Hugh Howey - Silo / Wool

  • Kurzbeschreibung von Amazon.de:
    Seit Generationen leben die Menschen unter der Erde. Was aber, wenn das Leben im Silo nicht das ist, was es zu sein scheint? Was, wenn der Blick nach draußen nicht durch eine Scheibe, sondern auf einen Bildschirm fällt? – Dann wird Neugier lebensgefährlich. Selbst für Juliette Nichols, die für die Sicherheit im Silo verantwortlich ist ... Drei Jahre nach dem mysteriösen Tod seiner Frau Allison setzt Sheriff Holston seiner Aufgabe ein Ende und entschließt sich, die strengste Regel zu brechen: Er will das Silo verlassen. Doch die Erdoberfläche ist hoch toxisch, ihr Betreten bedeutet den sicheren Tod. Holston nimmt das in Kauf, um endlich mit eigenen Augen zu sehen, was sich hinter der großen Luke befindet, die sie alle gefangen hält. Seine Entdeckung ist ebenso ungeheuerlich wie die Folgen, die sein Handeln nicht zuletzt für seine Nachfolgerin Juliette hat … Hugh Howeys verstörende Zukunftsvision ist rasanter Thriller und faszinierender Gesellschaftsroman in einem. »Silo« handelt von Lüge und Manipulation, Loyalität, Menschlichkeit und der großen Tragik unhinterfragter Regeln.

    Handlung / Meine Meinung:

    „Ich will raus.“ Das sind die Worte, die im Silo verboten sind. Spricht diese Worte tatsächlich jemand aus, dann wird er zur sogennanten Reinigung verurteilt. Derjenige muss das Silo durch die Luftschleuse verlassen und draußen die Linse der Kamera reinigen, die das einzige Bild der Außenwelt, das die Silobewohner zu sehen bekommen, ins Innere wirft. Kurz darauf stirbt derjenige wenn sein Schutzanzug zerfressen wird, denn die Luft ist mit schwer ätzenden Gasen verseucht, die ein Leben an der Erdoberfläche unmöglich machen.


    Wenn man sich nur den Klappentext durchliest, ist es schwer zu verstehen, was das Silo wirklich ist, welche Ausmaße es hat und was es für die Menschen, die darin wohnen, bedeutet. Ich habe einige Zeit gebraucht, damit warm zu werden und mich hineinzuversetzen. Allerdings habe ich später einige Male zurückgeblättert, worauf mir ein Licht aufgegangen ist, da ich es beim ersten Lesen nicht für wichtig erachtet oder nur unterbewusst wahrgenommen habe. Das Silo existiert seit vielen Generationen und es gibt keinerlei Aufzeichnungen mehr wie das Leben an der Erdoberfläche in früheren Zeiten gewesen ist. Es ist sogar verboten, darüber zu sprechen. Daran hält sich auch jeder, ausgenommen die Ehepaare, denen es stillschweigend gestattet ist, in der vertrauten, heimischen Kammer darüber zu philosophieren. Aber öffentlich sagt so gut wie niemand etwas darüber, da man sonst in Gefahr geraten könnte, zur Reinigung verurteilt werden zu können. Es gibt ja eigentlich auch keinen Grund, sich darüber Gedanken zu machen, denn die Luft draußen ist verseucht und nach wenigen Sekunden würde man elendig zu Grunde gehen.


