V.M. Zito - Return Man

  • Klappentext (Quelle: www.randomhouse.de):
    Die Welt ist nicht mehr dieselbe: Horden von Untoten haben die USA überrollt, und das Land ist nun aufgeteilt in den Osten, wo sich die letzten lebenden Menschen verschanzt haben, und den Westen, wo die Zombies Jagd auf Menschenfleisch machen. Nur ein Mann wagt es noch, in die verseuchten Gebiete zurückzukehren, um im Auftrag der Lebenden ihren untoten Verwandten die letzte Gnade zu erweisen und Spezialeinsätze im Land der Toten auszuführen: Henry Marco. Dies ist seine Geschichte ...

    Über den Autor (Quelle: Buch):

    V.M. Zito ist Creative Director einer Werbeagentur und lebt mit seiner Familie in Conneticut. Wenn er am Wochenende nicht gerade auf einsamen Waldwegen joggt, schreibt er Horrorgeschichten. "Return Man" ist sein erster Roman.

    Aufbau / Allgemeines:

    "Return Man" hat 544 Seiten und ist unterteilt in 13 mit Titeln versehenen Überkapitel, die wiederum in Unterkapitel aufgeteilt wurden (10.1, 10.2...), und einen Epilog. Am Anfang des Buches ist eine zweiseitige Karte abgebildet, die den Weg des Protagonisten von Arizona nach Kalifornien zeigt. Am Ende ist noch ein informatives achtseitiges Interview mit dem Autoren V.M. Zito abgedruckt. Erwähnenswert ist auch noch das sehr gelungene und zutreffende Cover, das die Silhouette eines Mannes zeigt, der mit einem bedrohlichen rotgefärbtem Himmel im Hintergrund, alleine vor den Umrissen einer Stadt einer Zombiehorde gegenübersteht.


    Inhalt:
    Vor knapp fünf Jahren ging die Welt, wie wir sie kennen, zu Grunde. Eine Zombieepidemie hat sich im Westen der USA ausgebreitet. Das komplette Land konnte nicht gerettet werden, stattdessen haben sich die lebenden Menschen östlich des Mississippi unter der Führung der „Neuen Republikaner“ zurückgezogen. Die „Sicheren Staaten“ sind nun strikt getrennt von den westlichen „Evakuierten Staaten“. Henry Marco, in seinem früheren Leben Arzt, lebt abgeschottet in seinem Haus in Arizona in den „Evakuierten Staaten“, das er zu einer Festung ausgebaut hat. Da er die Evakuiterungsdeadline verpasst hat, hat er keine Möglichkeit, jemals wieder in einer einigermaßen normalen Umgebung zu leben. Er nimmt in Zusammenarbeit mit seinem Schwager Ben, der in den „Sicheren Staaten“ lebt, Aufträge von Personen an, geliebte Menschen, die sich in Zombies verwandelt haben, aufzuspüren und zu eliminieren um sie von ihrem unerfüllten Dasein zu erlösen. Als sein Schwager von einem hochrangigen Regierungsmitglied aufgesucht wird mit der Bitte, einen Mann namens Ballard aufzuspüren und zu liquidieren, hat er keine Möglichkeit den Auftrag abzulehnen. Ben wird mit dem Leben bedroht und als zusätzlichen Ansporn wird Marco in Aussicht gestellt, nach der Erledigung in die „Sicheren Staaten“ einreisen zu dürfen. Das Brisante an diesem Auftrag: Ballard war ebenfalls Arzt und hat früher mit Marco zusammengearbeitet, wobei er ihn zeitweise sogar einen Freund nennen konnte. Ihm soll eine Spezialeinheit zur Seite gestellt werden, die sich mit Marco auf den Weg zu einem Gefängniskrankenhaus in Kalifornien machen soll, in dem Ballard zuletzt gesehen wurde. Jedoch wird dieses Team von dem chinesischen Spion Wu ausgelöscht, dessen Regierung ebenfalls die Fühler nach Ballard ausgestreckt hat. Wu kontaktiert Marco und gibt sich als letzten Überlebenden der US-Spezialeinheit aus. Was ist das Besondere an Roger Ballard, dem Mann, der von allen Seiten begehrt wird?


    Eigene Meinung:
    Nachdem vor einiger Zeit die Zombiebücher nur so auf den Markt geworfen wurden, habe ich das Gefühl, dass das in letzter Zeit etwas nachgelassen hat. Irgendwann war auch mehr Quantität als Qualität vorhanden und die Handlungen der Bücher ähnelten sich oft. Um einen Zombiefan hinter dem Ofen vorzulocken, bedarf es da schon eines außergewöhnlichen Szenarios. Und genau ein solches hat V.M. Zito mit „Return Man“ erschaffen. Die Idee mit dem geteilten Amerika und dem einsamen Kämpfer Henry Marco, der Liquidierungsaufträge übernimmt, ist einfach klasse und schafft von Anfang an eine tolle Atmosphäre.


