Buch schreiben - chronologisch vom Anfang zum Ende?

  • Hallo Literaturwelt!


    Eine Frage an die Autoren, welche auf dieser Plattform aktiv sind: Wenn ihr ein Buch schreibt, schreibt ihr das dann chronologisch vom Anfang bis zum Ende? Oder schreibt ihr das Ende zuerst? Oder beginnt ihr mittendrin?


    Bei mir läuft es etwa so ab: Das Grundgerüst der Geschichte steht fest und dann fallen mir auf einmal Szenen ein, die mitten in der Story spielen könnten. Diese schreibe ich dann auf, auch wenn der Anfang noch nicht steht. Am Schluss gibt das eine Art "Flickenteppich" aus vielen einzelnen Szenen, welche ich dann irgendwie zusammenhängen muss. Genau dies ist dann auch die Herausforderung. Man muss auf jeden Fall am Schluss die ganze Geschichte von A bis Z nochmals aufmerksam durchlesen, um allfällige holprige Übergänge noch auszubügeln.


    Was sind eure Erfahrungen diesbezüglich?

  • Also dass man sich am Ende die Geschichte noch mehrmals durchliest, um Fehler auszubügeln, sollte eigentlich selbstverständlich sein. :wink:


    Meine Romane sind alle unterschiedlich entstanden. Es gibt für mich allenfalls einen groben roten Faden - wenn überhaupt - und dabei steht das Ende so gut wie nie fest. Meist beginne ich chronologisch und ab und zu habe ich mal Ideen für Szenen, die ich auch verwenden könnte, die aber zum momentanen Teil nicht passen. Diese schreibe ich dann separat in ein Dokument (Titel: Szenen zum Einbauen) und schaue nach, ob ich sie irgendwo an passender Stelle mit verwenden kann. Es kann dabei allerdings vorkommen, dass ich diese Szenen entweder gar nicht benutze oder aber so umgestalten muss, dass sie kaum noch als die ursprüngliche Szene zu erkennen ist. Ebenso ist es mir allerdings auch schon passiert, dass ich so eine Szene verwendet und dafür eine regulär geschriebene komplett gestrichen habe.


    Das Ende ist für mich eines der schwierigsten Teile eines Romans, weil ich die Angewohnheit habe, dermaßen starke Verwicklungen zu entwerfen, dass es sehr schwer ist, diese wieder zu entwirren. Oftmals grüble ich lange darüber nach, bis ich dann plötzlich zwei bis drei Kapitel vor dem Ende die Erleuchtung habe, mit der ich das Buch dann zu Ende bringen kann.


    Bisher habe ich bei lediglich einem Roman, der auch noch in Arbeit ist, das Ende mittendrin geschrieben (und bewege mich nun langsam darauf zu). Die Romane sollen schließlich eine Art Happy End haben.
    Bei Kurzgeschichten passiert mir das dagegen öfter. Aber da weiß ich ja auch meist im Voraus, wo ich hin will, bzw. welche Reaktion ich beim Leser beabsichtige. Ein Happy End ist bei denen für mich nicht so wichtig wie die Betroffenheit des Lesers :-,

    "deine beschreiebung alleine lässt vermuten, dass es sich um schmöckerroman einzigartiger klasse handelt, nämlich übertriebenem bullshid, der mit der wirklichkeit keinene hinreichenden effekt auf die wirklichkeit erstreckt." (Simon Stiegler)

    Stimmt! Ich schreibe spannende Unterhaltungsliteratur, die den Leser aus der Wirklichkeit entführt, bis zum Ende gelesen wird und bei der der Leser am Ende fragt: Wann erscheint der nächste Band? Schreiben will halt gelernt sein

  • Ich schreibe zuerst recht ausführliche Konzeptionen, zur Welt (Fantasy), zur Geschichte (Hintergrund, konkrete Elemente, für mein aktuelles Werk sogar eine eigene Sprache) und z.T. auch zu den Charakteren. Darin sind auch Anfangs- und Endpunkt festgelegt.


