Erich Maria Remarque - Der Funke Leben

  • Schon wieder eine Rezension eines Buches die einfach an das Autorenporträt angehängt wurde und damit verschwunden ist.


    Remarque, Erich Maria


    Kopie von Schoenchen :


    Der Funke Leben
    Inhalt:
    In Häftling 509 im Konzentrationslager Mellern keimt Hoffnung auf Überleben auf, als die nahegelegene Stadt von alliierten Fliegern bombardiert wird. Es gelingt ihm nach und nach, seine Mithäftlinge im sogenannten "Kleinen Lager", in dem die nicht mehr arbeitsfähigen Häftlinge untergebracht sind, von der Möglichkeit zu Überleben zu überzeugen und sie zum passiven Widerstand anzuregen.
    Für den Lagerkommandanten Neubauer beginnt jedoch mit dem zunehmenden Heranrücken der Allierten das Auseinanderfallen seiner familiären und auch 'beruflichen' Zusammenhänge. Seine Frau und Tochter zeigen offen ihre Angst und versuchen ihn zur Flucht zu überreden, was Neubauer jedoch verweigert.
    Im Kleinen Lager sowie im gesamten Konzentrationslager formiert sich immer mehr der Widerstand: Waffenteile werden ins Lager geschmuggelt, Nahrung wird organisiert und gerechter verteilt, für den Untergrund arbeitende Häftlinge werden versteckt und insgesamt wächst in den Häftlingen der (Über-)Lebenswille - 509 nennt seinen richtigen Namen: Friedrich Koller.

    LG
    Schoenchen O:-)

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker:

  • Inhalt (Quelle: Amazon)
    Ein deutsches Konzentrationslager in der Schlußphase des Zweiten Weltkrieges. Nur ein Funke Leben trennt die Insassen noch vom Tod. Doch mit den immer näher rückenden Alliierten keimt in den letzten Überlebenden wieder Hoffnung auf...


    Über den Autor:
    Erich Maria Remarque, geboren 1898 in Osnabrück, war deutscher Schriftsteller, der vor allem durch seinen 1929 erschienenen Antikriegsroman „Im Westen nichts Neues“ weltberühmt wurde. Seine Bücher wurden 1933 in Deutschland öffentlich verbrannt und 1938 wurde ihm die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Er emigrierte ins Ausland, wo er auch nach dem 2. Weltkrieg lebte und 1970 in Locarno, Schweiz, starb.


    Mein Leseeindruck:
    Das war ein sehr harter Lesebrocken und ich weiß nicht, ob ich jemals so ein bedrückendes und bestürzendes Buch gelesen habe. Erzählt wird über das Leben von KZ-Häftlingen am Ende des 2. Weltkrieges, inhaftiert in einem Nebenlager, wo nur noch die nicht mehr arbeitsfähigen Häftlinge zum Sterben gehalten werden. Sie sind zum Skelett abgemagert, viele haben schon aufgegeben und sind nur noch körperliche Hüllen. Unter ihnen sind 12 Häftlinge, die sich die Veteranen nennen und trotz der Bedingungen, der Entkräftung und des Erlittenen noch eine Seele in sich haben. Sie achten aufeinander, bewahren eine gewisse Ordnung in ihrer Baracke und schützen sich - im Rahmen ihrer Möglichkeiten - vor den SS-Bewachern.


    Als die benachbarte Stadt bombardiert wird, regt sich langsam Trotz und vor allem Hoffnung unter den Häftlingen. Sie sehen das erste Mal nach vielen qualvollen Jahren eine Chance und haben wieder ein Ziel vor Augen - zu überleben und rauszukommen. Sie beginnen, sich zu solidarisieren, verstecken gefährdete Häftlinge im Nebenlager oder Lazarett und organisieren Widerstand und Waffen, um nicht mehr wehrlos vor der SS zu sein. Sogar von draußen bekommen sie seit dem Bombardement Hilfe, als wäre auch dort Hoffnung entflammt. Sehr berührend war ein Moment, als ein alliiertes Flugzeug über das Lager fliegt und ihnen mit den Flügeln „winkt“ – sie realisieren, dass sie nicht vergessen sind und für die Menschen draußen immer noch Menschen sind. Selbst bei Insassen, die den unmittelbaren Foltertod vor Augen haben, regt sich angesichts des nahenden Artilleriefeuers noch der Trotz vor ihren Mördern.

