Tad Williams - Die dunklen Gassen des Himmels / The Dirty Streets of Heaven

  • Klappentext:

    Bobby Dollar
    ist nicht Ihr durchschnittlicher Engel


    Sicher, er macht den gelegentlichen Ausflug in den Himmel, aber sein Job als Advokat - für das Schicksal der frisch Verstorbenen streiten - hält ihn auf der Erde ziemlich beschäftigt und er ist mehr als zufrieden seine freie Zeit damit zu verbringen mit ein paar anderen Unsterblichen an einer Bar zu hocken.


    Bis eines Tages eine Seele verschwindet, vermutlich gestohlen von der "anderen Seite".


    Ein neues Kapitel im Krieg zwischen Himmel und Hölle droht aufgeschlagen zu werden. Und Bobby steckt mitten drin, mit lediglich einer begehrenswerten, aber tödlichen Dämonin als Hilfe.


    Eigene Beurteilung:


    Doloriel heißt der Engel mit offiziellem Namen, der wie ein Detektiv des film noir daher kommt und mit seine Zweifeln an sich selbst und an seinen Arbeitgebern immer wieder zu sarkastisch-philosophischen Betrachtungen neigt.


    Im besten Sinne eines Ich-erzählenden Philip Marlowe oder Sam Spade findet sich Bobby Dollar immer wieder eher neben dem Kriegsschauplatz - oder so tief drinnen, dass er kaum noch etwas erkennen kann - und fragt sich immer wieder, warum um Gottes Wille gerade ein Zweifler wie er zum Engel geworden ist.


    Wem die Romane von Hauke Lindemann gefallen haben, der wird auch hieran auf jeden Fall seine Freude haben - und an der Tatsache, dass dies nur der erste Roman einer neuen Reihe sein soll. :cheers: :cheers:

  • Ich finde die Story sehr ungewöhnlich für Tad Williams, aber es wandert trotzdem sofort auf meine WuLi, weil es eben von Tad Williams ist :wink: Erkennt man den Autor denn wieder oder ist dieser Roman auch stilistisch eine ganz andere Baustelle?

    :study: John Steinbeck - East of Eden

    :study: Frank Witzel - Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969

    :montag: Veronica Roth - Rat der Neun

    :musik: Claire North - Die vielen Leben des Harry August


    "There is freedom waiting for you, on the breezes of the sky, and you ask 'What if I fall?'
    Oh but my darling, what if you fly?"
    (Erin Hanson)

  • Umfang: 572 Seiten mit 39 Kapiteln + Prolog.



    Kurzbeschreibung: (Klappentext)
    Neben seinen Geschäftsreisen zu eben Verstorbenen - Opfern von Autounfällen oder plötzlich einer Herzattacke Erlegenen - treibt sich der Engel Doloriel (alias Bobby Dollar) gern in himmlischen Bars und Vergnügungslokalen herum... Alles geht seinen gewohnten Gang, bis eines Tages die Seele eines Toten verschwunden ist. Hat "die andere Seite" sie gestohlen, ein Dämon der Hölle? Waren es Hintermänner im Himmel? Ein neues Kapitel im Krieg zwischen Himmel und Hölle beginnt, und der Engel Bobby steckt mittendrin...


    Wenn sich Engel und Teufel, die Anwälte des Himmels und die Dämonen der Hölle, in die Haare kriegen, werden die schlimmsten Befürchtungen wahr. Viel schlimmer, als man es sich auf der Erde vorstellen vermag - aber auch unendlich viel komischer.



    Über den Autor: (Klappentext)
    Tad Williams, 1957 in Kalifornien geboren, studierte in Berkeley und arbeitete anschließend in vielen verschiedenen Jobs. Er schreibt neben Fantasy-Bestsellern Comics, Drehbücher und Hörspiele. Der Bestseller-Autor wurde in mehr als 20 Sprachen übersetzt und ist sicher einer der vielseitigsten und originellsten Fantasy-Autoren.



