Colin Singleton hat ein Problem. Ein Problem namens Katherine. Sage und schreibe 19 Katherines haben ihn bisher in die Wüste geschickt! Die Trennung von Katherine XIX ist noch ganz frisch und tut weh wie die Hölle, als sein Freund Hassan ihn auf einen Roadtrip entführt, um ihn auf andere Gedanken zu bringen.
Dieser Trip wird allerdings nicht zum superspannenden Abenteuer an verschiedenen Orten, sondern die beiden landen in einem Kaff namens Gutshot, Tennessee, dass sich rühmt, das Grab von Erzherzog Franz Ferdinand zu beherbergen und ansonsten nicht groß was zu bieten hat. Nichts außer Lindsey, die im örtlichen Lebensmittelmarkt jobbt und sich rasch mit den beiden Neuankömmlingen anfreundet. Lindseys Mutter ist einverstanden, die beiden eine Weile zu beherbergen, und engagiert sie gleich für ihr Projekt, eine "oral history" von Gutshot und der dortigen Textilfabrik zusammenzutragen. Also interviewen die beiden alte Leute, wenn Colin nicht gerade an seiner mathematischen Formel zur Darstellung und Voraussage seiner Liebesbeziehungen arbeitet.
Der Aufenthalt in dem unspektakulären Städtchen bringt bei Colin so einiges in Bewegung, und schließlich findet er sich nicht nur bei der Wildschweinjagd wieder, sondern gewinnt auch einige neue Erkenntnisse über das Leben und die Liebe und das, was wirklich zählt.
Colin ist ein klassischer Nerd - ein Einzelgängertyp, der nur einen einzigen besten Freund hat und sich ansonsten mit Büchern, Matheformeln und "unnützem Wissen" beschäftigt. Als Gewinner einer Wissensshow für Jugendliche auf irgendeinem obskuren Privatsender hat er ein kleines bisschen Ruhm erlangt und sorgt sich, dass er mit dem Erwachsenwerden auch seinem Status als Wunderkind entwachsen wird. Zum Genie reichen seine Fähigkeiten nämlich doch nicht ganz.
Und dann ist da noch das Problem mit der Liebe, an die er so langsam nicht mehr glauben mag. Vielleicht hilft es ja, sie in eine wissenschaftliche Formel zu kleiden, denkt er sich, während auf seinem Ausflug mit Hassan plötzlich ganz andere Dinge wichtig werden.
Dass John Green zu schreiben versteht, ist klar zu erkennen. Die Hauptfiguren sind sympathisch angelegt mit einigem Identifikationspotential (auch wenn dieses bei Colins Matheverliebtheit für mich seine Grenzen hatte ), der Humor ist klasse und ich mochte auch Colins Klugscheißereien und die Fußnoten. Die Mathe-Graphen waren ein ganz witziges Gimmick, das gut zu Colin passte, für mich persönlich wären sie allerdings verzichtbar gewesen.
Die Geschichte kommt eher gemächlich in die Gänge, und es passiert über weite Strecken nicht viel Spektakuläres. Dass ein Typ wie Colin in seinem zarten Alter von 17 oder 18 schon ganze 19 irgendwie geartete Liebesbeziehungen gehabt haben soll, erschien mir nicht so ganz glaubwürdig, störte aber auch nicht weiter. Insgesamt hätte man die Figuren noch ein bisschen stärker ausarbeiten können, gefallen hat mir aber, dass keiner plötzlich zum strahlenden Helden mutiert, sondern die Charakterentwicklung auf eher leise Art stattfindet.
Ich nehme an, es ist nicht Greens bestes Buch, aber ich habe mich ganz gut unterhalten und Lust bekommen, noch mehr von ihm zu lesen.