Sarah Rayner: Das Licht des frühen Tages

  • Die Autorin:
    Sarah Rayner wuchs in London auf und lebt heute mit ihrem Partner in Brighton. Neben ihrer Tätigkeit als Autorin von Romanen, arbeitet sie als freiberufliche Werbetexterin.
    (übersetzt von der englischen Verlagswebsite)


    Klappentext:
    Was wir alleine nicht schaffen. Jeden Tag pendeln Karen, Anna und Lou von Brighton nach London. An diesem Morgen sitzt auch Karens Mann Simon mit im Zug. Mitten im Gespräch bricht er plötzlich zusammen. Herzinfarkt. Hilflos muss Karen mit ansehen, wie die Sanitäter kommen: Sie können nichts mehr für Simon tun. Karen steht unter Schock. Ihr Mann war erst fünfzig. Warum wurde er so plötzlich aus dem Leben gerissen? Die Kinder sind doch noch so klein. Nur gut, dass sie Anna hat, ihre beste Freundin. Aber auch sie und Lou sind von dem tragischen Ereignis erschüttert. Auch ihr Leben wird nicht mehr dasselbe sein. Das Schicksal hat die drei Frauen zusammengeführt – kann ihre Freundschaft die Wunden heilen?


    Inhalt:
    Es ist eigentlich ein ganz normaler Morgen für Anna, als sie im überfüllten Pendlerzug von Brighton nach London sitzt. Sie freut sich auf ihre Mittagspause, blättert in einem Modemagazin und ist dann vollkommen genervt, als der Zug plötzlich mitten auf der Strecke außerplanmäßig hält und erst nach einer ganzen Weile klar wird, dass es auch nicht weitergehen wird. Es wird nach Ärzten gerufen, zwei Krankenschwestern eilen los, Sanitäter betreten den Zug – irgendwas muss passiert sein. Doch das alles geht Anna nichts an, geht ihr nicht nahe, und als sie sich zufällig mit einer fremden Frau ein Taxi teilt, die Augenzeugin dessen ist, was geschehen ist, fragt Anna eher aus Neugier nach, was geschehen ist. Und das ist schon unglaublich schrecklich: Lou, die wie Anna auf dem Weg zur Arbeit ist, saß einem Paar gegenüber – und ganz plötzlich brach der Mann zusammen und starb. Herzinfarkt vermutlich. Lou ist schockiert, weil sie sich so hilflos gefühlt hat, und die beiden Frauen fühlen sich irgendwie verbunden durch das, was im Zug passiert ist.
    Noch bevor das Taxi sein Ziel erreicht hat, bekommt Anna dann einen Anruf auf ihrem Handy. Ihre beste Freundin ist dran – und vollkommen außer sich: Karen weiß nämlich einfach nicht mehr, was sie machen soll. Sie wollte doch nur mit ihrem Mann Simon nach London fahren, um die Papiere für den Kauf des neuen Hauses zu unterschreiben – und nun ist Simon auf der Zugfahrt ganz plötzlich gestorben. Wie kann das sein?
    Plötzlich ändert sich nicht nur Karens Leben; auch für Anna und sogar für Lou wird von nun an alles anders. Sie sind auf ganz verschiedene Weise mit diesem Moment und mit Simons Tod konfrontiert, und jetzt gilt es, mit dem Leben klarzukommen, da zu sein und weiterzumachen.


    Meine Meinung:
    “One Moment, One Morning” ist ein wunderschönen Buch, und das vollkommen ohne Kitschfaktor. Die drei Frauen sind sehr unterschiedlich und werden von der Autorin sehr liebevoll dargestellt. Ich mochte Anna am liebsten, die sich nicht nur um ihre beste Freundin kümmern muss, sondern die auch eigene Sorgen hat, da ihr Partner Steve ein Alkoholproblem hat. Ich fand es spannend zu lesen, wie Anna den Spagat zwischen dem Managen des eigenen Lebens und der Sorge um Karen und deren Kinder schafft. Aber auch Karen und Lou sind wirklich liebenswert und die Kapitel über sie sind sehr spannend zu lesen.
    Der Erzählstil macht einen großen Teil des Reizes aus. Denn neben der Handlung ist die ruhige Erzählweise ein besonderes Plus des Romans. Trotz der zum Teil dramatischen Ereignisse wird das Buch niemals sensationsheischend oder übertrieben erzählt. Es fängt Stimmungen und Zwischenmenschliches ein und zeigt auf, wie wichtig es ist, dass man Menschen hat, die zu einem stehen und die dies vor allem selbstverständlich tun.
    “One Moment, One Morning” ist ein richtiges Wohlfühlbuch, und das ist angesichts dessen, was die drei Frauen erleben, eigentlich eher merkwürdig. Es vermittelte mir beim Lesen irgendwie das Gefühl, dass es im Leben immer weitergeht, dass man schwere Zeiten meistern und irgendwie gestärkt aus ihnen hervorgehen kann, und das ganz ohne dass die Autorin einem mit erhobenem Zeigefinger einen Lebensratgeber schreiben würde. Anna, Lou und Karen machen ganz sicher nicht immer alles richtig, und oft haben sie Schwierigkeiten damit, ihr Leben in den Griff zu bekommen, aber dass sie so echt und ehrlich wirken, hat mir gerade gut gefallen.
    Das Buch hat mich nach den ersten Seiten, als mir noch nicht klar war, wie Anna und Karen miteinander verbunden sind, nicht herausragend gefallen, nach und nach entwickelte es dann aber einen Sog, dem ich mich nur schwer entziehen konnte.
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