    Eigene Inhaltsangabe:
    Eigentlich ist das „Leben“ von Bobby Dollar (mit richtigem Namen Doloriel) ganz entspannt: Ausschlafen, mit den Kollegen in der Stammbar „Compasses“ rumhängen und zwischendurch mal ein Klient. Bei den Klienten handelt es sich allerdings um kürzlich verstorbene Menschen, deren Seelen nun von Anwaltsengeln wie Bobby in einer Anhörung vor einem Richter (auch ein Engel) gegen einen gegnerischen Ankläger (ein Dämon aus der Hölle) verteidigt werden müssen, um somit das weitere Schicksal der Seele zu entscheiden (Himmel, Fegefeuer oder Hölle). Das läuft auch immer reibungslos, bis eines Tages eine Seele spurlos verschwindet, es folgen weitere ähnliche Fälle. Beide Seiten – Himmel und Hölle – verdächtigen sich gegenseitig, die Lage ist ziemlich angespannt und Bobby ermittelt auf eigene Faust. Damit gerät er nicht nur in den Fokus sehr mächtiger Höllenbrut, auch seine eigenen Bosse beobachten Bobbys Treiben mit einer gewissen Skepsis.



    Meine Meinung:
    Ich wollte schon sehr lange mal was von Tad Williams lesen, weil man ja unweigerlich auf seinen Namen trifft, wenn man sich für Fantasy interessiert. Nun war es endlich soweit und obwohl (oder gerade weil?) es sich hierbei um urbane Fantasy handelt, bin ich begeistert. Allein schon die Idee hat mir auf Anhieb gefallen.


    Bobby ist der Ich-Erzähler der Geschichte und er kommentiert die Geschehnisse sehr bissig, sarkastisch und selbstironisch. Selbst in den brenzligsten Situationen hat Bobby immer einen coolen Spruch auf Lager. Allerdings war durch seine ausschweifende Erzählweise der Einstieg für mich ein wenig zäh. Es war sehr lustig zu lesen und man hat einige Hintergründe erfahren, aber ich musste mich erst an den Stil gewöhnen. Dann allerdings sind die Seiten nur so dahin geflogen.


    Bobby selbst ist sehr abgebrüht und hat immer einen lockeren Spruch auf den Lippen, außerdem geht er mit jüngeren Kollegen nicht gerade zimperlich um, aber trotzdem ist er sehr sympathisch. Seine grundskeptische Einstellung hat er mit seinen erdgebundenen Engel-Kollegen wohl gemeinsam, allerdings ist sie bei (unter anderem) ihm noch deutlich stärker ausgeprägt und bereitet ihm so manche Probleme. Er stellt viele Fragen und zweifelt vieles an und muss infolge dessen das ein oder andere Mal umdenken, womit er sich keine Freunde macht.


    Auch die Nebencharaktere sind allesamt sehr originell. Da ist zum Beispiel der einsame George, genannt Fatback, der Bobby mit Informationen versorgt, allerdings erst nach Mitternacht. Dann der Möchtegern-Gangster G-Man, der Bobby ganz schön auf die Nerven geht. Oder Nachwuchs-Anwaltsengel Clarence, der von Bobby und Sam (Bobbys Freund und Kollegen) immer so schön hochgenommen wird. Einfach zum Schießen. :totlach:


    Die Handlung selbst ist durchgängig sehr spannend und actionreich: Es gibt wilde Verfolgungsjagden, Schießereien mit sehr viel krach-bumm-peng und es fehlen natürlich auch Intrigen und Geheimnisse nicht. Insgesamt empfand ich den Roman als Spionage-Thriller im Fantasy-Gewand, gewürzt mit Bobbys bissigem Humor.


    Die Geschichte ist größtenteils in sich abgeschlossen, so dass es theoretisch auch möglich ist, den Roman für sich zu lesen. Es werden natürlich nicht nur Fragen beantwortet, sondern auch neue aufgeworfen, die dann wahrscheinlich für die Folgebände relevant sind, aber es gibt keinen Cliffhanger oder ähnliches.


