Terry Pratchett, Ian Stewart, Jack Cohen - The Science of Discworld IV: Judgement Day/Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4

  • Klappentext:

    Ruhe im Gerichtssaal! Auf der Scheibenwelt gibt es einen mächtigen Streit....


    Die Omnianer wolle Kontrolle über die Rundwelt - allein schon ihre Existenz zieht ihre Religion ins Lächerliche. Die Zauberer der Unsichtbaren Universität wollen sie sehr ungerne abgeben. Immerhin haben sie sie geschaffen.


    Auftritt der Rundweltbibliothekarin Majorie Daw (zufällig, durch den L-Raum). Vielleicht kann sie helfen mit ihren JImmy Choos und ihrem neugierigen und logischen Gehirn? Besonders, da sie eine der Bibliothekarinnen ist, die meint, die Bibel gehört in die Science-Fiction-und-Fantasy-Abteilung.


    Lord Vetinari sitzt dem Tribunal vor. Leute auf beiden Seiten werden sehr wütend. Es werden einige sehr große Fragen gestellt - und irgendjemand muss eine Menge erklären...


    Dieser vierte Teil der "Science of Discwolrd"-Serie ("JUdgement Day") sieht Terry Pratchett, Professor Ian Stewart und Doktor Jack Cohen einen geistverwirrenden Mix aus Fiktion, aktueller WIssenschaft und Philosophie schaffen in einem Versuch die WIRKLICH großen Fragen zu beantworten - diesmal in Bezug auf Gott, das Universum und, um die Wahrheit zu sagen, Alles Andere.


    Lest mit Vorsicht weiter, ihr werdet Eure Universen nie mehr in gleicher Art betrachten können.


    Eigene Beurteilung[s. a. amazon.de]:


    Es gibt viele Diskussion in denen sich Wissenschaft und Religion begegnen und sehr häufig kommt es dabei zu fürchterlichen Schlagabtauschen. Das Problem beginnt schon damit, dass viele Menschen nicht wirklich verstehen, was Wissenschaften eigentlich bewirken sollen und so greifen sie Dinge wie die Evolution, Kosmologie und Ähnliches an, weil sie nicht verstehen, wie diese DInge in die Welt gekommen sind und was deren Begrifflichkeiten wirklich bedeuten. Und sie können nicht akzeptieren, dass einfache, klare und immer gültige Antworten aus der Wissenschaft eher selten kommen.


    Die kleine Geschichte zwischen den langen erklärenden Abschnitten dazwischen ist nett und folgerichtig und bringt einige alte Bekannte der Scheibenwelt wieder nach vorne. Die Erläuterungen dazwischen sind interessant, erhellend und gleichzeitig bei allem Humor überaus kämpferisch. Nicht umsonst wird immer wieder auf "Kleine Götter" Rückbezug genommen.


    Tatsächlich sind einige Kapitel - etwa zur Kosmologie und Topologie und zum Big Bang - sehr kompliziert für nichtwissenschaftlich ausgebildete Leser und können sich so sehr ziehen. Aber dies ist im Endeffekt ein Buch mit einem sehr wichtigen Ziel und die Religionskritik ist sehr umfänglich, so dass solche Passagen einfach notwendig sind - wie auch das Bemühen, sich da durch zu beißen. Auf jeden Fall lohnenswert und auch größtenteils sehr unterhaltend.

  • Inhalt:


    "Die Gelehrten der Scheibenwelt" von Terry Pratchett und ist einer der 41 zur Scheibenwelt erschienenen Romanen des Autors. Der Roman ist 2000 vom Heyne Verlag deutschsprachig veröffentlicht worden.
    Die Handlung spielt, wie in allen Scheibenwelt-Werken, auf der Scheibenwelt, welche von vier Weltelefanten getragen werden, die wiederum auf der Sternenschildkröte Groß A'tuin stehen. Die Zauberer der unsichtbaren Universität erschaffen im Roman bei einem Unfall im "Forschungstrakt für hochenergetische Magie" das Universum der Rundwelt. Ein Mitwirkender, namens Rincewind, wird nach mehreren Beobachtungen der Entwicklung der Rundwelt auf eben diese geschickt um weitere Forschungen anzustellen. Als sich auch noch Leben auf der Rundwelt entwickelt, können sich die Zauberer nicht erklären, wie dieses ohne "Narrativum" zu Stande kommen konnte. Narrativum ist ein Treibstoff, der Erzählungen zufolge im Universum der Scheibenwelt für alle Geschehnisse sorgt. Rincewind beobachtet wie Zivilisationen entstehen und fallen, von intelligente Krabben und deren Untergang, bis hin zur Entstehung unserer Art.

    Buchkritik:


    Zentral ist die Evolutionsgeschichte unserer Erde, welche abwechselnd mit einem Kapitel interessanter Fakten, sowie einem Kapitel über die Entwicklung der Rundwelt im Labor der Zauberer beschrieben wird.
    Die Autoren gehen, bis auf in der kurzen Einleitung, in den Kapiteln über das Abenteuer der Zauberer nicht sehr auf Gegebenheiten und Fachbegriffe der Scheibenwelt weiter ein, wodurch es jemandem für den das Buch das erste Scheibenwelt-Werk ist etwas schwer fallen könnte einzusteigen.
    Es wird nicht wirklich erklärt, was das Narrativum genau ist, oder wieso der Bibliothekar ein Affe ist, der Bananen liebt. Allerdings werden andere Werke vermerkt, in denen dies erklärt wird.
    Für Spannung wird eher weniger gesorgt, da die launische, faule und sorgenlose Natur der Bewohner der Scheibenwelt auf witzige Weise in den Vordergrund gestellt wird.
    Dies zieht sich durch das gesamte Buch. Passagen der tatsächlichen Story fallen immer recht kurz aus und die Charaktere sind so gut wie nie einer tatsächlichen Gefahr ausgesetzt, bis auf das fehlschlagende Experiment zu Anfang des Buches, welches die gesamte Existenz zu Vernichten bedroht. Auf diese Bedrohung reagieren die Zauberer jedoch eher gelassen, da ihre einzige und größte Angst dem Verpassen des Mittagessen entspricht.
    Der erste Eindruck der Verwirrung weicht nach geraumer Zeit dem Eindruck der Belustigung. Zum einen, da wie bereits erwähnt die Ansichten und Ängste der Charaktere aus gesellschaftlicher Sicht auf humorvolle Art bescheuert sind, aber auch, da man sich nach und nach mehr in sie hineinversetzen kann und unsere Erde aus einem anderen Blickwinkel sehen und für humorvoll sehen kann.
    So ist es für die Bewohner der Scheibenwelt keinesfalls denkbar, dass etwas "einfach so" durch Zufall passiert. Für Alles muss es eine, wenn man so will, "göttlich gegebene" Sache oder einen Mechanismus geben, die/der dafür sorgt, dass etwas so ist, wie es ist. Zu beobachten wie der Lauf der Dinge dies zu einem Großteil übernimmt, sorgt bei ihnen für staunen. Ihr Supercomputer HEX, der natürlich aus Ameisen besteht, kann sich zum Beispiel anfangs keinen Reim darauf machen, wie Gravitation, Gezeiten, Regen, etc. von ganz allein funktionieren kann. Er akzeptiert diese Erkenntnisse erst Stück für Stück und zeigt dem Leser, wie unvorstellbar es eigentlich ist, dass solche Dinge einfach so da sind und ohne weiteres so funktionieren, wie sie es tun. Des Weiteren lässt der Aufstieg und Fall der hochentwickelten Krabben-Zivilisation uns darüber nachdenken und schmunzeln, wie unbedeutend kurz unsere Hochkultur erst besteht und wie wir wohl auf einen außenstehenden Beobachter wie Rincewind wirken würden.
    Auch in den kommentierenden Kapitel gehen die Autoren mit Witz und verschiedenen Vergleichen auf bestimmte geschichtliche Ereignisse oder Theorien sowie Ereignisse aus den erzählenden Kapitel ein. Zum Thema Mond und dessen Entstehung werden die drei beliebtesten Theorien zuerst erklärt, woraufhin zur dritten Theorie, nach der unser Mond von anderswo kam und zufällig im Gravitationsfeld unserer Erde endete, das Beispiel eines Golfballs angebracht wird, der zufällig so gerollt kommen müsste, dass er schließlich immer weiter am Rand entlang rollt.
    Die Sprache wirkt in diesen Kapiteln sehr gewählt und sachlich, jedoch nicht trocken und lässt sich auch leicht lesen. Die Autoren verwenden Fachjargon so oft es nur geht; Für jedes Thema, welches im vorangegangenen Kapitel bei den Erlebnissen der Scheibenweltler eine Rolle spielte, werden sachliche Wörter und Ausdrücke gefunden. Es werden allerdings viele Adjektive und Bewertungen hinzugefügt, die den eher sachlichen Themen doch wieder ein wenig mehr Leben einhauchen. Zum Beispiel bei der Erwähnung der Theorie des griechischen Philosophen Empedokles, nach welcher Alles aus den vier Elementen besteht, deren sachlicher Beschreibung kommentierende Sätze folgen, die diese als einfältig bezeichnen und Aussagen wie "schmutziger Haufen Asche" beinhalten.
    Des Weiteren werden gerne Wörter und Ausdrücke aufgegriffen, welche im alltäglichen Sprachgebrauch nicht oder nicht mehr bekannt sind.
    Zum Beispiel werden dem Begriff "Privativum", welches im allgemeinen Sprachgebrauch gerne fälschlicherweise durch das Wort "Gegenteil" ersetzt wird, mehrere Seiten gewidmet. Ein Privativum ist ein Wort, welches das Ausbleiben einer Sache oder eines Zustands impliziert, wie beispielsweise im Buch aufgeführte "Unwissenheit" oder "Kälte". Durch Gedankenexperimente wie z.B. der Frage, ob nun "nüchtern" oder "betrunken" das Privativum des jeweils Anderen ist, sorgen sie für Unterhaltung.


    Fazit:


    Der Roman ist kein einfacher Action oder Fantasy Roman, der durch Spannung, ausgefeilte Charaktere und Beziehungen begeistert, aber auch kein reines Sachbuch. Trotzdem liegt meiner Meinung nach der sachliche Teil stark im Vordergrund. Das Ziel des Buches ist es, den Leser zum Denken anzuregen und ihm humorvoll Fakten, Wissen und Fragen zum Thema Physik, Chemie, Biologie aber auch Philosophie mit auf den Weg zu geben. Hiervor sollte man jedoch nicht zurückschrecken, denn ein bestimmtes Vorwissen ist keine Voraussetzung. Gelangweilt oder überschüttet, wie in einem klassischem Sachbuch, wird man nicht. Die alternierende Behandlung von Story und Wissenswertem sorgt für Abwechslung und die Geschehnisse bei den Scheibenweltlern liefern immer das nächste Thema und machen Appetit auf das nächste Wissenskapitel. Aus meiner Sicht eine ganz klare Kaufempfehlung, besonders für solche, die gerne Sachbücher lesen würden, denen diese aber im Allgemeinen zu trocken sind!
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    ---> 4 von 5 Sterne <---