    Die Menschen kennen nichts anderes als das Silo. Es ist gigantisch groß und besteht aus 144 in die Erde eingelassenen Stockwerken gigantischen Ausmaßes. Die Menschen bewegen sich über eine spiralförmige Treppe ab- und aufwärts. Jedes Stockwerk hat eine andere Funktion. Es gibt z.B. die IT-Abteilung, die Versorgung, Wohnetagen, die Mechanik, Speisesäle, Stockwerke für Nahrung, für Hydrokulturen, Krankenstationen und alles, was sonst noch benötigt wird um eine Gesellschaft aufrecht zu erhalten. Auf den ersten Blick erscheint alles eher wie eine Demokratie und nicht wie eine Diktatur, die hier herrscht und es gibt auch nur sehr wenig Polizei. Die Struktur erinnert eher an die eines Großkonzernes. Die Leute haben ja nichts anderes als diesen unterirdischen Wohnraum, jedoch kam es in der Vergangenheit schon zu einigen Aufständen, die alle erfolgreich niedergeschlagen wurden, über die aber auch wenig Informationen vorliegen. Jeder Bewohner hat einen Beruf und eine feste Aufgabe. Viele haben auch einen sogenannten „Schatten“, einen Jugendlichen, der sie auf Schritt und Tritt verfolgt und somit jeden Handgriff, der in diesem Beruf erforderlich ist, von der Pike auf erlernt und eines Tages diese Aufgaben übernehmen soll. Somit soll gesichert sein, dass keinerlei Wissen verloren geht. Es gibt einen Bürgermeister, der die Verantwortung für alles trägt und der gewählt wird. Zusätzlich ist das Silo in drei Bereiche zu je 48 Stockwerken aufgeteilt, wobei jedes einen Sheriff und einen Deputy hat.


    Die Welt, die Hugh Howey hier geschaffen hat, ist einfach überragend. Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit will man immer mehr von der Geschichte des Silos wissen, wie das Leben der Menschen aussieht, wie ihr Tagesablauf aussieht, welche Strukturen herrschen usw. Nichts wirkt an den Haaren herbeigezogen wie es manchmal in diversen Dystopien der Fall ist, es hat alles Hand und Fuß.


    Als Leser denkt man natürlich das Offensichtliche und ich muss gestehen, schon beim Lesen der Kurzbeschreibung habe ich wissend genickt: „Ja, hier wird den Menschen etwas vorgegaukelt mit der verseuchten Luft und sie befinden sich vermutlich in einer Art Labor unter Beobachtung.“ Aber schon nach wenigen Seiten wird man Lügen gestraft. Denn Holston, der Sheriff des obersten der drei Bereiche, spricht die Worte aus, vor denen sich jeder fürchtet: „Ich will raus!“ Er hat scheinbar den Lebensmut verloren und will seiner Frau nach draußen folgen. Sie hat vor drei Jahren aus unerklärlichen Gründen das Silo ebenfalls verlassen und das obwohl das Paar zu den Glücklichen gehören sollten, die Kinder haben dürften. Holston hat nun lange Zeit darüber nachgesinnt, warum das so gewesen ist, aber ein plausibler Grund ist ihm nicht eingefallen. Er denkt allerdings, dass seine Frau, die als Computerspezialistin galt, etwas herausgefunden hat, das sie dann regelrecht den Verstand verlieren ließ.

    Mit dieser Szene gleich zu Anfang wurde erst einmal meine anfänglichen Gedanken zunichte gemacht und ich begann, mich auf das Silo stärker einzulassen. Ich achtete nicht mehr auf Unregelmäßigkeiten und Auffälligkeiten um den angeblichen Schwindel aufzudecken und konzentrierte mich stärker darauf, was das Silo auch für die Menschen darin ist: nämlich der einzige noch vorhandene Lebensraum auf der Erde.


    Auch alle anderen Personen wie z.B. Jahns wurden vom Autor mit großer Sorgfalt angelegt und waren eine weitere Stärke dieses wunderbaren Buches.


    Viel mehr will ich zur Handlung gar nicht sagen, da es so großen Spaß macht, jeden kleinen Winkel dieser hervorragend durchdachten Welt, die uns Hugh Howey da geschenkt hat, ohne allzu viel Vorwissen zu durchforsten


    „Silo“ muss man ein bisschen Zeit geben. Wer ausschließlich viel Action und eine sehr rasante Handlung sucht, wird hier zunächst nicht fündig werden. Später gibt es zwar schon ein wenig davon, das Hauptaugenmerk Howeys liegt aber auf anderen Gesichtspunkten. Wem der Schreibstil von Autoren wie Justin Cronin oder Stephen King zusagt und wer den oft langsamen, aber sehr lohnenswerten Aufbau ihrer Geschichten mag und wer Wert auf Charakterzeichnungen uns sorgfältig angelegte Plots legt, der sollte unbedingt zu „Silo“ greifen und wird definitiv nicht enttäuscht werden.