    Sehr gelungen fand ich auch die Passagen im Himmel. Es ist sehr bildlich beschrieben, aber gleichzeitig auch etwas diffus, traumhaft, wie auch Bobby selbst seine Besuche beschreibt. Die Umsetzung fand ich sehr gelungen, da beim Lesen (bei mir zumindest) genau dieses Gefühl aufkam. Es war weder zu konkret, noch zu schwammig, sondern genau richtig.



    Fazit:
    Insgesamt ein spritziger Auftakt für eine neue Trilogie um den Anwaltsengel Bobby Dollar, der mich voll überzeugt hat. Die Idee ist toll und detailreich umgesetzt und bietet noch reichlich Geheimnisse und Intrigen für nachfolgende Bände. Die Handlung ist sehr spannend und actionreich, Bobbys bissiger Erzählstil rundet das Ganze noch ab. Das wird sicherlich nicht mein letzter Tad Williams sein! :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    Viele Grüße
    Aventurin


    :study:Rebecca Gablé - Hiobs Brüder


    SuB: 92 / Gelesen 2016: 7

    4 Mal editiert, zuletzt von Aventurin ()

  • Oh, den habe ich gar nicht gesehen, tut mir Leid. :pale: Vielen Dank jedenfalls!

    Viele Grüße
    Aventurin


    :study:Rebecca Gablé - Hiobs Brüder


    SuB: 92 / Gelesen 2016: 7

  • Tad Williams Vorstellung vom „Jenseits“ ist … außergewöhnlich. Himmel und Hölle feilschen um jede Seele – und wenn man als armer soeben Verstorbener an einen himmlischen Anwalt gerät, der dem höllischen Ankläger nichts entgegensetzen kann, dann hat man echt schlechte Karten. Diese Anwälte sind die sogenannten erdgebundenen Engel. Und so einer ist Doloriel oder Bobby Dollar. Bobby ist – von der Tatsache abgesehen, dass er eigentlich tot ist – irgendwie ein Mensch wie du und ich: mit Sorgen, Problemen, nervigen Chefs, lästigen Kollegen und Liebeskummer, aber auch guten Freunden, Lieblingsbars und Lastern (ja, auch Engel haben Laster ). Bobby hat einen wunderbar schwarzen Humor, ist mit Selbstironie gesegnet und macht eigentlich einen ordentlichen Job. Doch als eines Tages eine Seele spurlos verschwindet, wird sein doch eher bequemes Engelsdasein durcheinander gewürfelt. Er muss sich nicht nur vor seinen Chefs rechtfertigen, er gerät irgendwie auch auf die Abschussliste eines Höllenfürsten. Auf der Flucht vor einer wahrhaft höllischen Kreatur erhält er Hilfe ausgerechnet von einer Dämonin, in die er sich auch prompt verliebt. Und zu allem Überfluss hat er auch noch einen nervigen Jung-Anwalt an der Backe…


    Meine Meinung:
    Wer von Tad Williams, so wie ich, bisher nur die Osten Ard Bücher kennt, wird denken, dass dieses Buch unmöglich vom gleichen Autor sein kann. Da ist nichts Getragenes, Großes, Episches in diesem neuen Werk. Dafür ist es rasant, witzig, actionreich und voller feinsinniger Ironie. Nachdem ich Tad Williams letztens auf einer Lesung erleben durfte, habe ich den Autor in Bobby Dollars Humor ganz klar wiedererkannt. Unterhaltsam und voller Selbstironie erzählt der Engel aus seinem Leben und nimmt uns mit in ein Abenteuer, das seinesgleichen sucht.
    Williams ist ein großartiger Erzähler und hat mich wunderbar unterhalten. Er hat genau die Mischung zwischen Action, ein bisschen Gewalt, ein bisschen Sex und ganz viel schwarzem Humor gefunden, die mich hervorragend unterhalten hat. Konservative Gläubige ohne Sinn für Humor könnten mit Williams Sicht der Dinge ein paar Probleme haben, aber ich freue mich auf weitere Abenteuer von Engel Doloriel und vergebe :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:


    Fazit:
    Mit einem guten Anwalt kann das Leben nach dem Tod ruhig kommen – Williams macht wirklich Lust darauf.

