Als Schottlan-Fanatiker "fresse" ich fast alles, was mit diesem tollen Land zu tun hat - da stört es mich auch nicht, dass Romane dieser Art gerne als "Frauen-Bücher" verrufen sind. Das Buch ist von einer neuen Autorin (Erstlingswerk, geplant ist eine Trilogie) und in einer sehr erfrischenden, angenehmen Art geschrieben. Besonders gefällt mir die Detail-Treue, an der man erkennt, wie viel Recherche hinter dem Buch steckt - ich kann es, denke ich, beurteilen, da ich selber Reiseführer über Schottland schreibe und seit Jahren mit meiner Frau eine diesbezügliche private Website betreibe.
Claudia Schwarz entführt die Leserinnen in die raue Romantik der schottischen Highlands. "Hochlandfuchs" spielt gegen Ende des 17. Jahrhunderts. Die Liebe des jungen, englischen Viscounts Raven zu Sionnach, der mittellosen Tochter eines einfachen schottischen Hochlandbauern, setzt sich über alle machtpolitischen und standeswidrigen Grenzen hinweg.Man schreibt das Jahr 1689. Das englische Parlament erklärt König James VII. von England und Schottland für abgesetzt und erhebt stattdessen William II. auf den Thron. Die Willkür dieser Entscheidung ruft bei vielen Schotten deutliches Missfallen hervor. Besonders die Hochlandclans weigern sich, William als Herrscher anzuerkennen und stehen weiterhin treu hinter James.Auch der Clan MacDonell of Glengarry, ein einflussreicher Zweig des mächtigen MacDonald-Clans, unterstützt den gestürzten Monarchen. Die achtzehnjährige Sionnach, Tochter eines Bauern aus Glenfinnan, deren Familie dem Clan der MacDonell angehört, hält sich jedoch nicht mit Politik auf.Der Herbst naht, es hat den Anschein, dass ihr Bruder und ihr Vater nicht mehr aus einer Schlacht zurückkehren. Die Nahrung wird knapp und es gibt keinen anderen Ausweg, als dass Sionnach fort muss, um nach Arbeit zu suchen. Auf ihrem Weg trifft sie unvermittelt auf ihren Bruder. Doch beide werden von Engländern festgenommen und an einen Sklavenhändler verkauft, der Sionnachs Bruder in einem Steinbruch arbeiten lässt, welcher dem Duke von Northumberland gehört. Auf der Burg muss Sionnach als Zimmermagd arbeiten und lernt dort den jungen Viscount Raven, den Halbbruder des Dukes, kennen, der sich unsterblich in sie verliebt. Doch ihrer beiden Stände erlauben solche Gefühle nicht...
Hier eine kurze Leseprobe:
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Die Zelle, in die man sie brachte, zeigte sich bei weitem nicht so schlimm, wie Sionnach befürchtet hatte. Der quaderförmige Raum war klein, aber entgegen ihrer Annahme sauber und trocken. Es gab eine vergitterte Fensteröffnung, die dem Gefangenen einen Blick hinaus auf den See und die umgrenzenden Hügelketten gewährte. An einer der nackten Wände ragte ein dicker Ring aus dem Mauerwerk, von dem ein Paar Handschellen herabbaumelten. Doch zu Sionnachs großer Erleich-terung blieben sie ungenutzt. Zwar beließ man Brendan in Fesseln, verzichtete aber darauf ihn anzuketten.
»Du hättest deine Chance nutzen und flüchten sollen«, brummte er und ließ sich auf dem kalten Steinboden nieder. »Warum, zum Teufel, könnt ihr Frauen euch zur Abwechslung nicht mal gehorsam zeigen, wenn ein Mann etwas sagt?«
Zerknirscht senkte Sionnach ihren Kopf. »Bist du mir sehr böse?«
»Das sollte ich wohl sein, aber du machst es mir nicht besonders leicht.«
Sie setzte sich neben ihn und schmiegte sich schutzsuchend an seine Schulter.
»Was glaubst du, werden sie mit uns machen?«, fragte sie beklom-men, denn trotz des Umstandes, Brendan in ihrer Nähe zu wissen, hatte sie schreckliche Angst vor dem, was man ihnen antun könnte.
Brendan wiegte nachdenklich den Kopf. »Sofern es gut läuft und die Männer, die über mich urteilen werden, milde gestimmt sind, habe ich vielleicht Glück und komme mit einer sicherlich nicht sehr angenehmen, aber in Anbetracht des Vergehens, dessen man mich beschuldigt, durchaus vertretbaren Auspeitschung davon.«
»Wenn es gut läuft?«, wiederholte Sionnach erschüttert. »Was er-wartest du denn bei schlechter Laune?«
»Dass sie mich hängen«, erwiderte Brendan nüchtern, hielt seinen Blick jedoch starr von ihr abgewandt, während er sprach.
