Philipp Möller - Isch geh Schulhof

  • Klappentext
    Heute ist Klassenausflug. Bowlen - damit die Kinder sich endlich mal so richtig austoben können. Als ich den Klassenraum betrete, stürmen die ersten schon auf mich zu. "Herr Mülla, iebergeil!", ruft Ümit. "Isch mache Strike, ja? Schwöre, schmache eine Strike!" Mit wilden Bowling-Trockenübungen steht er vor mir. Wenn er nachher tatsächlich so bowlt, nehme ich mir besser einen Helm mit. Aushilfslehrer? Ein lockerer Job, denkt Philipp Möller - bis zur ersten Stunde in seiner neuen Klasse: Musikstunden erinnern an DSDS, hyperaktive Kids flippen ohne ihre Tabletten aus und zum Frühstück gibt es Fastfood vom Vortag. Möllers Geschichten aus dem deutschen Bildungschaos sind brisant und berührend, und dabei immer wieder urkomisch.


    Meine Meinung:
    Das Buch beschreibt, wie ein Quereinsteiger versucht, an einer Berliner Grundschule in einem Brennpunkt zurechtzukommen.
    Philipp Möller beschreibt den Alltag, die Probleme und die meist unmöglichen Situationen während der Schulzeit mit den Kids. Massiv Probleme, da viele der Kids kein gefestigtes Umfeld haben, Migrationskinder sind die der deutschen Sprache kaum mächtig sind.
    Der Versuch dort etwas zu ändern, was immerhin 2 Jahre in Anspruch nimmt bevor er nicht mehr unterrichten darf, ist leider erfolglos.Die Kids bekommen nicht die Förderung, die notwendig wäre. Die Bildungsreform müsste hier dringend Abhilfe schaffen.
    Räumlichkeiten und Lehrmaterialien sind nicht in dem Zustand, dass man den Kindern ordentliches lernen beibringen kann. Die Dialoge in den Büchern sind manchmal schwer verstehen. Auch hier sieht man erneut die Sprachprobleme die den Alltag beherrschen.
    Man liest sehr deutlich, dass sich dringend was ändern muss, die Lehrer mehr Unterstützung brauchen, Materialen und Räumlichkeiten angepasst werden müssen damit die Kinder einen ordentlichen Bildungsstand erreichen können.


    Fazit:
    Die erste Hälfte des Buches war ich noch recht gefesselt, habe einige Male sehr schmunzeln, mich aber auch wundern müssen. Allerdings fand ich, dass es sich am Ende ein bisschen gezogen hat, einiges wiederholte sich und das Ende zog sich leider dadurch etwas in die Länge.Alles in allem war es aber recht interessant, mal zu lesen wie es an Berliner Grundschulen LEIDER zugeht.


    Sterne
    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Mir wurde dieses Buch im vergangen Jahr von einem befreundeten Sozialpädagogen empfohlen, der selbst im schulischen Umfeld arbeitet. Da ich selbst Lehrerin bin, habe ich mich auf das Buch gefreut (Es ist immer schön zu lesen, wie sich gewisse lustige Alltagssituationen in Schulen jeglichen Umfelds wiederholen).
    Anfangs war ich von dem Buch noch sehr angetan. Wir begleiten Herrn Möller im Alltagschaos an einer Berliner Grundschule mit teilweise desilluisionierten Lehrern und sprach- und verhaltensoriginellen Schülern. Alltag an einer Schule im sozial schwierigen Umfeld. So weit, so gut.
    Schnell gewinnt man jedoch den Eindruck, dass alle Lehrer komplett überfordert sind, die Schulleitung unfähig und die ganze Schule eigentlich nur die Rettung durch Herrn Möller gewartet hat. Nur ER kann die Wirklichkeit ins Klassenzimmer bringen. Nur ER kommt mit den schwierigen Schülern klar, selbst wen er zu Besuch an einer weiterführenden Schule ist und die Schüler gar nicht kennt. Und selbstverständlich kann auch nur ER das Schulfest retten.
    Alle anderen scheinen unfähig zu sein.
    Ich bin selbst Lehrerin und habe in den vergangenen Jahren sowohl an Schulen im sozial schwachen Umfeld als auch an Schulen mit gut betuchter Schülerschaft gearbeitet. Und aus Erfahrung kann ich sagen: Die Lehrer, die an sozial schwierigen Schulen arbeiten, sind die engagiertestens und motiviertesten Kollegen, mit denen ich je zusammen gearbeitet habe.
    Nachdem ich das Buch fertig gelesen hatte, habe ich schultern-zuckend beiseite gelegt und beschlossen, nichts mehr von Herrn Philip Möller zu lesen.


