass ich vom jeweiligen Handlungsstrang gern noch ein wenig mehr gehabt hätte, hielten sie stets den Spannungsbogen aufrecht.


    Die Charaktere und die vom Autor gewählten Themen, der Tango oder überhaupt die Musik, das Schachspiel, aber auch die gesellschafts-politischen Situationen der jeweiligen Zeiten, faszinierten mich gleichermaßen. Längen empfand ich zu keiner Zeit und das etwas melancholische Ende hätte gar nicht anders sein dürfen.


    „Dreimal im Leben“ ist definitiv kein Roman, den man einfach so auf die Schnelle mal runter reißt. Wenn man aber dranbleiben kann und sich auf jede der vielfältigen Facetten einlässt, ist er ein Erlebnis der Extraklasse.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Ein Ozeandampfer 1928. Der Eintänzer Max Costa begegnet der verheirateten Mecha Inzunza. Zusammen mit ihrem Mann, einem weltberühmten Komponisten, führt Max Mecha durch zwielichtige Tangobars in seiner Geburtsstadt Buenos Aires, immer das funkelnde Perlencollier von Mecha im Auge.
    In dieser Nacht geraten die Dinge außer Kontrolle und für die beiden beginnt ein großes Abenteuer: Die große Liebe.
    Ich fand den Einstieg in Arturo Pérez-Revertes Buch „Dreimal im Leben“ etwas schwierig.
    Der Schreibstil war von Beginn an fließend und die Geschichte so gut zu lesen. Nur wird der Tango, der sehr im Mittelpunkt steht, etwas zu intensiv thematisiert. Ich fand diese Informationen zwar sehr interessant, aber besonders zu Beginn des Buches fand ich es etwas zu viel, da mir so der Einstieg erschwert wurde.
    Dann konnte ich mit Max Costa einfach nichts anfangen. Ich fand ihn arrogant, berechnend und schlicht unsympathisch. Mecha war unscheinbar und ihre „Liebesgeschichte“ auch nicht wirklich das, was man von einer Liebesgeschichte erwartet.
    „Dreimal im Leben“ ist zudem ein Buch, bei dem man nicht wirklich weiß in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird. Das ist zum einen gut, da die Erwartungshaltung aufrecht erhalten wird, zum anderen hatte ich beim Lesen aber immer wieder den Gedanken was das nun soll und was mir der Autor eigentlich sagen will.
    Nach 200 Seiten war ich dann mehr in der Handlung drin, allerdings plätschert die Geschichte gemächlich dahin und hatte keine wirklichen Höhepunkte. Zudem waren die Sprünge von der Gegenwart in die Vergangenheit immer etwas verwirrend und haben den Lesefluss zusätzlich gestört.
    Ein Buch, von dem ich definitiv mehr erwartet habe und das mich nicht mitreißen konnte, aber es war informativ und einigermaßen gut zu lesen.



    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: von :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Der Chaffeur Max Costa, welcher als charmanter Dieb und Gauner viele krumme Geschäfte abgewickelt hat, sieht vor einem Hotel seine frühere Geliebte Mecha Inzunza, welcher schon zweimal über den Weg gelaufen ist, wieder. Er spioniert ihr nach und steigt dann in dem gleichen Hotel ab, wobei er sich als erfolgreicher Geschäftsmann ausgibt, und trifft sie "zufällig". Bei diesem dritten Treffen soll alles anders laufen.
    Der Aufbau des Buches ist sehr gut gelungen. Die drei Handlungsstränge, die drei Treffen zwischen Mecha und Max, sind sehr schön ineinander verwoben und wechseln sich stetig ab. Dies kann jedoch auch ein negativer Punkt sein, vor allem, wenn man das Buch nicht in einem Ruck durchliest und öfters Pausen macht. So ist man am Anfang der Abschnitte erst mal verwirrt, um welchen Handlungsstrang es geht. Wenn die unterschiedlichen Abschnitte markiert wären, könnte man dieses Problem einfach umgehen.
    Etwas verwirrend ist auch das Auftreten von Mecha Inzunza. Man weiß nie so wirklich woran man bei ihr ist und ihr Verhalten ist doch sehr untypisch.
    Der Schreibstil ist gut und poetisch, jedoch sind auch hin und wieder längere Sätze dabei, welche den Lesefluss verlangsamen und etwas stören.
    Alles in allem ist das Buch gelungen, man sollte jedoch keine zu hohen Erwartungen in das doch recht anspruchsvolle Werk setzen.

  • Das Cover finde ich, ebenso wie den Klappentext, absolut gelungen und passend zu der Geschichte. Leider hatte ich zu Beginn einige Probleme in die Geschichte hineinzufinden. Der Schreibstil ist recht komplex und zu Beginn gewöhnungsbedürftig. "Dreimal im Leben" ist somit kein Buch, dass man "mal eben kurz" liest. Auch größere Pausen sollte man beim Lesen vermeiden, da es sonst schwer werden könnte, wieder hineinzufinden.


    Besonders gut gefallen hat mir die Atmosphäre, die Arturo Pérez-Reverte in "Dreimal im Leben" schuf. Als Leser fühlt man sich an verschiedenste Orte versetzt und spürt das Leben in der jeweiligen Zeit. Und ich spürte es wirklich, sah die beschriebenen Orte, tanzte den Tango und lernte die Charaktere kennen. Denn auch diese sind unglaublich gut gezeichnet und authentisch. Auch wenn ich die beiden Protagonisten nicht unbedingt in mein Herz schloss - Mecha war mir viel zu kühl, Max hingegen zu arrogant - konnte ich mir die beiden sehr gut vorstellen. Eine gute Geschichte muss ja nicht zwangsläufig sympathische Charaktere beinhalten.


    Die Liebesgeschichte, die der Klappentext verspricht, konnte ich in diesem Buch nicht finden. Die beiden haben eine unglaubliche Anziehungskraft aufeinander, was auch die vielen Jahre in welchen sie sich nicht sahen, nicht verändert. Diese Anziehungskraft konnte ich fühlen. Doch eine starke Liebe konnte ich während des Lesens nicht ausmachen.


    Auch der Schreibstil konnte mich nicht ganz überzeugen. Viel zu oft wiederholten sich Worte oder Beschreibungen. An einigen Stellen hatte ich das Gefühl, dass der Autor mit aller Gewalt versuchte, einen Satz möglichst poetisch klingen zu lassen oder diesen unnötig verschachteln wollte. Der Schreibstil wirkte nicht immer natürlich sondern an einigen Stellen sehr gewollt. Wie bereits erwähnt ist er zudem nicht einfach zu lesen, sondern anspruchsvoll, was jedoch nicht als Kritik aufgefasst werden soll.


    Der Hauptgrund, weshalb ich in der Endwertung zwei Sterne abziehe, liegt an der Handlung selbst. Stellenweise konnte mich diese mitreissen. Ich liebte das Gefühl das ich beim Lesen hatte ebenso wie die Atmosphäre. An anderen Stellen widerum war ich von zu detailreichen Beschreibungen wie bspw. die genaue Einführung in den Tango, gelangweilt. Zudem verlor sich der Autor noch in zahlreichen Beschreibungen, Erklärungen und Fachsimpeleien eines Schachspiels.


