Erich Maria Remarque - Der Weg zurück

  • Kurzmeinung

    Studentine
    Sehr vielseitiges und facettenreiches Buch über die verlorene und betrogene Generation der Soldaten des 1. Weltkriegs.
  • Schon wieder eine Rezension eines Buches die einfach an das Autorenporträt angehängt wurde und damit verschwunden ist.


    Remarque, Erich Maria


    Kopie von Schoenchen :



    Der Weg zurück


    Inhalt:


    Ernst Birkholz und seine Kameraden erleben das Ende des Ersten Weltkrieges an der Westfront. Während sie den Rückmarsch in die Heimat antreten, bricht in Deutschland die Revolution aus. In der Heimat angekommen, müssen sie erkennen, daß von der Begeisterung, mit der man sie vor Jahren in den Kampf fürs Vaterland schickte, nichts geblieben ist. Die anfänglichen Hoffnungen auf eine grundlegende Revolution der bestehenden Verhältnisse wird bald enttäuscht. Der Weg zurück in ein Leben, wie sie es vor dem Krieg kannten, erscheint ihnen nach den Jahren im Schützengraben unmöglich. Das zivile Leben kommt ihnen nun langweilig und belanglos vor. Das Gefühl der Verlorenheit verstärkt sich noch, als auch die Kameradschaft, die sie vier Jahre an der Front aufrecht hielt, zu bröckeln beginnt. Denn während sich einige wenige mit den neuen Verhältnissen arrangieren oder als Schieber aus der allgemeinen Not Kapital schlagen, herrscht bei den meisten Orientierungslosigkeit.
    Adolf Bethke, dessen Frau das Alleinsein nicht ertragen konnte, zerbricht. Albert Troßke, erschießt einen Menschen, weil das Mädchen, das er liebt, ihn betrogen hat. Daß er nach den Jahren an der Front nun als Mörder verurteilt werden soll, kann er nicht begreifen. Ludwig Breyer, der an einer aus einem Frontbordell verschleppten Syphillis leidet, schneidet sich die Pulsadern auf. Ernst Birkholz beendet das vor dem Krieg begonnene Lehrerexamen und tritt eine Stelle als Dorfschullehrer an, die er jedoch bald wieder aufgibt. Die Perspektive eines auf Jahre absehbaren, gleichförmig verlaufenen Dorflebens langweilt ihn. Von Kriegserinnerungen gequält und geschockt von Ludwigs Tod, erleidet er einen Nervenzusammenbruch, von dem er sich nur schwer wieder erholt. Georg Rahe, von der Revolution enttäuscht, versucht vergeblich, die alte Kameradschaft in einem Freikorps wiederzufinden. Er reist nach Frankreich, wo er sich durch die Erinnerungen übermannt auf einem Soldatenfriedhof erschießt. Nach seiner Genesung erkennt Ernst Birkholz, daß auch wenn vieles in den Jahren der Maschinengewehre und Grananten verschüttet worden ist, es vieles aufzubauen und fast alle wieder gutzumachen gibt.
    LG
    Schoenchen O:-)

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker:

  • Inhalt (Quelle: ebook-Inhaltsbeschreibung)
    Ende 1918: Eine Handvoll Soldaten kehrt von der Westfront in die Heimat zurück. Doch aus den Helden sind Bettler geworden, für die es keine Verwendung mehr gibt. Die einstige Kriegsbegeisterung ist in Verachtung und Feindseligkeit umgeschlagen… Die Fortsetzung des Klassikers Im Westen nichts Neues.


    Über den Autor
    Erich Maria Remarque, geboren 1898 in Osnabrück, war deutscher Schriftsteller, der vor allem durch seinen 1929 erschienenen Antikriegsroman „Im Westen nichts Neues“ weltberühmt wurde. Seine Bücher wurden 1933 in Deutschland öffentlich verbrannt und 1938 wurde ihm die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Er emigrierte 1932 ins Ausland, wo er auch nach dem 2. Weltkrieg lebte und 1970 in Locarno, Schweiz, starb.


    Mein Leseeindruck:
    Das Buch erzählt über die Heimkehr einiger überlebender Soldaten, die blutjung, mit „fliegenden Fahnen, mit Begeisterung und Marschmusik“ an die Front komplimentiert wurden und den ersten Weltkrieg mit all seinen Schrecken, aber auch tiefer Kameradschaft, erlebt haben.


