Das Bildnis des Grafen - Christine Wirth (ab 01.02.2013)

  • Oh, Hasewue, wie schade! :( Ich hätte dich so gern dabeigehabt; auch, weil wir uns doch schon recht lange kennen... aber ich verstehe deine Gründe. Die Geschichte ist ziemlich anspruchsvoll - in den letzten Tagen habe ich als "Hausarbeit" mal wieder reingeschaut ins Buch und festgestellt, dass selbst ich als die "Erfinderin" mich da wieder reinfinden muss. So nebenbei und mit Prüfungen im Nacken wird es wohl nicht leicht zu lesen sein. Aber du weißt ja, du kannst jederzeit hier einsteigen oder mich auf dem Grafen-Thread mit Fragen bombardieren. :wink:


    Alles Gute für deine Prüfungen! Meine Daumen sind fest gedrückt.

  • Sobald ich mit meinen Prüfungen durch bin (20.2.) werde ich dann auch anfangen und hier posten, vielleicht ist ja dann noch der ein oder andere Leser hier. :) Und dann kann ich mich auch voll auf dein Buch konzentrieren! :D

    Ich drücke dir ganz fest die Daumen für deine Prüfungen. Ich werde dann auch noch in diesen Thread schauen, bin immer neugierig, wie andere das Buch finden, bzw Stellen interpretieren. Vielleicht bin ich ja auch noch am lesen :wink:

  • Sitzt ihr schon in den Startlöchern oder habt mal ins Buch reingelinst? :wink: Ich bin jedenfalls bereit und aktualisiere noch mal die Liste (bin für Änderungen aber freilich auch während der Runde offen und freue mich über jeden Mitleser).


    - Baba
    - Naraya
    - daniii
    - Pandämonium
    - Strandläuferin
    - Mara
    - Sugar
    - Janini87
    - Vicidog


    Ich hoffe, dass jeder mitbekommen hat, dass die Runde morgen anfängt. Auf einen guten Austausch und interessante Meinungen zum "Bildnis des Grafen!" :anstossen:

  • Sitzt ihr schon in den Startlöchern oder habt mal ins Buch reingelinst?


    Erwischt, ich habe schon mal reingelinst und die ersten 2-3 Seiten gelesen.
    Freue mich schon sehr auf die Leserunde und Strandläuferin ich bin gespannt, wen du besonders ins Herz geschlossen hast.

    Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.
    (Jorge Luis Borges)

  • Ich stoße im Laufe des Wochenendes dazu, ich habe heute und morgen nur wenig Zeit, da ich mein regelmäßiges Kontrolltraining für den Rücken habe und heute Abend ins Theater gehe :D Morgen gehe ich noch zum Zumba und Schwimmen, und der Wocheneinkauf will auch noch erledigt werden ... aber irgendwo werde ich mir ein Stündchen (oder zwei) freischaufeln. Ich freu mich auf jeden Fall schon drauf :cheers:

    :study: John Steinbeck - East of Eden

    :study: Frank Witzel - Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969

    :montag: Veronica Roth - Rat der Neun

    :musik: Claire North - Die vielen Leben des Harry August


    "There is freedom waiting for you, on the breezes of the sky, and you ask 'What if I fall?'
    Oh but my darling, what if you fly?"
    (Erin Hanson)

  • Ich habe Jane Eyre erst mal auf Eis gelegt und gestern abend schon mal die ersten Seiten des Grafen gelesen.


    Wer ist das eigentlich auf dem Titelbild?

    Hunde sind wie Bücher, man muss nur in ihnen lesen können, dann kann man viel lernen.


    [align=center]Oliver Jobes

  • Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie aufregend eine Leserunde für mich ist! Ich freu mich sehr, dass es geklappt hat, ihr so zahlreich vertreten seid und wir bestimmt einen guten Austausch haben werden. :D Ich werde mich ein bisschen zurückhalten und euch auch mal spekulieren lassen (hehe, ich bin fies... :twisted: ), damit die Spannung nicht verloren geht.

    Wer ist das eigentlich auf dem Titelbild?


    Das ist eine lustige Geschichte, die vermutlich auch mit meiner Vorliebe für Nostalgie und Vergangenheit zu tun hat. Mein Schatz und ich haben früher als Hobby ganz alte Fotografien auf Trödelmärkten gesammelt, meist datiert um 1900 bis 1920. Im Frontispitz eurer Ausgabe kann man das auf einer Platte aufgezogene Original sehen. Der fesche Bub soll den Grafen im Jugendalter darstellen, aber ursprünglich stammt er vermutlich aus Baden oder dem Schwabenländle - wir sind höchstwahrscheinlich nicht miteinander verwandt. :wink: Ich glaube, die Aufnahme wurde so um 1915 herum gemacht, was auch wieder in den Zeitrahmen passt. Und irgendwie hat der Junge etwas Geheimnisvolles, fast Melancholisches, das meinem Carrick Escaray entgegenkam.

