Christoph Hein - Frau Paula Trousseau

  • Beschreibung auf dem Cover: "Wie werden wir, was wir sind? Aus der Perspektive der Malerin Paula Trousseau erzählt Christoph Hein von den Selbstbehauptungen einer Frau, deren Lebensgeschichte auf den ersten Blick eher gewöhnlich erscheint: wie sie sich - gegen Eltern und Ehemann - für das Kunststudium entscheidet, wie sie kleinere berufliche Erfolge erlebt, wie ihrer Beziehungen zu Männern scheitern. Um so spannender ist, was wir über ihr Seelenleben hören: Gleich zu Beginn erfahren wir von ihrem Selbstmord. In ihren Tagebuchaufzeichnungen wird ihre Sicht der Welt, der Kunst, der Gesellschaft plastisch, in ihren Erinnerungen tritt dem Hörer eine facettenreiche Frau entgegen. Mit beeindruckendem Einfühlungsvermögen machen Christoph Hein, Sissy Höfferer und Oliver Brod die seelische Entwicklungsgeschichte dieser schillernden Person hörbar."


    Die Geschichte selbst riss mich immer wieder hin und her. Einmal fand ich diese Geschichte vor dem Hintergrund, dass sie in der ehemaligen DDR spielte, sehr skuril, da man irgendwie erwartete, dass auch auf die besonderen Hintergründe dieser Zeit Bezug genommen wird. Aber Fehlanzeige.


    Dann wieder fand ich diesen langsamen Aufbau der Geschichte, die von hinten aufrollt wird (der Selbstmord steht am Anfang) sehr interessant. Man reist mit Paula Trousseau durch alle Lebensphasen und wird durch den nüchternen Erzählstil trotzdem sehr auf Abstand gehalten. Manchmal möchte man fasst eingreifen, die Frau schütteln und sie zu einer Richtungsänderung bewegen, um dann in der nächsten Szene wieder Hoffnung zu haben, dass sich etwas verändert. Zwischendrin vergisst man den Selbstmord, um am Ende einzusehen, diese Frau schafft es einfach nicht. Ich fragte mich, ob so depressive Menschen leben...


    Die einleitenden Worte auf dem Cover verwirren, zwar entscheidet sich Paula Trousseau gegen Eltern und Ehemann und für ein Kunststudium, trotzdem scheint sie dieser Rolle, die vielleicht etwas mehr Emanzipation, als nur zu Hause ausziehen und sich in die Fänge von anderen Männern (Gönnern der Kunstszene) zu begeben, verlangt, nicht gewachsen. Alles andere, als eine Emanzipationsgeschichte. Eher das Gegenteil.