Lisa Gardner: Wer stirbt, entscheidest du/Love You More

  • Die Autorin:
    Lisa Gardner ist eine der erfolgreichsten amerikanischen Thrillerautoren der Gegenwart. Sie lebt mit ihrer Familie und zwei Hunden in New England. (Quelle: amazon.de)


    Klappentext:
    Wen liebst du am meisten?
    Auf diese Frage sollte jeder antworten können.
    "Wen liebst du?", rief er wieder. Lauter jetzt.
    "Bitte nicht", flüsterte ich.
    Er lächelte nur.
    "Pistole. Auf den Tisch. Sofort!"
    Ich schaute ihn einen Wimpernschlag lang an. Dann traf ich meine Entscheidung. Langsam legte ich das Holster auf den Küchentisch.
    Er nahm seine Sig Sauer und drückte ab.

    Brian Darby ist tot. Erschossen. Von seiner Frau Tessa. Notwehr offenbar: Die Polizistin weist schwere körperliche Verletzungen auf. Und ihre Tochter ist verschwunden.
    Während die Fahndung nach der Kleinen läuft, kommen FBI-Ermittlerin D.D. Warren immer mehr Zweifel. Bei ihrer Recherche stößt sie auf einen seltsamen Zufall: Tessa hatte Jahre zuvor den Bruder einer Freundin erschossen. Angeblich in Notwehr. Ist die junge Frau eine kaltblütige Mörderin? Oder eine Marionette in einem perfiden Spiel?


    Inhalt:
    “Wen liebst du mehr?”, fragt der Fremde die Polizistin Tessa Leonie, und stellt sie vor die Wahl: ihr Ehemann oder ihre Tochter? Die Frage ist kaum zu beantworten, doch Tessa entscheidet sich für ihre kleine Tochter Sophie – und besiegelt damit das Schicksal ihres Mannes. Als die Detectives D.D. Warren und Bobby Dodge zum Tatort kommen, finden sie dort die völlig verstörte Tessa vor, die ihren Mann offenbar mit ihrer eigenen Dienstwaffe erschossen hat.
    Der Fall scheint klar zu sein – Tessa Leonie ist selbst schwer verletzt, ihr Mann ist tot: Offensichtlich hat die Frau sich gegen ihren Ehemann zur Wehr gesetzt, ist offenbar einer Spirale der häuslichen Gewalt in Notwehr entkommen. Aber nach und nach kommen dann doch immer mehr Fragen auf: wie passt in diese Geschichte, dass die sechsjährige Sophie Leonie verschwunden ist? Hat der Vater das Mädchen entführt? Umgebracht? Wenn er das Kind in seiner Gewalt hatte, hätte Tessa ihren Mann doch niemals getötet – auch nicht in Notwehr? Wie sollen sie Sophie aufspüren? Es gibt keine Spur von dem kleinen Mädchen.
    Der Fall wird immer verworrener, da Tessa sich in Widersprüche verstrickt und D.D. Warren und ihr Partner mehrfach zu Erkenntnissen kommen, die sie wieder an den Anfang ihrer Ermittlungen zurückwerfen. Was zunächst ganz klar erscheint, ist wenig später schon wieder vollkommen unmöglich – und die Uhr tickt, denn irgendwo dort draußen ist die kleine Sophie – und sie ist hoffentlich noch am Leben…
    Als dann noch herauskommt, dass Tessa Leonie bereits in der Vergangenheit einmal einen Mann getötet hat, angeblich auch in Notwehr, wissen die Ermittler überhaupt nicht mehr, was sie glauben sollen. In diesem Fall ist nichts so, wie es scheint, und Warren kommt einfach nicht zur Ruhe – dabei bräuchte sie genau diese gerade jetzt besonders…


    Meine Meinung:
    “Wer stirbt, entscheidest du” ist mein erster Thriller von Lisa Gardner. Ich fand ihn spannend und gut zu lesen, aber gleichzeitig ist für mich klar, dass das keine Serie ist, die ich unbedingt weiterverfolgen muss. D.D. Warren war mir als Ermittlerin sympathisch, aber dafür, dass sie offenbar in jedem Thriller von Gardner auftritt, war sie mir dann zu blass. Dem Vergleich mit den Ermittlern anderer Krimiserien (Kommissar Dühnfort, Jane Rizzoli und andere) kann sie nicht standhalten, dazu hat sie zu wenig Persönlichkeit.
    Interessanter als ihre Perspektive fand ich dann auch tatsächlich die von Tessa Leonie, auch wenn ich zugeben muss, dass ich beim Lesen mehrfach verwirrt war und mich gefragt habe, wie denn nun das schon wieder alles zusammenhängt und ob man dieser Figur auch nur einen Steinwurf weit trauen kann. Gerade das hat mich aber wie immer dann doch von dieser Figur überzeugt. Sie hat einfach das gewisse Etwas, auch wenn es in ihrem Fall nicht unbedingt ein positives Etwas ist.
    Was mich beim Lesen gestört hat, war, dass man nicht wirklich mitraten konnte, wie alles zusammenhängt. Dazu gab es zu viele Widrigkeiten, die man nicht absehen und vor allem eine Auflösung, auf die man nicht kommen konnte. Das fand ich etwas schade, da ich durch die zwei wechselnden Perspektiven (Warren und Leonie) immer davon ausgegangen war, dass man auf die Auflösung stoßen könnte, wenn man nur aufmerksam genug läse. Dem ist aber nicht so.
    Was ich noch erwähnen möchte, ist, dass ich die Übersetzung an manchen stellen holprig fand. Dass Textstellen wie “Wen willst du anrufen?” – “Ghostbusters!” nur im Original lustig sind (vermutlich: “Who you gonna call?” – “Ghostbusters!”), ist klar. Aber dass Sendungen immer “im Fernseher” statt “im Fernsehen” laufen (“Wir sahen uns Sponge Bob im Fernseher an”), fand ich nicht gut formuliert, und auch an einigen anderen Stellen kamen mir Formulierungen holprig vor (z.B. als Warren zu Tessa Leonie sagt, sie habe doch auch eine Karte mit den “Landmarken” (“landmarks”) zeichen können. Mir ist klar, dass es das Wort “Landmarken” gibt, aber das würde niemand in diesem Zusammenhang benutzen!).
    Davon abgesehen ist “Wer stirbt, entscheidest du” ein kurzweiliger und ziemlich temporeicher Thriller, bei dem wirklich erst am Ende alle Puzzleteilchen zusammenpassen.
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