Ina Bruhn: Spieglein, Spieglein an der Wand / Under englens vinger

  • Die Autorin:
    Ina Bruhn studierte Film und Medienwissenschaften in Kopenhagen. Für ihr Buch "Min fucking familie" erhielt sie 2010 den Autorenpreis "Kommunernes Skolebibliotekers Forfatterpris" Ina Bruhn arbeitete auch einige Zeit als Drehbuchautorin in der Filmbranche, sie schrieb Manuskripte für "Der Schönste Tag" oder "Timetrip - Der Fluch der Wikinger-Hexe". (Quelle: lovelybooks.de)


    Klappentext:
    Ikarus meldet sich auf Facebook mit einer neuen Mitteilung: "Jonathan hat sich in Homokreisen bewegt. Er kannte den Engel." Wer ist dieser mysteriöse Engel? Mateus, Nick und Liv versuchen etwas in der schwulen Szene herauszufinden - und werden auf einmal mit einer explosiven Mischung aus Hass, Verzweiflung und Rache konfrontiert ...


    Inhalt:
    Irgendwie scheint Mateus’ Leben seit Jonathans Verschwinden immer komplizierter zu werden. Mit seinen Eltern und deren inzwischen vollzogener Scheidung würde er ja noch irgendwie klarkommen, aber dass seine Mutter jetzt diesen bescheuerten Schnösel heiraten will, den sie aus dem Krankenhaus kennt, das muss seiner Meinung nach wirklich nicht sein. Auch die Männerabende mit seinem Vater sind etwas, auf das Mateus gut verzichten könnte – doch gleichzeitig ist der Kontakt zu Liv und Nick nicht mehr so wie früher und irgendwie fühlt Mateus sich einsam.
    Da kommt es ihm gerade recht, dass er sich in der Schule mehr und mehr mit Rasmus und Juliane anfreundet, die er eigentlich sehr gern mag und mit denen er sich schnell richtig gut versteht. Was ihm zuerst gar nicht klar war, ist die Tatsache, dass Rasmus homosexuell ist – und Juliane interessiert sich für Mädchen – sagt sie jedenfalls. Mateus will das allerdings überhaupt nicht glauben. Schließlich flirtet sie doch mit ihm – oder?
    Zusammen mit Rasmus und Juliane lernt Mateus die Szene der Homosexuellen in Kopenhagen kennen – und er erkennt, dass es dort ganz und gar nicht immer friedlich zugeht. Scheinbar hat eine Gruppe hier beschlossen, sich grausam all denen gegenüber zu verhalten, die Schwule und Lesben diskriminieren und ihnen brutal gegenübertreten. Gewalt erzeugt Gegengewalt – und Rasmus findet das auch ganz in Ordnung; Mateus ist sich da allerdings nicht so sicher. Und dann wird er plötzlich mal wieder von Ikarus kontaktiert, der ihm mitteilt, dass Jonathan Kontakte in der Szene hatte. War Jonathan schwul? Aber deswegen wäre er doch nicht angehauen? Also, wenn er überhaupt noch lebt! Mateus weiß, dass ihn Ikarus’ Andeutungen oft nicht weiterbringen, aber gleichzeitig schöpft er Hoffnung: kann er Jonathan doch noch finden?


    Meine Meinung:
    Der vierte Band der Disconnected-Reihe kann wieder mit dem ersten mithalten. Ina Bruhn schafft es, Mateus als einen superinteressanten Ich-Erzähler in den Vordergrund einer spannenden Handlung zu stellen. Dass sie sich dabei ein weiteres brisantes Thema vorknöpft, finde ich gut, und es ist richtig spannend zu lesen, wie Mateus die Schwulenszene Kopenhagens kennenlernt und dabei auch erfährt, wie schlimm es für seine homosexuellen Freunde ist, mit Vorurteilen und Anfeindungen umzugehen. Ina Bruhn beschönigt nichts und stellt hier auch heraus, dass es auch auf der Seite der vermeintlichen Opfer Täter gibt, die vor nichts zurückschrecken. Genau wie David Meinke im zweiten Band der Reihe Tierschützer in den Vordergrund stellt, die zu weit gehen, macht Ina Bruhn dies hier zu einem anderen aktuellen Thema, und das ist absolut stimmig und glaubwürdig.
    Außerdem gefällt mir, dass die Suche um Jonathan auch wieder mehr eine Rolle spielt, und dass man wieder das Gefühl hat, man käme ihm ein Stück näher – auch wenn man sich immer noch keinen Reim auf die ganze Geschichte machen kann. Ich bin genau wie in Band 1 noch vollkommen ratlos, was mit Jonathan passiert sein könnte. Und es ist zu erwähnen, dass es mir nichts ausmacht, was wiederum ungewöhnlich ist, weil ich ja eigentlich immer mitraten will.
    Gut gelungen ist auch Mateus’ Sicht auf Nick und Liv. Da man durch die Vorgängerbände ja schon etwas mehr von ihnen erfahren hat, hat man hier zum Teil einen Wissensvorsprung. Das ist wahrscheinlich gar nicht so einfach beim Schreiben der Bücher, aber ein Aspekt, der wirklich einfach passt.
    Schade, dass es nur noch zwei Bände dieser Reihe gibt. “Spieglein, Spieglein an der Wand” ist ein wirklich guter Jugendthriller zu einem Thema, das alle angeht.
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