    Fazit:
    Eine großartige Mischung aus Endzeitroman, Gesellschaftsstudie, Dystopie (nicht im Sinne von Jugendbüchern wie „Panem“!) und Science-fiction wartet darauf, verschlungen zu werden.
    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Woohoo, Kapo, vielen Dank für diese großartige Rezension! :dance: Auf die habe ich ja schon gewartet! :wink: Es freut mich total, dass deine Meinung so positiv ausfällt, denn natürlich steht das Buch auch auf meiner Wunschliste und zwar in der obersten Prioritäten-Kategorie.


    Besonders gut klingt für mich, dass das Buch so undurchschaubar ist und sich nicht in die Karten schauen lässt. Denn Dystopien, die irgendwie so ähnlich klingen, gibt es ja mittlerweile genug. Aber dieses Buch hier scheint dann doch anders zu sein.

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • Wow, vielen Dank für diese tolle und ausführliche Rezi, Kapo. :applause: :pray: Ist sofort auf meine Wunschliste gewandert.

    :study: Die Shannara Chroniken - Elfensteine - Terry Brooks
    2016 gelesen: 20
    Aktueller SuB: 248




  • Denn Dystopien, die irgendwie so ähnlich klingen, gibt es ja mittlerweile genug. Aber dieses Buch hier scheint dann doch anders zu sein.

    Das ist es definitiv und nicht mit den Dystopien zu vergleichen, die momentan sehr angesagt sind. Am ehesten käme mir noch, wie in der Rezi bereits erwähnt, Justin Cronin in den Sinn.

    ausführliche Rezi

    Manchmal habe ich schon Probleme, in einer Rezi einigermaßen viel Text zusammenzubringen, aber ich glaube, zu dem Buch hätte ich ganze Seiten füllen können. Würde sich auch gut für eine Leserunde eignen.

  • Eine großartige Mischung aus Endzeitroman, Gesellschaftsstudie, Dystopie (nicht im Sinne von Jugendbüchern wie „Panem“!) und Science-fiction wartet darauf, verschlungen zu werden.


    Dem kann ich mich absolut anschließen, wobei ich mich doch durch einige, langatmige Passagen - naja, quälen ist der falsche Ausdruck... - hören musste. Die Vorstellung, ein Leben ohne Sonnenlicht und das seit Generationen finde ich sehr bedrückend, und das hat der Autor sehr gut beschrieben. Sehr gut gefallen hat mir, wie viel Zeit sich Howey genommen hat, die politischen Machtverhältnisse im Silo zu beschreiben. Alles andere als langweilig!


    Das Hörbuch (ungekürzt, 16 Std.) wird von Peter Bieringer gesprochen. Seine Art zu lesen, passt sehr gut zu dieser Geschichte :thumleft:


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Das Missliche an neuen Büchern ist, dass sie uns hindern, die alten zu lesen.
    J.Joubert

  • Ich höre es gerade als Hörbuch und habe es eigentlich nur begonnen, weil ich krank bin und sonst nichts zum Hören hatte. Doch das Buch hat mich schon sehr in den Bann gezogen, bin schon sehr gespannt, wie es ausgeht. Was mich ein bisschen stört, sind die Rückblicke. Ist sicher ein guter Kniff des Autors, die Spannung anzuheizen, mich macht es aber eher kribbelig und ich kann nicht in Ruhe weiterhören, weil ich im Hinterkopf ständig den Ausblick der weiteren Handlung habe und nicht weiß, wie schnell der Rückblick wieder in der Gegenwart landet.