    Währenddessen macht sich unter ihren SS-Bewachern Verunsicherung breit. Die Bombardierung der Stadt wird als Mord an der deutschen Bevölkerung gesehen, während die Bombardierungen durch die Wehrmacht als strategische Notwendigkeit hingestellt werden. Doch sämtliche Durchhalteparolen und Propaganda schaffen es nicht, die Angst vor dem Danach unter den SS-Leuten zu ersticken: Angst davor, in die gleiche menschliche und wirtschaftliche Unbedeutsamkeit wie vor dem Krieg zu versinken, während sie sich im Krieg an jüdischem Eigentum bereichert haben und im Lager ihre Machtposition skrupellos und bis zum Exzess ausgenutzt haben. Angst vor der Rache der Menschen, die sie gequält haben. Angst vor den Fotografen der alliierten Armee, die ihre Greueltaten bezeugen würden.

    Unter ihnen sind die unterschiedlichsten Persönlichkeiten: Der von der Hitlerjugend erzogene 23-jährige Scharführer, für den die Partei über allem steht und das Töten und Foltern völlig normal und einfache Notwendigkeit sind, als würde er schädliche Insekten töten müssen. Viel mehr Kopfzerbrechen bereitet ihm, wie er beim Kennenlernen seiner potentiellen Schwiegereltern einen knigge-gerechten Eindruck machen kann. Oder der Lagerkommandant, dessen Frau und Tochter allmählich dämmert, was im Lager eigentlich vorgeht und fliehen. Er selbst überlegt verzweifelt, wer jetzt noch für ihn Fürsprache halten wird und macht es plötzlich „schön“ für die Häftlinge, indem er Kleidung verteilen, Primeln im Lager anpflanzen und sich von jedem beteuern lässt, wie nett er immer zu ihnen war. Oder sein sadistischer Kamerad, der zuversichtlich ist, auch nach dem Krieg unterzukommen, als Kommunist oder bei der Polizei. Alle SS-Bewacher sind plötzlich der Ansicht, dass sie nur auf Befehl gehandelt haben und daher keine persönliche Schuld tragen. Ein amerikanischer Korporal fasst es sehr gut zusammen:

    Zitat

    S. 246

    „Das werden in den nächsten Jahren zwei häufige Worte hier sein: Ich habe auf Befehl gehandelt, und: Ich habe nichts davon gewußt.“


    Diese grauenhafte Tragödie des 20. Jahrhundert wird sehr treffend in folgendem Zitat auf den Punkt gebracht...

    Zitat

    S. 102

    „Ein Weltfrevel war verübt worden und fast geglückt; die Gebote der Menschlichkeit waren umgestoßen und fast zertrampelt worden; das Gesetz des Lebens war bespuckt, zerpeitscht und zerschossen worden; Raub war legal, Mord verdienstvoll, Terror Gesetz geworden – …“


    Remarque setzt mit diesem Buch den Millionen Opfern der Nationalsozialisten ein Denkmal. Er erzählt von ihrem Leid, vom täglichen Kampf um das Überleben, von der aufkeimenden Hoffnung, von der Angst vor der Freiheit, von der Ungewissheit, ob man mit dem Erlittenen weiterleben kann, von der allmählichen Rückkehr zu einem menschlichen Dasein, in dem man nach rechts oder links laufen kann, ohne angebrüllt oder erschossen zu werden.


    Ein Buch das unter die Haut geht, sich in die Seele brennt und ich immer nur in kleinen Stücken lesen konnte. Eine Bewertung kann ich dazu nicht abgeben, denn dazu ist das Thema viel zu gewaltig und präsent. Normalerweise begeistert mich immer die sprachliche Schönheit und Bildstärke des Autors, aber hier überlagert der Inhalt alles andere. Es ist schrecklich, wie grausam Menschen zueinander waren (und leider immer noch sind und auch zukünftig sein werden). Und bewundernswert, wieviel Hoffnung, Menschlichkeit und „Der Funke Leben“ dennoch in vielen steckt.

    Liebe Grüße,
    Tine


    :study: Ken Follett - Die Waffen des Lichts

    :study: Taylor Jenkins Reid - Daisy Jones & The Six

  • Squirrel , könntest du vielleicht in der Inhaltsangabe von Schoenchen die letzten drei Sätze in Spoiler setzen? (Ich wurde schon einmal fies von so einer Inhaltsangabe gespoilert und lese seitdem keine Rezis mehr, bevor ich nicht das Buch gelesen habe.)

    Liebe Grüße,
    Tine


    :study: Ken Follett - Die Waffen des Lichts

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