Klappentext:
Zu Anfang waren es zwölf Kriminelle, die auf die Todesstrafe warteten. Doch dann wurden sie auserwählt für ein geheimes Experiment. Es sollte den Fortschritt bringen, aus ihnen sollten mehr als nur Menschen werden. Doch es schlug fehl. Jetzt sind es diese Zwölf, die das Leben auf der Erde bedrohen und das Ende der Menschheit bedeuten könnten. Und die letzte Hoffnung ruht auf einem Mädchen. Amy ist die Einzige, die sich der Macht der Zwölf entgegenstellen kann. Aber der Gegner ist stark, und ihre Kraft scheint mehr und mehr zu schwinden …
(Quelle: Verlagswebsite)
Der Autor:
Justin Cronin stammt aus New England und studierte in Harvard. Er besuchte den berühmten Iowa Writers' Workshop und lebt heute mit seiner Frau und seinen Kindern in Houston, Texas, wo er an der Rice University Englische Literatur unterrichtet. Er veröffentlichte zwei Romane, für die er mehrfach ausgezeichnet wurde. Die Übersetzungsrechte an seiner Trilogie, die mit »Der Übergang« begann, wurden innerhalb kürzester Zeit in 23 Länder verkauft.
(Quelle: Verlagswebsite)
Aufbau:
Die 832 Seiten gliedern sich in nummerierte Kapitel, die von Prolog und Epilog eingerahmt werden.
Die Handlung spielt auf 3 Zeitebenen: im Jahr Null, 79 n.V. und 97 n.V.
Am Ende befindet sich eine Dramatis personae, die ich persönlich allerdings nicht so hilfreich fand. Da wären ein paar Informationen mehr zu den Personen gut gewesen, vor allem für Leser, die "Der Übergang" nicht kennen.
Inhalt:
Aus dem Prolog erfahren wir auf jeden Fall schon mal, dass die Menschheit überleben wird, denn er beinhaltet "Die Schriften des Ersten Chronisten, vorgelegt 1003 n.V." Diese religiös anmutende Schrift erzählt noch einmal in Kurzfassung die wichtigesten Ereignisse aus "Der Übergang". Das ist ein sehr gelungener Einstieg!
Dann beginnt die neue Handlung. Nach einem kurzen Einstieg 5 Jahre nach Ende von Teil 1 springt Cronin in der Zeit zurück. Wir schreiben das Jahr Null: Die wenigen Überlebenden finden irgendwie zusammen und man fragt sich schon manchmal, ob das alles Zufall sein kann oder ob es doch einen großen Lenker für die Geschicke der Welt gibt. Großartig beschreibt Cronin, wie unterschiedlich die Menschen mit der neuen Situation umgehen und fertig werden oder daran kaputt gehen.
Es folgt der erste Zeitsprung 79 Jahre in die Zukunft. Eine Kommune hat sich gebildet, die friedlich zusammenlebt, ihr Überleben im Griff hat und in der ein Ausflug außerhalb der Mauern ein großes Ereignis für die Kinder ist. Und solch ein Tag soll allen zum Verhängnis werden, denn zum ersten Mal taucht die unheimliche Frau in dem schwarzen Umhang auf und in ihrem Gefolge unzählige Virals. Dem Massaker fallen fast alle Bewohner des Dorfes zum Opfer oder verschwinden spurlos.
Der nächste Zeitsprung führt uns ins Jahr 97 n.V. und wir begegnen den Überlebenden wieder. Sie haben unterschiedlichste Plätze in der Gesellschaft eingenommen. Vom Diktator bis zum Outlaw ist alles vertreten. Auch Amy und einige ihrer Freunde des Ersten Kommandos aus Teil 1 spielen jetzt endlich wieder eine Rolle. Amy sieht immer noch sehr jung, ja beinahe kindlich aus trotz ihrer über 100 Jahre. Doch sie beginnt sich zu verändern. Sie ist eine der Wenigen, die sich noch an die Zeit "Davor" erinnern. Ansonsten kennt die jetzt lebende Generation vieles nicht mehr, was für uns selbstverständlich ist. Eine verstörende Vorstellung.