    Als Krimifan gibt es für mich ja immerhin Morde bzw. suspekte Selbstmorde, schaun wir mal, wie's weitergeht ...


    grüße von missmarple

  • Normalerweise lese ich ganz selten mal einen Science Fiction Roman. Diesen habe ich freiwillig mit Begeisterung gelesen.
    Aber, Kapo, sei mir nicht böse; doch ich finde in Deiner Rezension verrätst Du mehr als nötig von der Handlung, da gehört einiges gespoilert. Vieles, was Du oben schon erzählt hast, kam für mich im Buch völlig unvorhersehbar. Dachte, ich ahne schon wie es weitergeht - und dann kam es ganz anders.
    Der Autor lässt den Leser Anfangs im Unklaren, wieso die Menschen unter der Erde in dem Silo leben. Eher nebenher erfährt man, wie das Leben unter der Erde funktioniert. Man fragt sich, ob die Umgebung ausserhalb des Silos wirklich so lebensfeindlich ist? Im Laufe des gesamten Buches eigentlich sind mir verschiedene Theorien durch den Kopf gegangen, aber ich lag jedesmal falsch.
    Das Ende lässt auf weitere spannende Teile hoffen. Wirklich klasse. :thumleft::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    “Bücher sind Feunde, die stets für uns Zeit haben.“
    “Und Phantasie, Phantasie vor allem, ohne deren Hilfe sich keine Probleme lösen lassen, die kleinen nicht und die großen erst recht nicht.“

    Otfried Preußler 20.10.1923 - 18.2.2013

  • Aber, Kapo, sei mir nicht böse; doch ich finde in Deiner Rezension verrätst Du mehr als nötig von der Handlung, da gehört einiges gespoilert. Vieles, was Du oben schon erzählt hast, kam für mich im Buch völlig unvorhersehbar. Dachte, ich ahne schon wie es weitergeht - und dann kam es ganz anders.

    Sorry, ich hoffe, Du hast meine Rezension nicht vorher gelesen und ich habe Dir damit nichts vom Lesevergnügen genommen. Ich weiß allerdings noch, dass es etwas schwierig für mich war, eine Rezi zu diesem Buch zu schreiben, eben deswegen auch, weil ich nicht genau wusste, wieviel ich denn nun verraten kann/soll/darf. Wenn Dir nun spezielle Absätze auffallen, bei denen Du es besser fändest, wenn sie gespoilert wären, dann möchte ich Dich bitten, dies über den "Melden"-Button an die Moderatoren zu melden. Danke! :)

  • hi,
    gut, habe ich gerade gemacht. Keine Sorge, wenn ich wahnsinnig an einem Buch interessiert bin, lese ich vorher keine ausführliche Rezi darüber ;-)
    Von daher hast Du mir nicht den Lesespaß verdorben.
    Ich bin schon sehr auf die Fortsetzung gespannt.... :winken:

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    “Und Phantasie, Phantasie vor allem, ohne deren Hilfe sich keine Probleme lösen lassen, die kleinen nicht und die großen erst recht nicht.“

    Otfried Preußler 20.10.1923 - 18.2.2013

  • Fortsetzungen?? Hilfe ich bin davon ausgegangen das es ein Einzelband ist. Habe das Buch gestern angefangen und finde es grossartig, hoffe allerdings nun das es, wenn es tatsächlich kein Einzelband ist, wenigstens nicht mit einem Cliffhanger endet?

  • Nein, kein Cliffhänger. Das Buch hat einen ordentlichen Abschluss. Ich weiss ehrlich gesagt gar nicht mehr wie ich darauf gekommen bin? Vielleicht weil ich es so gut fand und mir
    nicht vorstellen kann, dass ein Verlag bei einem so sensationellen Bucherfolg keinen Nachfolgeband in Auftrag gibt? :-k
    Wenn Du am Ende angekommen sein wirst, wirst Du mich bestimmt verstehen. Es gibt einfach unendlich viele Möglichkeiten, wie es weitergehen könnte. Und man wünscht sich eine Fortsetzung :lechz:

    “Bücher sind Feunde, die stets für uns Zeit haben.“
    “Und Phantasie, Phantasie vor allem, ohne deren Hilfe sich keine Probleme lösen lassen, die kleinen nicht und die großen erst recht nicht.“

    Otfried Preußler 20.10.1923 - 18.2.2013

  • Nein, kein Cliffhänger. Das Buch hat einen ordentlichen Abschluss. Ich weiss ehrlich gesagt gar nicht mehr wie ich darauf gekommen bin? Vielleicht weil ich es so gut fand und mir
    nicht vorstellen kann, dass ein Verlag bei einem so sensationellen Bucherfolg keinen Nachfolgeband in Auftrag gibt? :-k
    Wenn Du am Ende angekommen sein wirst, wirst Du mich bestimmt verstehen. Es gibt einfach unendlich viele Möglichkeiten, wie es weitergehen könnte. Und man wünscht sich eine Fortsetzung :lechz:

    Dass das Buch keinen Cliffhanger hat, stimmt natürlich und ich finde durchaus, dass man es lesen und beruhigt schlafen kann wenn man kein weiteres Buch von Hugh Howey mehr liest weil die Geschichte in sich auf jeden Fall abgeschlossen ist. Aber es gibt durchaus weitere Bücher in diesem "Universum", bisher nur in englischer Sprache. "Shift" (im Beitrag angehängt) erzählt die Vorgeschichte und "Dust" spielt anscheinend wieder in der Silowelt. Aber ich muss zugeben, dass ich zum dritten Band nicht zu sehr nachlesen wollte um mir keine Spannung vorwegzunehmen. :wink:

  • @ Kapo und Lesebuch, ja ihr habr recht dieses Buch kann man getrost auch als Einzelband kaufen ohne den Zwang zur Auflösung 2 weitere Bücher kaufen zu müssen... aber was soll ich sagen? Das Buch ist so toll das man die Erscheinungen der Nachfolgebände im Auge behalten sollte :)


    Handlunsverlauf:


    Gleich im ersten Kapitel geht es um die gefürchtete Reinigung,wer kriminelle Handlungen begeht oder es wagt öffentlich zu sagen "ich will raus" der muss auch raus um die Säuberung der Kameralinsen vorzunehmen. Jeder der Verurteilten behauptet trotzig das sie ihn zwar nach draussen zwingen können aber die Reinigung würde er verweigern. Und doch, sie tun es alle! Etwas schade fand ich das der Autor hier so ganz am Anfang schon verrät warum sie es tun während die Leute im Silo darüber noch lange spekulieren.
    Um dem Leser das Silo in all seinen Funktionen zu erklären nimmt uns der Autor mit auf eine Reise vom obersten bis zum ganz unterstem Stockwerk. Die Bürgermeisterin Jahns will dort unten in der Mechanik mit Juliett reden um sie davon zu überzeugen den Sheriffposten anzutreten. Unterwegs macht sie bei verschiedenen Leuten auf verschiedenen Etagen halt, insgesamt muss sie für diese Aktion mehrere Tage beanschlagen und so versteht der Leser allmählich die Ausmaße und Funktionen vom Silo.Super Idee das so aufzuziehen statt schnöde die wichtigsten Etagen aufzuzählen.
    Juliett nimmt den Job des Sheriffs an und fängt an die letzten beiden Reinigungen zu hinterfragen was dem ITler Bernhard so gar nicht gefällt. Damit bringt Juliett sich und ihre nahestehenden Freunde in Lebensgefahr. Was haben hier einige Leute im Silo so dringend zu verbergen?


    Meine Meinung:
    Das Silo ist so etwas wie ein Abbild unserer Gesellschaft nur in
    Miniatur, wobei es trotzdem ein riesiges Bauwerk sein muss mit seinen
    (ich glaube) 142 Stockwerken. Wir begegnen hier allen möglichen
    Berufsständen vom einfachen Arbeiter, Farmern, Krankenschwestern bis hin
    zu cleveren Technikern, Ärzten Polizisten und sogar schmierigen
    Politikern. Wir bekommen also einiges an Charakteren präsentiert, und die sind allesamt überzeugend da Hugh Howey sich viel Zeit für sie nimmt. dem ein oder anderen könnte das vielleicht etwas zu langwierig sein aber in meinen Augen kann man es kaum besser machen.Der Schreibstil ist unsgesamt eher von der ruihgen detailierten Art aber nie langweilig. Die Atmosphäre ist dunkel und beklemmend, denn jederzeit kann es passieren das der Autor einen Protagonisten zur Reinungung und damit in seinen Tot schickt.Insgesamt tolles Setting,gute Charaktere, interesannte Story, ich finde nichts zu meckern also :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: und die Hoffnung das der Nachfolgeband schnell Übersetzt wird :D

  • Dystopien lese ich recht gern. Die Spekulation, was könnte in der Zukunft geschehen, wenn wir mit unserer Erde weiterhin so unachtsam umgehen, finde ich hochinteressant. So griff ich zu „Silo“ von Hugh Howey. Das vorliegende Buch ist die Printausgabe der fünfteiligen e-book-Reihe und handelt in der nicht näher bestimmten Zukunft. Die Erdoberfläche ist hochtoxisch, die Menschen sollen nur in dem geschützten Betonsilo überleben können.


