Es handelt von einer jungen Frau (Katia), die plötzlich Job und Wohnung verloren hat. Sie erinnert sich an eine entfernte Verwandte, eine Stiefschwester ihres Vaters, die an der Ostsee ein kleines Hotel betreibt. Sie hat sie zwar noch nie gesehen, aber sie beschließt, sie zu besuchen und vielleicht ein paar Tage dort zu verbringen, bis sie wieder weiß, wie ihr Leben weitergehen kann.
Katia findet ein Haus voller Nippes, Büchern, Möbeln, Teppichen, Gemälden, ein antiquiertes und antiquarisches Sammelsurium. Der Muff der Zeit, der knarzende Boden, dazu jede Menge herumlungernde Katzen sorgen für eine Atmosphäre von besonderem Charme.
Die ewig grantelnde Tante Ruth und der nörgelnde alte Heinrich sind nicht die einzigen, die das Rentenalter überschritten haben: Wirtin, Koch, Küchenhilfe, Putzfrau - ist das hier eine Alten-WG, die ihr Gnadenbrot erhält? Doch damit liegt Katia völlig daneben. Ihre Tante Ruth, die Geschäftspartnerin Elisabeth und alle weiteren Mitbewohnunger sind quirlig, fleißig und gut beisammen. Sie führen einen Ganzjahresbetrieb, in dem ganz bewusst an althergebrachten Traditionen festgehalten wird. Diese Reise ins Unbekannte wird zu einer Reise in die eigene Vergangenheit und die ihrer Familie. Ganz unbemerkt findet Katja zu sich selbst und wird ein Stück erwachsener.
Dieses Buch ist ein stilles Buch. Die Sprache ist ruhig und gleichmäßig schwebend. Sie entführt den Leser von der ersten Seite an aus dem Lärm und der Hektik des Alltags. Die Lektüre ist wie ein Tag an der Ostsee: in der Nebensaison, wenn das Wetter kühl, der Himmel bedeckt, aber das Wetter trocken, die Luft rein und die Stimmung gut ist.
Bei aller Leichtigkeit des Erzähltons geht es um Katias alte und schwerkranke Tante, die sie erst jetzt wirklich kennen lernt. Die Art und Weise, wie die Ich-Erzählerin von ihrer Zeit mit der resoluten Ruth und von dem langsamen Prozess des gegenseitigen Kennen- und Verstehenlernens berichtet, macht die Anmut und die Schönheit dieses Romans aus. Meist erzählt das Buch ruhig seine Geschichte, aber dann und wann überrascht es mit unvorhergesehenem Tiefgang.
zur Autorin:
Veronika Peters wurde 1966 in Gießen geboren, hat mit 15 ihr Elternhaus verlassen und sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser gehalten. Später Ausbildung zur Erzieherin und in diesem Beruf gearbeitet. Mit 21 J. als Nonne in ein Benediktinerinnenkloster eingetreten. Nach 12 Jahren den Mann des Lebens kennengelernt, aus dem Kloster ausgetreten, Heirat, 2 Kinder. Sie lebt heute in Berlin.
Dies ist ihr drittes Buch, das nächste ist für den Herbst 2013 angekündigt.
Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen. Leicht, aber nicht ohne Tiefgang!
ich vergebe:
viele Grüße
von der Frühlingsfee