Kate Morton - Die verlorenen Spuren / The Secret Keeper

  • Kurzbeschreibung (Verlagsseite)


    Eine unheilvolle Lüge, eine verbotene Sehnsucht, ein geheimes Verbrechen
    England,
    Greenacres Farm 1961: Während einer Familienfeier am Flussufer
    beobachtet die junge Laurel, wie ein Fremder das Grundstück betritt und
    ihre Mutter aufsucht. Kurz darauf ist der idyllische Frieden des Ortes
    jäh zerstört. Erst fünfzig Jahre später gesteht sich Laurel beim Anblick
    eines alten Fotos ein, dass sie damals Zeugin eines Verbrechens wurde.
    Doch was genau geschah an jenem lang zurückliegenden Sommertag?


    Autoreninfo (Verlagsseite)

    KATE MORTON, geboren 1976, wuchs im australischen Queensland auf,
    studierte Theaterwissenschaften in London und Englische Literatur in
    Brisbane. Ihre Romane Das geheime Spiel (2007), Der verborgene Garten (2009) und Die fernen Stunden
    (2010) verkauften sich weltweit in 32 Sprachen und 38 Ländern insgesamt
    über sieben Millionen Mal. Auch in Deutschland eroberte sie ein
    Millionenpublikum, alle drei Romane sind SPIEGEL-Bestseller. Kate Morton lebt mit ihrem Mann und ihren zwei kleinen Söhnen in Brisbane, Australien.


    Allgemeines/ Aufbau
    Originaltitel: The Secret Keeper
    Übersetzer: Charlotte Breuer und Norbert Möllemann
    Erscheinungstermin: 28.Januar 2013 im Diana Verlag
    Gebundene Ausgabe mit 608 Seiten
    Drei Hauptteile (Laurel, Dolly, Vivien), 34 Kapitel


    Zum Inhalt
    Die Handlung des Romans spielt auf verschiedenen Zeitebenen: in der Gegenwart (2011) und zur Zeit des Zweiten Weltkriegs (hauptsächlich 1941) mit gelegentlichen weiteren Rückblenden in die Kindheit/Jugend der beiden weiblichen Hauptfiguren Dolly und Vivien.
    Die im Pflegeheim lebende, schwerkranke Dolly (Dorothy) Nicolson wird im Jahr 2011 90 Jahre alt. Ihre fünf Kinder bereiten unter der "Leitung" der ältesten Tochter Laurel eine Geburtstagsfeier für die alte Frau vor. Angesichts des Geburtstags erinnert sich Laurel an einen anderen Geburtstag in der Familie, der vor 50 Jahren von einem tragischen Ereignis überschattet wurde. Seinerzeit wurde Laurel Zeugin, wie ein fremder Mann auf der Greenacres Farm, dem Bauernhof der Familie, auftauchte, ihre Mutter bedrohte und von dieser getötet wurde. Über dieses Ereignis wurde in der Familie nie gesprochen und nun scheint es, dass Dorothy noch weitere Geheimnisse hat, die in ihre Jugend zurückreichen. Offensichtlich quält sie sich mit Schuldgefühlen, die sie nicht zur Ruhe kommen lassen. Eine entscheidende Rolle in ihrem Leben spielten ein Mann namens Jimmy und eine Freundin namens Vivien, mit der es zu einem folgenschweren Zerwürfnis kam.
    Laurel versucht dem Geheimnis ihrer Mutter auf die Spur zu kommen, indem sie nach noch lebenden Bekannten aus Dorothys Jugend forscht und alte Briefe und Tagebücher studiert.