    :bewertung1von5::bewertung1von5: für den unterhaltsamen ersten Teil

  • Was passiert
    Philipp Möller ist fast 30 Jahre, hat eine tolle Freundin und ist vor Kurzem mit seinem Studium der Erziehungswissenschaft mit Schwerpunkt Erwachsenenbildung fertig geworden. Erste berufliche Erfahrungen hat er als Assistent einer Grundschulleitung gesammelt und eben diese Grundschulleitung, genauer gesagt der Direktor einer Grundschule in einer der schlimmeren Bezirke Berlins, bietet dem jungen Mann dann eine Stelle als Lehrer an. Ohne Vorbildung, ohne Erfahrung. Aber Philipp ist mutig und sagt zu… und damit beginnen die zwei krassesten Jahre seines Lebens...
    ...denn seine Schüler sprechen weder richtig Deutsch, noch ist es mit ihren Mathekünsten weit her. Schnell muss der Neulehrer feststellen, dass er doch viel mehr Therapeut ist als Unterrichtender. Neben Deutsch, Mathe und später Englisch muss er den Kindern Sozialverhalten beibringen, nicht selten als Friedensstifter einspringen und versuchen, ein wenig Hoffnung in seinen Schützlingen zu pflanzen. Eine nicht ganz einfache Aufgabe.



    Was ich denke
    Ich habe Philipp Möller durch Zufall in einem Tv-Interview gesehen und irgendwie sprach mich das Buch sofort an. Ja, zwischendurch lese ich 'sowas' doch ganz gerne.
    Das Buch war jedoch ganz anders als erwartet. Von der Beschreibung ausgehend, dachte ich, es handele sich um eine Sammlung von Anekdoten und Geschichten aus dem Alltag von Philipp Möller, aber tatsächlich ist es doch schon sehr roman-artig. Auch werden nicht nur seine Erlebnisse in/mit der Schule erzählt, auch sein Privatleben spielt eine Rolle. So zieht er endlich mit seiner Freundin zusammen und stellt kurz darauf fest, dass er Vater wird. Die Geschichten stehen nicht im Mittelpunkt, aber sie nehmen doch einen wichtigen Platz ein, auch zB in der Art, wie sich seine Karriere entwickelt.


    Das Buch hat bei mir im Durchschnitt drei Reaktionen bzw. Emotionen verursacht: Lachen, Schock und Unglaube. Die Kapitel sind sehr amüsant geschrieben und lassen sich flüssig lesen. Manche Sprüche, die die Kinder so von sich geben, sind wirklich zu geil. Leider auch teilweise so krass, dass ich schlucken musste. Dabei geht es nicht wirklich um die Ausdrucksweise (auch wenn diese zum Großteil sehr interessant ist), sondern eher um den Inhalt. Es ist unglaublich, wie schlecht die Bildung und Kenntnisse der Klassen ist. Ich weiß natürlich nicht, wie real die Erzählungen sind, aber wenn man einfach mal davon ausgeht, dass sie zum größten Teil so passiert sind, ist das schon 'ne harte Nummer. Das sieht Philipp übrigens genauso und so mischen sich unter seine Gefühle sehr oft auch Mitleid. An einer Stelle sitzt er sogar weinend da, weil er einfach nicht mit den Lebensgeschichten seiner Schüler klar kommt. Verständlich.


    Alles in Allem ist das Buch sehr amüsant und enthält so ziemlich genau das, was man sich vorstellt, wenn es um die - wie er es nennt - bildungsfernen Schichten geht. Und es wäre fast noch lustiger, wenn es nicht so scheiße tragisch wäre :/ Ich habe das Buch mit gemischten Gefühlen gelesen, fühlte mich aber unterhalten. Ich weiß nicht genau, wem ich das Buch empfehlen kann, denn es ist in dem Sinne keine Komödie, aber dennoch eben lustig geschrieben. Da muss wohl jeder selber wissen, ob er etwas damit anfangen kann ;)



    Schlusswort
    Man könnte Isch geh Schulhof fast als eine Art Tragikkomödie bezeichnen. Die Geschichten um die Schüler des Aushilfslehrers Philipp Möller erschrecken genauso sehr wie sie einen zum Lachen und Mitleiden bewegen. Trotzdem macht es Spaß, das Buch zu lesen, es ist gute Unterhaltung für zwischendurch. Ich habe es gern gelesen und überlege, mir auch das zweite Buch des Autors, das Anfang diesen Jahres erschienen ist, zu kaufen.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Kriegsfeld Klassenzimmer.

