Mal am Rande:
Ich arbeite seit inzwischen 10 Jahren hauptberuflich als Korrektorin, nebenbei übernehme ich auch immer wieder Lektoratsaufträge.
Mich ärgert es ehrlich gesagt immer ein wenig, wenn die Annahme im Raum steht, ein gutes Korrektorat könne von jemandem geleistet werden, der "sehr gut in Rechtschreibung" ist und den neuesten Duden zu Hause stehen hat und benutzen kann. Ein gutes Korrektorat ist eine anspruchsvolle Tätigkeit, zu der man sich nicht qualifiziert, weil man früher immer eine 1 in Deutsch hatte. Mal etwas überspitzt formuliert.
Ich war gestern - nach über 10 Jahren Berufserfahrung - bei einer Fortbildung zum Thema "Neue deutsche Rechtschreibung und effizientes Korrekturlesen", und auch ich habe gestern noch Punkte gefunden, in denen ich nicht 100%ig sicher bin und die mir der Duden auch nicht zweifelsfrei beantwortet.
Was auch immer wieder gerne vermischt wird, sind Korrektorat und Lektorat. Das sind zwei verschiedene Tätigkeiten, die eigentlich immer auch von zwei unterschiedlichen Personen durchgeführt werden sollten. Im absoluten Idealfall sollte der Korrektor sich um den Inhalt überhaupt nicht mehr scheren müssen.
Ich weiß natürlich, dass für Jungautoren und Selbstverleger die Kosten eine große Rolle spielen. Und natürlich ist es, wenn kein professionelles Korrektorat gestemmt werden kann, besser, wenn die Texte von jemandem gegengelesen und korrigiert werden, der a) sicher in Orthographie und Zeichensetzung und b) nicht betriebsblind ist, als wenn der Autor das im Alleingang macht. Mir ging es jetzt nur darum, das einfach noch mal deutlich zu machen, was Korrekturlesen eigentlich bedeutet. Gerade, weil ich auch gestern wieder erlebt habe, wie leichtfertig die Leute annehmen, dass das doch eigentlich jeder kann ...
Edit: Und jetzt habe ich grad noch zwei Rechtschreibfehler wegeditiert