    Die facettenreichen Charaktere sind eines der der großen Stärken dieses Buches. Für Henry Marco hatte ich sofort große Sympathien übrig. Den einsamen Krieger, der seine Frau verloren hat, könnte man schon fast mit dem guten alten Westernhelden vergleichen. Das kann man klischeehaft finden, aber ich mochte diese Verbindung von Stolz und Melancholie sehr. Der berechnende Wu ist zwar das genaue Gegenteil des Protagonisten, jedoch nicht weniger interessant. Er ist sehr auf seinen Vorteil bedacht und manchmal kommt es einem so vor als ob er für die wandelnden Leichen mehr übrig hätte als für die lebenden Menschen. Er ist ein nationalistischer Agent und da er sich dieser Sache mit Leib und Seele verschrieben hat, besonders gefährlich.


    Die Zombies kommen sehr bedrohlich zur Geltung, auch wenn sie sich äußerst langsam bewegen. Ich fand es in anderen Büchern dieser Richtung immer etwas unrealistisch, dass man sich ziemlich locker durch deren Reihen bewegen konnte. Dass man hier auch als austrainierter Kämpfer in große Gefahr gerät, wenn man auch nur einer kleinen Untotengruppe gegenübersteht, lässt die Bedrohung erst so richtig zur Geltung kommen. Relativ neu ist auch der Umstand, dass sich die Zombies zu Orten begeben, die ihnen in ihrem früheren Leben als Menschen etwas bedeutet haben. Im Allgemeinen wird relativ behutsam und respektvoll mit ihnen umgegangen, was in diesem Genre auch nicht gerade alltäglich ist, aber oft eine interessante Sichtweise gibt.


    Gut fand ich, dass V.M. Zito das ganze, doch sich immer wieder ähnelnde, Weltuntergangsszenario weggelassen hat, und gleich einige Jahre später einsteigt. Durch geschickte Rückblenden erfährt der Leser nach und nach mehr. Hier geht es sowohl um den Ausbruch der Seuche als auch um Politik, z.B. wie es zum geteilten Amerika gekommen ist. Auch die Vergangenheit Marcos, sowohl seine berufliche als auch seine private, wird immer wieder näher beleuchtet. Die Reise Marcos durch Arizona und Kalifornien hält den Leser ununterbrochen auf Trab und man will unbedingt wissen wie es weitergeht und was es mit dem mysteriösen Ballard auf sich hat und warum die halbe Welt hinter ihm her zu sein scheint.


    Leider ist der Schreibstil V.M. Zitos der größte Schwachpunkt von „Return Man“. Man spürt, dass er sich große Mühe gegeben hat, um eine für einen Horrorroman anspruchsvolle Ausdrucksform abzugeben, die am ehesten noch in Richtung Stephen King schielen sollte. In ruhigen Szenen, z.B. wenn man die Gedanken des Protagonisten verfolgen darf oder in Dialogen hat dies auch ganz gut geklappt. Aber die Action- oder Verfolgungsszenen waren oft etwas wirr geschrieben, so dass man als Leser Probleme hat, den berühmten Film vor den Augen ablaufen zu lassen. Diese sind meist sehr schwerfällig und viel zu ausschweifend beschrieben, so dass Ereignisse, die in wenigen Sekunden ablaufen, oft bis zu eine halbe Seite einnehmen, was der Spannung nicht gerade zuträglich war. Vor allem in den ersten zwei Dritteln des Buches war dieser Nachteil so ausgeprägt und auch störend, dass ich mich nicht zu einer ausschließlich guten Bewertung durchringen kann und mindestens einen halben Stern abziehen muss. Zum Ende hin wurde es allerdings etwas besser und den Showdown und den Abschluss des Buches kann ich wiederum als sehr gelungen bezeichnen.


    Fazit:
    Ein außergewöhnliches Zombieszenario mit tollen Charakteren und einer fesselnden Geschichte, aber leider mit Schwierigkeiten bei der Umsetzung.
    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

  • Danke für deine tolle und ausführliche Rezension.
    Sie macht wirklich Lust, sich sofort auf Zombiejagd zu begeben.
    Aber wenn der Schreibstil gleich Minus 1,5 Sterne einbringt, bedeutet das ja nichts Gutes...

    :study: C L Wilson - Der Winter erwacht
    :) Gelesen 2013: 105 / 2014: 77 / 2015: 16
    8-[ SUB: Ich geb`s auf...



  • Aber wenn der Schreibstil gleich Minus 1,5 Sterne einbringt, bedeutet das ja nichts Gutes...

    Nein, im Grunde wäre das Buch ein 4-Sterne-Buch geworden, der Schreibstil hat "Return Man" einen halben Stern gekostet. Da Geschmäcker verschieden sind, könnte es natürlich auch gut möglich sein, dass Dir diese ausführliche Zeitlupenbeschreibung von Actionszenen zusagt. :wink:

  • Ich habe mal in die LP hinein gelinst - fand ich jetzt gar nicht schlecht.
    Und immerhin ist das Cover nicht eines von der Sorte, bei dem ich durch das bloße Anschauen Albträume bekomme...


    Mal schaun, ob ich mich überwinden kann, mal zu einer Horrorlektüre zu greifen :shock: :wink: ... mich würde es ja ungemein reizen...

    :study: C L Wilson - Der Winter erwacht
    :) Gelesen 2013: 105 / 2014: 77 / 2015: 16
    8-[ SUB: Ich geb`s auf...