Anna-Maria Prinz: Rosenpsychosen

  • Die Autorin:
    Anna-Maria Prinz geboren 1973, ist Berlinerin, ausgebildete Sonntagspilotin und liebt Rosen über alles. Nach Zwischenstationen in Narsarsuaq, Goose Bay und Fernwald-Steinbach lebt sie mit ihren beiden Kindern als freie Autorin wieder in Berlin. ›Rosenpsychosen‹ ist ihr Debütroman. (Quelle: Verlagswebsite)


    Klappentext:
    Eigentlich hat Marie alles, was das Frauenherz begehrt, aber eines hat sie nicht: Freude am Leben. Ihre Schwermut ertränkt sie allabendlich in Cocktails, was Ehemann Martin für keine gute Lösung hält. Er schickt Marie zu einer Psychotherapeutin. Helene kann sich mit dem Gedanken, dass dieses aufgetakelte wasserstoffblonde Persönchen ihre neue Patientin sein soll, gar nicht anfreunden. Auch Marie findet wenig Gefallen an der ungeschminkten Frau in dem wallenden braunen Gewand und den praktischen Schuhen. Ungeachtet der tief empfundenen Antipathie auf beiden Seiten nimmt die Therapie ihren Lauf. Bald stellen sich bemerkenswerte Veränderungen ein. Und zwar auf beiden Seiten …


    Aufbau, Allgemeines:
    28 Kapitel, 238 Seiten
    Der Roman wird aus zwei verschiedenen personalen Erzählperspektiven erzählt, nämlich einmal von Marie und einmal von Helene, ihrer Psychologin.


    Inhalt:
    Nach außen hin ist Maries Leben ein echter Traum. Ihr Ehemann ist reich, ihre Kinder sind bezaubernd, sie leben alle zusammen in einem großen Haus und Marie braucht nicht zu arbeiten. Sie kann sich ihrem merkwürdigen Hobby widmen, Bücher von hinten nach vorne zu lesen und drei Stunden am Tag das Haus auszuräumen. Außerdem trinkt sie gern die ein oder andere Flasche Wein und schläft dann auf dem Fußboden ein. Na und? Alles ganz normal! Wenigstens ist Marie schlank. Und hat keine Haare an den Beinen. Oder flache Schuhe an.
    Ganz im Gegensatz zu ihrer Therapeutin Helene. Dass sie überhaupt zu einer Therapeutin gehen soll, lehnt Marie eigentlich ab. Nur will ihr Mann das leider unbedingt, und dem will Marie nun auch nicht immer nur widersprechen, denn meistens tut Martin einfach alles für sie. Er hält es aus, dass Marie manchmal die ganze Nacht über aufräumt, dass sie ganz spezielle Vorstellungen von ihrem Sexleben hat und dass sie überhaupt eigentlich immer diktiert, wie das Familienleben funktioniert.
    Marie und Helene begegnen sich also in der Praxis von Helene und finden sich erstmal vollkommen unsympathisch. Sie sind sozusagen ihre gegenseitigen Feindbilder und haben viele Vorurteile darüber, wie die jeweils Andere sein wird. Nach der ersten Sitzung will Marie eigentlich auf keinen Fall wiederkommen, aber als Helene deutlich macht, dass auch sie denkt, dass die Zusammenarbeit der beiden nichts bringen wird, beschließt Marie, dass sie es der haarigen Psychologin nicht so leichtmachen wird. Oh nein!
    Im Laufe der doch eher ungewöhnlichen Therapie stellen Helene und Marie dann zu ihrer Überraschung fest, dass sie doch ein paar Dinge gemeinsam haben oder von der Anderen übernehmen könnten. Aber das zugeben? Kommt nicht in Frage!


    Meine Meinung:
    Och nee, nicht schon wieder ein Frauenroman. Doch. Aber “Rosenpsychosen” ist anders als die gängigen Vertreter dieser Gattung. Biestiger. Gemeiner. Und ohne das Klischee-Happy-End am Schluss.
    Marie und Helene sind allerdings schon etwas klischeeig, zumindest von außen. Marie ist das Püppchen aus der Bussigesellschaft, das nicht wirklich dazu stehen kann, das ihr Mann arbeitslos geworden ist. Immer trägt sie hohe Absätze, immer ist sie top geschminkt, ihre Haare sind immer top gestylt, sie ist gertenschlank und legt Wert auf das, was sie und ihre Familie nach außen hin darstellen. Helene hat haarige Beine und Achseln, trägt Birkenstocksandalen und sackartige Kleider. Sie kauft auf dem Markt ein und liest Alice Schwarzer.
    Dass zwei so gegensätzliche Frauen miteinander auskommen können, scheint ausgeschlossen. Die Autorin nutzt die Klischees, die jede Leserin vermutlich auch im Kopf hat, wenn sie sich Marie und Helene vorstellt, um zu zeigen, dass hinter der Fassade der beiden doch immer noch etwas Anderes schlummert. Das führte bei mir dazu, dass ich beim Lesen immer mehr Spaß hatte – zuerst fand ich das Buch ziemlich schräg, und ich muss auch sagen, dass ich es recht mutig finde, zwei Protagonistinnen zu erschaffen, die so wenig Identifikationspotenzial bieten. Ich denke, niemand möchte wie Helene oder Marie sein…
    Witzig wird es vor allem dann, wenn die beiden Frauen sich gegenübersitzen und die Erzählperspektive in ganzen kurzen Abständen wechselt, sodass man die Situation immer aus beiden Perspektiven erlebt. Das birgt ein paar witzige Möglichkeiten, und die Autorin nutzt diese gekonnt.


    “Rosenpsychosen” ist ein witziges Debüt, das darauf hoffen lässt, dass wir noch mehr von Frau Prinz lesen werden.
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