  • Ich werde mich ein bisschen zurückhalten und euch auch mal spekulieren lassen (hehe, ich bin fies... :twisted: ), damit die Spannung nicht verloren geht.


    Nein bist du nicht, denn mitfiebern und spekulieren, falschen oder echten Fährten folgen, Recht haben oder überrascht werden gehört für mich bei einem guten Buch dazu.
    Deshalb bitte bloß nichts verraten. :friends:

    Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.
    (Jorge Luis Borges)

  • Hallo ihr Lieben,


    ich werde erst heute Abend im Bettchen anfangen können zu lesen. Wir haben heute überraschend Besuch bekommen und waren mit denen bis eben in der Sauna. Puh, bin ich jetzt platt!


    Ich freu' mich aber schon auf die Leserunde mit euch!

  • Ich mache mal den Anfang mit dem ersten Abschnitt.


    Ich bin schon wieder begeistert von Renoir, ich mag ihn einfach. Dass er gut aussieht, erfahren wir ja schon auf diesen paar Seiten, aber ich mag auch einfach seine Art. Er ist höflich und freundlich, aber gleichzeitig weiß er auch, was er kann und was er will.


    Das Anwesen der Whitehursts hat es schon ziemlich in sich. Ich stelle es mir einerseits sehr schön, andererseits aber auch düster und geheimnisvoll vor. Natürlich: es ist abgelegen, der Weg dorthin beschwerlich, all das kommt auch dazu. Dass zuerst niemand aufmacht, als Renoir ankommt, trägt dazu noch bei, dass man sich fragt, wohin Renoir hier eigentlich unterwegs bzw. wo er denn bloß gelandet ist. Bei dem riesigen Anwesen rechnet man irgendwie direkt damit, dass Bedienstete herbeieilen und die Tür öffnen; und dann ist es die Ehefrau des Earls. Irgendwie trägt das noch zu diesem rätselhaften Gefühl bei, das man beim Lesen hat.


    Und dann die Personen, die Renoir in dem Anwesen trifft.
    Die Frau, die ihm ein Essen bringt, die aber - und ehrlich gesagt kommt das für mich aus heiterem Himmel - Renoir was zu seiner Wirkung auf Frauen sagen will, ist mir suspekt. Nicht, dass ich denke, dass sie eine tragende Rolle spielt (ich erinnere mich ehrlich gesagt kaum mehr an sie), aber ihr Verhalten ist erstmal wenig greifbar.

    Zitat

    "Sie sind ein gutaussehender Mann, Monsieur Renoir. Verheiratet? Natürlich! Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf: Flirten Sie nicht mit einsamen Ladies, die mindestens fünfzehn Jahre älter sind als Sie!"

    Renoir hat für mein Empfinden überhaupt nicht mit ihr geflirtet, aber vielleicht hat er einfach eine solche Wirkung auf Frauen. :wink:


    Der Earl hat schon einige Eigenschaften, die man sich von einem Mann in dieser Position verspricht. Er prahlt mit seinen Errungenschaften und ist ziemlich von sich eingenommen (warum eben auch nicht). Dass sein Wunsch anderen Befehl ist, wird schon hier deutlich: es geht nicht darum, ob Renoir bleibt, sondern nur darum, wie lange er bleibt. Und dass er sich Valentine gegenüber so verständnislos verhält, ist sicher auch nicht feinfühlig, aber nachvollziehbar, zumal in dieser Zeit. Dass er mit Valentine nicht umzugehen weiß, kann man glaube ich verstehen.
    Der Junge wirkt ja auch schon sehr speziell und steht neben sich. Er ist für mich zugegebenermaßen am Anfang noch nicht so interessant - interessant ist, wie Renoir auf ihn reagiert, wie man durch ihn erfährt, wie traumatisiert Renoir eigentlich selbst ist. Was genau er im Krieg erlebt hat oder ob er "allgemein" an seinen Kriegserinnerungen zu knapsen hat, weiß man jetzt noch nicht, aber schon die ersten Seiten legen so viele Fäden aus, dass sie mir als Romananfang sehr gut gefallen.