Sionnach erbleichte. »Aber das … das können sie nicht tun«, flüsterte sie bestürzt.
»Sie können und sie werden. Dem Gesetz nach bin ich zweifelsfrei ein Viehdieb und auch noch dumm genug gewesen, mich als ein solcher erwischen zu lassen«, seufzte Brendan.
»Der Lord wird sicher nicht zulassen, dass die Engländer ein Mitglied unseres Clans hinrichten«, ereiferte Sionnach sich.
»Und selbst wenn - bis er von unserer Festnahme erfährt und seine Männer schickt, bin ich längst tot«, machte Brendan ihren zarten Hoffnungsschimmer gleich darauf wieder zunichte. »Aber immerhin reiten sie nicht mit leeren Händen heim, denn zumindest dich werden sie auslösen können.«
»Aber wie – ich … ich dachte, ich bekomme die gleiche Strafe wie du«, stammelte Sionnach verwirrt.
Brendan schüttelte den Kopf. »Eher unwahrscheinlich. Mit mir als Sündenbock können sie sich dieser unbequemen Sache problemlos entledigen und es als ausreichend geregelt betrachten, um Campbell Genugtuung zu verschaffen. Dein Name wird vermutlich nicht mal in ihren Akten auftauchen. Nichtsdestotrotz solltest du dich vorsehen.«
»Was meinst du?«
»Du bist eine Frau, mein Herz, und eine verflucht hübsche noch dazu.« Der Blick seiner blauen Augen streifte warm über ihre sich schamvoll rötenden Wangen. »Sie werden nicht zögern, sich an dir zu vergreifen, wenn ihnen der Sinn danach steht. Dieser Hauptmann ist auch nicht besser als seine Untergebenen. Was glaubst du wohl, warum er sich persönlich um deinen Verbleib kümmern wollte?«
»Du meinst …?« Sionnach schauderte unwillkürlich, als sie den Ge-danken ihres Bruders zu Ende dachte. »Aber sie … sie unterstehen dem
Befehl des Königs und würden ihre Ehre riskieren.«
Brendan schnaubte abfällig. »Welche Ehre? Sie haben Schottland um seinen rechtmäßigen Herrscher betrogen und unterstehen dem Befehl einer protestantischen, vom englischen Parlament gewählten Marionette, die niemals unser König sein wird. Unser König ist und bleibt James.« Die stolze Inbrunst, mit der er seine Meinung und damit die viele Hochländer äußerte, räumte jeden Zweifel an seiner Überzeugung aus.
Was das betraf, waren Sionnachs Wünsche weit schlichterer Natur. Sie zerbrach sie sich lediglich den Kopf darüber, wie der Mann, der eines Tages Gefallen an ihr finden und um sie werben würde, das Wohlwollen ihres Vaters erlangen konnte. Für Politik interessierte sie sich nicht. Solange der amtierende König nur für Gerechtigkeit und Frieden sorgen und sie und ihre Leute in Ruhe ihr Leben leben ließ, gab es für sie keinen Grund zur Beanstandung.
Ganz anders hingegen Vater und Bruder. Obwohl sie nur einfache Bauern waren, hatten sie ihre Entscheidung, unter Bonnie Dundees Führung gegen das englische Parlament aufzubegehren, aus tiefstem Herzen getroffen und standen König James auch nach seiner Absetzung loyal zur Seite. Sie hatten ihr Leben dafür riskiert, ihn wieder als rechtmäßigen Herrscher auf dem Thron zu sehen und hielten an dem fest, woran sie glaubten, selbst wenn es bedeutete, dass sie für ihre Grundsätze leiden mussten.
»Ich habe Angst, Brendan«, flüsterte Sionnach mit bebender Stimme und rückte noch ein Stück näher an ihren Bruder heran.
Brendan legte seine gefesselten Arme um ihre schmale Gestalt und drückte sie sanft an seine Brust, so dass sie das beruhigende Schlagen seines Herzens hören konnte.
»Sorge dich nicht, Füchschen. Sei einfach wachsam, und pass gut auf dich auf.« Er hauchte ihr einen Kuss auf das glatte rote Haar und sog den Duft, den es verströmte, so tief ein, als würde er nie wieder Gelegenheit dazu bekommen. »Und nun versuche ein bisschen zu schlafen. Morgen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus.«
»Versprochen?«
»Versprochen.« Um seiner Lüge nicht entlarvt zu werden, schloss Brendan rasch die Augen. Gern hätte auch er sich dem beruhigenden Gefühl hingegeben, dass alles wieder gut werden würde, doch er wusste, dass ihre Chancen, heil aus der Sache herauszukommen, bei Null lagen.
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