    Fazit: Ein toller Roman der insbesondere durch die Zeichnung der Charaktere und der besonders dichten Atmosphäre begeistert. Die Handlung sowie der Schreibstil hingegen, konnten mich jedoch nicht ganz überzeugen. Empfehlenswert ist dieses Buch insbesondere, für Personen die Interesse an Tango oder Schach - oder im besten Fall sogar an beidem - haben. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Max Costa arbeitet auf einem Ozeandampfer als Eintänzer. 1928 trifft er dort Mecha Inzunza, die aparte Ehefrau eines berühmten Komponisten. Beim Tango verlieben sich die beiden ineinander, doch sollten sie sich erst Jahre später, knapp vor dem Ausbruch des 2. Weltkrieges in Nizza wiedersehen. 30 Jahre später glaubt Max, der jetzt als Chauffeur arbeitet, Mecha vor einem Hotel in Sorrent wiederzuerkennen.


    Vom ansprechenden Klappentext (und dem schönen Cover) beeindruckt, habe ich mich zur Lektüre verführen lassen, und mir einen ganz und gar wundervollen Roman erwartet. Nach einem vielversprechenden Anfang hat mich die Geschichte mit zunehmendem Handlungsverlauf jedoch sehr enttäuscht.

    Der Beginn des Romans an Bord der Cap Polonio mit Max als professionellem Tänzer und der schönen, eleganten Mecha, die seinen Tangoschritten und überraschenden Wendungen mühelos folgt, hat mir sehr gut gefallen. Auch die Szenen in Buenos Aires, in denen sich Max mit dem Ehepaar de Troeye in zwielichtigen Etablissements auf Spurensuche nach den Anfängen der ursprünglichen Tangomusik begibt, fand ich sehr gut gelungen. Dazwischen werden in abwechselnder Erzählperspektive die beiden weiteren, in der Zukunft liegenden Handlungsstränge eingeflochten, die mich absolut nicht mehr zu begeistern vermochten.

    Max Costas Leben als Gentlemangauner und die darum herum konstruierte Spionagegeschichte in Nizza hat mich nicht im mindesten interessiert. Der in den 1960-er Jahren spielende Teil, in dem das professionelle Schachspiel mit Mecha Inzunza und ihrem Sohn Jorge Keller im Mittelpunkt steht, hat mich anfangs noch angesprochen, doch fand ich den Fortgang dieses Handlungsstranges sehr konstruiert und unglaubwürdig.

    Die charakterliche Darstellung der Protagonisten konnte mich ebenfalls nicht überzeugen, da man über deren nähere Lebensumstände im Grunde nichts Genaues erfährt. Über einen Zeitraum von rund 40 Jahren sollten dem Leser die Figuren doch etwas vertrauter werden. Mir zumindest sind sie allesamt sehr fern und fremd geblieben, sodass ich an ihrem Schicksal keinen rechten Anteil nehmen konnte. Max war mir trotz seines fragwürdigen Lebenswandels ja noch einigermaßen sympathisch, die elegante, aber stets Zigaretten paffende Mecha Inzunza hingegen, die Max auch noch in eine lebensgefährliche Situation manövriert, konnte ich überhaupt nicht ausstehen. Ihre seltsamen sexuellen Vorlieben haben diese Abneigung noch verstärkt. Die große Liebe eines Lebens auf drei Begegnungen zu reduzieren kommt mir ebenfalls ziemlich blauäugig vor. In der Realität würde man doch höchstens von einer Schwärmerei, verbunden mit einer starken körperlichen Anziehungskraft sprechen, und nicht mehr. Ob diese "Liebe" über Jahrzehnte den Anforderungen des Alltags gewachsen gewesen wäre, wage ich stark anzuzweifeln.

    Einzig und allein der Stil, die anschauliche, lebendige und bildhafte Sprache, die mich auch über inhaltliche Durststrecken hinwegzutragen vermochte, hat mir vom Anfang bis zum Ende wirklich gut gefallen.


    Mehr als :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: Sterne möchte ich wegen der Handlung, die mich nicht zu überzeugen vermochte, dennoch nicht vergeben.

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Arturo Pérez-Reverte - Dreimal im Leben (El Tango de La Guardia Vieja)“ zu „Arturo Pérez-Reverte - Dreimal im Leben / El Tango de La Guardia Vieja“ geändert.