    Gelesen in 2024: 7 - Gehört in 2024: 5 - SUB: 598


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Klappentext:

    Der Kampf zwischen Himmel und Hölle ist entbrannt.


    Bobby Dollar ist ein Engel- und als Engel weiß er so ziemlich alles über die Sünden der Menschen. Er ist nämlich Anwalt für die Seelen der jüngst Verstorbenen, um die zwischen Hölle und Himmel erbittert gekämpft wird.


    zum Inhalt:


    Wer bei Bobby Dollar einen harfespielenden, keuschen, biebeltreuen und befiederten Himmelsbewohner erwartet wird hier leider enttäuscht. Bobby und seine Freunde fallen gänzlich aus diesem Raster. Sie sind erdgebundenen Engel die auf Erden den Job des Anwaltsengels übernehmen. Das bedeutet, sobald ein Mensch stirbt stehen sie der Seele des Verstorbenen bei und versuchen zu vermeiden, dass die Seele in der Hölle landet. Wenn sie nicht gerade in einem Prozess um eine Seele sind, trifft sich die Truppe gerne in der Bar auf einen Drink oder verrteibt sich auch mal anders, eher unengelhaft, die Zeit.
    Bobbys Welt gerät allerdings aus den Fugen als plötzlich eine Seele verschwindet und dieses Ereignis noch dazu eine höllisch (im wahrsten Sinne des Wortes) heiße Teufelsanhängerin auf den Plan ruft von der Bobby sofort fasziniert ist. Die Ermittlungen laufen daraufhin völlig anders als erwartet und plötzlich befindet sich Bobby Dollar mittem im Visier beider Seiten und hat so gar keine Ahnung wie er da eigentlich gelandet ist.


    Meine Meinung:
    Bobby Dollar war für mich eine äußerst angenehme Überraschung. Ich hatte einen eher himmelsorientierten Engel erwartet dabei ist Bobby sehr auf der Erde verankert und das macht ihn für mich äußerst sympatisch. Er ist nicht perfekt, vergreift sich manchmal im Ton und trinkt zu viel aber trotzdem hat er das Herz am richtigen Fleck und versucht eigentlich nur das Richtige zu tun. Dabei erzählt er die Geschichte mit sehr viel Witz und Selbstironie, denn wenn er was wirklich kann, dann über sich selbst lachen.
    Von Tad Williams habe ich schon viel gehört aber dies war mein erstes Buch von ihm. Eins sei gesagt: Es wird bestimmt nicht mein Letzes sein. Die Geschichte gefiel mir sehr gut und ich habe schnell rein gefunden. Der Schreibstil war flüssig zu lesen wenn ich auch hier und da mal über eine zu abstrakte Wortschöpfung gestolpert bin und einen Moment überlegen musste was denn jetzt damit gemeint ist. Außerdem habe ich gefühlte 248 mal die Redewendung "er/sie kam nicht umhin..." gelesen. Da frage ich mich ob das am Autor lag oder die Übersetzerin das verursacht hat :-k . Toll fand ich, dass man als Leser zwischenzeitlich selbst von Bobby Dollar "angesprochen" wird. Das hat bei mir für das ein oder andere Grinsen gesorgt.
    Nach dem

    hatte ich zuerst die Befürchtung, dass das ganze in diverse grausame Mord- bzw. Folterszenen abrutschen könnte aber ich finde, hier hat Tad Williams die ideale Balance zwischen Gewalt, Krimi, Spannung und ein wenig Erotik gefunden. Die ein oder andere Darstellung des Himmels war mir ein wenig zu schwammig. Da kam es mir irgendwie so vor, als wenn Tad Williams nicht genau wusste wie er es beschreiben soll und es deswegen einfach in einem himmlischen Licht hat verschwinden lassen. Auch decken sich z.B. die Aussagen nicht, dass einmal gesagt wird, im Außerhalb vergeht die Zeit nicht und ein anderes mal heißt es, dass sie sehr wohl vergeht aber anders/ langsamer. Vielleicht habe ich da aber auch irgendwas einfach falsch verstanden.