    Beurteilung
    Der Roman ist in drei große Teile gegliedert. Der erste Teil beschäftigt sich mit Laurel und ihren Jugenderinnerungen, die sie veranlassen, den Hintergrund des Tötungsdelikts, für das ihre Mutter wegen des Tatbestands der Notwehr nicht belangt wurde, herauszufinden.
    Der zweite Teil befasst sich mit Dorothy, ihrem Elternhaus und ihrem Leben als junge Frau im London der Kriegsjahre. Eine wichtige Rolle spielen hier ihr Verlobter Jimmy und die Entwicklung, die zur Entfremdung des jungen Paares führen. Auch Dorothys Nachbarin Vivien, die mit einem bekannten Schriftsteller verheiratet ist und von Dorothy bewundert wird, ist von zentraler Bedeutung für die Geschehnisse, die noch Jahrzehnte später Dorothys Leben belasten. Im dritten Teil des Romans steht Vivien im Mittelpunkt. Hier betrachtet der Leser sie nicht mit Dorothys Augen, sondern erlebt sie unmittelbar, was zu einem ganz anderen Bild ihres Charakters und des Beziehungsgeflechts zwischen den beiden Frauen und Jimmy führt.
    Die Zweigleisigkeit der Zeitabläufe ist sehr bereichernd für den Roman. In den zu Kriegszeiten spielenden Abschnitten wird der Leser unmittelbar Zeuge der Ereignisse und ist damit Laurel im Voraus, in den 2011 spielenden Abschnitten erhält er über Laurels Nachforschungen in alten Quellen zusätzliche Informationen, die die Lücken in der anderen Handlungsebene füllen und ein komplettes Bild ergeben. Dabei gelingt es der Autorin, der Geschichte immer wieder überraschende Wendungen zu geben, die nicht den Erwartungen des Lesers entsprechen.
    Die Gestaltung der Charaktere hat mir gut gefallen, sie wirkte im geschilderten Umfeld glaubwürdig.
    Auch den Sprachstil empfand ich als sehr angenehm: anschaulich, fesselnd und emotional, ohne kitschig zu sein. Lediglich ganz zum Schluss

    verlief es für meinen Geschmack etwas zu glatt.


    Fazit
    "Die verlorenen Spuren" ist ein komplex konstruierter und immens unterhaltsamer Schmöker, der zum Abtauchen in eine andere Welt einlädt.

    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

    Einmal editiert, zuletzt von €nigma ()

  • England, Suffolk, Sommer 1961: Ein Ereignis trübt die Geburtstagsfeier der Familie Nicolson. Die sechzehnjährige Laurel beobachtet, wie ihre Mutter Dorothy anscheinend einen Fremden vor ihrem Haus mit einem Messer attackiert. Mit der Zeit verblasst das Ganze allerdings in Laurels Erinnerung.
    2011: Laurels Mutter ist schwer krank und hat nicht mehr lange zu leben. Die Kinder kommen nach Hause und als Laurel ein Foto findet, das ihre Mutter als junge Frau während des zweiten Weltkriegs zeigt, kommt alles wieder hoch und ihr wird klar, dass sie nichts über das Leben ihrer Mutter weiß, bevor sie selbst geboren wurde. Wer war Dorothy, bevor sie heiratete und Kinder bekam? Und wer war der Mann damals vor ihrem Haus? Kannte er ihre Mutter von früher? Nach und nach erinnert sich Laurel an immer mehr und stellt Nachforschungen an und mit der Zeit kommt ein Puzzlestück zum anderen. Aber sie hat auch Angst. Wird sie ihre Mutter immer noch so lieben, wenn sie erfährt, was damals kurz vor Ende des Krieges in London passiert ist?


    Nach "Die fernen Stunden" und "Der verborgene Garten" war dies mein drittes Buch von Kate Morton. Und es hat mir auch wieder sehr gut gefallen, auch wenn es zwischendurch ein paar Längen hat und anfangs ein bisschen schwer in Gang kommt. Die Autorin nimmt sich Zeit, alles in Ruhe zu erzählen, aber nach und nach nimmt die Spannung zu. Und der Schluss ist dann noch mal ein echtes Highlight. Wobei ich aber sagen muss, dass ich es genau so vermutet habe. Warum, kann ich nicht genau sagen.


    Trotzdem wirkt die Geschichte noch nach.
    Kate Morton schreibt gewohnt anschaulich und bildhaft, das zerbombte London wird beim Lesen lebendig.