    Eigentlich konnte ich mich schnell in die Handlung einlesen. Mit Sheriff Holston fand ich gleich zu Beginn einen Sympathieträger. Leider wendete sich das Blatt, der Erzähler hatte anderes mit ihm vor und er verschwand aus der Handlung. Zwei weitere Personen wurden eingeführt, führten den Leser durch das Silo und verschwanden ebenfalls von der Bildfläche. Dann endlich wurde Juliette vorgestellt und ohne zu viel vorweg zunehmen, sie blieb dem Leser bis zum Ende erhalten. Diese kurz aufeinanderfolgenden Wechsel der Protagonisten haben mich ein wenig gestört. Vielleicht lag es auch daran, dass Mayor Jahns und Deputy Marnes lediglich die Funktion inne hatten, dem Leser den abgeschlossenen Silo-Kosmos aufzuzeigen, dessen Größe zu vermitteln und ihm eine Orientierung zu ermöglichen.


    Hatte ich zeitweise das Gefühl, die Personen seien nur halbherzig charakterisiert, eine angenehme Ausnahme bildet Juliette Nichols, so traf das auf die Beschreibung des Silos und der darin herrschenden Atmosphäre gar nicht zu. Es wurde hervorragend vermittelt, wie dieses Silo auf totalitäte Weise von beherrscht wird. Alleingänge oder ein aus der Reihe treten waren nicht gestattet. Es wirkte alles düster und bedrückend. In dieser Hinsicht klangen schon ein wenig Orwell und Huxley an. Allerdings empfand die sprachliche Gestaltung des Romans als sehr einfach, so, dass ich mehr an ein Jugendbuch erinnert war.


    Das Ende war dann ein wenig hollywoodlike. Alles ging ein bisschen zu glatt. Auch die unvermeidlich dazu gehörende Liebesgeschichte war so gar nicht nach meinem Geschmack. Sie wirkte nicht glaubhaft, sehr konstruiert, fast schon an den Haaren herbei gezogen.


    „Silo“ ist ein Roman, dessen Plot viel Potential bot. Mir fehlte aber ein wenig Einfallsreichtum bei der Umsetzung der Ideen. Besonders durch die wirkungsvolle Schilderung der Atmosphäre war es für mich jedoch kein schlechtes Buch. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Mit diesem Science Fiction-Roman hat Autor Hugh Howey einen Überraschungserfolg gelandet. Zunächst erschien “Silo” aufgeteilt in fünf eBooks, bis die Downloadzahlen schließlich überzeugten und es dann als Gesamtausgabe verlegt wurde. Mittlerweile wurden sogar schon die Filmrechte verkauft.


    Seit Jahrzehnten wohnen die Menschen schon in größtenteils unterirdisch gelegenen, riesigen Silos, abgeschnitten von der Außenwelt. Wer raus geht stirbt, denn die Erde ist verseucht. Wer gegen die Regeln des Silos verstößt, der geht raus und führt die Reinigung durch. Warum das alles so ist, weiß niemand so genau, die Regeln werden nicht hinterfragt. Nur alle paar Jahre, ungefähr einmal pro Generation, rebelliert eine Handvoll Menschen gegen die Unterdrückung in den Silos und die merkwürdigen Regeln…


    Optisch fand ich das Buch bereits ganz ansprechend. Der Umschlag ist düster und mysteriös gestaltet. Das Motiv zeigt eine Wendeltreppe, wie die des Silos: beinahe unendlich lang und beängstigend. Der Schnitt dagegen strahlt im leuchtenden gelb.
    Das Buch besteht aus 82 meist sehr kurze Kapitel, die in fünf große Abschnitte unterteilt sind. Erzählt wird die Handlung aus Sicht der Protagonisten.


