E. W. Heine - Wer ermordete Mozart? Wer enthauptete Haydn?

  • Autor
    Ernst Wilhelm Heine, der ältere Bruder des Illustrators Helme Heine, wurde 1940 in Berlin geboren. Er arbeitete als Architekt vor allem in Südafrika und Saudiarabien. Seit 1986 lebt er als freier Schriftsteller in Bayern.


    Inhalt
    „Wahre Mordgeschichten aus der Welt der Musik. Inspektor und Untersuchungsrichter ist der Leser selbst.“ (Klappentext)


    Kritik
    In sechs Kurzgeschichten werden biographische Episoden aus dem Leben oder Sterben berühmter Künstler der Vergangenheit kriminalistisch erzählt. Dabei handelt es sich um anekdotische Zuspitzungen von Forschungskontroversen und Verschwörungstheorien. Die Geschichten sind dabei kurzweilig zu lesen und knapp abgefasst, umfassen jeweils zwischen 7 und 30 Seiten.
    Der Untertitel „Mordgeschichten für Musikfreunde“ leitet allerdings etwas in die Irre. In den meisten Abschnitten wird weniger eine Geschichte mit großem Bogen erzählt, sondern Sachwissen geschildert. Der Stil bleibt eher der eines Sachbuchs denn der einer Kriminalerzählung. Zudem geht es nicht in jeder Geschichte tatsächlich um Mord.
    Die erste und umfangreichste Geschichte geht der Frage nach, ob und gegebenenfalls von wem Mozart ermordet wurde. Dabei tauchen jedoch gewisse Widersprüche in der Argumentation auf, wenn beispielsweise Mozarts Armut in den letzten Lebensjahren betont wird, gleichzeitig aber seine Bestattung in einem anonymen Armengrab als wichtigstes Indiz dafür, dass ein Verbrechen vertuscht werden musste, herhalten soll.
    Die Episode um Haydn befasst sich nicht mit Mord, sondern eher mit der Störung seiner Totenruhe, wenn geschildert wird, unter welchen Umständen nach Haydns Tod dessen Schädel abhanden kam und später wiedergefunden und bestattet wurde.
    Der Abschnitt über Paganini konzentriert sich auf die Frage, ob der Musiker selbst ein Mörder war, ohne hierfür mehr als vage Vermutungen bieten zu können.
    Für Tschaikowsky wird erwogen, ob sein Tod Selbstmord infolge eines Ehrengerichts gewesen sei.
    Das Kapitel über Berlioz berichtet von Paganinis Einsatz für den Komponisten. Es fällt mir schwer, hier überhaupt ein kriminalistisches Element finden zu können. Allenfalls könnte man am Ende von Betrug ausgehen.
    Die letzte Geschichte schließlich schildert den Unfalltod der Tänzerin Isadora Duncan. Auch hier fehlt von Verbrechen jede Spur.


    Meinung
    Alles in allem sind die Geschichten zwar interessant und kurzweilig zu lesen, überzeugen mich aber weder als Kriminalgeschichten – dafür fehlt der narrative Faden und bisweilen eine klare Positionierung des Erzählers – noch als Sachbuch – zu vieles bleibt spekulativ, Nachweise fehlen gänzlich.
    Für Krimifans eine Enttäuschung, für Liebhaber der behandelten Künstler kein Muss, aber nette Unterhaltung, sofern man die behandelten biographischen Episoden nicht sowieso schon kennt.
    Ich vergebe 3 Sterne. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study: Hoffmann, E. T. A.: Das Fräulein von Scuderi

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    "Lasse, Bosse und Ole saßen neben Fräulein Lundgrens Bücherregal und lasen die ganze Zeit,
    denn Jungen tun ja nie etwas Nützliches."
    (Lindgren, Astrid: Wir Kinder aus Bullerbü, S. 91)