    Zu den Charakteren muss ich sagen, dass ich besonders Laurel, Vivien und Jimmy mochte. Deswegen hat mir wahrscheinlich auch die Entwicklung des Ganzen gut gefallen. Und ich konnte gut nachvollziehen, dass Laurel etwas über die Vergangenheit ihrer Mutter wissen wollte, denn auch für mich als Tochter ist das interessant. Schließlich haben meine Eltern nicht erst mit meiner Geburt angefangen zu existieren, sie hatten auch vorher schon ein Leben. Das Buch ist ein Anreiz für mich, wieder mit meiner Familien-/Ahnenforschung weiterzumachen.


    Für Fans von Familiengeschichten ist "Die verlorenen Spuren" auf jeden Fall zu empfehlen.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Eine unheilvolle Lüge, eine verbotene Sehnsucht,
    ein geheimes Verbrechen.


    Klappentext:
    England, Greenacres Farm 1961: Während einer Familienfeier am Flussufer beobachtet die junge Laurel, wie ein Fremder das Grundstück betritt und ihre Mutter aufsucht. Kurz darauf ist der idyllische Frieden des Ortes jäh zerstört. Erst fünfzig Jahre später gesteht sich Laurel beim Anblick eines alten Fotos ein, dass sie damals Zeugin eines Verbrechens wurde. Doch was genau geschah an jenem lang zurückliegenden Sommertag?


    Nun, ich weiß es mittlerweile und bin immer noch total geflasht. Kate Morton gehört seit ihrem Debüt zu einer meiner Lieblingsautorinnen, wenn es darum geht, den Geheimnissen der Vergangenheit auf die Schliche zu kommen.
    Umso enttäuschter war ich, als ich beim ersten Versuch dieses Buch zu lesen, nach ca. 100 Seiten aufgab und es frustriert beiseite legte. Ein Jahr später bekam es, wie fast jedes abgebrochene Buch in meinem Regal, eine zweite Chance und ich habe es nicht bereut. Im Gegenteil.


    Ich war von Anfang an in der Geschichte gefangen. Ich saß an jenem schicksalsträchtigen Tag im Jahr 1961 neben Laurel in ihrem Baumhaus und aß – wie sie – ein Zitronen Bonbon und wurde Zeuge eines schrecklichen Verbrechens. Ein Verbrechen, das auf den ersten Blick total einleuchtend war aber schlussendlich auf den letzten Seiten noch einmal komplett umgewürftelt wurde. Kate Morton hat mir quasi einen Satz heiße Ohren verpasst, und mir die Geschichte mit Ach und Krach um die Ohren geknallt. Denn es kam alles anders, als erwartet und noch immer habe ich einen faden Beigeschmack bei dieser Tatsache, bei der auch alle Zitronenbonbons dieser Welt keine Linderung herbeiführen würden.


    Die Idee und die Handlung erscheinen auf den ersten Blick wie ein 0/8/15 Abklatsch aus diesem Genre, wie wir alle schon zuhauf gelesen haben. Wer braucht das schon noch? Niemand. Und darum greife ich auch immer wieder gerne zu Kate Morton, denn sie schafft es selbst bei solchen einem Main-Stream-Schema immer wieder ihren ganz eigenen Stempel ins Buch zu brennen. So auch dieses Mal.


    Somit hat mich auch die Umsetzung vollends überzeugt. Der Stil ist locker und leicht, eigentlich nichts Besonderes. Aber die Tatsache, dass wir hier auch ab und an in die 40er Jahre reisen und somit auch eine andere Ausdrucksweise angeschlagen wird, ist auch der Stil positiv zu bewerten.


    Die Charaktere und das Setting waren sehr bildhaft und authentisch gezeichnet. Ich habe - vor allem gegen Ende hin – mit ihnen gelitten und mit Laurel im Dreck der Vergangenheit gewühlt.
    Der Unterhaltungswert zog sich am Anfang sehr dahin, daher hatte ich es beim ersten Versuch ja auch abgebrochen. Dennoch bin ich froh, es noch einmal versucht zu haben und bin trotz einiger langatmiger Stellen sehr zügig vorangekommen, wenn man bedenkt, dass dieses Buch an die 600 Seiten hat. Vor allem durch die ganzen Überraschungen und Wendungen auf den letzten Seiten konnte ich es beim besten Willen nicht mehr aus der Hand legen und ich verwette eine Tüte Zitronenbonbons darauf, dass es euch genauso ergehen wird...


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