    Danach erst geht es ans schreiben. Gelegentlich habe ich zwar eine Schlüsselszene schon vorher formuliert, alles in allem schreibe ich aber in der gewünschten Reihenfolge. Allerdings verfolge ich mehrere Handlungsstränge und entwickle manchmal einen davon zeitweilig weiter als die Anderen. Dadurch passiert es nicht so leicht, dass ich mich an einer Szene festfresse und nicht mehr weiter komme.

  • Mich muss ein Thema packen. Wenn ich inspiriert bin, fange ich einfach an zu schreiben, und zwar ohne große Vorbereitung. Ein Gerüst steht meist nur ganz wackelig, denn es verändert sich im Prozess des Schreibens häufig. Klar, eine Linie und eine gewisse Ordnung und Logik müssen drin sein, abe bei mir ist es so, dass ich während des Schreibens gelegentlich von mir selbst überrascht werde und sich Situationen und Handlungsstränge ganz anders entwickeln als (nicht :wink: ) geplant.


    Schreiben ist bei mir eine Bauchsache, also sehr intuitiv und auch emotional. Da ich wenig bis gar nicht darüber nachdenke, was der spätere Leser dazu sagen würde, tobe ich mich auch entsprechend aus. :lol: Allerdings chronologisch. Für "Fairlight" kam mir das Ende zuerst, das ich dann in der Datei ständig vor mir hergeschoben habe - das hat mich igendwann schrecklich genervt. Die Idee mit den kleinen Extra-Dokumenten finde ich gut, aber ich würde dabei schnell den Überblick verlieren... :uups:

  • Klar, eine Linie und eine gewisse Ordnung und Logik müssen drin sein, abe bei mir ist es so, dass ich während des Schreibens gelegentlich von mir selbst überrascht werde und sich Situationen und Handlungsstränge ganz anders entwickeln als (nicht :wink: ) geplant.


    Dadurch wird der Prozess ja auch erst interessant. :) So detailliert und starr, dass ich mich nicht mehr selbst überraschen könnte, darf die Planung dann natürlich auch nicht sein. Geplante Elemente können ja immernoch ausgetauscht werden oder (wenn sie für dei Geschichte notwendig sind aber in ein tolles Alternativkapitel nicht mehr reinpassen), verschoben werden. Auch die Grundkonzeption kann noch der Geschichte angepasst werden.

  • Die Idee mit den kleinen Extra-Dokumenten finde ich gut, aber ich würde dabei schnell den Überblick verlieren... :uups:


    Och, das lässt sich eigentlich ganz leicht bewerkstelligen. Ich nehme lediglich ein Dokument, das ich Szenen zum Einbauen (s.o.) nenne. Die einzelnen Szenen bekommen eine kennzeichnende Überschrift, die eindeutig auf diese Szene hinweist. So kann ich, ohne mir gleich sämtliche Szenen durchlesen zu müssen, schnell auf bestimmte Szenen zugreifen, die gerade passen könnten. Wird sie dann tatsächlich verwendet, wird sie anschließend aus dem Dokument gelöscht. Aber mehr als fünf verschiedene Szenen habe ich üblicherweise sowieso nicht drin, da ich überwiegend eben doch chronologisch schreibe. Nur wenn ich zwischendurch eine Idee habe, die zum momentanen Thema nicht passt, landet sie in dem Extra-Dokument.

    "deine beschreiebung alleine lässt vermuten, dass es sich um schmöckerroman einzigartiger klasse handelt, nämlich übertriebenem bullshid, der mit der wirklichkeit keinene hinreichenden effekt auf die wirklichkeit erstreckt." (Simon Stiegler)

    Stimmt! Ich schreibe spannende Unterhaltungsliteratur, die den Leser aus der Wirklichkeit entführt, bis zum Ende gelesen wird und bei der der Leser am Ende fragt: Wann erscheint der nächste Band? Schreiben will halt gelernt sein

  • Wir arbeiten eigentlich immer ein grobes Grundgerüst aus und schreiben dann schon chronologisch, wobei aber auch mal was verrutscht, da wir ja zu zweit sind ... das Ende wird aber definitiv immer am Schluss geschrieben, wir könnten uns zumindest schlecht in die passende Stimmung dafür versetzen, wenn wir eigentlich noch mittendrin sind ;-) Diese Flickenteppich-Arbeit, dass immer mal wieder Ideen für mittendrin auftauchen, passiert eher, während wir das Grundgerüst entwerfen.