    Die Geschichte hat mich auf jeden Fall gefesselt und mich neugierig auf andere Werke von Tad Williams gemacht. Wie es mit Bobby weitergeht will ich natürlich auch wissen und freue mich schon auf die Folgebände.


    Für den ersten Band vergebe ich 4 :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: Sterne da ich noch ein wenig Luft nach oben lassen möchte und mich ein paar Kleinigkeiten gestört haben.

    "Er liebte sie so unbändig. So unbändig, dass er niemals wieder um ihre Lippen bat und ohne sie ins Grab gehen würde " (Die Bücherdiebin)

  • Tad Williams hat mich bei diesem Buch etwas überrascht. Ich weiß nicht genau, was ich erwartet habe,
    aber nicht diesen etwas flapsigen spöttischen Ton, der mich ehrlich gesagt an Bartimäus erinnert.
    Nicht, dass mir das missfällt... im Gegenteil. Sehr angenehm und zu dieser Geschichte passend.


    Qualitativ ist das Buch so super, wie man es von Tad Williams gewohnt ist: gut gewählter Sprachstil, fesselnde Erzählweise und spannende Handlung.


    ich bin sehr zufrieden :-)
    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:



  • *seufz* Wunschliste verlängert :wink:

    “Bücher sind Feunde, die stets für uns Zeit haben.“
    “Und Phantasie, Phantasie vor allem, ohne deren Hilfe sich keine Probleme lösen lassen, die kleinen nicht und die großen erst recht nicht.“

    Otfried Preußler 20.10.1923 - 18.2.2013

  • Da scheint es ja in guter Gesellschaft zu sein, deine Wunschliste ist voller interessanter Titel :study:

  • Bobby Dollar ist ein Engel, ein Anwaltsengel um genau zu sein, und
    muss dafür sorgen, dass die Seelen der Verstorbenen in den Himmel
    kommen, sofern sie es verdient haben. Doch plötzlich passiert das
    Unfassbare: eine Seele ist einfach verschwunden und Bobby findet sich in
    einem Strudel von Ereignissen wieder, die ihm so gar nicht gefallen.


    Ich hatte bisher noch nie ein Buch von Tad Williams gelesen, aber das Thema und dann auch die LP haben mich neugierig gemacht.


    Die Charaktere des Buches gefallen mir sehr gut, sie sind wunderbar gezeichnet, sodass man in die Geschichte eintauchen kann


    Bobby ist herrlich sarkastisch und lässt sich dann auch noch auf einen
    Dämon der Gegenseite ein. Und irgendwie verschwindet bei dieser
    Geschichte mein Bild des Engels als weißes, geflügeltes, unverwundbares
    Wesen.


    Ich wüsste auch noch gern mehr über Bobbys Vorgeschichte.... vielleicht
    findet er ja irgendwann etwas über seine Vergangenheit heraus, an die er
    sich nicht erinnern kann.


    Das Buch hat mich sehr gut unterhalten, meinen Horizont über mein festgefahrenes Engelbild erweitert und Lust auf mehr gemacht