    Das Buch fängt recht ruhig an. Holstons Geschichte im ersten Abschnitt fesselt zwar und man will wissen, was dahinter steckt, aber so richtig Spannung kommt noch nicht auf. Auch im zweiten Abschnitt, geht es noch sehr gemächlich zu und ich hatte den Eindruck, dass ich hauptsächlich über den Ab- und Aufstieg im Silo lesen würde und zwar wortwörtlich, aber die erwartete Spannung war auch da noch nicht wirklich in Sicht. Erst ab dem dritten Abschnitt konnte mich die Geschichte dann so richtig fesseln und erst ab da habe ich das Buch dann auch kaum zur Seite legen können. Für die ersten zwei Abschnitte habe ich doppelt so lange benötigt wie für den gesamten Rest.


    Bei den Protagonisten war ich anfangs sehr erstaunt, dass Howey es wirklich wagte, einen nach den anderen erst einmal sterben zu lassen. Hatte ich mich erst einmal an eine Figur gewöhnt, so war sie sicherlich kurze Zeit später nicht mehr dabei. Generell fand ich, dass der Autor es hier geschafft hat, seine Figuren wirklich gut und glaubhaft darzustellen. Es gibt die wirklich sympathischen Figuren ebenso, wie diejenigen, die man leidenschaftlich verachten kann. Und es gibt natürlich auch welche, bei denen man sich noch nicht so sicher ist, welche Position sie nun einnehmen werden. Die Figurenzeichnungen fand ich demnach sehr gelungen in diesem Buch.


    Die gesamte Idee des Buches war großartig und bis auf die fehlende Spannung zu Beginn auch gut umgesetzt. Die Geschichte endet nicht mit einem bösen Cliffhanger, ist soweit auch abgeschlossen, lässt aber auch definitiv Luft für eine Fortsetzung.
    Mir hat dieses Buch insgesamt sehr gut gefallen, trotz der erwähnten Schwächen in der Spannung, für die ich einen Punkt abziehe. Ansonsten ein toller Science Fiction-Roman!

  • Ich habe dieses Buch im englischen Original gelesen ("Wool"), von Kapo in Beitrag #2 verlinkt, und war ebenfalls sehr angetan von dem Buch.


    Ich muss zugeben, sein Schreibstill bereitete mir im Englischen zu Beginn einige Probleme. Die Sprache wirkte ... "abgehoben", "distanziert", aber doch sehr schön (ich musste viele Wörter nachschlagen). Geprägt von langen Sätzen, aber lebhaften Beschreibungen des Lebens im Silo - aber eben auch irgendwie schwierig zu lesen. Der erste Teil war also sowohl sprachlich als auch inhaltlich schwierig:
    Die Geschichte des Sheriffs, der wissen möchte, was 'da draußen' ist und seinen Gang zur Reinigung. Die Suche nach einem neuen Sheriff. Die Hintergründe der Welt - alles wird Schicht für Schicht aufgedeckt, wie bei einer Zwiebel. Von Howey sehr genial gelöst. Allerdings war ich auch bis etwa 40 % des Buchs überzeugt, dass es ... naja, ein guter 3-4 Starer wird. Aber was Howey dann losbricht: wow. Einfach nur wow. Eine überraschende Wendung nach der anderen. Teilweise so beklemmende Szenen, dass ich nicht weiterlesen konnte. Schlimmer als jeder Horrorroman (zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich schon gut an Howey's Schreibstil gewöhnt). So wie Howey aber schrieb, _musste_ ich mir diese Szenen so genau vorstellen wie möglich und es war so ... wow.


    Nunja, wegen der überwiegend genialen Machart des Buches gehört es zu meinen Favoriten. Es erhält von mir die vollen :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: .

    Nach einiger Zeit habe ich dann auch die beiden Nachfolger "Shift" und "Dust" gelesen (die Cover der US-amerikanischen Ausgaben sind übrigens großartig gestaltet... - Ich wünschte mir, die deutschen Ausgaben hätten auch so tolle Cover).


