Klappentext:
Vampire, Gestaltwandler, Hexen, Magier - seit ewigen Zeiten leben die sogenannten "Anderen" unerkannt in unserer Mitte. Und seit ewigen Zeiten stehen sich die Mächte des Lichts und die Mächte der Finsternis unversöhnlich gegenüber, zurückgehalten nur durch einen vor vielen Jahren geschlossenen Waffenstillstand. Doch mit dem Auftauchen eines rätselhaften "Propheten" droht dieses Gleichgewicht zu kippen und ein Krieg zwischen den Mächten auszubrechen. Und nur Anton Gorodezki kann das verhindern.
Über den Autor:
Sergej Lukianenko, 1968 in Kasachstan geboren, studierte in Alma-Ata Medizin, war als Psychiater tätig und lebt nun als freier Schriftsteller in Moskau. Er ist der populärste russische Fantasy- und Science-Fiction-Autor der Gegenwart, seine Romane und Erzählungen wurden mehrfach preisgekrönt. Die Verfilmung von "Wächter der Nacht" war der erfolgreichste russische Film aller Zeiten.
Aufbau / Allgemeines:
„Wächter des Morgen“ ist der 5. Teil der Wächter-Reihe. Das Buch ist, wie alle anderen Bände auch, in 3 Teile gegliedert, die jeweils mit einem Prolog beginnen, an den sich mehrere Kapitel anschließen.
Inhalt:
Um es vorweg zu nehmen: wer die anderen Wächter-Romane nicht kennt, sollte diese erst lesen, bevor er zu „Wächter des Morgen“ greift. Und vielleicht sollte derjenige auch die Rezensionen zu diesem Buch erst später lesen.
Moskau Scheremetjewo: Auf dem Flughafen tut Dima Dienst, ein nach eigenen Worten guter Polizist. Er kann etwas, das nicht viele seiner Mitmenschen können: er erkennt die „Anderen“ an ihren Augen. Und heute begegnet ihm einer, den er nicht einordnen kann. Ein Tiger.
Gleicher Ort: ein kleiner Junge will nicht ins Flugzeug steigen, weil es abstürzen wird. Anton Gorodezki ist vor Ort und spürt, dass der Junge ein Prophet ist – von denen es nicht so viele gibt. Dieser Junge sagt etwas zu Anton, das wie der Teil einer Prophezeiung klingt, in der er eine große Rolle für das Weiterbestehen der Welt oder der Anderen spielt. Da Prophezeiungen die Neigung haben, in Erfüllung zu gehen, beginnt nun eine Jagd. Denn der Tiger hat die Aufgabe, den Propheten und jene, die seine Hauptprophezeiung kennen, zu töten.
Anton macht sich auf den Weg, um Propheten zu finden, die die Begegnung mit dem Tiger überlebt haben, denn er möchte Kesha retten. Die Begegnung mit Erasmus, dem alkohlabhängigen ehemigen Schüler Sebulons ist ein echter Spaß. Unterwegs gesellt sich die Hexe Alina an Antons Seite, die unbedingt erfahren will, was geweissagt wurde. Welches Ziel verfolgt sie wohl?
Nebenbei erleben wir ein bisschen Alltag eines Lichten: hier und da ein wenig Ordnung schaffen, einen Tag ohne Magie leben, Kinder unterrichten (dieses Zitat kann ich euch nicht vorenthalten - es ist ein Beispiel für das, was ich an Lukianenko liebe)
Zitat„…die Bücher von Rowling hatten unsere Arbeit wesentlich vereinfacht. Im Großen und Ganzen verstanden die Kinder unser Konzept auf Anhieb, nur dass es kein Hogwarts gab.“
Aber immer wieder kehren wir zu der Frage zurück: Wird wirklich die Welt verändert werden oder gar zugrunde gehen? Und welche Rolle spielt Antons Tochter Nadja in diesem Spiel?
Eigene Meinung:
Wie gesagt: Lieber Leser, greife erst zu den Bänden 1-4 der Wächter-Reihe. Dir würden viele Zusammenhänge fehlen und du würdest die Charaktere wohl nicht verstehen, die sich über alle Bücher entwickelt haben. Es ist, als träfe man gute Bekannte wieder, die man wieder ein Stück ihres Weges begleiten darf.
Dieser fünfte Band der Reihe ist ruhiger. Es gibt keine großen Duelle zwischen Licht und Dunkel, keine Verfolgungsjagden durch ganz Russland. Lukianenko kommt diesmal sehr philosophisch daher, gibt Denkanstöße: Was würdest du tun, wenn du die Macht hast, die Welt zu verändern? Ist deine Sicht auf die Dinge wirklich die richtige?
Wie immer wirft er den ein oder anderen kritischen Blick auf die russische Gesellschaft – und wie immer voll schwarzem Humor. Er hält uns unsere eigenen Vorurteile vor Augen. Und das alles ohne erhobenen Zeigefinger. Seine Figuren sind, obwohl Hohe Magier, wunderbar normal. Sie machen Fehler, haben Zweifel (die meisten zumindest) und nach 5 Bänden meint man sie richtig gut zu kennen.
Das Beste an Lukianenkos Romanen ist jedoch ihre Realitätsnähe. Sie spielen nicht in einer eigenen Fantasywelt, sondern direkt vor unserer Haustür. Und warum soll es diese „Anderen“ nicht geben? Ich würde sie gern treffen und ja – ich wäre auch gern einer.
Von mir gibt es und die Empfehlung für alle Wächter-Fans, diese gelungene Fortsetzung zu lesen.
Fazit:
Eine gelungene Fortführung der Wächter-Reihe. Du wirst von nun an deinen Mitmenschen genauer in die Augen sehen!