    "Linie 14, letzte Reihe, ich" - ISBN: 3897332825


    "Nebelflut" - ISBN: 3941139525


    "Die Muse des Mörders" - ISBN: 3902800038


    "Abgründe" - ISBN: 3845004509

  • Nach einigen Experimenten bin ich dazu übergegangen, nach einem bestimmten Schema angelehnt an die Schneeflocken-Methode zu arbeiten.


    Zuerst kommt die Idee in einem Absatz, dann erweitere ich auf mehrere Absätze, so entsteht bereits ein Entwurf für das Exposé.
    Dann schreibe ich Charakterstudien für meine Figuren, Haupt- wie Nebenfiguren. Manchmal schreibe ich auch fiktive Tagebucheinträge, um dem Innenleben meiner Figuren nahe zu kommen.
    Schließlich schreibe ich die Geschichte in einer groben Rohstruktur vor, also Kapitel incl. Szenenabfolge, evtl. bereits Dialogentwürfe.
    Da steht dann schon mal ein Rohgerüst da, und dann geht es ans Überarbeiten. Ein intensiver Durchgang, dauert so an die drei Monate, dann ein nochmales Verfeinern, und mindestens ein dritter
    Durchgang, wobei ich besonders auf die Sprachmelodie achte. Manchmal wird es dann zumindest streckenweise auch ein vierter oder fünfter Durchgang.
    Klar kommt es bis zum Schluss zu spontanen Einfällen und Änderungen - ist ja der Sinn einer Überarbeitung.
    Fertig.


    lG, Christine

  • Hallo in die Runde,


    also ich persönlich schreibe immer chronologisch - ich kann gar nicht anders arbeiten, sonst würde ich einfach nur durcheinander kommen. Zumeist habe ich im Vorfeld meine Geschichten durchgeplottet, weiß wie die Figuren sein sollen und wie die Welt aufgebaut ist. Dann hangele mich an meinem Exposé entlang, um zu dem Ende zu kommen, was ich mir zurecht gelegt habe. Allerdings lasse ich meinen Figuren im Laufe des Schreibprozesses genug Platz, um auch mal auszubrechen und in eine andere Richtung zu laufen, so lange es passt und ich am Ende zum Schlusspunkt komme.


    Momentan habe ich allerdings auch ein Spaßprojekt, an dem ich "einfach so" arbeite, sprich es ist vollkommen ungeplant und ich schreibe einfach Szenen, die mir in den Sinn kommen. Unterdessen habe ich allerdings mitbekommen, dass dieses Vorgehen der Geschichte nicht so gut tut und ich zumindest ein bisschen planen und recherchieren muss, damit das funktioniert.


    LG,
    Juliane

  • Man sieht schon, dass jeder seine eigene Philosophie hat. Mich würde noch interessieren, ob jemand schon mal vollkommen planlos darauf los geschrieben hat.


    Ich kann mich erinnern, als ich etwa 11 Jahre war begann ich einmal, einen Krimi zu schreiben. Die Figuren und deren Charaktere habe ich einer bekannten Krimiserie für Jugendliche entnommen; für den Anfang der Story hatte ich eine Idee, aber ich hatte keine Ahnung für den weiteren Verlauf der Geschichte bzw. ihr Ende. Zwei Jahre lang schrieb ich daran, die Geschichte machte immer wieder turbulente Wendungen, schliesslich kam sie zu einem Ende.
    Wenn ich die Geschichte heute lese, muss ich feststellen, dass sie strotzt vor kindlicher Naivität und teilweise recht belehrend wirkt; aber rückblickend staune ich auch über meinen Durchhaltewillen damals (alles handgeschrieben) und über meine damals offenbar blühende Fantasie.

  • Mich würde noch interessieren, ob jemand schon mal vollkommen planlos darauf los geschrieben hat.


    Definitiv ja! Mein dritter Roman "Folgen einer Reifenpanne" ist aus einem Wortspiel heraus entstanden.


