Kay Peter Jankrift - Mit Gott und Schwarzer Magie. Medizin im Mittelalter

  • Über den Autor:
    Kay Peter Jankrift (*1966) ist ein deutscher Historiker und Medizinhistoriker. Er studierte Mittlere und Neue Geschichte, Semitische Philologie und Islamwissenschaft und promovierte 1995 in Münster (Thema: Institutionalisierung und Organisation des Ordens vom Heiligen Lazarus zu Jerusalem von seinen Anfängen bis zum Jahre 1350). Am dortigen Institut für Theorie und Geschichte arbeitete er einige Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter, danach am Institut der Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung. Seit 2005 ist er freier Mitarbeiter des Instituts.


    Seine Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte der Iberischen Halbinsel, Begegnungen zwischen Orient und Okzident, Städtegeschiche, Geschichte der Kreuzzüge und der geistlichen Ritterorden, Sozial-, Kultur- und Medizingeschichte des Mittelalters. Neben dem hier rezensierten Buch hat er u.a. folgende Bücher veröffentlicht:


    Brände, Stürme, Hungersnöte. Katastrophen in der mittelalterlichen Lebenswelt (Jan Thorbecke Verlag, 2003)
    Krankheit und Heilkunde im Mittelalter (Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2003)
    Das Mittelalter. Ein Jahrtausend in zwölf Kapiteln (Jan Thorbecke Verlag, 2004)
    Henker, Huren, Handelsherren. Alltag in einer mittelalterlichen Stadt (Klett-Cotta, 2008 )
    (Quelle: Wikipedia)


    Buchaufbau:
    Das Buch (erschienen bei der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft, Darmstadt 2005) umfasst 171 Seiten, thematisch aufbauend vom Allgemeinen hin zum Speziellen. Es ist reich bebildert mit Abbildungen mittelalterlicher Gemälde, Buchinschriften, Kapitalen.


    Es beginnt mit einem Vorwort, danach folgen 9 Kapitel gegliedert in


    I Mittelalterliche Menschen im Angesicht von Krankheit und Tod
    II Mittelalaterliche Deutungen. Krankheiten zwischen Sündenstrafe, schwarzer Magie und medizinischer Lehrmeinung
    III Die Entwicklung der mittelalterlichen Medizin
    IV Der Weg ins Leben
    V Große und kleine Gebrechen des Alltags
    VI Die großen Geiseln
    VII Mittelalterliche Hospitäler
    VIII Leprakranke – die „lebenden Toten“
    IX Im Angesicht des Todes


    Am Ende stehen die Anmerkungen, eine Auswahlbibliographie, das Sachregister sowie der Abbildungsnachweis.


    Buchinhalt:
    Der Autor erzählt im Vorwort, wie die Frage seiner Tochter „wie viele Krankheiten es denn gebe“ ihn zu diesem Thema führte. Natürlich setzt er die Frage dann in einen mittelalterlichen Kontext, denn die Frage seiner Tochter konnte er doch nicht wirklich beantworten. Er führt den Leser geschickt von den allgemeinen Lebensumständen der Menschen im Mittelalter sowie den damaligen Auffassungen von Krankheit und Medizin hin zum Speziellen. Auch diese speziellen Fragen nach Krankheit, Gebrechen, Gefahren und Tod setzt der Autor in bezug zum Leben der Menschen, indem er beim Beginn allen Lebens, der Geburt, beginnt und sich durch „ein Leben“ mit Gefahr, Krankheit bis hin zum Tod auseinandersetzt. Das Inhaltsverzeichnis verdeutlicht diese Struktur klar mit seinen Kapitelüberschriften.


    Meine Meinung:
    Dieses Buch ist absolut lesenwert sowohl für Einsteiger in dieses Thema als auch für Interessierte wie mich, die schon einiges zum Thema gelesen haben. Der Autor beginnt im Allgemeinen und verschafft dem Leser einen klaren Überblick über das Leben zur damaligen Zeit und die Einstellungen und Vorstellungen der Menschen zu Krankheiten und Tod. Auch die Ausbildung der Mediziner und ihr Berufsbild wird klar dargestellt, wenn sie für uns auch sehr fremdartig anmuten. Ausgerüstet mit diesem Überblick geht der Autor dann in die detailliertere Betrachtung der Gefahren für Leib und Leben, denen die Menschen damals ausgesetzt waren. Dabei konzentriert er sich eben nicht nur auf die großen Seuchen der damaligen Zeit wie die Pest, von denen wir alle schon gehört haben, sondern beginnt beim ersten Risiko des Lebens, der Geburt – ein Risiko für Mutter und Kind, wie sehr schnell deutlich wird. Auch räumt er klar mit der Vorstellung auf, dass die Krankheiten so klar erkennbar und erklärbar seien wie wir heute oft glauben. Die „Pest“ und der berühmte „Schwarze Tod“ sind eben nicht immer dasselbe und so manche Seuche ist heute noch nicht fassbar oder erklärbar – wie der berüchtige „Englische Schweiß“, der so plötzlich verschwand wie er auftauchte und wütete. Faszinierend waren für mich die Kapitel über die Hospitäler, die nichts gemein hatten mit Krankenhäusern wie wir sie verstehen. Der Tod bildet dann den „würdigen“ Abschluss dieser exzellenten Einführung in ein spezielles Thema der mittelalterlichen Geschichte.
    Kay Peter Jankrift bringt jedem Interessiertem diese Themen in einer leichten, einfachen Sprache nahe; er wendet sich an alle, nicht nur an Leser, die bereits über ein spezielles Vokabular verfügen. Alle Leser, die sich vielleicht zum ersten Mal mit diesem Thema befassen möchten, aber eventuell etwas Berührungsängste haben so nach dem Motto „wird es zu spezifisch, zu trocken?“, finden hier einen hervorragenden Einstieg in die Themen Mittelalter und Medizin und Krankheit um danach entscheiden zu können, ob sie sich weiter mit diesen Themen befassen möchten. Aber das Buch ist eben für Interessierte auch nicht langweilig, da doch der Historiker viele kleine tiefere Einblicke vermittelt, die in manch anderem Buch eben nicht enthalten sind. Aus diesen Gründen kann ich gar nicht anders als diesem Buch 5 :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: zu geben.

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


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  • Habe das Buch auch gelesen und hatte früher in Münster einige Vorlesungen bei Dr. Jankrift belegt. Ich muss sagen, seine Bücher sind ebenso gut wie die Seminare und Vorlesungen. Insbesondere seine interdisziplinären Ansätze von Medizin und Geschichte sind nicht nur interessant, sondern bringen auch neue Erkenntnisse für die Geschichtswissenschaft in Bereichen, die bisher doch eher stiefmütterlich behandelt wurden.

  • Habe das Buch auch gelesen und hatte früher in Münster einige Vorlesungen bei Dr. Jankrift belegt. Ich muss sagen, seine Bücher sind ebenso gut wie die Seminare und Vorlesungen.

    dann hattest Du ja wirklich einen fantastischen Dozenten :D Ich hab mir seinen Namen ganz sicher auch fest vermerkt und werde noch weitere Bücher von ihm lesen. Ich fand auch, dass er die Thematik hervorragend eingeführt und dargestellt hat :thumleft:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Danke für den klasse Tip :thumleft:
    Mich interessiert diese Zeitepoche besonders, gerade im Zusammenhang mit Medizin.

    Liebe Grüsse Mia :flower:


    Dan Brown - Inferno


    Leben, heisst nicht zu warten, dass der Sturm vorüberzieht, sondern zu lernen, im Regen zu tanzen.