    Nahezu auf jeder Seite stellt der Autor die Frage nach dem Sinn des Krieges und seine Figuren müssen erkennen, wie sinnlos dieser war und dass sie betrogen und verraten wurden: Sinnlos starb in den letzten Kriegstagen der Kamerad, der so viele Pläne für seine Zukunft mit Familie und Hof hatte. Bei der kameradschaftlichen Begegnung mit amerikanischen Soldaten entdecken sie Gemeinsamkeiten und fragen sich, wieso sie sich eigentlich bekämpft haben. Sie erleben tiefe Enttäuschung und fühlen sich verraten, als der Kaiser flieht, denn für ihn und Vaterland haben sie gekämpft und gelitten, und nun verlieren sie ihren Halt der letzten Jahre. Alles, was sie während der Kämpfe aufrecht hielt und ihnen Hoffnung gab, existiert nicht mehr: ein Soldat freut sich auf seine Frau und muss erfahren, dass sie ihm untreu war; andere erkennen, dass sie sich im Feld die Heimat, Personen, Orte oder die Vergangenheit schöner gemalt haben, als sie eigentlich sind und dass der Zauber der Jugend für immer verloren ist.


    Das Zurechtfinden in Alltag, Familie und Frieden ist kaum möglich - sie fühlen sich verloren, nirgendwo richtig zugehörig und haben Schwierigkeiten, zurechtzukommen. Die politische Situation ist instabil, geprägt von Demonstrationen und gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Militär und Bevölkerung („Soldaten schießen auf Soldaten, Kameraden auf Kameraden“). Es herrschen Hunger, Arbeitslosigkeit, staatliche Misswirtschaft und blühendes Schiebertum. Die nachwachsenden Generationen werden bereits wieder beherrscht von Militarismus und Kriegsverherrlichung.


    Remarque rechnet ganz schön ab mit den Daheimgebliebenen und legt den Finger angesichts der Scheinheiligkeit genau dahin, wo es wehtut. Er beschreibt die Schreibtischhengste, die keine Ahnung aber die größte Klappe haben und in Paradeuniform herumstolzieren; Heldentum wird verehrt aber von Läusen und Ruhr will keiner etwas hören; der schmutzige und grausame Tod der jungen Soldaten wird geradezu lächerlich glorifiziert; die Ansichten sind geprägt von Snobismus und Arroganz und „…alle wissen es natürlich besser als die Leute, die damit wirklich zu tun haben.“ Der Autor klagt durch seine Figuren an: „Was habt ihr denn getan, als wir wiedergekommen sind? Nichts! Nichts! Ihr habt euch um die Siege gestritten, ihr habt Kriegerdenkmäler eingeweiht, ihr habt von Heldentum geredet und euch gedrückt vor der Verantwortung! Ihr hättet uns helfen müssen! Aber ihr habt uns alleingelassen in der schwersten Zeit, als wir uns zurückfinden mussten!“


    Die feste Kameradschaft, die ihnen im Feld beim Überleben half, überlebt im Alltag kaum. Nach und nach beherrschen soziale Stellung, Bildung, Standesdünkel oder der Beruf das Miteinander und so verlieren sie einmal mehr einen wichtigen Halt. Die Toten begleiten sie im Alltag - die gefallenen (Schul-)Kameraden ebenso wie die von ihnen getöteten Menschen. Sie haben mit ihren Erinnerungen, Verlusten und Taten zu kämpfen und fertig zu werden. Die einen schaffen es weiterzumachen – einige sogar leicht als wäre nichts geschehen, andere mit vielen Kämpfen und Rückschlägen. Und einige von ihnen verlieren sie auf ihrem Weg zurück…


    Dennoch endet das Buch positiv, denn diejenigen die es geschafft haben, wollen es besser machen für die Zukunft. Sie haben wieder gelernt, was es heißt zu leben und sehen der Zukunft versehrt aber hoffnungsvoll entgegen. Hier ist meiner Meinung nach spürbar, dass auch der Autor noch Zuversicht und Hoffnung hatte, dass sich dergleichen nicht wiederholen wird/darf (die Handlung spielt 1918/1919, geschrieben wurde es vom Autor 1930/1931). Seine späteren Werke haben dagegen einen viel melancholischeren Unterton. Sehr interessant war auch das Nachwort des Herausgebers Tilman Westphalen, der sich inhaltlich mit dem Buch auseinandersetzt und einiges über Entstehung und internationale Resonanz auf das Werk schreibt.


    Mit diesem Roman hat Erich Maria Remarque ein sehr vielseitiges, facettenreiches und eindringliches Werk über eine ganze verlorene und betrogene Generation geschaffen. Es hinterlässt bei mir einen tiefen Eindruck mit guten Figuren, mit denen ich mitgefühlt, manches Mal sogar gelacht und ihnen nach dem Erlebten nur Gutes gewünscht habe. Von mir eine klare Leseempfehlung und :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: .

    Liebe Grüße,
    Tine


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