Inhalt
Frühjahr 1813: Europa stöhnt unter Napoleons Herrschaft. Nach der dramatischen Niederlage der Grande Armée gehen Preußen und das Zarenreich zum Gegenangriff über. Im ausgebluteten Sachsen müssen die Menschen Entscheidungen treffen, die ihr Leben unwiderruflich verändern werden: eine Mutter, die verzweifelt auf die Rückkehr ihrer Söhne hofft, ein General, der seinen Kopf riskiert, damit sich Sachsen den Alliierten anschließt, eine Gräfin, die aus Liebe zur Spionin Napoleons wird, zwei Studenten, die zu den Lützowern wollen, die junge Henriette auf der Flucht vor Plünderern. Die Menschen ersehnen den Frieden, während die Herrscher insgeheim Europa längst unter sich aufgeteilt haben und so eine gewaltige Schlacht heraufbeschwören …
(Quelle: Verlagstext)
Meine Meinung
Üblicherweise schreibe ich von einem Hörbuch erst dann eine Rezension, wenn es mir gelingt, den Inhalt in eigenen Worten zusammen zu fassen. Das fällt mir bei diesem Werk ausgesprochen schwer, weil die Handlung sehr komplex und die Anzahl der beteiligten Figuren einfach überwältigend ist.
Sabine Ebert erzählt anhand einiger fiktiver und sehr vieler historisch verbürgter Personen das Jahr 1813 im Königreich Sachsen aus verschiedenen Perspektiven nach. Das Geschehen ist geprägt von einer Vielzahl an Gemetzeln und Schlachten, aber auch persönlicher Schicksal und Erfahrungen. So erleben wir an der Seite von Henriette, die mit ihrem Bruder zu ihren Verwandten, dem Drucker und Verleger Friedrich Gerlach nach Freiberg zieht, die Sorgen und Nöte der Zivilbevölkerung. So sind sie immer wieder verpflichtet, Soldaten bei sich aufnehmen und zu verköstigen. Gleichzeitig leiden sie aufgrund der Bedrohung des Kriegsausbruchs und viele Familien verlieren ihre Söhne und Väter an der Front. Henriette leistet ihren Teil des Dienstes bei der Pflege von schwer Verletzten im Lazarett, erst in Freiberg und später im heftig umkämpften Leipzig, wo im Oktober 1813 die Völkerschlacht geschlagen wird.
Damit das Verständnis dieses komplexen Buches leichter fällt, enthält das Hörbuch eine zweiseitige historische Karte. Die eine Seite zeigt Europa unter Napoleon mit den wichtigsten Schlachten und die andere Seite stellt den Frühjahrs- und Herbstfeldzug 1813 bis zur Völkerschlacht im Königreich Sachsen dar. Ebenfalls auf der Karte ist eine lange Liste der fiktiven und historisch belegten Persönlichkeiten, ohne die das Verständnis kaum möglich wäre. Ich habe noch nie ein Buch gelesen, mit so vielen Figuren.
Der chronologisch aufgebaute Roman ist unter Angabe von Zeit und Ort eingeteilt in Kapitel, die lange genug sind, so dass man richtig in die Geschichte eintauchen und mit den beteiligten Figuren mitleiden kann. Zu Beginn der Kapitel sind jeweils die Zeit und der Schauplatz genannt, so dass man sich gut orientieren kann. Das Leid, das so viele Soldaten auf allen Seiten erlitten, ist unbeschreiblich. Sabine Ebert schafft es, blutige Schlachtszenen ohne Effekthascherei und doch sehr eindringlich darzustellen. Sie zeigt auf, wie der Machthunger einiger weniger gieriger Herrscher innerhalb weniger Monate Hunderttausende von Menschen ins Unglück und in den Tod stürzten.
Doris Wolters ist mit der Interpretation dieses ungekürzten Hörbuchs ein Meisterwerk gelungen. Sie liest sehr ausdrucksstark, vermag es den vielen Figuren, den männlichen wie den weiblichen allen eine individuelle Stimme und Sprechweise zu verleihen. Ich bin die ganzen 20 Stunden und 50 Minuten ihrer Stimme nicht müde geworden.
Mein Fazit
Dieser Roman stellt Kriegsgeschehen in Sachsen im Jahr 1813 bis zur Völkerschlacht sehr nachvollziehbar dar. Dennoch ist das kein Kriegsroman sondern ein Werk, das sich durch die Darstellung von reiner Menschlichkeit über die Grenzen der Heereslager hinweg für den Frieden ausspricht.
Gerne vergebe ich diesem Hörbuch und sowohl eine Lausch- wie auch eine Leseempfehlung.