    Für diejenigen, die die Geschichte dazu noch nicht kennen: Auf der Plattform, auf der ich auch meine E-Books veröffentliche, gibt es eine Gruppe ausschließlich für Autoren erotischer Literatur. Dort entstand ein Wortspiel, bei dem sechs Worte (möglichst unerotischer Art) vorgegeben wurden und die in eine erotische Geschichte verbaut werden sollten. Folglich schrieb ich mit diesen Worten eine Kurzgeschichte, die sehr viel Anklang fand. Nach der ersten Runde gab es weitere Wörter und ich dachte mir, dass ich damit einfach die Geschichte weiterschreiben kann. Irgendwann verselbstständigte sich das Ganze, ich schrieb ein Kapitel nach dem anderen, ohne weitere Wortvorgaben zu haben und ohne zu wissen, wo das Ganze hinführen würde. Dadurch ergaben sich Verwicklungen, die mir selber den Schweiß auf die Stirn getrieben haben, weil ich nicht wusste, wie ich das jemals wieder auflösen sollte. Irgendwann hatte ich dann aber doch die Erleuchtung und konnte nach neun Monaten den Roman beenden (schwere Geburt :lol: ). Aber es hat sich gelohnt: Meine Leser waren hin und weg von der Geschichte.


    Im Großen und Ganzen ist es nicht meine Art, so vollkommen planlos drauflos zu schreiben, es war aber eine interessante Erfahrung. Die Geschichte ist unter den Augen der Leser entstanden und anhand der Kommentare habe ich oft Hinweise bekommen, wie ich weiter vorgehen könnte. Trotzdem bestand die große Gefahr, sich darin zu verzetteln. Empfehlenswert? Nun ja, wer es sich zutraut, sollte es zumindest einmal probiert haben 8)

    "deine beschreiebung alleine lässt vermuten, dass es sich um schmöckerroman einzigartiger klasse handelt, nämlich übertriebenem bullshid, der mit der wirklichkeit keinene hinreichenden effekt auf die wirklichkeit erstreckt." (Simon Stiegler)

    Stimmt! Ich schreibe spannende Unterhaltungsliteratur, die den Leser aus der Wirklichkeit entführt, bis zum Ende gelesen wird und bei der der Leser am Ende fragt: Wann erscheint der nächste Band? Schreiben will halt gelernt sein

  • Mich würde noch interessieren, ob jemand schon mal vollkommen planlos darauf los geschrieben hat.

    Ja, aber das Zeug wurde nie veröffentlicht, wohl wegen der zahlreichen Schwächen: fehlender Spannungsbogen, fehlender roter Faden, fehlende Dramaturgie usw....
    Ich bewundere Autoren, die das hinkriegen, und es auch noch gut wird.


    lG, Christine

  • Planlos drauflos? Ja, das gibt es bei mir ziemlich oft, da sich - wie gesagt - häufig erst während des Schreibens konkrete Ideen entwickeln. "Das Bildnis des Grafen" z. B. war nicht bis zum Ende durchdacht, so dass ich irgendwann eine Pause eingelegt habe und dachte, das Manuskript verschwindet unfertig auf Nimmerwiedersehen in der Schublade wie einige andere. Nach etwa einem halben Jahr ging es dann erst weiter - und witzigerweise auch ohne die Ahnung, wie die Geschichte ausgeht.


    Extrem war das bei meiner Fanfiction: Da hatte ich einfach nur eine vage Vorstellung, wie die Figuren zueinander stehen sollten. Ich habe dann sieben dicke Ordner verfasst - ein richtiges Epos. Da habe ich festgestellt, wie entspannend es ist, einfach vor sich hinzuschreiben - richtig in Details zu schwelgen, sich "auszubreiten" und nicht auf das Ende hinzuarbeiten. Dass die Geschichten langweilig sind, würde ich nicht einmal behaupten. :loool:

  • Planlos drauflos schreiben gibt es natürlich auch immer wieder. Das betrifft einzelne Interessante Ideen (auch Aufhänger für ein Buch) und vor allem Kapitel in denen nur ein grober Rahmen vorgeplant ist und der Kreativität keine engen Grnzen gesetzt sind. Wie Yael schon sagte: Es ist schön entspannend so zu schreiben. Es ist auch spannend, ein wenig wie selber lesen, weil man ja noch gar nicht weiß, was genau als nächstes passiert. Außerdem kommen teils hervorragende Szenen dabei heraus. Ein ganzes Buch auf diese Weise zu schreiben, kann ich mir aber nicht vorstellen (nun ja, vielleicht ein kurzes). Selbst wenn ich das wollte: Irgendwann würde mir klar werden, wo die Geschichte hinführt und ich würde mich an dem Drehbuch in meinem Kopf orientieren.