    Ich freu mich aufs Weiterlesen. :study:

  • Bis Seite 13


    Renoir wirkt auf mich bisher schon mal sehr sympathisch.
    Höflich, aber auch selbstbewusst. Er lässt sich von dem Earl nicht einschüchtern, ist aber auch nicht pampig. Ich finde er reagiert recht souverän.
    Besonders gut hat mir gefallen, dass er sich von dem Anwesen nicht hat einschüchtern lassen, sondern laut auf die Hupe gedrückt hat, als keiner auf sein Klopfen reagiert hat.
    Er ist wer, er kann was und lässt sich nicht unterbuttern und empfindet keine übertriebene Ehrfurcht vor großen Häusern oder großen Namen.


    Renoir hat für mein Empfinden überhaupt nicht mit ihr geflirtet,

    Ich hatte auch nicht den Eindruck, dass er flirtet.


    Dass es bei so einem großen Anwesen kein Dienstpersonal zu geben scheint, ist etwas seltsam. Wer weiß, was dahinter steckt.


    Die Andeutung, dass Renoir wahnsinnig war und geheilt ist, hat mich neugierig gemacht. Ich bin sehr gespannt, was man über ihn und seine Vergangenheit noch erfährt und wie das eventuell mit Valentine und seiner Krankheit zusammenhängen könnte.
    Als Valentines Narben beschrieben wurde, dachte ich kurzfristig an einen Hirnschaden durch die Verletzungen, doch Whitehurst bestätigte ja, dass physisch alles in Ordnung ist.


    Whitehurst ist übrigens ein richtiger Sonnenschein. :wink:
    Dass er über die Krankheit seines Neffen verzweifelt ist, kann ich ja noch verstehen, aber das er Renoir beinahe droht, finde ich dann schon ziemlich heftig.


    Zitat

    Falls es Ihnen nicht gelingt, ihn innerhalb der nächsten Monate zu kurieren, sorge ich persönlich dafür, dass ihr Ruf für alle Zeit ruiniert ist. Ich habe die Mittel dazu, Renoir. Bezahlt werden Sie selbstverständlich nur, sobald für mich ein Erfolg feststellbar ist.
    S. 13


    Da kommt für mich aber auch gleichzeitig der Verdacht auf, dass es um die Finanzen der Familie nicht sonderlich gut bestellt ist.


    Etwas gewöhnungsbedürftig finde ich manche Ausdrücke, die für mich fast ein wenig zu übertrieben oder hochgestochen klingen.
    Z.B. „Er kredenzte ihm den Wein.“ „Der Verdacht, der ihm nicht konvenierte.“
    Natürlich ist zu dieser Zeit die Sprache etwas anders, was mir auch sehr gefällt. Doch während der Beschreibung einer Handlung finde ich diese Ausdrücke nicht so ganz passend und ein klein wenig übertrieben.
    Allerdings muss ich sagen, dass mir das zwar aufgefallen ist, mich aber auch nicht wirklich stört, also kein wirklicher Kritikpunkt ist, zumindest kein ernst zu nehmender. Eher einer, der in dem wunderbaren flüssigen Schreibstil, den authentisch gezeichneten Charakteren, der bildhaften Beschreibungen und der tollen Atmosphäre des Romans sowieso untergeht. :D :study:
    Es herrscht so eine besondere Atmosphäre. Das ist mir in "Vom Ernst des Lebens" bereits aufgefallen und hat mich auch hier gleich wieder gepackt.
    Doch ich will am Anfang nicht gleich zu euphorisch sein, sondern erst mal sehen, ob es so weitergeht.
    Eins aber kann ich schon sagen: "Ich freue mich unglaublich auf diese Geschichte."

    Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.
    (Jorge Luis Borges)

    Einmal editiert, zuletzt von Pandämonium ()

  • Etwas gewöhnungsbedürftig finde ich manche Ausdrücke, die für mich fast ein wenig zu übertrieben oder hochgestochen klingen.
    Z.B. „Er kredenzte ihm den Wein.“ „Der Verdacht, der ihm nicht konvenierte.“
    Natürlich ist zu dieser Zeit die Sprache etwas anders, was mir auch sehr gefällt. Doch während der Beschreibung einer Handlung finde ich diese Ausdrücke nicht so ganz passend und ein klein wenig übertrieben.

    Gerade am Anfang fällt die Sprache in der Hinsicht sehr auf, finde ich. Eigentlich finde ich es ganz interessant, dass die Sprache auch beim Erzählen der Zeit, in der sie spielt, angepasst ist, aber gerade das "konvenierte" ist mir beim Lesen auch sehr aufgefallen. In Yaels anderen beiden Romanen, die ich kenne, ist mir das nicht so aufgefallen, beim "Grafen" jedoch auch sehr. Aber dazu kann uns die Autorin ja hoffentlich noch was sagen. :wink:

  • Renoir hat für mein Empfinden überhaupt nicht mit ihr geflirtet, aber vielleicht hat er einfach eine solche Wirkung auf Frauen. :wink:


    Ja, ich glaube, da liegst du richtig. Er hat ohne es zu wollen ordentlich Schlag bei Frauen. Das siehst du ja bei dir und Pandi. :wink: Und ehrlich gesagt, ich finde ihn auch ziemlich attraktiv in seiner Verschlossenheit und der Mischung aus Selbstbewusstsein und Verletzlichkeit. Es hat mich überrascht, wie gut ihr beide ihn charakterisiert habt schon nach wenigen Seiten.


    Whitehurst ist übrigens ein richtiger Sonnenschein. :wink:
    Dass er über die Krankheit seines Neffen verzweifelt ist, kann ich ja noch verstehen, aber das er Renoir beinahe droht, finde ich dann schon ziemlich heftig.


    Haha, stimmt. Es gibt Gründe dafür, weshalb er sich Renoir gegenüber so bärbeißig präsentiert.

    Etwas gewöhnungsbedürftig finde ich manche Ausdrücke, die für mich fast ein wenig zu übertrieben oder hochgestochen klingen.
    Z.B. „Er kredenzte ihm den Wein.“ „Der Verdacht, der ihm nicht konvenierte.“
    Natürlich ist zu dieser Zeit die Sprache etwas anders, was mir auch sehr gefällt. Doch während der Beschreibung einer Handlung finde ich diese Ausdrücke nicht so ganz passend und ein klein wenig übertrieben.Allerdings muss ich sagen, dass mir das zwar aufgefallen ist, mich aber auch nicht wirklich stört, also kein wirklicher Kritikpunkt ist, zumindest kein ernst zu nehmender. Eher einer, der in dem wunderbaren flüssigen Schreibstil, den authentisch gezeichneten Charakteren, der bildhaften Beschreibungen und der tollen Atmosphäre des Romans sowieso untergeht. :D :study:


    Das ist etwas, was mir irgendwie eigen ist. Ich bin, was Sprache betrifft, ein bisschen altmodisch, gerade wenn ich historische Geschichten schreibe. Manchmal stört mich das selbst, aber andererseits mag ich diese ungewöhnlichen Ausdrücke, die fast keiner mehr im Schriftdeutsch verwendet.

    Zitat

    Es herrscht so eine besondere Atmosphäre. Das ist mir in "Vom Ernst des Lebens" bereits aufgefallen und hat mich auch hier gleich wieder gepackt.


    Lass dich drücken! :friends: Das ist ein so schönes Kompliment, dass ich richtig rot geworden bin.

  • Bis Seite 14, erster Abschnitt


    Renoir als Person wirkt bisher sympatisch und kompetent. Der Earl wirkt auf mich unsympathisch und herrschsüchtig.



    Das Anwesen der Whitehursts hat es schon ziemlich in sich. Ich stelle es mir einerseits sehr schön, andererseits aber auch düster und geheimnisvoll vor. Natürlich: es ist abgelegen, der Weg dorthin beschwerlich, all das kommt auch dazu. Dass zuerst niemand aufmacht, als Renoir ankommt, trägt dazu noch bei, dass man sich fragt, wohin Renoir hier eigentlich unterwegs bzw. wo er denn bloß gelandet ist. Bei dem riesigen Anwesen rechnet man irgendwie direkt damit, dass Bedienstete herbeieilen und die Tür öffnen; und dann ist es die Ehefrau des Earls. Irgendwie trägt das noch zu diesem rätselhaften Gefühl bei, das man beim Lesen hat.

    Mir ging es ähnlich beim Lesen der Beschreibung. Die Frage die sich mir stellt: Gibt es gar keine Bedienstete, und warum ist das so?

    Etwas gewöhnungsbedürftig finde ich manche Ausdrücke, die für mich fast ein wenig zu übertrieben oder hochgestochen klingen.
    Z.B. „Er kredenzte ihm den Wein.“ „Der Verdacht, der ihm nicht konvenierte.“
    Natürlich ist zu dieser Zeit die Sprache etwas anders, was mir auch sehr gefällt. Doch während der Beschreibung einer Handlung finde ich diese Ausdrücke nicht so ganz passend und ein klein wenig übertrieben.
    Allerdings muss ich sagen, dass mir das zwar aufgefallen ist, mich aber auch nicht wirklich stört, also kein wirklicher Kritikpunkt ist, zumindest kein ernst zu nehmender. Eher einer, der in dem wunderbaren flüssigen Schreibstil, den authentisch gezeichneten Charakteren, der bildhaften Beschreibungen und der tollen Atmosphäre des Romans sowieso untergeht

    Da stimme ich dir zu. Yael schafft es, dass beim lesen ein Kinofilm im Kopf läuft und es macht Lust aufs weiter lesen.