  • Meine Erwartungen an dieses Buch waren recht hoch.
    Die Idee zum Buch ist wirklich klasse. Gut und Böse in der Form von Himmel und Hölle sind ja allen bekannt, aber hier hat der Autor altbekanntes in eine ganz neue Idee gepackt. Es gibt Anwaltsengel die mit den Dämonen um die verstorbenen Seelen verhandeln.
    Bobby Dollar, seinerseits Anwaltsengel, wird zu einem Klienten gerufen, einer verstorbenen Seele. Nur leider ist diese verschwunden... Und jetzt geraten beide Seiten in Aufruhr und Bobby dazwischen. Was ihn in einige unangenehme Situationen bringt.
    Und Engel stellt man sich auch ganz anders vor. Hier fluchen sie, sind dem Alkohol nicht abgeneigt und manchmal sind sie ganz witzig...
    Ich habe mich beim lesen mehrmals gefragt ob das wirklich die Vorstellung des Autors davon ist, wie es im Himmel so sein könnte.
    Die Idee hat mir wirklich super gefallen, leider war die Umsetzung nicht ganz mein Fall. Zum einen Teile ich nicht ganz den Humor des Autors, eher störend beim lesen besonders am Anfang fand ich die teilweise häufigen Wiederholungen z.B. "wenn Sie verstehen was ich meine" habe ich viel zu oft gelesen. Der Schreibstil und die Wortwahl waren für mich etwas gewöhnungsbedürftig, die Spannung hat sich nicht wirklich aufgebaut,so das ich mich manchmal wirklich durchringen musste um weiter zu lesen.
    Meine Erwartungen wurden also leider nicht erfüllt.

  • Nach dem Tod eines Menschen kämpfen ein Ankläger aus der Hölle und ein Anwalt aus dem Himmel darum, wer die Seele des Toten bekommen wird. Bobby Dollar ist solch ein Anwalt, ein Engel, der in Menschengestalt ein irdisches Leben führt. Eines Tages verschwindet eine Seele noch vor der „Gerichtsverhandlung“ spurlos, ausgerechnet in einem Fall, der Bobby zugewiesen worden war – und plötzlich ist sein Leben in Gefahr, ein Attentäter ist hinter ihm her.


    Tad Williams lässt Bobby selbst die Geschichte in Ich-Form erzählen und wirft den Leser direkt mitten in die Geschichte, Bobby gerät in eine ausweglose Lage – und berichtet auf den nächsten knapp 200 Seiten erst einmal, wie es überhaupt so weit kommen konnte. Der Leser ist neugierig gemacht.


    Bobby ist kein Engel, wie man ihn sich gemeinhin vorstellt, er ist weder brav noch lieblich, er wirkt sogar eher etwas heruntergekommen, zeitweise fühlte ich mich wie in einem Hardboiled-Roman. Seinen Job versteht er allerdings, auch wenn Vieles Routine ist. Für die Typen aus der Hölle hat er nichts übrig, jedenfalls für so gut wie alle nicht, und sein Freundeskreis besteht aus Typen wie ihn selbst. Ich mochte Bobby von der ersten Seite an. Auch alle anderen Charaktere sind Tad Williams gut gelungen, seien es Himmels- oder Höllenwesen oder auch ein Werschwein.


    Die Geschichte selbst hat mir ebenfalls sehr gut gefallen. Schon der Plot ist sehr originell, die Handlung spannend und die Erzählung sehr humorvoll, sodass ich abwechselnd Nägel gekaut und gekichert habe, manchmal auch beides gleichzeitig. Tad Williams hat auch einige Anspielungen zu bieten, mir gefiel vor allem der Name „Clarence“ für einen Anwaltanwärter, wer den wunderbaren Film „Ist das Leben nicht schön“ mit James Stewart kennt, wird wissen, warum das so ist. Auch dass Bobby mehrfach anmerkt, das sei eine andere Geschichte, dies würde er ein anderes Mal erzählen, gefiel mir, ich bin gespannt, ob wir darüber tatsächlich noch lesen werden. Auch die Auflösung ist sehr gelungen und originell und bietet womöglich noch Stoff für die beiden weiteren Teile, denn „Die dunklen Gassen des Himmels“ ist der Beginn einer Trilogie. Die Handlung hier ist einigermaßen abgeschlossen, es gibt keinen fiesen Cliffhanger, aber es bleiben genug Fragen offen für die Fortsetzungen.


    Ich gestehe, das war mein erster Roman von Tad Williams, aber es wird ganz sicher nicht mein letzter sein (zumal die beiden Folgebände schon auf mich warten). „Die dunklen Gassen des Himmels“ hat mich wunderbar unterhalten, ich vergebe daher gerne volle Punktzahl und eine Leseempfehlung.