Richard Ford - Kanada / Canada

  • Außer den berühmten Sätzen, die bisher in jeder Literatursendung zitiert wurden: „Zuerst will ich von den Raubüberfall erzählen, den meine Eltern begangen haben. Dann von den Morden, die sich später ereigneten.“, bleibt nicht viel hängen von der Geschichte!


    Dell und Berner sind zweieiige Zwillinge, deren Eltern, beim oben erwähnten Raubüberfall kläglich scheitern, direkt gefasst werden und hinter Gitter gesteckt werden. Berner kann sich als Frühreife 15 Jährige selber retten, in dem sie wegläuft, der nur wenige Minuten jüngere Bruder Dell, gleichzeitig der Erzähler der Geschichte, wird von einer Bekannten der Mutter über die Grenze nach Kanada gebracht, um nicht ins Waisenhaus zu müssen.
    Doch die ersten 160 Seiten handeln zuerst einmal nur von der Planung des Banküberfalls, und da dieses Ereignis sowie das Resultat dessen vorweg genommen wird, muss der Leser erst einmal diese Seiten hinnehmen. Interessant ist dann die Entwicklung der Zwillinge, bis zu dem Zeitpunkt der Flucht. Knappe hundert Seiten.
    Dann reiht sich wieder eine Handlung in das Gefüge, die bunter, teilweise chaotisch, auf jedem Fall sehr unrealistisch daher kommt. Dell landet bei einer gescheiterten Existenz in Kanada, der später diese Morde tätigt. Arthur Remlinger, der ein herunter gekommenes Jagdhotel führt, bei dem sich der Leser fragt, warum wählt die Mutter der Zwillinge diese Figur für die weitere Erziehung ihrer Kinder?
    Und dann ist da noch dieses Objekt Charley Quarters. Im Klappentext wird er vorgestellt als „Präriequeen mit Holzfällerhemd und verschmierter Mascara …“


    Mir tut sich einfach der Grund nicht auf, warum man dieses Buch gelesen haben sollte? Für mich macht die Handlung keinen Sinn, die Figuren sind klischeehaft und in keinster Weise lebendig, authentisch oder nachvollziehbar, irgendwie sogar ganz am Leben vorbei gedacht. Vielleicht wäre es anders, wenn nur ein bunter Vogel in der Geschichte vorgekommen wäre, aber wenn alles ziemlich übertrieben wird, verliert man als Leser die Lust am Buch! An der Sprache habe ich nichts Außergewöhnliches feststellen können.


    Fazit: Ich mochte das Buch nicht! Gott sei Dank hatte ich dieses Buch nur ausgeliehen.


    Richard Ford wurde 1944 in Jackson, Mississippi, geboren und lebt heute in Maine. Er hat sieben Romane sowie Novellen, Kurzgeschichten und Essays veröffentlicht. 1996 erhielt er für „Unabhängigkeitstag“ den Pulitzer Prize.

  • Im Rückblick erzählt Dell seine Geschichte, die nunmehr etwa 50 Jahre zurückliegt.
    Als 15-jähriger lebt Dell mit seiner Zwillingsschwester und seinen Eltern in Great Falls, Montana - eine nur scheinbar normale Familie. Die Ehe seiner Eltern ist nicht sehr glücklich.
    Dells Mutter Neeva ist intelligent und arbeitet als Lehrerin, Dells Vater Bev ist ein Traumtänzer und unstet, hat ständig neue Ideen, die er euphorisch versucht, zu verwirklichen. Doch nichts klappt wirklich und er führt sich und seine Familie ins Verderben.
    Aus Geldnot heraus plant er einen Banküberfall, an den Neeva sich beteiligt. Dies führt sie ins Verderben, sie landen im Gefängnis. Dell und seine Schwester Berner bleiben allein zurück. Neeva hat an ihre Kinder gedacht und ihre Freundin Mildred beauftragt, sich um Dell und Berner zu kümmern. Sie möchte verhindern, dass ihre Kinder im Waisenhaus landen. Doch Berner haut ab und so wird nur Dell nach Kanada gebracht.
    In Kanada ist er bei Arthur Remlinger untergekommen, doch auch dieser hat einen guten Grund, sich in Kanada zu verstecken.
    Dell ist auf sich alleine gestellt, er muss mit seinen 15 Jahren sein Leben ohne Hilfe bewältigen. Dell, der sich in Great Falls vor allem auf die Schule gefreut hatte und gerne Bienen gezüchtet hätte, schafft dies auch irgendwie, bleibt dabei gelassen und verliert nicht seine positive Einstellung zum Leben.
    Die Charaktere des Romans werden glaubhaft beschrieben.
    Richard Ford erzählt eine Geschichte, voll von falschen Entscheidungen, Verlust, Trauer und Bewältigung; eine Geschichte, in der trotz aller Widrigkeiten ein Jugendlicher seinen Weg macht.
    Ich habe den Roman gerne gelesen und werde sicher irgendwann noch ein Buch von Richard Ford in die Hand nehmen.


    Zitat

    von Buchkrümel:
    Dell landet bei einer gescheiterten Existenz in Kanada, der später diese Morde tätigt. Arthur Remlinger, der ein herunter gekommenes Jagdhotel führt, bei dem sich der Leser fragt, warum wählt die Mutter der Zwillinge diese Figur für die weitere Erziehung ihrer Kinder?


    Da muss ich dir recht geben, Buchkrümel. Dieselbe Frage stellte ich mir beim Lesen auch.
    Kann es sein, dass Neva nichts von den Machenschaften von Arthur Remlinger wusste? Ich habe das Buch nicht mehr zur Hand, kann also leider nicht mehr nachschauen.

  • Da muss ich dir recht geben, Buchkrümel. Dieselbe Frage stellte ich mir beim Lesen auch.
    Kann es sein, dass Neva nichts von den Machenschaften von Arthur Remlinger wusste? Ich habe das Buch nicht mehr zur Hand, kann also leider nicht mehr nachschauen.

    Man weiss nicht ob die Freundin Nevas selbst über diesen speziellen Teil der Vergangenheit ihres Bruders Bescheid gewusst hat, das bleibt im Dunkeln.

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Richard Ford - Kanada“ zu „Richard Ford - Kanada / Canada“ geändert.