    Von schönen und unschönen Momenten des Lehrerdaseins.



    Zum Inhalt:

    «Heute ist Klassenausflug. Bowlen - damit die Kinder sich endlich mal so richtig austoben können. Als ich den Klassenraum betrete, stürmen die ersten schon auf mich zu.

    "Herr Mülla, iebergeil!", ruft Ümit. "Isch mache Strike, ja? Schwöre, schmache eine Strike!" Mit wilden Bowling-Trockenübungen steht er vor mir. Wenn er nachher tatsächlich so bowlt, nehme ich mir besser einen Helm mit.


    Aushilfslehrer? Ein lockerer Job, denkt Philipp Möller - bis zur ersten Stunde in seiner neuen Klasse: Musikstunden erinnern an DSDS, hyperaktive Kids flippen ohne ihre Tabletten aus und zum Frühstück gibt es Fastfood vom Vortag. Möllers Geschichten aus dem deutschen Bildungschaos sind brisant und berührend, und dabei immer wieder urkomisch.


    Cover:

    Das Cover ist recht niedlich gemacht. Wir sehen hier einen Jungen im comicartigen Stil, welcher angestrengt auf einem Handy herumtippt. Das sagt noch nicht viel über das Buch aus, jedoch ist es erst einmal ein Blickfang. Aufschluss über den Inhalt des Buches gibt schließlich erst der Titel und der ist so ganz typisch „Problemschule“ – „Ghettoslang“ etc.


    Eigener Eindruck:

    Herr Möller ist Aushilfslehrer und hat sich vom Direktor der Schule breitschlagen lassen hier sein Arbeitsleben weiter zu bestreiten. Hier ist eine Problemschule inmitten von Berlin – und hier ist das wahre Leben. Herr Möller schildert eindrucksvoll das Leben an der Schule, das bisweilen schon fast durchdrehende Kollegium und er macht sich ein Bild über die Schüler, welche dabei irgendwie recht selten gut davonkommen. Es sind Existenzen, welche zum Scheitern verurteilt sind, es sind Kinder, die einen sozialkritischen Hintergrund haben und es sind die Möchtegerngangster von morgen. Eindrucksvoll bekommt man deren Artikulation in den lustigsten Schreibweisen präsentiert und kann sich dadurch die Handlung einfach vorstellen. Das ist bisweilen mal lustig, aber hat auch ganz oft einen sehr bitteren Beigeschmack, denn Herr Möller scheint sich mehr über seine Schüler lustig zu machen, betrachtet sie manchmal auch arrogant von oben herab und dann hat das Buch irgendwann auch Stellen, bei denen einfach der Pepp fehlt. Da kommt nichts bei rum. Es plätschert alles einfach so langhin und man muss sich durch die Seiten quälen. Da ich neulich erst die Bücher von Frau Freitag gelesen habe, die sich ebenfalls mit der Thematik Schule in Berlin beschäftigt, möchte ich auch hier einen Vergleich ziehen. Während Frau Freitag scheinbar ein Herz für ihren Job hat, denkt man bei Herrn Möller immer wieder: such dir halt was anderes…selber schuld… muss das jetzt sein….heul leise… etc.. Das ist schon irgendwie traurig – aber am schlimmsten ist wie gesagt für mich, dass der Herr Möller in seiner Art zu erzählen einfach so oben auf ist, dass man denkt, er ist etwas Besseres. Schade irgendwie.


    Fazit:

    Das Buch ist recht schwer zu bewerten, wie ich finde. Es zeigt eindrucksvoll den Tagesablauf eines Lehrers in den Problemzonen Berlins, es beleuchtet Schüler, Lehrer, aber eben auch das Sozialsystem und doch kommt es teilweise so arrogant daher, dass man im Stahl kot*en könnte. Auch der Autor hat seine Macken, darauf wette ich. Von mir gibt es deshalb auch eine neutrale Bewertung.


    Idee: 5/5

    Charaktere: 3/5

    Logik: 3/5

    Spannung: 2/5

    Emotionen: 2/5



    Gesamt: 3/5


    Daten:

    ISBN: 9783404606962

    Sprache: Deutsch

    Ausgabe: Taschenbuch

    Umfang: 364 Seiten

    Verlag: Bastei Lübbe

    Erscheinungsdatum: 21.09.2012