Ein Buch als Abrechnung mit anderen Menschen dürfte zu mehr Problemen führen als man vorher hatte. Die Menschen, die einem "etwas angetan haben" sehen sich selber nämlich in einem vollkommen anderem Licht und würden auch dann, wenn sie mit der Nase darauf gestoßen werden, sich nicht entschuldigen, sondern eher versuchen ihr Handeln zu rechtfertigen.
Solange du das Buch nur für dich selbst schreibst, einfach weil du dir alles von der Seele schreiben möchtest, ist dagegen aber absolut nichts einzuwenden. Ein Problem bei der ganzen Sache ist dann allerdings, dass beim Schreiben dann auch Dinge hochkommen könnten, die man längst verschüttet hatte. Bist du bereit, dich dem zu stellen?
Weiterhin möchte ich dir den Hinweis geben, dass die wenigsten Menschen aus reiner Boshaftigkeit handeln. Sie tun Dinge (auch anderen Menschen an), weil es in ihren Augen zu dem Zeitpunkt gerade das war, was ihnen am besten (für sich oder den anderen) erschien oder weil sie es nicht besser wussten. Wenn man die Gründe hinter dem Verhalten der anderen sucht, stößt man meistens auf die Unzulänglichkeiten dieser Personen, auf deren eigene schlimme Geschichte und deren Unvermögen, mit einer Situation anders als genau so umzugehen. Das ändert dann zwar nichts an der Ungerechtigkeit, die man selbst erfahren hat, tröstet aber ungemein, wenn man sieht, dass das Verhalten auf der Mangelhaftigkeit der anderen Person und nicht auf deren Boshaftigkeit fußte.
Zudem sollte man die Vergangenheit als das betrachten, was sie ist: Vergangen. An ihr kann man nichts ändern, weder indem man Bücher schreibt und damit anderen einen auswischt (und Rache ist überhaupt nicht süß sondern eher bitter), noch indem man ihr nachtrauert. Lieber sollte man versuchen, sich im Hier und Jetzt gute Erinnerungen zu schaffen, an denen man sich in Zukunft erfreuen kann.
Wir sind ein Produkt unserer Vergangenheit. Was wir aber heute daraus machen, liegt in unseren Händen.