  • Ich schreibe meistens erstmal drauf los. Natürlich, fange ich mit einer Grundidee im Kopf an ... aber dann entwickelt sich ja die Story nach und nach und es kommen Dinge dazu, die man später auch mal verschieben muss oder gänzlich streichen muss, wenns dann doch nicht mehr passt.
    Ich versuche so Chronologisch wie möglich zu schreiben, aber ich habe auch manchmal Idee, die einfach aufs Papier müssen und dann eingearbeitet werden.
    Ich weiß eigentlich so gut wie immer, wie ich Anfangen will und wie mein Buch enden soll. Da arbeite ich dann drauf hin :)

  • Bei mir ist das auch so eine Mischung; d.h. ich habe eine Idee, ein Grundkonzept - oft aus einem nächtlichen Traum oder einer spontanen Eingebung heraus - und schreibe diese Idee erstmal auf. Wenn ich den Eindruck gewinne, dass die Idee Potenzial für ein längeres Werk hat, fange ich an zu schreiben und entwickle im Laufe der Kapitel ein immer feineres Konzept. Meistens weiß ich am Anfang noch nicht (genau), wie das Buch ausgeht, manchmal ist das Ende aber auch das Erste, das ich aufschreibe. Zudem passiert es immer wieder, dass ich szenische Ideen für einen späteren Zeitpunkt aufschreibe. Mir hilft das insofern, als ich die "Lücken" zwischen den Szenen möglichst rasch schließen will und effizienter arbeite. Die Personencharakteristika enthüllen sich mir erst im Laufe der Schreibarbeit. Ich finde das spannender, als von Anfang an sämtliche Eigenschaften festzulegen - teilweise bereitet es mir diebische Freude, wenn mein Protagonist eine ausgefallene Neurose entwickelt oder der Mörder ein Faible für volkstümliche Schenkelklopfer verbirgt :) Außerdem, so muss ich gestehen, lasse ich mich beim Schreiben gerne überraschen. Manchmal finde ich es direkt unheimlich, wie sich die Ereignisse trotz dieser Einstellung (meist) zu einem großen Ganzen zusammenfügen; fast so, als würde man sich die Geschichte nicht selbst ausdenken, sondern als wäre man nur dazu bestimmt, diese aufzuschreiben.


    Noch eine Anmerkung zum Thema Schreibtempo: Ich halte mich eher für einen "Slowwriter". So brauche ich meist 60-90min, bis ich in die Geschichte hineinfinde, und selbst danach ist eine Seite pro Stunde für meine Verhältnisse schnell. Der Grund liegt darin, dass ich mein Geschreibsel sofort erstkorrigiere; also nicht jeden Satz, aber nach einem Absatz oder spätestens einer Seite lese ich mir das Verfasste noch einmal durch. Liegt vielleicht auch daran, dass ich beim Schreiben ein latenter Perfektionist bin. Umso verzwickter, dass das eigene Werk trotz aller Korrekturen und sämtlicher perfektionister Maschen immer unvollkommen bleibt; die größte Herausforderung für den Perfektionisten, dies zu akzeptieren! ;)


    Wie geht es euch bei Schreibtempo und Korrekturen? Ähnlich oder ganz anders?

  • Wie geht es euch bei Schreibtempo und Korrekturen? Ähnlich oder ganz anders?


    Ganz ähnlich. Je länger ein Roman wird, desto länger brauche ich auch, weil ich immer von vorne anfange zu lesen, zwischenkorrigiere und dann erst weiterschreibe. So bin ich aber wenigstens sicher, dass ich weniger logische Fehler einbaue, weil ich ja immer "im Fluss" bin und noch genau weiß, was davor abgegangen ist. Dass das seine Zeit braucht, sollte klar sein.