    Ich hoffe jedoch, auch für Howey, dass auch die Teile II und III ins Deutsche übersetzt werden. Er ist einer der wenigen Indie-Autoren, die es zuerst ohne Verlag geschafft haben.

  • Eigentlich bin ich der Meinung, dass mich diese Art Bücher nicht interessieren....aber dank der tollen Rezension und der vielen anderen Beiträge in diesem Thread, ist das Buch gleich mal auf meine WuLi gewandert. Vielen Dank an Euch! :)

    Isenhart musste grinsen, ihre Blicke begegneten sich. "Du hast nur tausend Mal", wisperte er.
    Konrads müdes Schmunzeln wuchs sich zu einem breiten Grinsen aus. "Ich verrat dir was", flüsterte er zurück, "das ist Mumpitz."


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  • Kapo
    vielen Dank für deine tolle Rezension, die mich auf das Buch aufmerksam gemacht hat.
    Ich bin mal zuvor an dem Buch schon mal achtlos vorbei gegangen, und stell dir vor, das tolle Buch hätte mir entgangen 8-[
    Das war genau das "Wow"- Buch, das ich momentan gebraucht habe: spannend von der ersten Seiten an - hat mir richtig gut getan in die Geschichte einzutauchen. Eindeutig eins der besten Büchern, die ich dieses Jahr gelesen habe. :thumleft:

    2024: Bücher: 73/Seiten: 32 187

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
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    "Das Nicht-Wahrnehmen von Etwas beweist nicht dessen Nicht-Existenz "

    Dalai Lama

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    Lese gerade:

    Lapuente, Sofía/Shusterman, Jarrod - RETRO - Geh nicht online

  • Nachdem ich Band 1 und Band 2 als ebook gelesen hatte, habe ich mir die Gesamtausgabe gekauft. Band 1 und 2 haben mir wirklich gut gefallen, aber leider zog sich die Gesamtausgabe dann doch ziemlich in die Länge.


    Die Protagonisten sind gut vorstellbar beschrieben. Vor allem Juliette habe ich von Anfang an ins Herz geschlossen. Sie ist eine starke, mutige Protagonistin, die sich durch nichts und niemanden aufhalten lässt. Sie handelt nachvollziehbar und ich habe es wirklich genossen von ihr zu lesen. Aber auch die anderen Bewohner des Silos, wie Walker, Solo und Lukas standen vor meinem inneren Auge und waren mir sympathisch. Die Meinungswandlung von Lukas war mir ein wenig zu flach, zu wenig ausgeführt um sie nachvollziehen zu können. Hier hätte man durchaus noch weiter ins Detail gehen können, um Lukas besser verstehen zu können.


    Schade fand ich auch, dass man so wenig darüber erfuhr, wie der Silo funktioniert. Es gibt Farmen, es gibt die Mechanik, IT, Wohnungen, etc.. Aber wie das alles zusammenspielt und wie die Tiere in dem Silo überleben. Wo die Luft herkommt, das erfährt man leider nicht.


    Alles in allem fehlte mir aber so ein bisschen die “Aktion”. Die Geschichte entwickelt sich zwar stetig weiter, aber sie plätschert irgendwie auch über 500 Seiten nur so dahin. Es passiert nicht wirklich viel, bzw. wenn etwas passiert, dann wird es meiner Ansicht nach fast ein wenig übergangen. Hier hätte Hugh Howey durchaus etwas mehr ins Detail gehen können. Dafür hätte man sicher an anderer Stelle etwas straffen können, damit das Werk nicht ausufert.


    Ich vergebe 3 Sterne für ein Werk, das keine Zeitverschwendung ist, mich aber auch nicht überzeugen konnte, da einfach zu viele Fragen offen geblieben sind.

    Gruß
    Yvonne

    Nicht die haben die Bücher recht lieb, welche sie unberührt in den Schränken aufheben, sondern, die sie Tag und Nacht in den Händen haben, und daher beschmutzet sind, welche Eselsohren darein machen, sie abnutzen und mit Anmerkungen bedecken.
    (Erasmus von Rotterdam)