Auch in dieser Gesellschaft kam es, wie es kommen musste, wie es so oft in der Geschichte der Menschheit geschah: es hat sich ein Diktator aufgeschwungen, der mit Angst und Schrecken herrscht. Doch Wahnsinn kann nicht ewig herrschen uns so finden sich auch einige mutige Rebellen, die der Diktatur die Stirn bieten. Werden sie Mittel und Wege finden, die Menschen zu befreien und die Virals von ihrem ebenso grausamen Schicksal zu erlösen? Es kommt der Tag, an dem sich Amy den Zwölf stellen muss. Es kommt zum alles entscheidenden Kampf, als die Zwölf die Bühne der Handlung endlich betreten. Und was für ein Auftritt! Cronin beschreibt es selbst als "majestätisches Grauen" und genau das habe ich beim Lesen empfunden. Doch einer fehlt in dieser
Schlacht um die Herrschaft über die Welt: Zero.
Und so bleibt noch Stoff für einen dritten Band, auf den ich mich nach einem gelungenen Ende dieses Buches schon sehr freue.
Meine Meinung:
Nun ist sie endlich da, die langersehnte Fortsetzung von "Der Übergang". Und sie ist... anders. Mir fehlte ein wenig die Faszination des Unbekannten, die mich in Teil 1 so gefangen genommen hatte. Diese unheimlichen Virals, die sich anschicken die Welt zu beherrschen, machten die Geschichte so unglaublich spannend. In diesem Band sind es die Menschen, die sich (wie könnte es auch anders sein) zur Herrschaft und unbegrenzter Macht aufschwingen und die Virals als Mittel zum Zweck nutzen. Und so ein Allmachtsszenario von Unterdrückung, Folter, Intrigen und Angst ist in der Literatur nicht ganz neu. Hinzu kam, dass ich eine herausragende Rolle der Zwölf erwartet hatte, aber die lassen leider sehr lange auf sich warten.
Doch genug der Kritik: "Die Zwölf" ist auf Fall ein spannender Roman. Cronin versteht es, seine Leser zu fesseln. Er macht deutlich, dass den "Ungeheuern", die unverschuldet zu dem wurden, was sie sind, ihre Rolle aufgezwungen wurde. Sie sind ebenso Opfer wie unzählige Menschen. Besonders gut gelungen ist die Rolle des Diktators, der doch anfangs nur den Wunsch hatte, nicht dahinsiechend dem Tod entgegen zu gehen. Ein verständlicher Wunsch, dessen Erfüllung dann aber außer Kontrolle gerät, denn der Mensch ist leider nicht bereit, einmal erlangte Macht zu teilen.
Cronin malt nicht Schwarz-Weiß. Am meisten fasziniert hat mich Alicia, die die Virals (ihre Brüder und Schwesten im Blute) jagt und tötet, aber jeden einzelnen als "erlöst" verabschiedet. Und so finden sich bei allen Haupt-Charakteren dieser Story positive und negative Seiten und der Leser darf stets gespannt auf die weiteren Entwicklungen sein, die einige Überraschungen bereithalten.
Der Schluss hat mich dann komplett mit dem Buch versöhnt. Wie es zum Kampf von Amy und ihren Gefährten gegen die Zwölf kommt, welche Entwicklungen sie alle durchmachen und was das Ende dieses Buches für den Abschluss der Trilogie verspricht, ist wieder genau der Stoff, der mich bei "Der Übergang" so fasziniert hatte.
"Die Zwölf" ist ein Roman, der einmal mehr aufzeigt, wozu der Mensch fähig ist - im Guten wie im Bösen. Und wenn ich sage, dass Cronin die Geschehnisse im Jahr Null nach bester King-Manier erzählt, dann ist das höchstes Lob von meiner Seite.
Ich empfehle "Die Zwölf" natürlich allen, die wissen wollen, wie sich das Schicksal der Menschen nach "Der Übergang" entwickelt hat. Und ich lehne mich so weit aus dem Fenster, dieses Buch auch King-Fans zu empfehlen, die sich für "The Stand" und "Die Arena" begeistern konnten. Man sollte "Der Übergang" allerdings gelesen haben, um alle Zusammenhänge zu verstehen.
Von mir gibt es
Fazit:
Cronin schildert eine menschliche Gesellschaft nach dem Zusammenbruch der alten Ordnung mit all ihren Höhen und Tiefen, Gut und Böse, aber nie Schwarz und Weiß und stets mit einem Funken Hoffnung in all dem Grauen.