Gerhard Seyfried, Verdammte Deutsche!

  • Inhalt (Klappentext):
    Als der junge Marineoffizier Adrian Seiler im Sommer 1911 in London ankommt, ahnt er nicht, was ihm bevorsteht. Er weiß nicht, dass in England eine hysterische Angst vor deutschen "Schläfern" und Spionen herrscht. Dass er deshalb von einem englischen Agenten überwacht wird. Dass er sich ernsthaft verlieben wird, ausgerechnet in Vivian, die Tochter des deutschstämmigen Buchhändlers Peterman. Dass er sich zu einem der ersten professionellen Spione umfunktionieren lassen wird und somit Vivian, deren Vater und sich selbst aufs Äußerste gefährdet.


    Autor:
    Gerhard Seyfried, 1948 in München geboren, lebt in Berlin. Er war als Comiczeichner der Chronist der linken und alternativen Szene (Freakadellen und Bulletten, Flucht aus Berlin usw.), schrieb dazu auch den Roman "Der schwarze Stern der Tupamaros" und hat sich mit einer Reihe von Publikationen um den Hanf verdient gemacht. Er interessiert sich besonders für deutsche Kolonialgeschichte und die Geschichte des Kaiserreichs. Daraus sind die erfolgreichen Romane "Herero" Und "Gelber Wind oder Der Aufstand der Boxer" entstanden.


    Allgemeines:
    412 Seiten
    Epilog
    Dank
    Glossar
    Vor-und Nachsatz: Karte aus "Baedekers London und Umgebung", 1912


    Meine Meinung u. Bewertung:
    Schon das schwarz/weiß gehaltene Cover mit der roten eindringlichen Aufschrift "Verdammte Deutsche!" fällt auf und nimmt sofort Bezug auf den Inhalt.
    Als Adrian Seiler, Oberleutnant zur See in der Kaiserlichen Marine, an die Deutsche Botschaft kommandiert wird, ahnt er noch nicht wie das sein Leben verändern sollte. Er freut sich wieder einmal in London sein zu können. England ist für ihn wie eine zweite Heimat. Er hat auf Anhieb meine Sympathie, aber auch sein Gegenspieler Randolph Drummond weiß das Herz des Lesers zu erringen. Doch natürlich gibt es auch weit weniger freundliche Zeitgenossen wie zum Beispiel den Detectiven William Melville, der wahrlich versessen darauf ist die deutschen Spione zu fassen, und dessen Methoden nicht zimperlich sind. Oder etwa der Autor Le Queux , der die Angst der Engländer durch seine Bücher noch zusätzlich schürt ohne fundiertes Wissen vorweisen zu können.
    Gerhard Seyfried vermischt Historisches mit Fiktivem und läßt sich bei den historischen Personen einige Freiheiten wie er selber zugibt. Dennoch ist seine Geschichte gut rekonstruiert und detailgenau. Es ist die Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs, erzählt von den Anfängen der modernen Geheimdienste, zeigt das Flottenwettrüsten zwischen Britanien und dem Deutschen Reich. Er beschreibt Schiffe und U-Boote, schafft aber auch viel Platz für Zwischenmenschliches und webt die Marokkokrise 1911 ebenso ein wie die Aktionen der britischen Suffragetten oder Ausflüge zur Kieler Woche.
    Ein sehr abwechslungsreiches Buch, wie ich finde, das weit über den normalen Spionageroman hinaus reicht. Es ist fesselnd und sehr unterhaltsam ohne übertriebene Effekthascherei. Die Handlung bleibt stets überschaubar. Die Liebesgeschichte von Adrian und Vivian nimmt der Autor als unaufdringlichen Aufhänger. Und auch an kleinen Schmunzlern wie die Aussage, dass Benzin in jeder Apotheke zu bekommen ist, fehlt es nicht.
    Fazit: Ein rundum schönes informatives wie auch unterhaltsames Buch, das ich gerne weiterempfehle! :thumleft:
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Danke für deine Vorstellung dieses Buches. Das liest sich gut und weckt sofort meine Neugier. Erst einmal ist es auf dem Wunschzettel gelandet, den ein anderer Roman von Gerhard Seyfried (Gelber Wind) steht schon seit gefühlten Ewigkeiten ungelesen und vergessen im Regal. Den werde ich jetzt erst einmal vorkramen. :wink: