Peter Dempf - Fürstin der Bettler

  • Im Jahr 1300 in Augsburg entkommt die Apothekergattin Hannah während eines Brandes in ihrem Haus nur knapp dem Tod. Ihren Mann und ihre Tochter konnte sie nicht finden. Hannah, vom Feuer entstellt und schwer verletzt, wird von niemandem erkannt, sondern für eine Bettlerin gehalten, die man kurzerhand ins Hexenloch wirft. Ein Wärter, der es gut mit ihr meint, rettet sie vor dem Ertrinken und hilft ihr, eine neue Identität anzunehmen, die der toten Bettlerin Röttel. Von diesem Tag an lebt sie auf den Straßen von Augsburg und trifft in der schwarzen Liss, einer anderen Bettlerin eine Leidensgenossin, die für sie bald zu einer Freundin in der harten Zeit wird. Gemeinsam machen sich die beiden Frauen daran herauszufinden, warum das Apothekerhaus brannte. Hannah hofft auch, ihre Tochter Gera lebend wiederzufinden. Bei ihren Recherchen decken sie eine schreckliche Intrige auf und kommen den Tätern auf die Spur.


    Peter Dempf hat mit seinem historischen Roman “Die Fürstin der Bettler” einen sehr gut recherchierten Roman abgeliefert, indem er belegte historische Ereignisse des damaligen Augsburgs gekonnt in seine Geschichte eingeflochten hat. Seine Schilderungen der Stadt sind detailgetreu und sehr schön beschrieben, so dass man als Leser regelrecht in die damalige Zeit entführt wird. Der Schreibstil des Autors ist wunderbar flüssig, atmosphärisch dicht und mit der nötigen Spannung ausgestattet, die sich von Seite zu Seite steigert und den Leser konstant in Atem hält. Die Hauptprotagonistin Hannah ist ein sehr sympathischer und starker Charakter, die sich im Laufe des Buches immer weiter entwickelt und von einer geschundenen Frau zu einer wahren Kämpferin mutiert.


    Dieses Buch kann ich jedem nur wärmstens ans Herz legen, der gut recherchierte historische Romane liebt und auch die Spannung nicht vermissen möchte. Da die Geschichte die Möglichkeit für eine Fortsetzung bietet, hoffe ich sehr, dass man bald noch einmal etwas über Hannah lesen kann.


    Eine absolute Leseempfehlung, beide Daumen hoch!!!! :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Klappentext:

    Eine verfolgte Frau. Ein vermisstes Mädchen. Eine dunkle Verschwörung.


    Eine kalte Nacht im Jahr 1300. Als die Augsburger Apothekersfrau Hannah aus dem Schlaf aufschreckt, ahnt sie noch nicht, welche dramatische Wendung ihr Leben nehmen wird: Ihr Haus steht lichterloh in Flammen! Hannahs Mann ist dem Feuer zum Opfer gefallen, und ihre Tochter ist unauffindbar. Hannah kann dem Inferno entkommen, doch jemand trachtet ihr nach dem Leben. War der Brand etwa ein Anschlag? Als Bettlerin getarnt versucht sie, die Wahrheit aufzudecken - getrieben von der Hoffnung, ihre Tochter doch noch lebend wiederzusehen. Dabei kommt sie einem unfassbaren Skandal auf die Spur...


    Allgemeines:
    Das Buch umfasst 480 Seiten und gliedert sich in drei größere Teile: Absturz, Aufstieg und Vergeltung. Diese sind wiederrum in einzelne Kapitel aufgeteilt, was den Lesefluss recht angenehm macht. Im Anschluss finden sich noch ein Nachwort und eine Danksagung des Autors. Erzählt wird aus der Sicht eines allwissenden Erzählers.


    Meine Meinung:


    "Wir hören lieber eine gut vorgetragene Lüge, als uns der Wahrheit zu stellen." (S. 5)


    Der Autor hat hier einen wirklich gut recherchierten und spannenden Roman abgeliefert. Die erzählte Geschichte ist zwar fiktiv, hält sich allerdings an historisch verbürgte Ereignisse und Tatsachen. Das Augsburg des 13. Jahrhunderts und die Zustände bei den Bettlern, bei der untersten Schicht der Gesellschaft, stellt der Autor realistisch und sehr bildhaft dar, wenn ich auch den Schreibstil manchmal als etwas holprig empfand. Hannah als Hauptfigur ist eine starke Persönlichkeit, die sich im Laufe des Buches extrem entwickelt. Während sie am Anfang des Romans noch an ihrem priviligiertem Leben als Apothekersfrau haftet, lernt sie später als Bettlerin die harten Seiten des Lebens kennen und muss sich gezwungenermaßen den bitteren Regeln von diesem neuen Leben unterwerfen, um zu überleben und um für ihr Recht zu kämpfen. Diese Wandlung Hannahs zu einer hartnäckigen, kämpferischen Natur kann man als Leser äußerst gut nachvollziehen und miterleben. Unter der Gesellschaft der Bettler geht es ruppig und brutal zu, jeder ist sich selbst der Nächste, was teilweise äußerst plastisch beschrieben wird und für zartbesaitete ist das Buch daher eher nicht zu empfehlen, einige Szenen sind schon ein wenig heftig. Dennoch war es äußerst interessant in de großen Kreis der Bettler einzutauschen und die rohen Zustände dort zu erleben. Es tummeln sich dabei noch viele weitere Personen im Buch, die alle wirklich gut gezeichnet, mit Leben gefüllt und damit glaubwürdig sind.


    Was für mich persönlich nun der Kritikpunkt am Buch ist (für andere wäre das vielleicht eher ein Pluspunkt, je nachdem), ist dass mir das Buch zu sehr Kriminalroman war. Vorrangig geht es darum, die Intrigen und Machenschaften, die gesponnen wurden, zu enttarnen. So will Hannah herausfinden, was es mit dem Brand ihres Hauses tatsächlich auf sich hat und ihre Tochter wiederfinden. Auf diese beiden Punkte ist die gesamte Handlung ausgerichtet und daraus spinnt sich letztlich das Netz einer ungeheueren Verschwörung, die für mich eher einem Krimi gleichkam, nicht einem historischen Roman und stellenweise auch nicht ganz stimmig war. Dieser "grausige Teil der Ausburger Stadthistorie", wie es der Autor im Nachwort formuliert, war mir insgesamt einfach zu krimihaft und gewollt actionreich aufgemacht, ich hätte mir hiervon etwas weniger gewünscht und dafür mehr informativen historischen Hintergrund. Die Handlung hat insgesamt viel Tempo inne und basiert wie gesagt auf einer großen Geheimnis-Aufdeckerei, was zwar schon spannend zu lesen ist, denn man möchte natürlich doch auch des Rätsels Lösung wissen, aber sonstige Nebenhandlungen und mehr kamen mir einfach zu kurz. Ich hätte mir noch etwas mehr gewünscht als die Fokossierung auf die eine spezielle Intrige.


    Fazit:
    Ein temporeicher und spannungsgeladener Kriminalroman mit starken Figuren und einem gut dargestellten historischen Hintergrund, der für mich aber leider doch sehr ins Abseits rückt neben all der Action. Ich vergebe :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: