Rebecca Martin - Die verlorene Geschichte

  • Zitate


    „Hier, dachte Claire, hat damals die Schaukel gehangen. Jauchzen. Kirschmünder. Lachen. Glückliche Monate. Rike auf ihrem Schoß, in ihren Armen, ein kleines schutzbedürftiges Baby, lachende Nachbarskinder, darunte eine Ilse, an die sie sich besonders gut erinnerte, ein sehr ernsthaftes blondes Mädchen, nur ein paar Jahre jünger als sie selbst.
    S.63/64


    „Das traurige Haus, so hatte man es genannt, das Haus der Schwestern.“
    S.224


    Überblick


    Die Geschichte umfasst insgesamt 505 Seiten. Jedoch findet man als Anhang noch eine Danksagung der Autorin, ein Interview mit ihr sowie einen Stammbaum, um die vielen verwobenen Verknüpfungen zu verstehen. Ich würde jedoch empfehlen, den Stammbaum wirklich erst am Schluss des Buches zu lesen, da sonst viel Lesefreude und Spannung genommen würde.
    Zum Aufbau des Buches: Wir haben einen Prolog, der im Juli 1951 spielt. Des Weiteren gibt es zehn Teil sowie einen Epilog. Jeder einzelne Teil spielt in einer anderen Epoche. Außerdem gibt es dadurch keine durchgängige Zählung der einzelnen Kapitel – diese ist jedem Teil für sich abgeschlossen. Insgesamt hat man dann 67 Kapitel. Durchbrochen wird dies ab und zu auch durch Rückblicke einzelner Personen oder einen Brief, die nicht in die Kapitelzählung miteinbezogen werden. Übrigens hat jeder Teil seinen eigenen Titel: z.B. heißt der erste Teil Familienbande, der letzte Teil Ein Anfang und ein Ende. Oft sind die Teile auch nach den Hauptprotagonisten benannt, der vierte Teil heißt daher beispielsweise Claire.


    Meine Meinung


    Lea ist schwanger und wird aus diesem Grund von ihrem Lebensgefährten im Stich gelassen. Sie weiß nicht, an wen sie sich wenden soll: Mit Rike, ihrer Mutter, versteht sie sich nicht so gut, ihre beste Freundin Millie ist in Spanien unterwegs und ansonsten ist da groß niemand. In dieser Zeit begegnet sie einem fremden Mann in einem orangenen Käfer (ja, der muss extra erwähnt werden, weil wir ja auch einen kleinen orangenen Schatz in der Garage stehen haben). Wichtiger allerdings ist Claire, ihre eigentlich verstorbene Großmutter, die plötzlich vor ihrer Haustür steht – die Vorwarnung war ein Prospekt von Claires australischem Guest House.
    Claire wiederum hat schon seit einigen Jahren Sehnsucht nach Deutschland und daher das Weingut ihrer Familie gekauft, der Ort, an dem sie ihre glücklichste Zeit erlebt hat. Jedoch kamen ihr der Tod ihres Ehemannes und ihrer Schwiegertochter dazwischen, so dass sie erst jetzt ihre Pläne verwirklichen kann – allerhöchste Zeit, würde ich sagen, denn Claire ist bereits 85.
    Zuerst mal finde ich, dass Lea Claire ein bisschen arg schnell akzeptiert. Wenn bei mir eine alte Dame vor der Tür stehen würde und mir erzählen würde, sie wäre meine Großmutter, die ich nur nicht kenne, wäre ich nicht so schnell dabei. Lea akzeptiert Claire praktisch sofort. Und kann auch gleich mal ihren ganzen Jahresurlaub nehmen und bei der Renovierung helfen. Sehr praktisch und sehr unwahrscheinlich.
    Ich finde, Rebecca Martins Geschichte hat unglaublich viel Potenzial. Es gibt immer wieder kleinere Schwächen und vor allen Dingen auch immer wieder Kürzungen: Die Probleme zwischen Claire und ihrer Tochter Rike. Claires Sohn John und seine Probleme sowie seine Tochter Judy. Und dann wäre da auch noch die Liebesgeschichte zwischen Lea und Tom, ich bin immer noch nicht sicher, wie sich das Ganze entwickelt hat, es läuft einfach so nebenher. Gerade eben die Geschichten aus der Gegenwart wirken etwas überstürzt stellenweise und nicht richtig ausgearbeitet. Die Vergangenheit – beide Zeitstränge – sind dagegen liebevoller ausgearbeitet und gestaltet. Da habe ich das Gefühl, dass der Autorin dieser Teil mehr lag.
    Dennoch, wie bereits gesagt, die Geschichte hat Potential und ich hätte mich gefreut, wenn sie dieses noch mehr ausgearbeitet hätte. Das Gesamtkonzept des Buches ist in sich stimmig und die verschiedenen historischen Stränge wirken sich fantastisch aufeinander aus. Die Verstrickungen bleiben bis zum Ende spannend und erst zum Schluss findet man heraus, wer das Skelett ist, das im Prolog bei Ludwig gefunden wurde.
    Stilistisch ist es wirklich schön geschrieben, doch auch wenn es heißt, der Roman würde an beispielsweise Kate Morton heranreichen, sehe ich das nicht ganz so. Kate Morton ist eine Meisterin auf ihrem Gebiet und auch wenn Rebecca Martin wirklich eine tolle Geschichte geschrieben hat, schafft sie es doch nicht an die Klasse einer Frau Morton heran.


    Fazit


    Ich denke, Frau Martin hätte ihr Potential noch mehr ausschöpfen können. Streckenweise ist der Roman wirklich hervorragend gelungen, doch es gibt auch Schwächen. Manchmal mangelt es an Erklärungen und Ausführungen, manchmal fehlt die Motivation für das Handeln. Nichtsdestotrotz ein sehr gutes und kurzweiliges Buch, denn gerade die historischen Teile sind interessant und in sich stimmig.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Und hier noch etwas zur Autorin:
    Rebecca Martin wurde 1990 in Berlin geboren. Seit 2004 Mitwirkung bei Film-, Fernseh- und Theaterproduktionen, u. a. in ›Guten Morgen, Herr Grothe (Grimme-Preis 2008 ). 2008 erschien der Roman ›Frühling und so‹. 2009 Abitur an der Kreuzberger Waldorfschule. Danach diverse Nebenjobs und noch mehr Praktika. Seit 2011 Werbetexterin in Hamburg.
    (amazon)

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker:

  • Meine Meinung :


    Auch ich finde, das Rebecca Martin mehr aus dieser Idee hätte herausholen können.
    Ich finde es gut, das die Geschichte auch in der Vergangenheit gespielt hat, aber der Wechsel war mir persönlich manchmal zu abrupt . Was mir auch nicht gefallen hat, war die Tatsache, das die Geschichte in mehrere Teile aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt wurde.Mal stand Lea im Mittelpunkt, mal Claire, mal Friederike und auch Judy. Das war für mich sehr verwirrend-als hätte die Autorin viele, viele Geschichten in eine packen wollen.
    Auch innerhalb der verschiedenen Kapitel hat Rebecca Martin -oder der Verlag -schnell die Orte gewechselt-während auf der linken Seite des Buches noch von Lea erzählt wurde , war man auf der re Seite des Buches schon wieder in Tom´s Leben involviert
    Außerdem fand ich das Ende "dahingegeschrieben" und die Emotionen kamen bei mir nicht richtig an


    Ich bin enttäuscht von der Geschichte und habe mich teilweise durch das Buch gequält.Deswegen gibt es von mir nur :
    :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Mir hat das Buch schon gefallen, obwohl ich den Schluss auch ein wenig zu schnell fand, "dahingeschrieben" trifft es ganz gut, mich hätte interessiert, wie Luisa die Geschichte ihrer Mutter aufgenommen hat, nachdem sie die Briefe gefunden hat, aber das bleibt dann wohl meiner Phantasie überlassen :D



    Lg Regina

    Ruhe, Stille, Sofa und eine Tasse Tee gehen über alles.


    Theodor Fontane

  • Erzählt wird eine packende Familiensaga, deren Verlauf die Familiengenerationen beeinflusst. Das ganze beginnt als Helene Stein im Juli 1792 bei einem Feuerwerk Gianluca Tozzi begegnet und sich unsterblich in ihn verliebt. Jedoch verliebt sich auch Monate später Marianne (Helenes Schwester) in Gianluca und er sich in sie. Und so nimmt das verhängnisvolle Schgicksal seinen lauf. Zudem Helene in ihrem Neid, ihrer Liebe und ihrer Missgunst einen großen Teil beigetragen hat.. Erzählt wird von verschiedenen Epochen, es wechselt immer wieder. Erzählt wird die Geschichte um 1792 : Gianluca, Marianne und Helene betreffen, um 1931 die Geschichte von Claire und 1997 die Geschichte von Lea und Rike in die auch Claire mit einfliesst.


    Meine Meinung: es ist ein sehr emotionales Buch, mir saßen mitunter mal die Tränen locker. Die Geschichten haben mich alle sehr bewegt. Die zentralen Figuren wurden sehr lebendig dargestellt, so das man sich alles sehr gut vorstellen konnte. Der Schreibstil war sehr flüssig und die Seiten flogen nur so an mir vorbei. Ich liebe dieses Buch. Und ich finde Rebecca Martin kann es locker mit Kate Morton aufnehmen. Die in diesem Genre in meiner Rangliste bisher ganz oben war. Es hat das Zeug zu einem Bestseller.