    Ich denke aber auch, dass das ein Qualitätsmerkmal ist, wenn sich ein Autor wieder und wieder mit seiner Geschichte beschäftigt. Und damit ist es dann auch gerechtfertigt, dass man eben nicht fünf Romane in einem Jahr schreibt, sondern sich in der Zeit auf einen einzigen konzentriert. Es würde auch nichts bringen, wenn man den Roman erst vollkommen fertig schreibt und am Ende feststellt, dass bestimmte Passagen gar nicht in die Handlung passen. Dann muss man sie nämlich umschreiben, und je nachdem, wie viel des Fadens man unterwegs verloren hat, kann das in weitaus mehr Arbeit ausarten, als man mit anderer Arbeitsweise gehabt hätte.


    Sicherlich mag es auch den einen oder anderen Autor geben, der das auf eine andere Art und Weise praktiziert und damit gut klarkommt - und auch die fünf Romane in einem Jahr schafft. Aber bei mir gäbe das ganz eindeutig einen Qualitätsverlust, würde ich anders verfahren :wink:

    "deine beschreiebung alleine lässt vermuten, dass es sich um schmöckerroman einzigartiger klasse handelt, nämlich übertriebenem bullshid, der mit der wirklichkeit keinene hinreichenden effekt auf die wirklichkeit erstreckt." (Simon Stiegler)

    Stimmt! Ich schreibe spannende Unterhaltungsliteratur, die den Leser aus der Wirklichkeit entführt, bis zum Ende gelesen wird und bei der der Leser am Ende fragt: Wann erscheint der nächste Band? Schreiben will halt gelernt sein

  • Noch eine Anmerkung zum Thema Schreibtempo: Ich halte mich eher für einen "Slowwriter". So brauche ich meist 60-90min, bis ich in die Geschichte hineinfinde, und selbst danach ist eine Seite pro Stunde für meine Verhältnisse schnell. Der Grund liegt darin, dass ich mein Geschreibsel sofort erstkorrigiere; also nicht jeden Satz, aber nach einem Absatz oder spätestens einer Seite lese ich mir das Verfasste noch einmal durch. Liegt vielleicht auch daran, dass ich beim Schreiben ein latenter Perfektionist bin. Umso verzwickter, dass das eigene Werk trotz aller Korrekturen und sämtlicher perfektionister Maschen immer unvollkommen bleibt; die größte Herausforderung für den Perfektionisten, dies zu akzeptieren! ;)


    Wie geht es euch bei Schreibtempo und Korrekturen? Ähnlich oder ganz anders?



    Ich brauche eher so 2-3 Tage bis ich mich in die Geschichte einfinde. Unterbrechungen vertragen sich daher überhaupt nicht gut mit meinem Schreibtempo. Bin ich richtig auf die Geschichte eingestellt, brauche ich aber kaum mehr eine tägliche Aufwärmphase.


    Danach hängt das Schreibtempo von vielen Faktoren ab. Beim letzten Roman wurde es am Ende etwas kniffliger und Streckenweise sehr langsam, so dass man die Tagesleistung (gemessen in Seiten) an einer Hand abzählen konnte. In Phasen wo alles richtig gut fließt können auch schon einmal 30-50 Normseiten an einem Tag entstehen (und der betreffende Tag kann dadurch sehr lang werden). In solchen Phasen sind mir dann auch Rechtschreibung und stilistische Feinheiten vorläufig egal. Es gibt Zeiten für Kreativität und Zeiten für Korrekturen.


    Die Frage, wie viele Romane in einem Jahr ohne Qualitätsverlust entstehen können, hängt natürlich entscheidend davon ab, ob und wie viel ich mich auch mit anderen Dingen befassen muss, wie lang die einzelnen Romane eigentlich so werden.

  • Einzelne Szenen zuerst oder in ungeordneter Reihenfolge schreiben, ist völlig okay. Jeder muss herausfinden, was für ihn funktioniert. Manche schreiben geordnet nach Plan (Eschbach), manche geordnet ohne Plan (King) und manche stark szenisch (Lindgreen).