Frank Baer - Die Magermilchbande

  • Untertitel: Mai 1945: Fünf Kinder auf der Flucht nach Hause


    Klappentext:
    Fünf Kinder, in den Wirren des Kriegsendes sich selbst überlassen, ziehen westwärts. Aus dem Kinderlandverschickungs-Heim in der Tschechoslowakei zurück nach Berlin. Sie erleben Schreckliches und Grausigkomisches. Sie bestehen ein Abenteuer, an dem viele Erwachsene gescheitert wären.


    Über den Autor:
    Frank Baer wurde am 30.07. 1938 in Dresden geboren und wuchs in Mannheim, Schwarzenbach/Saale und Würzburg auf. Er studierte moderne Philologie in Würzburg und München und übte danach verschiedene Berufe aus. 1964 wurde er Volontär bei einer Tageszeitung und ab 1965 war er freier Mitarbeiter des Bayerischen Fernsehens. Er veröffentliche weitere Bücher. Die Magermilchbande erschien im Jahr 1979 als Hardcover beim Albrecht Knaus Verlag. Im Auftrag des Bayerischen Fernsehens wurde der Roman schließlich in einem gleichnamigen Film in 7 Teilen verfilmt.


    Über das Buch:
    Das Buch umfasst 366 Seiten und ist in 13 Kapitel gegliedert. Zudem gibt es zur Einleitung, zwischen den Kapiteln und am Schluss des Romans Tagebuchauszüge eines der fünf Kinder. Ein Kapitel hat meist zwischen 25 und 30 Seiten. Das Buch lässt sich also auch ganz gut abschnittsweise lesen. Als Erzählperspektive hat der Autor den allwissenden Erzähler gewählt, die nur hin und wieder von den Tagebucheinträgen unterbrochen wird.

    Das Buch ist auch als Taschenbuch erschienen und zudem 1979 als Bertelsmann Club-Ausgabe. Inzwischen ist es nur noch gebraucht erhältlich.


    Zum Inhalt des Buches (ohne zu viel zu verraten):
    Frank Baer gibt in seinem Roman Einblicke die Situation der Kinder und Jugendlichen gegen Ende des Zweiten Weltkriegs. Nachdem die russische Armee von Osten her die Tschechei besetzt und russische Truppen unaufhaltsam nach Berlin vordringen, werden die Landverschickungsheime sukzessive aufgelöst und die Schulklassen sollen von ihren Betreuern zurück in die die Heimat gebracht werden. Auf dieser waghalsigen Flucht und immer wieder bedroht durch amerikanische Militärflugzeuge, verlieren drei Jungen im alter zwischen 13 und 15 Jahren den Anschluss an ihre Klasse. Es beginnt eine aufregende und gefährliche Reise zurück nach Berlin. Verfolgt von den Russen und den Amerikaners versuchen sie sich alleine nach Hause durchzuschlagen. Während der Reise schließen sich ihnen noch zwei Mädchen an, die ebenfalls zurück zu ihren Familien wollen. Ihre Fahrt ist ein täglicher Kampf um knappe Nahrungsmittel und eine sichere Unterkunft für die Nacht. Dabei treffen sie auf Menschen mit den unterschiedlichsten Schicksalen, die ihnen manchmal gewogen sind, manchmal aber auch nicht. Hinzu kommen viele Gefahren, denen sie in der turbulenten Zeit nach Kriegsende ausgesetzt sind. Ob sie es jemals bis nach Hause schaffen werden? Die fünf Kinder jedenfalls geben diese Hoffnung nicht auf.


    Meine Meinung zum Buch:
    Frank Baer beschreibt die Geschichte der gefährlichen Reise nach Hause sehr gut. Meiner Meinung nach hätte die Beschreibung der Hauptcharaktere jedoch noch etwas ausführlicher ausfallen können. Man erfährt zwar, wie wie aussehen, allerdings sehr wenig von ihrer Gefühlswelt. Wenn man bedenkt, dass die fünf Kinder alleine quer durch Deutschland reisen und welche verschiedenen Eindrücke sie dabei sammeln, wäre ein Einblick in ihre Gedankengänge sicher interessant gewesen. So handelt es meist nur davan, wo sie etwas zu Essen herbekommen könnten und wie sie am besten dem "Feind" ausweichen. Klar, die Geschichte ist dennoch interessant und spannend geschrieben, man hätte jedoch mehr daraus machen können. Es handelt sich ja auch nicht um einen Nachmittagsspaziergang. Manche Verhaltensweise kann man als Leser auch nicht immer ganz nachvollziehen, allerdings muss man dem Autor zugutehalten, dass es sich bei seinen Hauptcharakteren im Kinder handelt. der Leser bekommt jedenfalls einige gute Eindrücke von der Situation nach dem Krieg und die Probleme, mit denen die Menschen damals zu kämpfen hatten.


    Frank Baer stützt sich in seinem Buch auf wahre Begebenheiten nach dem Krieg. Er hat dafür mehrere hundert Interviews mit Zeitzeugen geführt, um die Lebenssituation zur damailgen Zeit möglichst gut abzubilden. Nach seinen eigenen Worten ist die "Magermilchbande" nur erfunden, der Rahmen für sein Buch und die geschichtlichen Hintergründe sind es jedoch nicht.

    Mein Fazit:

    Ich fand das Buch "Die Magermilchbande" gut. Die Geschichte war zu kaum einen Zeitpunkt langweilig und konnte fesseln. In die Gefühlswelt der Charaktere hätte ich mir etwas tiefere Einblicke gewünscht. Man erfährt zwar ein paar Einzelheiten über die Familien der Kinder, jedoch nicht sonderlich viel. Aufgrund der aufschlussreichen Schilderungen der Verhältnisse nach dem WK 2, bleibt es jedoch ein durchaus lesenswertes Buch. :thumleft:



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